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Berlin, 25.12.1963/2017/cw – Es war 22:00 Uhr, am ersten Weihnachtsfeiertag. Nachrichten gehörten seit geraumer Zeit zu meinem Leben, Weihnachten hin oder her. „Hier ist RIAS Berlin, eine Freie Stimme der Freien Welt. Sie hören Nachrichten. Kreuzberg. Nach dem Versuch, die Mauer hinter der Thomaskirche in Berlin-Kreuzberg zu überwinden, starb in den Abendstunden der 18jährige Paul Schultz im Bethanien-Krankenhaus in West-Berlin. Schulz war von Grenzposten der Sowjetzone beschossen und tödlich verletzt worden…“ An den genauen Wortlaut dieser abendlichen Schreckensnachricht am 1. Feiertag kann ich mich nach 54 Jahren nicht mehr genau erinnern. Um so mehr erinnere ich mich an meine Tränen, an meine Wut, meinen Schmerz. Ich wohnte zu diese Zeit in einem kleinen Zimmer in Untermiete in der Biesenthaler Straße 5 in Wedding. Gerhard Weinstein, ein Tunnelbauer, hatte mir dieses Zimmer bei Frau Weber vermittelt, nachdem unser Tunnelbau am Güterbahnhof in der Bernauer Straße gescheitert war.

Ich eilte zur nächsten Telefonzelle, rief bei Prof. Berthold Rubin (1911-1990) in Lichterfelde an. Rubin war Ordinarius für Byzantinistik und Osteuropakunde an der Universität Köln, hatte seinen Wohnsitz aber in Berlin. Er gehörte zu einem kleinen Kreis von Aktivisten, die sofort und ohne lange zu fragen auf Morde an der Mauer reagieren und damit ein Verschweigen verunmöglichen wollten. Rubin war ebenso entsetzt, hatte von dem neuerlichen Mord noch nicht erfahren. Ich sollte erst einmal nach Lichterfelde in sein Haus in die Hildburghauser Straße 109 kommen.

Bedingt durch den Nachtverkehr der BVG kam ich erst gegen 24:00 Uhr bei ihm an. Seine betagte Mutter, eine ehemalige Kammersängerin und erfinderische Inhaberin einiger Patente schimpfte zwar, was wir denn „um diese Zeit“ noch ausrichten wollten, half aber dann doch mit Rat und Tat, als wir nach Mitternacht im Garten ein ca. 2 Meter großes Kreuz zimmerten. Wir müssten doch wenigstes ein paar Tannenzweige anbringen, grummelte die alte Dame und half bei der Anbringung am Kreuz.

Nach dem Mord: Unheimliche Stille vor Ort

Nachdem ich auf der Couch im Wohnzimmer eine unruhige Restnacht hinter mich gebracht hatte, brachen wir gegen 9:00 Uhr im Pkw von Rubin gen Kreuzberg auf. Hinter der Thomaskirche, im Schatten der Mauer, trafen wir auf eine unheimliche, weil nicht erwartete Stille. Nur ein kleiner Polizist aus Westfalen sprach uns an, als wir an einem Baum das Holzkreuz errichten wollten. Er bestätigte das im Radio gehörte Geschehen und das bisher kaum Menschen am Mordort erschienen seien. Er zuckte etwas hilflos mit den Schultern: Es sei eben Weihnachten.

Der freundliche, im Rahmen der polizeilichen Hilfe nach dem Mauerbau aus Westfalen nach Berlin abgeordnet, machte uns darauf aufmerksam, dass wir Schwierigkeiten bekommen könnten, wenn wir dieses Kreuz „ohne behördliche Genehmigung“ aufstellen würden. „Haben die Mörder von Paul Schultz denn auch nach einer Genehmigung gefragt, bevor sie auf den jungen Mann geschossen haben?“ fragte ich wütend. Der Polizist beruhigte mich, beteuerte, er meine es nur gut mit uns. Wir einigten uns darauf, das Kreuz stehen zu lassen und uns mit der zuständigen Polizeiinspektion in der Friesenstraße in Verbindung zu setzen. Der Uniformierte wollte solange auf das Mahnkreuz aufpassen.

Von früheren Demonstrationen kannte ich den Inspektionsleiter, Polizeioberrat Dähne. Er würde uns sicher eine Ausnahmegenehmigung zusichern. Andere Behörden konnten wir wegen der Feiertage und das anschließende Wochenende ohnehin nicht erreichen. Dort angekommen wurde uns bedeutet, Oberrat Dähne liege mit einer Grippe im Bett, sei also nicht erreichbar. Jemand anders sei nicht befugt, eine Entscheidung im Sinne unseres Anliegens zu treffen. Wir sollten uns „am Montag an des zuständige Bezirksamt wenden“. Frustriert kehrten wir an die Thomaskirche zurück, um den Polizisten vor Ort zu informieren. Er teilte mit aller gebotenen dienstlichen Vorsicht unser Unverständnis und versprach, alles Mögliche zu tun, um ein Abbau des Kreuzes zu verhindern. Er wolle ggf, darauf hinweisen, dass eine Genehmigung bereits beantragt sei.

Berthold Rubin teilte zwar meine Empörung, sah aber auch keinen anderen Weg, als bis zum Montag wegen einer Vorsprache beim Bezirksamt Kreuzberg zu warten. Als ich ihm die Idee unterbreitete, zum Wohnort von Willy Brandt (1913-1992) an den Schlachtensee zu fahren, hielt er diese Idee allerdings für etwas verrückt. Wir trennten uns mit dem Versprechen, uns über “Veränderungen“ gegenseitig zu informieren.

Abendroth: Aus der Mauer kein Friedhof machen

Am späten Vormittag traf ich vor dem Wohnsitz in der Marinesiedlung am Schlachtensee ein. Ein Polizist stand etwas gelangweilt vor dem Haus, ließ sich aber freundlich auf eine Erklärung meines Anliegens ein. Ein kurzer Blick auf die Uhr, dann: Willy Brandt ist nicht da, aber seine Frau würde gleich den Hund ausführen, diese könnte ich wohl ansprechen.

Tatsächlich trat Rut Brandt (1920-2006) pünktlich vor das Haus und hörte sich geduldig mein Anliegen an: „Mein Mann ist gerade mit den Söhnen am Schlachtensee spazieren und,“ nach einem kurzen Blick auf die Uhr, „sie können ihm gerne ihr Anliegen vortragen. Sagen sie ihm, sie hätten bereits mit mir gesprochen.“

Es dauerte dann auch nicht lange, als Willy Brandt mit seinen drei Söhnen auf dem Weg vom See her kommend auftauchte. Matthias, der jetzige große Schauspieler, saß auf seiner Schulter, die größeren Söhne Lars und Peter gingen links und rechts neben dem Vater. Wie mit seiner Frau Rut vereinbart, sprach ich den Regierenden Bürgermeister unter Verweis auf das vorherige kurze Gespräch an und trug ihm unsere bürokratischen Schwierigkeiten um die Errichtung eines Mahnkreuzes für den am Vortag ermordeten Paul Schultz vor. Brandt erkundigte sich eingehend nach den Motiven und den Personen, die in das Vorhaben involviert waren. Meinerseits führte ich vorsorglich meine Besorgnis um die mögliche Wiederholung einer unsäglichen vorherigen Diskussion um die Errichtung von Mauerkreuzen an. Brandts parteipolitischer Gegner, der Kreuzberger Bezirksbürgermeister Günther Abendroth (1920 – 1993) hatte sich vehement gegen die Errichtung von Mahnmalen und Kreuzen an der Mauer ausgesprochen, man könne aus dieser „keinen Friedhof machen“. Brandt hatte dieser Sicht energisch widersprochen und darauf hingewiesen, dass „nicht wir die Morde an der Mauer“ provozieren.

Nach einem geduldigen Diskurs fragte Brandt, ob ich denn das Anliegen schon Heinrich Albertz (1915-1993), seinem Stellvertreter und Innensenator, vorgetragen hätte. „Ich weiß zwar, wo Sie wohnen aber nicht, wo Heinrich Albertz wohnt,“ antwortete ich. Brandt konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und fragte dann, ob ich die „Stallwache“ im Rathaus Schöneberg kennen würde. Nachdem ich verneint hatte erklärte er mir den vorhandenen „Notdienst“ im Rathaus und versprach mir eine Klärung. Ich solle in ca. zwei Stunden dort anrufen, man würde mich dann über das Ergebnis unterrichten.

