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Berlin, 3.02.2014/cw – Ulrich Lenze, Produzent des ZDF-Zweiteilers „Es war nicht alles schlecht in der DDR“ (Zweiter Teil: Dienstag, 4.02., 20:15 Uhr – ZDF) hat jetzt eingeräumt, „leitendes Mitglied der KPD“ gewesen zu sein. Dies bestätigte Lenze jetzt auf Anfrage.
Die Redaktion Hoheneck hatte zuvor in einem Beitrag zu dem ZDF-Film eher vorsichtig die Frage in den Raum gestellt, ob der Produzent Ulrich Lenze mit jenem Mitglied gleichen Namens im ZK der KPD/AO identisch sei, dies aber gleichzeitig „angesichts der realen Wirklichkeit in der heutigen Republik mit einstigen Aufsteigern aus der DDR an der Staatsspitze und im Bundestag“ als nicht mehr relevant bezeichnet. So war auch Christian Semler, zwztl. anerkannter Journalist, Gründer und späterer Vorsitzender der maoistisch ausgerichteten kommunistischen Partei. Er wurde gar am 3.September.2010 durch den polnischen Staatspräsidenten Bronislaw Komorowski mit der Dankesmedaille des Europäischen Zentrums der Solidarnosc in Beisein des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert ausgezeichnet. Auch der einstige Bundesminister und Fraktionsvorsitzende der Partei Bündnis90/DIE GRÜNEN, Jürgen Trittin, gehörte bekanntlich dem Kommunistischen Bund Westdeutschland an, was er später distanzierend „als illegal“ einstufte.
Lenze bezog in seiner Stellungnahme eine klare Position: „Die Organisation, der ich angehörte, nannte sich zwar auch kommunistisch, hatte sich aber, wie viele andere kleine Gruppen in der damaligen BRD damals auch, nach dem gewaltsamen Einmarsch der Sowjetunion und anderer Ostblockstaaten in der Tschechoslowakei gebildet. Wir waren nämlich dadurch mehr denn je davon überzeugt, dass die DDR, dass die Verhältnisse im ganzen sogenannten „sozialistischen Lager“ nichts mit unserer Auffassung von „links“ und schon gar nichts mit einer Befreiung des Menschen zu tun hatten. Natürlich unterlagen auch wir und ich schrecklichen Irrtümern damals, aber die DDR als den „besseren deutschen Staat“ habe ich niemals betrachtet. Im Gegenteil.“
Zum Film selbst meinte Ulrich Lenze: „dass auch dieser Film … sicher in Vielem recht allgemein, auch zu oberflächlich bleibt,“ wenn man dies unter dem Aspekt der Genauigkeit betrachtet, mit der Menschen, die „die Repressionen des Regimes besonders leidvoll ertragen“ mussten und die „die Verhältnisse tagtäglich beobachtet haben“. Bei allem Bemühen könne ein solcher Film „in der Kürze der Sendezeit nie die ganze Wirklichkeit abbilden.“ Es bleibe „ein subjektiver Blick auf diese.“ Der Titel des Films sei eine Entscheidung des ZDF gewesen. „Der Sender wollte damit auf ironische Weise Aufmerksamkeit auch bei denen erregen, die sich tatsächlich in sogenannter „Ostalgie“ ergehen.“ Nach Meinung des Produzenten sage der Film „glücklichweise etwas anderes aus, als es der Titel vermuten lässt.“
Nach Meinung von Lenze sei „Kritik an dem Film nicht nur gestattet, sondern erwünscht,“ denn nur durch Diskussionen könne man gerade den jüngeren Menschen, „die das alles nur noch vom Hörensagen kennen,“ vielleicht etwas mehr über die Verhältnis in der damaligen DDR erklären. Der Film wollte keine Schönmalerei der DDR sein und ist es nach Meinung des einstigen KPD-Funktionärs und Filmproduzenten auch nicht.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785
Berlin, 29.01.1014/cw – Der nostalgische Titel eines Films über die DDR (ZDF, 28.01., , 1.Teil und 4.02., 2. Teil, jeweils 20:15 Uhr ) wirft Fragen auf. Zum Beispiel: Wann kommt das ZDF oder ein anderer TV-Sender auf die Idee, so über das Dritte Reich zu titeln oder zu fabulieren? Da war sicherlich auch nicht alles schlecht. Da wurde natürlich auch geliebt, gefeiert, gelernt, geheiratet und gelacht. Aber sind das die Punkte?
