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*15.01.1960 Meiningen/Thür. – † 21.02.2013 Marbach b/Stuttgart
Hinweis zur Trauerfeier am Ende des Beitrags.
Berlin, 26.02.2013/cw – Unsere Kameradin Petra Koch ist tot. Sie wurde von ihrer Schwester am vergangenen Donnerstag tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Petra wurde 53 Jahre alt.
„Sie wollten unsere Persönlichkeit brechen, das war das erklärte Ziel. Doch mein Glaube hat mir geholfen.“ (Petra Koch in „Der Dunkle Ort“, be-bra-Verlag 2012, Seite 94). Ein Bekenntnis, das wohl über ihrem Leben stand. Wir werden sie als sensiblen, liebevollen Menschen in Erinnerung behalten. Wer sie kannte, bemerkte, dass sie mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg halten konnte, geradeaus, ohne Kurven und Schleifen.
Als Petra Koch 1978 als Sekretärin im Rat des Kreises Meiningen ihre Arbeit beginnt, bekommt sie sehr schnell die Unzulänglichkeiten im sozialistischen Alltag mit. Ihre offene Art führt zu Repressalien, sie kündigt schon 1981.
Mit Bedacht sucht sie eine Stellung in einem Reisebüro. Sie erhofft sich Kenntnisse über Fluchtwege aus dem abgelehnten Staatswesen. Im Sommer 1982 scheitert ein erster Fluchtversuch, die Daten auf den mitgeführten Karten sind falsch, führen ihren Freund und sie in die Irre. Sie haben Glück und können unbemerkt in die DDR zurückkehren.
Ein Jahr später werden sie bei einem zweiten Versuch in der CSSR verhaftet. Zehn Tage werden sie schwer misshandelt, ehe sie in das Stasi-Gefängnis in Suhl transportiert werden. Am 20.10.1982 wird Petra wegen versuchter Republikflucht zu zwei Jahren Haft verurteilt und Anfang November in das berüchtigte DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck überstellt. Am 17.08.1983 (Todestag von Peter Fechter) wird sie nach dem Freikauf mit ihrem Freund in die (alte) Bundesrepublik entlassen.
Typisch für den späteren Lebensweg findet sie 1984 Arbeit in einer psychosozialen Beratungsstelle; ein Jahr später heiratet sie, und 1987 wird ihr Sohn Stephan geboren. Kurz nach der Maueröffnung, im Jahre 1990, sieht sie zum ersten Mal das DDR-Frauenzuchthaus in Hoheneck wieder. Sie empfindet es als bewusste Konfrontation, alte Wunden brechen wieder auf.
Ist das der eigentliche Grund? Jedenfalls erfolgt zehn Jahre später die Trennung von ihrem Mann. Petra verschreibt sich der Aufarbeitung, veröffentlicht 2002 ein Buch („Menschenwege“, ISBN: 9783828016835 – Verlag: Frieling & Huffmann) über ihre Erlebnisse. Typisch für sie: Sie hatte in Hoheneck einer Kameradin versprochen, alles Erlebte aufzuschreiben. Konsequent beginnt sie im gleichen Jahr mit Vorträgen, referiert in Schulen. Sie findet einen neuen Lebensinhalt, arbeitet nach einem Journalistikstudium ab 2006 als freiberufliche Publizistin.
Erst 2010 schließt sie sich dem Frauenkreis der ehem. Hoheneckerinnen an, den sie aber schon 2012 enttäuscht wieder verlässt, „da sie Unwahrheiten nicht vertragen konnte,“ wie Rosel Werl vom Frauenkreis der Todesnachricht anfügte.
Ich erinnere mich gut an die Fürsorge, die sie einem vor dem Zusammenbruch stehenden Kameraden am Rande einer turbulenten Versammlung im Schatten des Bundespräsidenten-besuches 2011 angedeihen ließ. Für Petra Koch stand stets der Mensch in seiner Komplexheit und seinen Widersprüchen im Mittelpunkt. Sie wird uns als menschlicher Lotse durch stürmische Zeiten, als Freundin und Kameradin fehlen. Wir trauern mit ihrer Familie um einen unvergesslichen Menschen, um eine beeindruckende Frau.
Die Trauerfeier findet am Mittwoch, 27. Februar um 13:30 Uhr auf dem Friedhof in Marbach bei Stuttgart statt.
Wir haben ein Kranzgebinde zur Trauefeier in Auftrag gegeben. Wer sich daran beteiligen möchte wird gebeten, eine Spende auf unser Konto:
Förderverein BuG Hoheneck e.V., Sparkasse Erzgebirge, Konto 725004037, BLZ 870 540 00 zu überweisen.
V.i.S.d.P.: Redaktion „Hohenecker Bote“, Stollberg/Berlin, Tel.: 030-30207785
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