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Berlin, 11.Juni 2024/cw – Als „einen unerwarteter Paukenschlag vor dem 71. Jahres-tag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953“ kommentierte der Vorsitzende der in Berlin ansässigen Vereinigung 17. Juni, Mike Mutterlose, die Email aus dem Bundesinnenministerium wenige Tage vor dem alljährlichen Gedenkakt der Bundesregierung und des Berliner Senates auf dem Friedhof Seestraße. Namens des Protokolls teilt Dirk Vorkenfeld lakonisch mit, man habe entschieden, „ die Sonderstuhlreihe ab diesem Jahr … nicht mehr aufzustellen.“

Angehörige von Aufständigen „weitere Gäste“

Den einzigen ehem. Teilnehmer, den fast 100jährigen Helmut Schlönvoigt, und seine Begleitung werde man  „stattdessen auf den Stühlen im Gästebereich in der ersten Reihe namentlich platzieren. Für alle weiteren Gäste besteht freie Platzwahl.“

Damit werden die bisher auf den Ehrenplätzen sitzenden Familienangehörigen ehemaliger Teilnehmer am Volksaufstand in der ehem. DDR „in einer skandalösen Weise disqualifiziert und deren Eltern und Verwandte im Nachhinein zu namenlosen Statisten herabgewürdigt,“ kritisiert Mutterlose in seiner Stellungnahme.

Sein Vorgänger, der als ehem. „Mauerdemonstrant“ bekannt gewordene Carl-Wolfgang Holzapfel, der dem Verein seit 1962 angehört und von 2002 – 2023 Vorsitzender war, hatte die seit Jahrzehnten  geübte Praxis der Ehrenplätze für Teilnehmer und deren Angehörige durch die Benennung der Namen und beigefügter Kurzbiografien wesentlich unterstützt. Die jetzige Stellungnahme des BMI erreichte die Vereinigung in Beantwortung der aktuell eingereichten Namensliste für die Gedenkfeier zum diesjährigen 17. Juni.

Aufstand soll aus dem Gedächtnis verbannt werden

Auch der Vorgänger Mutterloses ist „fassungslos.“ Er sieht in diesem Vorgang den weiteren Versuch, nach Abschaffung des 17. Juni als arbeitsfreien Gedenktag den Volksaufstand weiterhin beharrlich „aus dem Gedächtnis der Nation zu verbannen“ und durch diese Praxis selbst den noch lebenden Kindern und Angehörigen die „historische Ehrung“ zu verweigern. „Das Vergessen soll befördert, die lebendige Erinnerung endlich beerdigt werden,“ so der Menschenrechtler.

Bedeutung für die Freiheitsbewegung in Europa

Die aktuelle Antwort wäre eigentlich die Absage „unserer Teilnahme“ an einem als „verlogen wirkenden Gedenken,“ stellte der Vorstand fest. Gleichwohl werde der Vorstand nicht diesen Schritt gehen, „weil wir damit dieser Leugnung der Erinnerung die Krone aufsetzen würden. Dies kann und wird niemals durch uns geschehen, weil wir uns dem großen Ereignis von 1953 verpflichtet fühlen und unseren Eltern und Familienangehörigen, die sich mutig diesem Aufstand anschlossen, ewigen Dank schulden.“ Schließlich sei der Aufstand von 1953 das Signal für die folgenden Erhebungen im Sommer in Posen (Polen), im Oktober 1956 in Ungarn, 1968 in der (damaligen) CSSR und in den achtziger Jahren erneut in Polen gewesen. Die Bedeutung des 17. Juni 1953 für die Freiheitsbewegung in Europa könne auch durch ein „vorsorgliches Beseitigen von Ehrenplätzen durch die Bundesregierung“ nicht delegitimiert werden,“ erklärte Vorsitzender Mutterlose.

V.i.S.d.P.: VEREINIGUNG (AK) 17. JUNI 1953 e.V. – Redaktion Hoheneck, Berlin Mobil: 0176-48061953 (1.823).

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