Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.
Hohenecker Bote
Nr.023 Förderverein – Info 15. November 2013
Klage: Frauen von Hoheneck gegen Vereinsauflösung
Hoheneck/Darmstadt, 14.11.2013/cw – Mehrere Frauen haben jetzt gegen die Auflösung des Vereins „Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen e.V.“ Klage beim Amtsgericht Darmstadt eingereicht. Die einst aus politischen Gründen in der DDR verurteilten Vereinsmitglieder, die ihre Haft in dem berüchtigten Frauenzuchthaus Hoheneck (Stollberg/Erzgebirge) verbüßen mussten, wenden sich mit ihrer Klage gegen den amtierenden Vorstand, angeführt von Edda Schönherz und Konstanze Helber. Die Klägerinnen streben mit ihrer Klage die Feststellung an, nach denen der Beschluss auf Auflösung des Vereins wie die erfolgte Neuwahl des Vorstandes aus formalen Gründen ungültig sei. Die von der Initiative bestrittene Vorsitzende Edda Schönherz hatte der Abstimmung über die beantragte Auflösung des Vereins den von Teilnehmern als süffisant empfunden Satz vorausgestellt: „Auch mir kullern die Tränchen…“
„Wir wollen die Arbeit von Maria Stein und ihrer langjährigen Nachfolgerin Margot Jann fortsetzen. Der Auflösungsbeschluss wurde im Mai unter fragwürdigen Umständen ohne satzungsrechtliche Grundlage vom augenscheinlich nur zu diesem Zweck gewählten Vorstand durchgepeitscht,“ erklärte die Sprecherin der Klage-Initiative, Regina Labahn.
Das Landgericht Frankfurt/Main hatte die eingereichte Beschwerde gegen bisherige Beschlüsse des AG Darmstadt aus formalen Gründen abgewiesen, wir berichteten (HB , Oktober 2013) und die Möglichkeit der Klage bis zum, 12.11.2013 in den Raum gestellt.
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Krisen-Treffen der VOS: „Weiter so!“ und Generalversammlung
Berlin, 14.11.2013/cw – Auf dem Krisen-Treffen mehrerer Vorsitzender von Landesgliederungen der „Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS)“ am vergangenen Dienstag wurden keine bemerkenswerten Entscheidungen getroffen. Einzig die Befürwortung einer außerordentlichen Generalversammlung in den „nächsten vier bis sechs Wochen“ ragte als Ergebnis heraus. Ort und Zeitpunkt standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Beobachter beurteilten die ansonsten ausgebliebenen und zuvor in Rundschreiben angekündigten Beschlüsse als ein „Weiter so.“

Im 6. Stock des einstigen MfS dauerte die VOS-Sitzung bis zum Einbruch der Dunkelheit an – Foto: LyrAg
Die VOS-Vertreter hatten sich zur außerordentlichen Versammlung im einstigen Ministerium für Staatssicherheit der DDR in der Berliner Ruschestraße getroffen, um angesichts der „drohenden Insolvenz“ (BERLINER KURIER, 12.11.2013) über die Zukunft zu beraten. Man wolle, so der Beschluss, zunächst die Auswirkungen der ausstehenden Zahlungsforderungen und deren Folgerungen für den Verein abwarten. Erst nach konkret vorliegenden Ergebnissen der anstehenden Maßnahmen und Untersuchungen sollten Konsequenzen gezogen werden.
Im genannten Zusammenhang soll auch „heftige Kritik“ an dem im Oktober 2011 zurückgetretenen Vizevorsitzenden im Bundesvorstand, Ronald Lässig, geübt worden sein. Dieser würde “für einen großen Teil der aufgekommenen Missstände mitverantwortlich sein und würde sich jetzt der Öffentlichkeit als Saubermann der VOS darstellen oder gar seinen Rücktritt mit dieser Position begründen.”
An der Konferenz nahmen neben Mitgliedern des Bundesvorstandes auch die Vorsitzenden der wegen der Krise neu gegründeten VOS-Vereine aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, die zumindest teilweise identisch mit den bisherigen Vorsitzenden der jeweiligen Landesgliederungen des Bundesverbandes sind, teil, unter diesen der Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen. Als Vertreter der Landesgliederung Berlin-Brandenburg waren Petra O. und Dr. Frieder W. erschienen.
Nach Zeitungsberichten ist die Zahlungsforderung in Höhe von 104.000,00 Euro auf den 27.11.2013 befristet. Danach habe der Verein drei Wochen Zeit, im Falle der Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anzumelden.
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Neustart der VOS in Berlin – Vorsitzende: Vera Lengsfeld
Berlin, 14.11.2013/cw – Die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin und langjährige Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld (CDU) hat in Berlin vor wenigen Tagen einen selbständigen VOS-Verein für den Bereich Berlin-Brandenburg gegründet und fungiert derzeit als Vorsitzende. Dies meldete am Mittwoch, 13.11.2013, ebenfalls der offenbar gut informierte BERLINER KURIER. http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/abspaltung–lengsfeld-gruendet-neuen-opferverein,7169128,25015190.html
Der Neugründung waren teils heftige Auseinandersetzungen mit dem Bundesverband und dem vormaligen Landesverband vorausgegangen. Lengsfeld war im Sommer als Landesvorsitzende gewählt und zunächst vom Bundesvorstand in dieser Position bestätigt worden. Ihr Vorgänger, Dr. Frieder W., hatte diese Wahl allerdings torpediert und entsprechende Neuwahlen durch die dafür satzungsgem. vorgesehenen fünf Delegierten durchführen lassen.
