Berlin, 15.11.2013/cw – Heute Abend wird in der Kulturbrauerei an der Schönhauser Allee in Anwesenheit des Ex-Bundespräsidenten Horst Köhler offiziell eine bemerkenswerte Ausstellung eröffnet: „Alltag in der DDR“. Die Ausstellung ist ab morgen, Samstag 16.11., von Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00, Do. bis 20:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Bei einer Vorabbesichtigung für die Presse konnten die von der Stiftung Haus der Geschichte sorgfältig gestalteten Räume im „Museum in der Kulturbrauerei“ mit den sehenswerten Unikaten kritisch beäugt werden. Wer hier nach der Titelung eine Nostalgieschau über den Alltag der Ulbrichtschen und Honeckerschen Diktatur befürchtet (oder erwartet), wird angenehm (oder tatsächlich) enttäuscht. Der Stiftung ist eine hervorragende Zusammenführung des Alltags im „Ersten Arbeiter- und Bauernstaat“ mit den inoffiziellen und geheim gehaltenen Hintergründen gelungen.
Neben den Darstellungen von Wohneinheiten im Sozialismus, der Ausschnittweisen Wiedergabe von Einkaufsstätten des KONSUM und der HO und der Realitäten am Arbeitsplatz werden die Verfolgungsmaßnah-men durch das Ministerium für Staatssicherheit („Schild und Schwert der Partei“) wie der Alleinvertretungsanspruch der SED auf die Regelung und Entscheidung über die Lebensverhältnisse ihrer Bürger nicht verschwiegen oder gar verschämt versteckt.
So werden Dokumente aus dem Bestand des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) ebenso gezeigt wie Filme über das berüchtigte DDR-Frauengefängnis Hoheneck und die dort erzwungenen Produktionen, die im Westen verhökert wurden.
„Das vielschichtige Spannungsverhältnis zwischen dem alltäglichen Leben, das individuell sehr unterschiedlich war, und dem politischen System, das diesem Alltag durch ideologische Vorgaben, Kontrolle und Zwang einen engen Rahmen setzte, steht im Mittelpunkt der Präsentation,“ schreibt die Stiftung in ihrer Presseerklärung zur Ausstellungseröffnung. Die Ausstellung zeige, „dass der Alltag in der DDR nicht losgelöst von den politischen Bedingungen betrachtet werden kann.“
Die bisherige Kritik an den oft nostalgischen Darstellungen eines Staates, der an seinen eigenen Unzulänglichkeiten und durch die verordnete „Diktatur des Proletariats“ selbst verursacht erstickte, hat die Ausstellungsgestalter davor bewahrt, alte Klischees umzusetzen. Mit der nicht nur wissenschaftlich hervorragend strukturierten, sondern auch dem normalen Ausstellungsbesucher zugänglichen Vermittlung von realer Geschichte in der hier gezeigten ansprechenden Form ist der Stiftung, die ihren Sitz in Bonn hat, ein hervorragender Wurf gelungen. Die Ausstellung ist eine Bereicherung für die Ausstellungsstadt Berlin und kann Einzelbesuchern wie Gruppen oder Schulklassen als Einstieg wie als Fortbildung zum
Geschichtswissen über die DDR und damit wichtigen Bestandteil der jahrzehntelangen Teilungsgeschichte Deutschlands wärmstens empfohlen werden. Sie unterscheidet sich deutlich von den oft einseitigen Darstellungen aus der Sicht der DDR-Nostalgiker wie der – wenn auch begreiflichen- Sicht der Diktatur-Opfer. Hier wird weder beschönigt, noch verschwiegen, sondern beschrieben, wie er wirklich war: Der Alltag in der DDR.
Gruppenanmeldungen: Tel.: 030-467777911 oder EMail: besucherdienst-berlin@hdg.de .
V.i.S.d.P.:Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207778 – Fotos: LyrAg
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