Es war nicht alles schlecht im Dritten Reich?
Diese Punkte hat bisher Niemand, nicht einmal ein politisch Verfolgter, infrage gestellt, denn darum geht es bei der DDR-Kritik ebenso wie bei der Dritte-Reich-Kritik gar nicht. Kritisiert wurde bisher das, was schlecht war an diesen Systemen, und das zu Recht: Die politische Verfolgung und auch Hinrichtung Andersdenkender (Drittes Reich und DDR), der Rassenwahn und der daraus abgeleitete Massenmord (Drittes Reich), die Unterwerfung unter menschenverachtende und massenmörderische Ideologien (Drittes Reich und DDR) etc., etc…
„Wir hatten ein schönes Leben in der DDR, … wir haben uns die Freiheit genommen.“ Der so Zitierte kann von Glück sagen, diesen Satz „nur“ über die DDR gesagt zu haben. Hätte er diese Äußerung über das Dritte Reich gemacht, würde er vermutlich am Tag nach der ZDF-Ausstrahlung (immerhin zur besten Sendezeit) seinen Hut als Chef der Unrechts-Akten-Verwaltung nehmen müssen.
Es kommt auch nicht (mehr) auf die Fragestellung an: Ist der Chef der produzierenden Filmfirma identisch mit jenem KPD-ZK-Mitglied Ulrich Lenze aus den siebziger Jahren (siehe DER SPIEGEL 22/1975)? Das spielt angesichts der realen Wirklichkeit in der heutigen Republik mit einstigen Aufsteigern aus der DDR an der Staatsspitze und im Bundestag nun wirklich keine Rolle mehr, zumal Lenze ja nach 1980 eine beachtliche Spannbreite von Produktionen vorweisen kann. Aber es wirft die Frage auf, ob dieser mögliche Zusammenhang letztlich eine Rolle bei der Findung des unseligen Titels des ZDF-Films gespielt haben könnte?
In Mörder-Uniformen stolzierende Foto-Attrak-tionen
Wenn wir uns im Jahr 25 nach dem Mauerfall – ein Vierteljahrhundert – in einer erschreckenden Nostalgie-Welle wiederfinden, die die „Schönheiten“ der DDR in den Vordergrund stellen, dann müssen wir uns nicht mehr über DDR-Fahnen an Häuserwänden und das von der Politik ungehinderte freche Zeigen von DDR-Symbolen in der City der einst durch eine mörderische Mauer getrennten Stadt wundern.
Die in den Mörder-Uniformen für Touristen stolzierenden Foto-Attraktionen vor oder hinter dem Brandenburger Tor, in dessen Schatten ebenfalls Menschen ermordet wurden, oder am Checkpoint Charlie, von dem unweit entfernt der junge Peter Fechter vor aller Welt hingerichtet wurde, sagen mehr über die distanzlose Würdelosigkeit gegenüber der einstigen DDR aus, als die uns noch bevorstehenden Bekenntnisse von Politikern in diesem Gedenkjahr.
Insoweit gibt der DDR-Film mit seinem Nostalgie-Titel nur die graue Wirklichkeit der offenbar renovierten und darum von einstigen Bürgerrechtlern und vielen Alt-Kadern akzeptierten „Neuen Deutschen Demokratischen Republik – NDDR“ wieder.
Ob wir für eine derartige Republik wirklich gekämpft und gelitten haben, ob dafür wirklich so viele Menschen sterben mussten, ist eine ganz andere Frage. Die Antwort wird vermutlich erst gar nicht gesucht. Sie interessiert heute nur noch die „Ewiggestrigen“.
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 19534 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
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