50 Jahre danach: Gedenkkreuz von Unbekannten zerstört

Natürlich hatte ich Sorge, mich bei Rubin zu blamieren, wusste ich doch nicht, wie das Ergebnis der Rücksprache mit Willy Brandt ausgehen würde. Nachdem aber ein Rückruf im Rathaus Schöneberg positiv verlaufen war, rief ich sofort Berthold Rubin an und informierte ihn über den Erfolg. Der engagierte Professor war zunächst sprachlos, versprach aber, umgehend nach Kreuzberg zu fahren.

Im Gegensatz zum Vormittag war vor Ort an der Thomaskirche ein richtiger Trubel. Der Sonderbeauftragte des Bundeskanzlers in Berlin, Ernst Lemmer (1898 – 1970), der Oberrat Dähne, weitere Personen, ein Kamerateam und weitere Presseleute waren anwesend, um Blumen und Kränze an dem von uns spontan errichteten Kreuz in Erinnerung an den am Vorabend ermordeten Paul Schultz (1945-1963) aus Neubrandenburg niederzulegen. Ein weiteres Mal war das „Übergehen zur Tagesordnung“ über einen Mord an der Mauer verhindert worden.

Nachtrag: Vom 28.Dezember 1963 bis zum 8. Januar 1964 führte Dieter Wycisk und ich einen Hungerstreik am Kreuz für Paul Schultz durch. Wir forderten mit diesem Hungerstreik in einem Schreiben an den UNO-Generalsekretär die UNO auf, gegen das Morden an der Mauer zu protestieren. Ein zum 50. Jahrestag der Ermordung von Paul Schultz neuerlich errichtetes Holzkreuz wurde nach wenigen Tagen von Unbekannten mutwillig zerstört.

© 2017 Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 0176-48061953 (1.333).

 

von Klaus Hoffmann*

Berlin, 13.08.2014 – Am 13. August wurde nicht nur die Mauer gebaut. Am 13. August 1966 gelang mir, Klaus Hoffmann, über den Übergang Checkpoint Charly die Flucht in die Freiheit. Grund genug, jedes Jahr an diesem Tag zu feiern und sich mit besonderen Menschen zu treffen. Diesmal, im Jahr 25 nach dem Mauerfall, traf ich mich mit Carl-Wolfgang Holzapfel im Herzen von Charlottenburg. Hier wuchs er auf, hier lebt er wieder, seit er 2008 nach 38 Jahren in Bayern zurückkehrte.

Der erste Hungerstreik 1962 am Mahnmal für Günter Litfin - Archiv Holzapfel

Der erste Hungerstreik 1962 am Mahnmal für Günter Litfin – Archiv Holzapfel

Man sieht dem rüstigen Rentner auf einer Bank im schönen Park am Lietzensee seine durchaus bemerkenswerte Vergangenheit nicht an. Von 1961 bis 1989 demonstrierte der gerade 70 Jahre alt gewordene Mann beharrlich gegen die Berliner Mauer. „Keiner hat so ausdauernd und permanent gegen die Mauer demonstriert, wie er,“ sagte 1990 der verstorbene Museumsgründer vom Checkpoint Charlie, Rainer Hildebrandt, über seinen Freund anlässlich der Verleihung der Sacharow-Medaille.

Warum hat er sich das angetan? Hätte er nicht wie viele Millionen sein Leben egoistischer genießen können?

Holzapfel, 1944 im schlesischen Bad Landeck geboren, denkt nach, wiegt mit dem Kopf. Eigentlich würde ein solches Leben in die Wiege gelegt. Durch die Scheidung der Eltern mussten er und seine zwei Geschwister viele Jahre in Heimen zubringen: „Wenn du mit vier Jahren eine ganze Nacht im Heizungskeller zubringen mußt, nur weil du mit deinem Bruder abends im Bett noch geschwatzt hast oder mit 15 Jahren in einer kirchlichen Einrichtung bis zu vierzehn Stunden am Tag in der Landwirtschaft malochen mußt, dann denkst Du sensibler über Recht und Unrecht nach,“ sagt er.

Von der Ausstellung in der Bernauer Straße blickte Holzapfel direkt auf das gegenüberliegende zugemauerte Haus - Archiv Holzapfel

Von der Ausstellung in der Bernauer Straße blickte Holzapfel direkt auf das gegenüberliegende zugemauerte Haus – Archiv Holzapfel

Aber was hat das mit seinem ausgeprägten politischen Engagement zu tun, frage ich den heutigen Vorsitzenden der Vereinigung 17. Juni 1953. Er gehört diesem Verein immerhin seit 1963 an.

In seiner Familie habe sich deutsche Geschichte wiedergespiegelt. Seine Großeltern väterlicherseits waren engagierte Nationalsozialisten, sein Großvater brachte es bis zum Reichsamtsleiter für Musik, er wurde 1945 von den Russen unter einem Vorwand abgeholt und gilt seither als verschollen. Seinem Vater hingegen wurde das Studium (Germanistik und Zeitungswissenschaften) aus politischen Gründen verboten, dessen Schwester, der verwitweten Frau des 1936 bei Jena aus dem Leben geschiedenen berühmten Expressionisten Reinhard Goering („Seeschlacht“, „Scapa Flow“, „Die Südpolexpedition des Kapitän Scott“ u.a.) wurde der  Lebensgefährte vor der beabsichtigten  Hochzeit (das Paar hatte bereits zwei Töchter) von der GESTAPO „auf der Flucht erschossen,“ sie selbst in zwölfmonatige GESTAPO-Haft genommen.

2013 zum ersten Mal in seinem Geburtsort Bad Landeck im heutigen  Polen - Foto: LyrAg

2013 zum ersten Mal in seinem Geburtsort Bad Landeck im heutigen Polen – Foto:
LyrAg

Der Großvater mütterlicherseits, ein Polizeioffizier in Berlin-Moabit, kam auf ungeklärte Weise ums Leben; ihm wurden Verbindungen zum Widerstand nachgesagt. Die Großmutter, dessen Frau hingegen war glühende Hitler-Verehrerin und vermittelte ihren Enkeln noch nach dem Krieg, Hitler habe die Juden umgebracht, weil diese „die Mörder unseres Herrn Jesu waren.“

Schließlich habe er, Holzapfel, schon früh darüber nachgedacht, daß „17 Millionen Deutsche quasi durch einen Willkürakt der Sieger zu den alleinigen Büßern der Geschichte bestimmt worden waren.“ Daraus entstand aus seiner Sicht die Verpflichtung, für diese 17 Millionen Landsleute zumindest solange einzutreten, wie diese daran gehindert waren, die eigene Stimme zu erheben.

Hatten die Bewohner der SbZ, der später anerkannten DDR, nicht am 17. Juni 1953 ihre Stimme erhoben?

Schrift zum 50. jahrestag des Volksaufstandes - Foto: LyrAg

Schrift zum 50. jahrestag des Volksaufstandes –
Foto: LyrAg

Das war ja unüberhörbar,“ meint Holzapfel, „aber unüberhörbar waren auch die Ketten  der sowjetischen Panzer, die diesen Aufschrei gegen die neuerliche Diktatur niedergewalzt haben.“ Er hatte an den 17.Juni zunächst nur die Warnung der Großmutter in Erinnerung: „Bleibt zuhause, Kinder, die Russenpanzer kommen.“ Seine Wahrnehmung begann erst drei Jahre später, als die Revolution in Ungarn tobte. „Wir haben das Geschehen vom ersten bis zum letzten Tag verfolgt, auf dem Schulhof debattiert, die Zeitungen verschlungen, am Radio geklebt.“ Der damals Zwölfjährige versuchte, das empfundene Trauma ein Jahr später durch ein Theaterstück („Diese Vorstellung hat nie stattgefunden“) zu verarbeiten. Mit 14 Jahren schrieb Holzapfel einen „Deutschlandplan“, der 60 Artikel umfasste und eine Lösung der „offenen deutschen Frage, mithin die Überwindung der Teilung unter internationaler Beteiligung“ zum Inhalt hatte. Eine bereits abgesprochene Veröffentlichung im sozialdemokratischen Telegraf in Berlin scheiterte an einer erneuten Heimunterbringung, diesmal in Niedersachsen.

Am 13. August 1961 wurde die Mauer in Berlin gebaut.