Da W. über drei der fünf Stimmen verfügte (Der Bundesvorsitzende: „Das sieht die Satzung so vor.“) konnte er praktisch im Alleingang einen neuen Vorstand unter Petra O. bestimmen, dem er selbst erneut angehörte. Der Bundesvorstand geht aber davon aus, dass es „derzeit keinen Landesvorstand für Berlin-Brandenburg“ gebe, so der Bundesvorsitzende auf Nachfrage.
Aber auch der Neustart durch Vera Lengsfeld scheint durch Altlasten ins Stolpern zu kommen. Denn dem neuen Vorstand gehören mit Edda Schönherz (siehe „Klage: Frauen von Hoheneck gegen Vereinsauflösung“, Seite 1) und Mario Röllig Mitglieder an, die sich als Vorstandsmitglieder bisheriger VOS-Gliederungen aktiv an der Verteidigung bisheriger Zustände und der Diskreditierung von Kritikern beteiligt hatten.
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Neuwahlen – Erneute Kandidatur von Rainer Wagner ungewiss
Berlin, 14.11.2013/cw – Im Dachverband der Opfervereine (UOKG) werden auf der nächsten Verbände-Tagung am Monatsende (30.11.-1.12.2013) Neuwahlen zum Bundesvorstand durchgeführt. Beobachter rechnen mit keinen wesentliche Änderungen in der Zusammensetzung des bisherigen Vorstandes. Allenfalls in zwei Positionen könnten womöglich Änderungen anstehen. So hat der bisherige Vorsitzende Rainer Wagner eine erneute Kandidatur von der künftigen „Finanzierung eines Geschäftsführers“ abhängig gemacht. Die bisherige Beisitzerin Anita Gossler ist durch umstrittene Darstellungen in ihrer Vita, u.a. in einem Buch von Helga Hirsch („Endlich wieder leben“) und in dem Buch „Der Dunkle Ort“ (be-bra-verlag) in die Kritik geraten.
Hinweis: Die bisherigen Ausgaben des Hohenecker Boten können unter www.17juni1953.de abgerufen oder direkt bei der Redaktion gegen Kostenbeitrag bestellt werden. Die Vereinigung hat der Redaktion Gastrecht auf der Homepage eingeräumt.
V.i.S.d.P.: Redaktion “Hohenecker Bote”, Tel.: 030-30207778 © 2013
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6 Kommentare
14. November 2013 um 18:14
Frank Hiob
Erstaunlich!!!
ein wieder-Neustart der VOS durch lässige Schuldvorbelastung und kindlicher Stasihintergründe, was will uns wohl die neue VOS damit sagen?
Ein wieder-Weiter so, oder vieleicht noch schlimmer? Also bleibt nur zu sagen, ein „Weiter so!“ und möge das schmarotzen wie gehabt und habende Züge annehmen, so bleibt ein Wohl der Benachteiligten wenigstens nicht zu erkennen.
mkG Frank Hiob
14. November 2013 um 14:50
Klaus Dörfert
Liebe KammeradenINNEN
Ich stelle seit Jahren fest, wir ziehen alle gemeinsam an dem Strick, der unseren Opferverbänden um den Hals hängt. Zur Freude von Gysi und Genossen. Anstatt eine vernünftige Analyse zu starten, wird sich untereinander verklagt.Schade um diese Gelder, damit könnten wir unseren bedürftigen Mitgliedern ein schönes Weihnachtsfest ausgestalten.
14. November 2013 um 21:13
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Lieber Kamerad Dörfert,
das stimmt ja alles. Aber wenn keine Partner gefunden werden, die sich auf eine ehrliche Analyse einlassen, was machen wir da? Aufgeben und ein zerstörerisches Werk vollenden lassen? Oder aufstehen und kämpfen, damit die jahrzehntelange Arbeit nicht umsonst gewesen ist. Manchmal gibt es keine andere Alternative…
Tatjana Sterneberg
15. November 2013 um 17:27
Edith Fiedler
Lieber Klaus Dörfert,
soweit, so gut, mit der Weihnachtsfeier wird es nichts, denn der Verein ehemaliger Hoheneckerinnen ist aufgelöst. Über das Vereinsvermögen kreisen die Geier. Die Klageinitiative bringt die Kosten aus ihrem eigenen, auch geringfügigem, Einkommen auf. Dafür sollten diese nicht kritisiert werden. Ansonsten siehe Tatjana Sterneberg.
15. November 2013 um 18:41
Dirk Lahrmann
Hallo Herr Dörfert, nicht die Opfer sind Schuld an der Zersetzung ihrer Verbände, sondern der BND, Verfassungsschutz und natürlich die Roten Blutsbrüder von der Stasi.
Solange die Opfer dies nicht erkennen, werden sie für immer erfolglos bleiben.
16. November 2013 um 20:29
Edith Fiedler
Lieber Dirk Lahrmann, Sie treffen immer den Nagel auf den Kopf.