Berlin, 19.11.2023 (Volkstrauertag) – Zum 9. November hielt der neue Vorsitzende der VEREINIGUNG 17. JUNI, Mike Mutterlose, an den Mauerkreuzen in der Ebertstraße (zwischen Reichstag und Brandenburger Tor) eine Ansprache zum Gedenken an die Toten der Teilung Deutschlands. Wir veröffentlichen nachstehend den Wortlaut im Schatten des heutigen Volkstrauertages, der aus unserer Sicht auch die Opfer des Volksaufstandes vom Juni 1953, die Opfer der ersten und zweiten Diktatur, also auch die Toten der Mauer, einschließt.

„Wir stehen hier an einem Ort, der einst von der Berliner Mauer durchzogen war, einem Symbol der Trennung und Unterdrückung. Wir haben uns hier versammelt, um des 34. Jahrestages des endlichen Mauerfalls zu gedenken – ein historisches Ereignis, das die Welt veränderte und die Herzen von Millionen Menschen befreite.

Narben, die bis heute spürbar sind

Diese Mauer, die einst unsere Stadt und unser Land teilte, war nicht nur aus Beton und Stacheldraht errichtet worden. Die verantwortliche Tyrannei trennte auch damit Familien und Freunde, zerstörte Träume. An dieser Mauer endeten unschuldige Leben. Diese Mauer hinterließ Narben, die bis heute spürbar sind.

Wir erinnern uns heute daher insbesondere an die Opfer der Mauer, jene mutigen Seelen, die ihr Leben riskierten, um Freiheit und Würde zu suchen. Es waren Menschen, die an dieser kalten Betonwand starben, weil sie nach einem besseren Leben, ohne Angst, ohne Tyrannei, nach Selbstbestimmung strebten. Ihre einzelnen Namen mögen vergessen sein, aber ihre Opfer werden und dürfen niemals in Vergessenheit geraten.

Wir denken dabei nicht nur an diejenigen, die an dieser Mauer erschossen wurden oder in Grenzgewäs-sern bei dem Versuch, das rettende freiheitliche Ufer zu erreichen, ertranken. Wir schließen in dieses Gedenken bewußt auch diejenigen ein, die inhaftiert wurden, weil sie den Mut hatten, der Tyrannei zu widersprechen oder dieser zu entfliehen. Wir gedenken der Familien, deren Leben für immer durch diese unmenschliche Grenze durch nie verheilende Wunden und Narben gezeichnet wurde.

Der 9. November ist und bleibt auch ein Tag der Hoffnung

Doch der 9. November ist nicht nur ein Tag des Gedenkens an die Opfer von Tyrannei, Unterdrückung, verbrecherisches Morden von Unschuldigen. Dieser historische Novembertag ist und bleibt auch ein Tag der Hoffnung, des Aufbruchs und des Wandels. Denn am letzten der vielen und bemerkenswerten historischen Ereignisse, die diesen Tag prägten und prägen, fiel diese unsägliche Mauer. Nicht durch Waffen oder Gewalt, sondern durch den friedlich vorgetragenen unerschütterlichen Willen der Menschen gegen jegliche Diktatur, dem Willen nach Freiheit. Die friedliche Revolution von 1989 war ein Triumph des menschlichen Geistes über Unterdrückung und Angst.

Wir stehen hier als Zeugen dieser Geschichte: Wir tragen die Verantwortung dafür, weiterzugeben, was wir durch diesen weiteren 9. November gelernt haben: Dass Freiheit ein kostbares, unveräußerliches Gut ist, welches wir niemals als selbstverständlich hinnehmen dürfen, sondern stets verteidigen müssen. Nicht nur an Gedenktagen, sondern jeden Tag, jede Stunde unseres einmaligen kostbaren Lebens.

Lasst uns in diesem Sinn gemeinsam mit Mitgliedern von Fraktionen des Abgeordnetenhauses von Berlin Kränze an diesem Ort niederlegen – als Symbole der Erinnerung an die Vergangenheit und als Versprechen für eine bessere Zukunft in Freiheit und Selbstbestimmung. Möge uns diese Ehrung alle Zeit daran erinnern, dass wir nie aufhören dürfen zu kämpfen. Für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Für eine Welt ohne Tyrannei, ohne Hass, ohne Mauern.“ -mm-

V.i.S.d.P.: VEREINIGUNG (AK) 17. JUNI 1953 e.V., Berlin – Mobil: 0176-48008406 / Redaktion: C.W.Holzapfel