Bei -15 Grad Hungerstreik am Peter-Fechter-Mahnmal 1963 - Foto: LyrAg

Bei -15 Grad Hungerstreik am Peter-Fechter-Mahnmal 1963
– Foto: LyrAg

Holzapfel stellt richtig: „Am 13. August wurden erste Zäune gezogen, Sperranlagen errichtet, Straßen aufgerissen. Der Mauerbau begann erst drei Tage später.“  Nach seiner Ansicht Zeit genug für die West-Alliierten, auf die Absperrung zu reagieren. Dazu sei aber einzig General de Gaulle bereit gewesen. Gleichwohl sei er von den halbstündlichen Nachrichten am damaligen Sonntag, die er in einem Lehrlingsheim in Hamburg verfolgte, erschüttert worden. Ende des Monats habe er es nicht mehr ausgehalten, seinen Ausbildungssold für eine Fahrkarte nach Berlin benutzt. Am Bahnhof Zoo angekommen, habe er sich in ein Taxi gesetzt und nur „Bernauer Straße“ als Ziel angegeben. Diese war in den wenigen Tagen nach dem Mauerbau zur „Straße der Tränen“ mutiert, weil hier die ersten Toten zu beklagen waren.
Dann stand der 17jährige vor der zugemauerten Versöhnungskirche und weinte. Er kämpft noch heute mit den Tränen, wenn er von diesem emotionalen Moment berichtet. Holzapfel wollte nicht verstehen, dass nach der NS-Vergangenheit vor der Weltöffentlichkeit neues Unrecht praktiziert, Menschen erneut eingemauert wurden, ohne dass sich dagegen bemerkenswerter Widerstand erhob. Er wird feierlich: „Ich schwor vor dieser zugemauerten Kirche, von deren Turm ein überdimensional wirkender Christus seine segnenden Hände über den Todesstreifen ausbreitete, nicht eher zu ruhen, bis diese Mauer fallen oder ich das Zeitliche segnen würde.“

Freiheit für Harry Seidel und 14.000 politische Gefangene - 14.11.1964 - Archiv Holzapfel

Freiheit für Harry Seidel und 14.000 politische Gefangene – 14.11.1964
– Archiv Holzapfel

An diesem Schwur habe er sein Leben orientiert, habe zumindest versucht, sich daran zu halten. „Das war nicht einfach,“ sagt er rückblickend, denn auch sein familiäres Leben habe letztendlich unter dieser „Treue zum Eid“ gelitten. Zunächst aber habe er in endlosen Diskussionen seinen Weg zum Widerstand finden müssen. Konnte nicht nur Gewalt ein deutliches und unübersehbares Zeichen gegen Gewalt setzen? Belegten das nicht zuletzt die Ereignisse in Algerien, wo sich die Freiheitskämpfer mit Sprengstoff gegen die Franzosen durchzusetzen versuchten?

Im Sommer 1962 begegnete der 18jährige dem indischen Ingenieur T.N. Zutshi und war fasziniert. Zutshi war nach dem Ungarn-Aufstand nach Europa gekommen, um hier für den gewaltlosen Kampf nach den Methoden Mahatma Gandhis zu werben. 1960 hatte er auf dem Alexanderplatz im Osten Berlins mit einem Schild demonstriert: „Menschen hinter dem Eisernen Vorhang – der erste Weg zur Freiheit: Legt Eure Furcht ab und sprecht die Wahrheit.“ Holzapfel ist noch heute begeistert: „Das, was der mutige Inder dort aussprach, wurde 1989 tatsächlich umgesetzt. Er war ein Rufer in der Wüste der Nichtgläubigen und wurde im nachhinein zum Propheten.“

Für eine mögliche Flucht wurde nachts der Stacheldraht beseitigt - Foto: LyrAg

Für eine mögliche Flucht wurde nachts der Stacheldraht beseitigt – Foto: LyrAg

Der junge Mann entschied sich für den gewaltlosen Kampf gegen die Mauer. Als Zutshi im Oktober 1962 auf Anweisung der Alliierten eine gewaltlose Demonstration vor der Versöhnungskirche von Innensenator Heinrich Albertz verboten wurde, setzte sich Holzapfel spontan unter das gegenüberlegende Straßenschild „Hussitenstraße“ und verkündete einen 72stündigen Sitz- und Hungerstreik aus Protest gegen die Mauer. Da ihm das alsbald ebenfalls untersagt wurde, setzte er diesen Streik noch am selben Abend am Mahnmal für den ersten erschossenen Mauer-Toten Günter Litfin am Humboldthafen (heute Hauptbahnhof) fort.

Rainer Hildebrandt warb den zu diesem Zeitpunkt bei Bremen arbeitenden Holzapfel für die gerade in Vorbereitung befindliche Mauerausstellung „Es geschah an der Mauer“ in der Bernauer- Ecke Wolliner Straße an. Ab Dezember 1962 übernahm er die Leitung „für eine Mark pro Tag, für die ich mir alten Kuchen in der Bäckerei um die Ecke besorgte.“ Ab und an „kochten mir Nachbarn einen  warmen Eintopf,“ erinnert er sich. Hildebrandt erhielt erst ab März 1963 Zuwendungen von der Klassenlotterie, aus denen er dann auch Holzapfel ein kleines Salär zahlen konnte.

Prophetische Forderung: Zutshi 1960 auf dem Alexanderplatz in Ostberlin - Foto: Archiv

Prophetische Forderung:
Zutshi 1960 auf dem Alexanderplatz in Ostberlin – Foto: Archiv

Im Sommer des Jahres beteiligte sich Holzapfel an einem Tunnelbau vom Güterbahnhof an der Bernauer Straße aus. Sechs Meter tief und 60 Meter lang sei der Tunnel gewesen. Kurz vor Erreichen des Kellers im Zielhaus wurde das Unternehmen verraten, 21 Menschen wurden verhaftet und verurteilt, eine Frau starb in der Haft.

Der Mauerdemonstrant entwickelte immer neue Formen des Widerstandes. Meterhoch wurde auch die Mauer in der Bernauer Straße von ihm mit Texten versehen: „Trotz Mauer ein Volk – KZ“ und „Diese Schande muss weg – KZ“, Flugblätter wurden über die Mauer geworfen, Stacheldraht bei Nacht von der Mauerkrone entfernt, „damit dahinter patrouillierende Soldaten die Flucht ergreifen konnten.“ Nach der einvernehmlichen Einstellung des Lautsprecherkrieges zwischen Ost und West stellte Holzapfel eigene Sendungen zusammen, die er mit einem Megafon und einem transportablen Tonbandgerät an der Grenze abspielte: „Hier spricht Studio Freies Deutschland – Sender am Stacheldraht“ tönte es zu den Klängen aus AIDA in der Bernauer Straße oder von einem Balkon der Reichstags-Ruine, in die sich Holzapfel nachts geschlichen hatte. Nachrichten aus Ost-Europa und der Zone wurden ebenso ausgestrahlt wie der Appell, nicht auf Deutsche zu schießen.

Das Angebot von Heinrich Albertz, die Sendungen vor Ausstrahlung im Schöneberger Rathaus dem Pressesprecher Peter Hertz vorzulegen, lehnte Holzapfel allerdings „als Zensur“ ab. „Ein Fehler,“ wie er heute freimütig zugibt, „da hätte sich was Konstruktives entwickeln können.“

1963: Direkt vor der Mauer begann der Tunnel - Foto: LyrAg

1963: Direkt vor der Mauer begann der Tunnel – Foto: LyrAg

Man könnte sich ewig mit diesem Mann unterhalten, so vielfältig und interessant sind seine Geschichten um die Berliner Mauer. Nach weiteren Hungerstreiks, der letzte am von ihm errichteten Kreuz für Paul Schultz, einem Weihnachten 1963 an der Thomaskirche in Kreuzberg erschossenen 18jährigen Flüchtling, dauerte zehn Tage und brachte ihn für sechs Wochen in ein Krankenhaus, entwickelte Holzapfel auf Anraten der behandelnden Ärzte neue Formen der Demonstration. Am 14. November 1964, dem zweiten Jahrestag der Verhaftung von Harry Seidel, der als Fluchthelfer zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt worden war, ging Holzapfel erstmals über den weißen Strich, der die Grenze zwischen Ost und West markierte und demonstrierte am Übergang „Heinrich-Heine Straße“ (Moritzplatz) mit einem Schild: „Freiheit für Harry Seidel und 14.000 politische Gefangene in der SbZ“.
Holzapfel: „Gandhi hatte gesagt, er habe kein Vertrauen in Appelle, wenn nicht hinter ihnen die Kraft der Bereitschaft steht, etwas für die Sache zu tun oder persönlich zu opfern.“ Es wäre also eine Sache der Glaubwürdigkeit gegenüber den Machthabern in Ost-Berlin gewesen, sich selbst einzubringen und damit die Ernsthaftigkeit des Anliegens zu unterstreichen.

Am 18. Oktober 1965, nach einer dritten derartigen Demonstration, wurde Holzapfel schließlich am Checkpoint Charlie verhaftet und am 7. April 1966 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach neun Monaten Einzelhaft in Hohenschönhausen, drei Monaten in Bautzen und drei Wochen in der Stasi-Zentrale in der Magdalenenstraße wurde Holzapfel freigekauft. Zuvor hatte auch   Bundeskanzler Erhard am 1. Mai die Forderung auf Freilassung unterschrieben.

18.10.1965: Verhaftung am Checkpoint Charlie - Foto: Archiv

18.10.1965: Verhaftung am Checkpoint Charlie –
Foto: Archiv

Doch der Mauerdemonstrant gab nicht auf, hatte sich durch die Haft nicht einschüchtern lassen. Neben weiteren Aktionen und Demonstrationen gegen die Mauer sind folgende besonders hervorzuheben:

Am 13. August 1989, dem 28. Jahrestag des Mauerbaus, legte sich der mittlerweile 45jährige diagonal über den weißen Strich am Checkpoint Charlie (Kopf und Herz im Osten, die Füße im Westen) und demonstrierte so über drei Stunden gegen die Mauer und für die Freizügigkeit seiner Landsleute. Eine weiße Binde in Höhe des Bauches ließ den weißen Strich optisch über seinen Körper laufen. „Man kann überall Linien ziehen und eine Teilung behaupten. Aber so wie ich für alle sichtbar ein Ganzes bin, so ist Berlin, so ist Deutschland ein Ganzes,“ erläuterte er seine Aktion. Und den aufmarschierten jungen DDR-Grenzern rief er zu: „Was strengt ihr euch so an, den 30.Jahrestag (des Mauerbaus) erlebt ihr doch sowieso nicht mehr.“ Nach über drei Stunden hatten sich Sowjets und US-Amerikaner über die Zuständigkeiten geeinigt. Der Demonstrant wurde von vier Westberliner Polizisten aufgehoben und in einem Polizeiauto abtransportiert. Nicht nur Klaus Kleber (ZDF) nannte ihn den „Mann vom Checkpoint Charlie„.

Lebendige Brücke am 13.08.1989: Den 30.Jahrestag erlebt ihr nicht mehr. - Foto: Burmeister

Lebendige Brücke am 13.08.1989: Den 30.Jahrestag erlebt ihr nicht mehr.
– Foto: Burmeister

Ab 8.November gegen Abend wurde in Fürstenfeldbruck das örtliche Wochenblatt Brucker Echo verkauft. Auf der ersten Seite stand die Meldung: „Holzapfel an Krenz: Reißen Sie die Mauer ein!“ Der Brucker Bankkaufmann hatte Ende Oktober in einem offenen Brief  den Nachfolger Honeckers  aufgefordert, die Mauer zu öffnen und angekündigt, ansonsten „im Dezember nach Berlin zu kommen, um diese symbolisch zum Einsturz zu bringen.“ Die Kollegen hielten ihn wieder einmal für verrückt. Am Abend des 9. November wurde die Mauer geöffnet, am 10. November stand eine Rose auf seinem Schreibtisch und eine Karte: „DANKE!“

Im August 1990, das Ende der DDR per 2. Oktober, 24:00 Uhr, war bereits beschlossene Sache, begann Holzapfel einen unbefristeten Hungerstreik vor dem Justiz-Ministerium in Ost-Berlin: „Terror-Minister Wünsche, treten sie zurück!“. Der von seiner Bank nach Eisenach zur Währungsunion entsandte Bankkaufmann hatte zuvor in der WELTamSONNTAG gelesen, dass der Justizminister der ersten frei gewählten DDR-Regierung dieses Amt bereits unter Ulbricht und Honecker ausgeübt hatte. Das konnte und wollte der einstige DDR-Gefangene nicht akzeptieren. „Dreimal ließ mich Kurt Wünsche in sein Ministerbüro bitten, um seine Unschuld zu beteuern. Beim dritten Mal – nach sechs Tagen Hungerstreik vor seiner ministerialen Haustür – gab er mir dann seinen Rücktritt bekannt. Er hatte sich gegen den Willen seines Ministerpräsidenten dem Rücktritt von drei weiteren Minister angeschlossen,“ erzählt der Rentner heute zufrieden und mit einem leichten Lächeln.

Nach sechs Tagen Hungerstreik trat Kurt Wünsche zurück - Foto: LyrAg

1990: Nach sechs Tagen Hungerstreik trat Kurt Wünsche zurück – Foto: LyrAg

Bereut er heute etwas?

Auch diese Antwort kommt nicht wie aus der Pistole geschossen. Holzapfel überlegt lange, dann: „Vielleicht hätte ich nach der Maueröffnung das Kapitel abschließen, mich den schönen Seite des Lebens widmen sollen. Aber,“ so fragt er und wirkt dabei nicht mehr nachdenklich, „hätte es dann einen vorzeitigen Rücktritt des Justizministers gegeben? Hätten wir heute, nach langem Kampf und neuntägigen Hungerstreik in 2005 vor dem heutigen Finanzministerium einen überfälligen „Platz des Volksaufstandes von 1953“ vor eben diesem Ministerium? Vor den Erfolg setzen die Götter den Schweiß des unbedinten Engagements. Das wusste ich und das weiß ich.“

Aber sein Familienleben, sein persönliches Glück?

Das wäre eine Sache der Gewichtung, räumt der nunmehrige Rentner ein. „Diese Frage stellt sich Jedem, der – aus welchen Gründen auch immer – keine Alternative zum Widerstand sieht.“ Und er nennt Namen seiner Vorbilder: Stauffenberg, die Geschwister Scholl, Bonhoeffer. Holzapfel sieht in dieser Infragestellung aber auch etwas Unanständiges:

2005: Neun Tage hungerte Holzapfel für einen Platz des 17. Juni - Foto: LyrAg

2005: Neun Tage hungerte Holzapfel für einen Platz des 17. Juni –
Foto: LyrAg

Der zeitweilige Verzicht auf Liebe, geboren aus höherer Not, weil aus Verantwortung gegenüber der Geschichte und der Pflicht, gegen Unrecht und Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer diese auftreten mögen, sei ein Wert an sich. Er lässt sich nicht gegen die Familie oder die Menschen ausspielen, denen selbstverständlich auch die Liebe gehört. Schließlich schöpft ein Widerständler gerade daraus die notwendige Kraft und innere Stabilität, ohne die jedweder Einsatz an der eigenen Unzulänglichkeit scheitern muss.

Nach zwei Stunden verabschieden wir uns. Mir scheint, dass der in die Jahre gekommene einstige Demonstrant nach dem Aufrühren seiner Erinnerungen bewegt ist. Auch ich spüre: Für mich wird der diesjährige 13. August ein ganz besonderer Tag.(838)

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* Der Autor (*1943) scheiterte zunächst mit einem Fluchtversuch und saß 1965/66 nach der Verhaftung in Untersuchungshaft, zunächst in České Budějovice (CSSR) dann in der zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Hohenschönhausen. Am 13. August 1966 gelang einem Freund und ihm die Flucht über den Checkpoint Charlie nach West-Berlin. Einer seiner Fluchthelfer war der erste deutsche, 1995 verstorbene Astronaut Reinhard Furrer. Hoffmann selbst beteiligte sich in den folgenden Jahren als Fluchthelfer an zahlreichen Fluchtunternehmen; er studierte zu dieser Zeit an der FU. Die eigenen Erlebnisse veranlassten ihn, zum bevorstehenden Jahrestag der Mauererrichtung und seiner Freiheit den Mauerdemonstranten und persönlichen Freund um ein Gespräch über die damalige Zeit zu bitten.

 Klaus Hoffmann, Berlin, V.i.S.d.P., ist unter 030-24722844 erreichbar. © 2014

Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.

Hohenecker Bote

Nr.026                    Förderverein – Info         15. Februar 2014

Denkmal-Schändung in der Nacht auf den 14. Februar 2014 - Foto: LyrAg

Denkmal-Schändung in der Nacht auf den 14. Februar 2014 – Foto: LyrAg

Letzte Meldung: Gedenkkreuz für Paul Schulz geschändet

Berlin, 14.02.2014/cw –  Unmittelbar vor Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht, das Unbekannte das am 25.12.2013 errichtete Gedenkkreuz für den vor 50 Jahren nahe der Thomaskirche am Mariannenplatz ermordeten Flüchtling Paul Schulz in den gestrigen  Abendstunden zerstört haben.

Spannungsreiche Wochen um Hoheneck

Stollberg/Darmstadt/Berlin, 14.02.2014/cw – Mit starkem Interesse ist die jüngste Nachricht vom Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden des (zweiten) Fördervereins „Gedenkstätte Hoheneck“, Dietrich Hamann, in  Kreisen der ehemaligen Hoheneckerinnen registriert worden. Hamann hatte zum Monatsbeginn „aus gesundheitlichen Gründen“ seine Funktion aufgegeben. Ein früherer Rücktritt war am Widerspruch des Vorstandes gescheitert.

Hamann ist durch seine einstigen Optiker-Leistungen für gefangene Frauen im  DDR-Zuchthaus mit der Geschichte von Hoheneck persönlich verbunden. Er gehörte auch zu den Gründern des ersten  Fördervereins im September 2011, hatte aber unter erheblichem Druck im  Herbst 2012 einen eigenen Verein gegründet. Über seine  Nachfolge war bei Redaktionsschluss noch nicht entschieden, jedoch schießen bereits die erste Gerüchte ins Kraut. So soll neben  anderen Namen auch Mechthild Günther als Kandidatin genannt worden sein. Die einstige Direktorin der Gedenkstätte von  Berlin-Hohenschönhausen und jetzige Leiterin des Zeitzeugenbüros im einstigen zentralen Stasi-Gefängnis steht kurz vor ihrer Pensionierung. Günther gilt, zumal als kurzzeitige Hoheneckerin, aufgrund ihrer in Hohenschönhausen unter Hubertus Knabe erworbenen Kenntnisse als „Fachfrau.“

Amtsgericht Darmstadt: Termin anberaumt

Darmstadt, 14.02.2014/cw – Das Amtsgericht Darmstadt will am 17. März ab 9:45 Uhr, Raum B 107, über die Klage mehrerer Hoheneckerinnen gegen  den Verein verhandeln. Dies teilte der beauftragte Anwalt jetzt mit.

Damit zeichnet sich nach quälenden Auseinandersetzungen im Verein  „Frauenkreis ehemaliger Hoheneckerinnen e.V.“ eine gerichtliche Klärung der strittigen und zur Entscheidung vorgelegten  Fragen ab. Insbesondere hatten die Klägerinnen die Wahl des letzten Vorstandes beanstandet. Der im Mai 2013 gewählte Vorstand hatte überdies als gewissermaßen erste Amtshandlung die Auflösung des einst von Maria Stein gegründeten Vereins beschließen lassen. Auch gegen diesen mit 17 Ja-Stimmen von nahezu noch 100 Mitgliedern gefassten Beschluss haben die Klägerinnen Klage auf Feststellung der Nichtigkeit erhoben. Ersatzweise wurde die Einsetzung eines Notvorstandes beantragt. Dieser soll nach Vorstellung der klagenden Vereinsmitglieder „ordentliche Wahlen durchführen“ und über die Geschicke des Vereins „gültige Beschlüsse“ herbeiführen.

UOKG-Chef Rainer Wagner neuer VOS-Vorsitzender?

Düsseldorf/Berlin/Neustadt, 14.02.2014/cw – Angeblich hat UOKG-Chef Rainer Wagner (CDU) jetzt seine Kandidatur für den VOS-Vorsitz verbindlich angemeldet. Der älteste und größte Verein der Kommunismus-Opfer VOS war besonders in  den letzten  Monaten in  die Schlagzeilen geraten. Nach Berichten sah sich der Verband neben  diversen Strafermittlungen Nachzahlungsforderungen an die Deutsche Rentenversicherung von  über 100.000 Euro ausgesetzt. Nach vorliegenden Informationen soll dem Verband jetzt eine monatliche Raten- zahlung von monatlich 900 Euro eingeräumt worden sein. Dies würde einer Verbindlichkeit für die nächsten zehn  Jahre entsprechen, was angesichts einer sinkenden Mitgliederzahl durch Alter und Tod eine schwere Belastung darstellt.

Von Rainer Wagner versprechen sich seine VOS-Förderer nicht nur die Lösung der finanziellen Schieflage, sondern vielmehr die Beruhigung der seit nunmehr zehn Jahren andauernden Auseinandersetzungen im Verein. Der duale Vorsitz durch Wagner würde der VOS auch die Rückkehr in den Dachverband ermöglichen, den auch Wagner jetzt wieder begrüßen würde. Noch 2010 hatte er sich „froh“ darüber geäußert, dass die VOS angesichts der Auseinandersetzungen nicht dem Dachverband angehöre. Die Wahlen sollen im  April durch die Generalversammlung der VOS in Friedrichroda stattfinden. Nach den vorliegenden Informationen hat man sich nicht nur intern auf Rainer Wagner geeinigt, sondern wolle sich auch deutlich vom bisherigen, seit 2012 amtierenden Bundesvorsitzenden Hugo Diederich (CDU), trennen. Diederich, der zuvor jahrelang die Geschäfte der VOS geführt und daneben Vizevorsitzender und Schatzmeister in Personalunion war, wird für die desolate Situation des Verbandes verantwortlich gemacht. Für Wagner würde sich durch eine Wahl zum Bundesvorsitzenden auch die Möglichkeit ergeben, Diederich im Fernsehrat des ZDF abzulösen. Damit würde endlich auch die UOKG zumindest mittelbar in diesem Gremium vertreten sein.

Der Religionspädagoge aus Neustadt an der Weinstraße wollte seine Kandidatur für den VOS-Posten weder bestätigen noch dementieren.

SUPER-illu: Unsere Liebe durchbrach die Mauer 

Berlin, 14.02.2014/cw – Die SUPERillu berichtet in ihrer neuesten Ausgabe über das Ehepaar Sibylle (48) und Uwe-Carsten Günnel (58) aus Kölleda in Thüringen. In einer Vorabinformation durch Chefredakteur Gerald Praschl heißt es:

Erst sperrten sie ihn drei Jahre ein, in Cottbus, dann sie, in Hoheneck. Doch Uwe-Carsten und Sibylle hielten zusammen und 1987 waren sie, nach langem Kampf, im Westen vereint. Heute leben sie, inzwischen seit 33 Jahren ein Paar, wieder in ihrer Thüringer Heimat. In SUPERillu erzählen wir die Geschichte von Romeo und Julia in der DDR.

Die lesenswerte, spannende und berührende Story im  Jahr 25 nach der Maueröffnung in SUPERillu, Heft Nr. 8 vom 14.02.2014.

Skandal im Dachverband der Kommunismus-Opfer?

Berlin, 14.02.2014/cw – Schlimme Nachrichten aus der einstigen Zentrale des Bösen, der Stasi-Zentrale zwischen Magdalenen- und Ruschestraße. Am jetzigen Sitz des Dachverbandes der Kommunismus-Opfer (UOKG) sollen die Signale auf Sturm stehen. Grund: Eine Beraterin soll… Die UOKG soll nach diesen Informationen… (* Der vorerst durch eine einstweilige Unterlassungsverfügung untersagte Text wurde  als Auslassung „…“ gekennzeichnet. Gegen diese durch eine UOKG-Mitarbeiterin beantragte Verfügung werden Rechtsmittel eingelegt. Redaktion Hohenecker Bote, im April 2014). Über eine Nachfolgerin in der Beratungsstelle, die laut UOKG-Info-Seite im Internet „mit freundlicher Sachkostenförderung durch das Land Brandenburg“ finanziert wird, soll dem Vernehmen nach bereits beraten worden sein. Vermutlich wurden die zunächst internen Ermittlungen durch Berichte (auch an dieser Stelle) ausgelöst, wonach einer Kurzzeit-Beschäftigten in der fraglichen Beratungsstelle nach Eintreten ihrer Mutterschaft keine Bezüge mehr gezahlt worden sein sollen. Die jetzt mit den Vorwürfen konfrontierte Mitarbeiterin soll die interne Vorgesetzte der jetzigen jungen Mutter gewesen sein.

Der UOKG-Vorstand hat bis Redaktionsschluss auf  unsere Anfrage nicht reagiert.

Siehe dazu:

https://17juni1953.wordpress.com/2014/08/08/landgericht-berlin-unterlassung-abgewiesen/  (Angefügt: 8.08.2014).

UOKG: Heimkinderfond Ost droht „menschliches und politisches Desaster“

Berlin, 14.02.2014/cw – Der Vorsitzende der UOKG hat sich in einem offenen Brief an die fünf ostdeutschen Ministerpräsidenten Christine Lieberknecht (Thüringen/CDU), Erwin Sellering (Mecklenburg-Vorpommern/SPD), Dietmar Woidke (Brandenburg/SPD), Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt/CDU), Stanislaw Tillich (Sachsen/CDU) und die Bundesministerin Manuela Schwesig (SPD) gewandt und vor einer „innerdeutschen Spaltung der Opfergruppe der ehemaligen Heimkinder in Ost und West“ gewarnt. „Das wäre im 25. Jahr der Wiedervereinigung ein fatales politisches Signal,“ schrieb Rainer Wagner.

Hintergrund war die Erschöpfung des Fonds für in der DDR traktierte Heimkinder, der im  Gegensatz zum gleichnamigen  Westfonds (120) nur mit 40 Millionen Euro ausgestattet worden war. Und dies, so Wagner, obwohl „in der Heimexpertise, die von der Bundesregierung selbst in Auftrag gegeben worden war, gewarnt worden (sei), dass im Osten Deutschlands eine weit größere Opferzahl zu erwarten“ sind.

Der "Verein ehem. Heimkinder" kämpft seit vielen Jahren für die Opfer der "West-Erziehung" - Auftritt Homepage

Der „Verein ehem. Heimkinder“ kämpft seit vielen Jahren für die Opfer der „West-Erziehung“ – Auftritt Homepage

Tatsächlich war der Ost-Fonds im Verhältnis zur Bevölkerungszahl besser ausgestattet worden, als der West-Fonds. Bei der durchaus nachvollziehbaren Kritik durch den Dachverband, der die Opfer kommunistischer Gewalt vertritt, wird nach Meinung von Insidern erneut ignoriert, dass es sich in  Sachen Heimkinder um ein gemeinsames gesamtdeutsches Erbe der ansonsten in zwei getrennten Systemen verankerten deutschen Staaten handelt. Nicht nur im kommunistischen Teil Deutschlands wurden Kinder und Jugendliche rechtswidrig geschlagen, der Freiheit beraubt oder zur Zwangsarbeit gezwungen. Auch im „freien Westen“ gehörte dieser Umgang mit dem Nachwuchs zur allgemeinen Staatsraison, entsprach den allgemeinen Normen über den Umgang mit dem Nachwuchs. Erst Ende der sechziger Jahre prangerte ausgerechnet Ulrike Meinhof, die spätere RAF-Ikone, diesen Zustand an. Das hatte schließlich zu einem Bewusstseinswandel und einer Reform der Heimunterbringung im Westen Deutschlands geführt.

Die grundsätzlich berechtigte Kritik der UOKG mit dem Ziel, den nicht ausreichenden Ost-Fonds mittels neuer Mittel wieder handlungsfähig auszustatten, sollte sich an diesen Wirklichkeiten orientieren und ihren zweifellos vorhandenen Einfluss nutzen, nicht ihrerseits eine „innerdeutsche Spaltung der Opfergruppen“ durch eine einseitige Argumentation aufkommen zu lassen. Das wäre ein erfreuliches und gesamtdeutsches Signal „im 25. Jahr“ des Mauerfalls.

Auseinandersetzung um einstigen AHB geht weiter

Berlin, 14.02.2014/cw – Die rechtlichen Auseinandersetzungen um die Verflechtungen des DDR-AHB (Außenhandelsbetrieb) Elektrotechnik Export-Import geht in  die nächste Runde. Ein einstiger VOS-Funktionär wehrt sich gerichtlich gegen  die auf dieser Internet-Seite aufgestellte Behauptung, der mit dem „Vaterländischen Verdienstorden in Gold“ ausgezeichnete DDR-Betrieb könne als „Ko-Ko-Betrieb“ bezeichnet werden. Der im Oktober 2011 von seinen VOS- Ämtern zurückgetretene Funktionär sieht sich durch diese Darstellung in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt. Er hatte allerdings erstmals eine bisher verschwiegene Tätigkeit für den VE AHB Elektrotechnik in einer Eidesstattlichen Versicherung eingeräumt. Im selben Haus (der Elektrotechnik) am Alexanderplatz 6 war u.a. eine Abteilung der HA XVIII (Volkswirtschaft) der Stasi untergebracht.

Der AHB Elektrotechnik Export-Import war in unzählige Auslandsaktivitäten eingebunden, u.a. in Ägypten, Syrien, Nigeria, Irak, Iran, Japan und Griechenland. Das geht aus Unterlagen der zu diesem Thema einberufenen Untersuchungsausschüsse des Deutschen Bundestages und weiteren Unterlagen hervor. Nach Meinung von Fachleuten war eine derartige massive Tätigkeit im Bereich Ex- und Import der DDR ohne entsprechende Genehmigungen durch die DDR-Behörden nicht möglich. Die DDR hatte zu diesem Zweck insbesondere im Außenhandelsministerium angesiedelte Abteilung „Kommerzielle Koordinierung“ gegründet und angesiedelt. Die KoKo stand unter Leitung des Stasi-Obersten und OibE (Offizier im besonderen Einsatz) Alexander  Schalck-Golodkowski, der seit der Wende seine Pension am Tegernsee (Bayern) genießt. Schalck war vorübergehend stv. Minister und hernach Staatssekretär im MAH (Ministerium für Außenhandel) und sowohl dem Fachminister wie dem Politbüro des ZK der SED und dem Minister für Staatssicherheit unterstellt. In einer von Schalck selbst entworfenen Anweisung waren dem Bereich KoKo zahlreiche AHB und Kombinate , u.a. auch namentlich der AHB Elektrotechnik, unterstellt worden.

Die von dem „Opfer-Vertreter“ (so seine eigene Bezeichnung) erstrittene Unterlassung geht nun in  die nächste Runde. Der unterlegene und einst in  der DDR zu acht Jahren  Zuchthaus verurteilte Journalist und eine beklagte ehemalige Hoheneckerin haben in dieser Woche Berufung gegen die am 5.11.2013 ergangene Entscheidung des Landgerichts Berlin eingelegt.

Jahrestreffen der Lagergemeinschaft Workuta/Gulag

Berlin/Karlsruhe, 14.02.2014/cw – Die „Lagergemeinschaft Workuta/Gulag Sowjetunion“ lädt zu ihrer diesjährigen Jahrestagung ins Schlosshotel Karlsruhe, Bahnhofsplatz 2, ein. Die Veranstaltung findet vom 30.05. – 1.06.2014 statt. Teilnehmer wollen  sich bitte selbst unter dem Stichwort „Workuta“ im Tagungshotel (Tel.: 0721-38320) anmelden. Die Lagergemeinschaft weist in  ihrer Mittelung darauf hin, dass i m Fall einer plötzliche Verhinderung (Krankheit) die gebuchte  Zimmer bis drei Woche vor Beginn der Veranstaltung storniert werden können. Um  die Finanzierung des Treffens zu ermöglichen, wird um rege Spenden gebeten: Lagergem. Workuta – Gerhard Janson, Sparkasse Bonn, Konto 1930843642, BLZ 370 501 98.

Buchvorstellung: Knastware für den Klassenfeind

Berlin, 14.02.2014/cw – Die BStU lädt zur Buchvorstellung und Podiumsdiskussion in die Vertretung des Freistaates Thüringen, Mohrenstraße 64, 10117 Berlin ein:

Knastware für den Klassenfeind. Häftlingsarbeit, Ost-West-Handel und Stasi Dienstag, 18. Februar 2014, 18.00 Uhr

Film von Freya Klier: „Du sollst Dich erinnern“ 

Potsdam, 14.02.2014/cw –Freya Klier wird im Evangelischen Gymnasium in Potsdam ihren jüngsten  Dokumentarfilm über den 17. Juni 1953 „Du sollst Dich erinnern“ vorstellen.

Mittwoch, 19.02.2014, 19:00 Uhr, Hermannswerder 18, 14473 Potsdam (Aula)

Hinweis: Die bisherigen  Ausgaben des Hohenecker Boten können unter www.17juni1953.de abgerufen oder direkt bei der Redaktion  gegen Kostenbeitrag bestellt werden. Die Vereinigung hat der Redaktion Gastrecht auf der Homepage eingeräumt.   V.i.S.d.P.: Redaktion “Hohenecker Bote”, Tel.: 030-30207785 © 2014

Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.

Hohenecker Bote

Nr.025                    Förderverein – Info         15. Januar 2014

Die Redaktion meint:

Im letzten Jahr haben wir wenig erfreuliche Meldungen gehabt. Da gab es Kritik an der Einstufung von Juden als „Knechte Satans“; die Selbstauflösung des Frauenkreises ehemaliger Hoheneckerinnen bedrückte uns. Der größte und älteste Opferverband VOS trudelte von einer Krise in die andere… und, und, und…  Nach längerer Diskussion haben wir uns entschlossen, wenigstens die erste Ausgabe im neuen Jahr, immerhin das dritte Jahr für den HB, mit erfreulichen Meldungen und Ausblicken zu beginnen. Wir alle, Autoren und Leser, sollten Optimisten  sein und darauf setzen, daß sich dieser Vorsatz möglichst häufig in unseren Beiträgen über das Jahr durchsetzen lässt. In diesem Sinne allen Interessenten, Kritikern und Mitstreitern ein gutes Jahr 2014!

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Hoheneck auf dem Weg zur Gedenkstätte

 Stollberg/Erzgebirge, 15.01.2014/ts – Das neue Jahr begann für die ehemalige Frauen von Hoheneck mit einem Paukenschlag. Der sächsische Innenminister unterzeichnete in der erste Januar-Woche mit dem Stollberger OB ein  Abkommen, nachdem der Freistaat weitere Mittel von fast 700.000 Euro für den Ausbau des einstigen DDR-Frauenzuchthauses zur künftigen Nutzung als Gedenkstätte zur Verfügung stellt. Damit wurden bereits fast 3.000.000 Euro für Renovierungs- und Ausbauten zur Verfügung gestellt.

Da konnte auch nicht ein etwas missglücktes Interview des Direktors der Stiftung Sächsische Gedenkstätten im mdr-figaro die Stimmung bei den Beteiligten trüben. Siegfried Reiprich hatte ausgerechnet Gabriele Stötzer und Edda Schönherz als leuchtende Beispiele für das Engagement um Hoheneck herausgestellt (http://www.mdr.de/mdr-figaro/ausstellungen/audio746498.html). Dabei hatte Stötzer über wundersame Obst- und Liebesgaben im einstigen Knast publiziert und Edda Schönherz sich gerade erst im vergangenen Jahr um die Auflösung des Vereins der ehemaligen Hoheneckerinnen bemüht.

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Initiative: Verein Frauenkreis ehem. Hoheneckerinnen bleibt bestehen

 

Hoheneck/Darmstadt/cw – Optimistisch blickt die Initiative „Frauenkreis“ in das neue Jahr. Sprecherin Regina Labahn: „Wir glauben an den Erfolg unserer Feststellungsklage vor dem Amtsgericht Darmstadt, weil die überzeugenderen Argumente auf unserer Seite sind.“ Eine qualifizierte Minderheit des Vereins hatte sich gegen  den Auflösungsbeschluss, den der letzte zuvor gewählte Vorstand unter Federführung von Edda Schönherz und Konstanze Helber unter dubiosen Umständen durchgesetzt hatte, gewehrt und den Rechtsweg beschritten. Labahn: „Wir glauben, dass der Verein unter den jetzigen Umständen eine neue Blüte erleben wird und wir als Verein aktiv in Stollberg an der Umsetzung einer Gedenkstätte mitwirken werden.“

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Report Mainz: Hoheneckerin Inge Naumann zur Zwangsarbeit

Mainz/cw – Das ARD-Magazin REPORT Mainz berichtet am kommenden Dienstag, 14.01., um 21:45 Uhr u.a. zum Thema Zwangsarbeit in der DDR. Dazu äußert sich die vormalige Vorsitzende des Vereines „Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen“, Inge Naumann. Naumann berichtet über die Arbeit als Gefangene im ehemaligen  Frauenzuchthaus. In Hoheneck wurden Waren im Wert von Millionen  DDR-Mark produziert. Die dort durch Zwangsarbeit produzierten Strümpfe und Bettwäsche waren über Kataloge und auf den Ramschtischen der Kaufhäuser Neckermann  und Quelle verkauft worden.

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Koalitions-Vertrag sieht Verbesserungen bei Opfer-Entschädigung vor

Berlin/cw – Für die Opfer politischer Verfolgung durch die zweite Diktatur in Deutschland sieht der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD Verbesserungen in den Entschädigungs-Leistungen vor. Kenner der Szene erinnern an das Zustandekommen der Rentenzahlungen für erlittene Haft aus politische Gründen im Jahre 2007, die ebenfalls durch eine große Koalition erfolgt waren. Zuvor hatten sich beide Lager im Wettstreit um die Stimmen der Opfer gegenseitig jeweils Blockadehal-tungen vorgeworfen, ja nach Standort in der Regierung oder Opposition. Durch die Große Koalition sei diese Haltung nicht mehr glaubwürdig gewesen und hatte so die Koalitionspartner zum Handeln veranlasst. Aufgrund dieser Konstellation erhoffen sich die Opferverbände erneut einen Durchbruch in den jahrelange Bemühungen um Verbesserungen.

Auch in Sachen  DDR-Renten stände jetzt die SPD im Wort, erinnerte jetzt die Vereinigung 17. Juni in Berlin. Die Bundestagsfraktion hatte gegenüber einer Abordnung von Opfervereinen 2012 im  Deutschen Bundestag eine Reform im Falle einer Regierungsübernahme verbindlich zugesagt (wir berichteten).

https://17juni1953.wordpress.com/2013/04/08/danke-ottmar-schreiner/ https://17juni1953.wordpress.com/2012/01/29/frg-heise-debatte-zu-nachtlicher-stunde-im-bundestag/

https://17juni1953.wordpress.com/2012/01/26/bundestag-fortsetzung-gesamtdeutscher-kapriolen/

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UOKG zeigt sich menschlich: Wird junge Mutter ausgezahlt?

 

Berlin/ts – Nach unserem Bericht über die Vertragskalamitäten einer jungen Mutter mit der UOKG (Nr.024/15.12.2013) hofft die junge Mutter auf Bewegung. Die Redaktion hat sich schriftlich an den Finanzchef des Dachverbandes gewandt und diesen um  eine einvernehmliche Lösung in dem Konflikt gebeten. Jetzt hoffen wir gemeinsam mit der vorübergehenden Aushilfskraft auf ein gutes Ende. Die junge Mutter hatte für den stark frequentierten Bereich „Beratung für ehemalige Heimkinder“ einen kurzfristigen Aushilfsvertrag erhalten, war aber nach Eintritt in die Mutterschaft nicht mehr bezahlt worden.

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VOS rettet sich in das neue Jahr – Insolvenz bisher abgewehrt

Berlin/cw – Für den 27. November letzten Jahres drohte die Zwangsvollstreckung: Die Rentenversicherung hatte von der VOS per Bescheid über 100.000 Euros aus vorenthaltenen Sozialabgaben nachgefordert. Der amtierende VOS-Chef Hugo Diederich legte Einspruch ein. Nun entscheidet das Sozialgericht. Zumindest solange wird der älteste und größte DDR-Opferverband seine Existenz fortführen können. In mehreren neuenLändern hatten sich bereits vorsorglich eigene Vereine unter dem bisherigen Namen gegründet.

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Zentralrat: Evangelische Kirche soll auf Distanz gehen

Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in  Deutschland, hat jetzt die Evangelische Kirche aufgefordert, sich „stärker von bestimmten evangelikalen Kreisen zu distanzieren“, die Judenmission betreiben. Kramer: „Wer Juden die Heilsfähigkeit abspricht, spricht dem Judentum letztendlich ebenfalls die Daseinsberechtigung ab.“ Das sei beleidigend. Der jetzige Präses der EKD, Nikolaus Schneider, hatte bereits 2009 die Judenmission als „theologischen Irrweg“ bezeichnet, was Kramer ausdrücklich lobte. Der Generalsekretär des Zentralrats forderte in seiner Erklärung auch eine stärkere Distanz der Evangelischen Kirche zu Martin Luther, der unumstritten ein Antisemit gewesen sei. Beobachter erwarten nun, dass auch das Bundespräsidialamt aus dem Appell Konsequenzen  zieht und Vertretern dieser Evangelikalen Thesen künftig Einladungen verweigert.

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BGH entscheidet über Bildrechte am Todesfilm über Peter Fechter

Karlsruhe/cw – Der BGH entscheidet voraussichtlich am 22.01.2014 über die anhängige Revision zweier Journalisten  aus Berlin. Diese hatte  sich gegen  einen Entscheid des Kammergerichtes Berlin an Karlsruhe gewandt, das eine Klage auf die Geltendmachung von Rechten an dem weltberühmt gewordenen Filmstreifen über den Tod von Peter Fechter abgewiesen hatte. Der achtzehnjährige Fechter war am 17. August 1962 jämmerlich unmittelbar hinter der Mauer nach einem durch gezielte Schüsse vereitelten Fluchtversuch verblutet. Der seinerzeitige Filmautor Herbert Ernst hatte die Rechte durch Notar-Vertrag vor wenigen Jahren an die zwei Journalisten abgetreten und sieht der Entscheidung „sehr optimistisch“ entgegen.

Ebenfalls optimistisch erwartet die Vereinigung 17. Juni zum 25. Jahrestag des Mauerfalls eine positive Entscheidung der zuständigen Gremien über die angeregte Umbenennung eines Teils der Zimmerstraße in Kreuzberg in „Peter-Fechter-Straße“. Die unmittelbare Nachbarschaft zu der seinerzeit umkämpften „Rudi-Dutschke-Straße“ würde einen wesentlichen Teil der Berliner Nachkriegsgeschichte dokumentieren, erklärte dazu der Vereinsvorstand. Am 14. Januar wird  die Berliner Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU AG in der Behaimstr. 11 in Berlin-Weissensee, dem ehemaligen Wohnhaus Peter Fechters, eine Gedenkplakette  aus Anlass seines 70. Geburtstages  (14:00 Uhr) enthüllen.

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Zum 70. Jahrestag des Hitler-Attentates: Schafott der Sophie Scholl entdeckt 

Heuer begeht Deutschland neben einigen anderen Gedenktagen auch den 70sten Jahrestag des Attentates auf Adolf Hitler vom 20.Juli 1944. Jetzt wurde in einem Münchner Museum die Guillotine entdeckt, mit der u.a. die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Mitglieder des Widerstandskreises „Weiße Rose“ in München, zwei Jahre vor Kriegsende hingerichtet wurden. Entdeckt hat das Mordinstrument nach einem Bericht der Süddeutsche Zeitung der Kunsthistoriker Sybe Wartena, der als Referent für Volkskunde im Bayerische Nationalmuseum tätig ist. Wartena ist sich aufgrund untersuchter Indizien „zu 95 Prozent sicher“, daß das Fallbeil aus Stadelheim, unter dem zwischen  1933 und 1945 1.000 Delinquenten gestorben seien, jenes gewesen sei, unter dem neben den Scholls auch Christoph Probst, Alexander Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf sterben mussten.

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Paul Schultz: Appell an Kreuzberg und Stiftung Berliner Mauer

Berlin/cw – Die Vereinigung 17. Juni hat sich jetzt in gleichlautenden Schreiben an die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Kreuzberg, Monika Herrmann (GRÜNE) und die Stiftung Berliner Mauer, Prof. Dr. Axel Klausmeier, gewandt. Beide Institutionen werden gebeten, eine angemessene Erinnerung an den vor 50 Jahren am ersten Weihnachtsfeiertag bei einem  Fluchtversuch ermordeten  achtzehnjährigen  Paul Schultz an der Kreuzberger St.-Thomas-Kirche sicherzustellen. Die Vereinigung hatte auf Anregung ihres Vorsitzenden zum Todestag erneut, wie vor 50 Jahren, ein Holzkreuz aufgestellt. In dem Schreiben heißt es: „Das jetzt erstellte Holzkreuz betrachten  wir schon von der witterungsabhängigen Zerfallzeit her als eine provisorische Erinnerung, die zu einem dauerhaften Gedenken anregen sollte.“

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Termine im Jubiläumsjahr der Erinnerungen 

München/cw – Der Historische Verein von Oberbayern und das Stadtarchiv München laden zu folgenden Veranstaltungen ein:
Montag, 13. Januar 2014, 18:30 Uhr – Vortrag von Dr. Veronika Diem, München: Die Freiheitsaktion Bayern. EinAufstand in der Endphase des NS-Regimes – Ort: Vortragssaal des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, Schönfeldstraße 5, 80539 München, Eintritt frei; keine Voranmeldung notwendig.
Donnerstag, 30. Januar 2014, 19 Uhr – Buchvorstellung: Ilse Macek und Friedbert Mühldorfer (Hrsg.), Alfred Koppel, „Dies ist mein letzter Brief…“. Eine Münchner Familie vor der Deportation im November 1941, München (Volk Verlag) 2014 – Ort: Rotunde des Stadtarchivs München, Winzererstr. 68, 80797 München – Achtung:  Anmeldung erbeten unter: stadtarchiv@muenchen.de

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Hinweis: Die bisherigen  Ausgaben des Hohenecker Boten können unter www.17juni1953.de abgerufen oder direkt bei der Redaktion  gegen Kostenbeitrag bestellt werden. Die Vereinigung hat der Redaktion Gastrecht auf der Homepage  eingeräumt.                                                                                                                                                                                                                                   V.i.S.d.P.: Redaktion “Hohenecker Bote”, Tel.: 030-30207778 © 2014

B.Z. vom 27.12.2013, Seite 18 - Siehe auch BERLINER KURIER vom 21.12.2013

B.Z. vom 27.12.2013, Seite 18 – Siehe auch BERLINER KURIER vom
21.12.2013

Berlin, 25.12.2013/cw – Die Vereinigung 17. Juni wird heute, 25.Dezember 2013, um 14:00 Uhr des achtzehnjährigen Mauer-Opfers Paul Schultz mit einer Kranzniederlegung am neu errichteten Holzkreuz gedenken. Schultz war am ersten Weihnachtsfeiertag vor fünfzig Jahren hinter der Kreuzberger St.Thomas-Kirche am Mariannenplatz in Kreuzberg bei dem Versuch, in den Westen  zu flüchten, von den Kugeln der DDR-Grenzer tödlich getroffen worden. Er fiel auf die Westseite der dortigen Grenzanlage. So konnte er zwar geborgen  werden, erlag aber kurz darauf im nahe gelegenen Bethanien-Krankenhaus seinen Verletzungen.

Von der Öffentlichkeit übersehen, von Zeitzeugen am Todestag geehrt: Paul Schultz - unvergessen. Foto: Lyrag

Von der Öffentlichkeit übersehen, von Zeitzeugen am Todestag geehrt: Paul Schultz – unvergessen.
Foto: Lyrag

Der Tod von Paul Schultz löste große Trauer und Empörung aus, weil erneut ein junger Mensch an der Mord-Mauer sterben mußte, während 1963 erstmals seit dem Bau der Mauer tausende West-Berliner in den Osten strömten, um ihre Angehörigen an Weihnachten zu besuchen. Das erste Passierscheinabkommen zwischen  dem West-Berliner Senat und der „DDR“ machte es möglich.

Der Freund Hartmut D., der ebenfalls wie Schultz aus Neubrandenburg stammte, überwand hingegen die Grenzanlagen unverletzt. Das weihnachtliche Drama erinnerte überdies an den tragischen Tod von Peter Fechter, der eineinhalb Jahre zuvor an der Mauer nahe dem Checkpoint Charlie verblutet war  und dessen Freund ebenfalls die Flucht gelungen war.

http://www.bz-berlin.de/bezirk/kreuzberg/seine-moerder-bekamen-als-praemie-eine-uhr-article1781183.html

  V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17.Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 0176-48061953 oder 030-30207785

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