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Berlin, 17.Juni 2019/cw – Auf der gestrigen Mitgliederversammlung der Vereinigung 17. Juni ist Heike Eichenmüller (51) einstimmig zur neuen Vorsitzenden des historischen Vereins gewählt worden. Der bisherige Vorsitzende, Carl-Wolfgang Holzapfel (75) hatte, wie vorher angekündigt, aus Altersgründen nicht mehr kandidiert. Er wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Der langjährige Geschäftsführer André Rühring wird bis zu einer erforderlich gewordenen Neuwahl kommissarisch die Geschäfte bis zur nächsten Mitgliederversammlung weiterführen. Tatjana Sterneberg (67) wurde in ihrer Vorstandsfunktion als Schatzmeisterin einstimmig bestätigt. Dies teilte der Verein heute mit.*
Heike Eichenmüller
Mit dem neuen Vorstand geht eine Ära des Vereins zu Ende. Holzapfel, der seit 1963 Mitglied des nach dem Aufstand gegründeten Vereins war und dem Vorstand erstmals 1965 angehörte, folgte 2002 dem verstorbenen und jahrzehntelangen Vorsitzenden und einstigen Bauarbeiter an der Stalinallee, Manfred Plöckinger, in dieser Funktion nach. Er hat die Vereinigung 56 Jahre lang nachhaltig mitgeprägt.
Heike Eichenmüller wird heute um 10:00 Uhr in der neuen Funktion vor dem Bundesfinanzministerium auf dem „Platz des Volksaufstandes von 1953“ an der Seite des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller einen Kranz niederlegen. Eichenmüller, die am 18. Juni ihren Geburtstag feiert, ist die erste Frau an der Spitze des Vereins.
*Vorstehender Beitrag wurde aus vereinsrechtlichen Gründen am 9.07.2019 aktualisiert.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-85607953 (1.421).
VEREINIGUNG (AK) 17.JUNI 1953 e.V.
(Ehem. „Komitee 17.Juni“ von 1953)
Berlin, 16.Juni2018/cw – Am einzigen originären Denkmal des 17. Juni 1953 in Deutschland, am sogen. „Holzkreuz“ in Berlin-Zehlendorf (Höhe Kleeblatt) in der Potsdamer Chaussee (Mittelstreifen) enthüllt heute die Vereinigung 17. Juni um 18:00 Uhr anlässlich der seit Jahrzehnten vor Ort durchgeführten Gedenkfeier eine neue Gedenktafel, die an die Opfer des Volksaufstandes von 1953 und an die beiden ersten Vorsitzenden des Vereins erinnert.
Die Erneuerung war nach Jahrzehnten notwendig geworden. „Da sich die zuständige Bezirksverwaltung trotz entsprechende Beschlüsse der BVV aus dem Jahr 2015 nach wie vor damit schwer tut, die Gedenkstätte zu erneuern, wollten wir nicht jahrelang auf Entscheidungen warten,“ erklärte Vorstandssprecher Holzapfel. „Mit der Erneuerung der Gedenktafel haben wir auf eigene Kosten unseren Beitrag geleistet und hoffen nunmehr auf eine Bewegung der Verwaltung.“
Mit den beiden ersten Vorsitzenden der Vereinigung ehrt der Verein Friedrich Schorn, Streikführer der Leunawerke „Walter Ulbricht“ in Merseburg und Manfred Plöckinger, Bauarbeiter an der Stalinallee, der den Streik der Bauarbeiter, der in den Aufstand mündete, mitorganisierte. Plöckinger wurde zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, Schorn gelang die Flucht nach West-Berlin.
Der Verein wurde unter seinem jetzigen Namen am 3. Oktober (!)1957 als Nachfolger des nach dem Aufstand gegründeten „Komitee 17.Juni“ in das Vereinsregister eingetragen.
An der heutigen Gedenkstätte stand bis 1955 ein sowjetischer sogen. „Stalin-Panzer“. Gegenüber der Panzerkanone errichteten Aufstandsteilnehmer und Jugendliche aus West-Berlin am 25.Juni 1953 das Holzkreuz, das zuvor durch die West-Berliner Bezirke getragen worden war.
Im Juni 1954 wurde vor Ort der sogen. „Russenstein“ in Anwesenheit des eigens aus New York angereisten letzten demokratischen Ministerpräsidenten Russlands, Alexander Fjodorowitsch Kerenski, eingeweiht. Er erinnert an die Soldaten und Offiziere der Roten Armee, die sich weigerten, 1953 auf deutsche Arbeiter zu schießen und – nach bisher nicht bestätigten Berichten – deswegen standrechtlich erschossen wurden. Bemühungen der Vereinigung, diesen Teil der Aufstandsgeschichte aufzuklären, scheiterten bisher am Desinteresse der Russischen Behörden und deutscher Institutionen, wie der Stiftung Aufarbeitung.
Der Vorstand
VEREINIGUNG (AK) 17.JUNI 1953 e.V.
Carl-Wolfgang Holzapfel
Vorsitzender
Berlin, 13.03.2018/cw – Heute wurde die Urne des Zeitzeugen Klaus Gronau auf dem Friedhof Seestraße in einem Ehrengrab der Stadt Berlin beigesetzt. Gronau, der am 9.Februar in Berlin verstorben war, hatte als Auszubildender den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 hautnah verfolgen können. Jetzt wurde er in Anwesenheit des MdB Klaus-Dieter Gröhler (CDU), des Charlottenburger Stadtrates Carsten Engelmann (CDU), der Geschäftsführerin der Stiftung Aufarbeitung, Dr. Anne Kaminsky, des Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Tom Sello, des Vizepräsidenten des Landtages von Brandenburg und Vorsitzenden der UOKG, Dieter Dombrowski (CDU) sowie weiterer Vertreter des öffentlichen Lebens in Anwesenheit seiner Kinder zur letzten Ruhe geleitet. Die Vereinigung 17. Juni war durch den Vorstand Carl-Wolfgang Holzapfel und Tatjana Sterneberg vertreten.
In seiner Ansprache würdigte Dieter Dombrowski die kontinuierlichen Verdienste des Verstorbenen um die Demokratie und seine aktive Mitarbeit in der UOKG. Carsten Engelmann hob das stete Engagement Gronaus für die CDU hervor. Der Verstorbene hatte sich als Sonderbeauftragter des Vorstandes der Vereinigung 17. Juni, der er von 2005 – 2010 angehörte, nach dem neuntägigen Hungerstreik des Vorsitzenden (2005) insbesondere für die Umsetzung der Vereinsforderung auf die Benennung des Platzes vor dem heutigen Bundesfinanzministerium in „Platz des 17. Juni 1953“ eingesetzt. Vor dem vormaligen „Haus der Ministerien“ war am Abend des 16. Juni 1953 der Generalstreik für den folgenden Tag ausgerufen worden.
Die Vereinigung 17. Juni hatte nach der Jahrtausendwende in jahrelangen Verhandlungen mit dem Berliner Senat unter der damaligen Leitung von Klaus Wowereit (SPD) die Beisetzung von einstigen Kämpfern des Volksaufstandes auf dem Friedhof erreicht. Zu diesem Zweck wurden eigens zwei Felder rechts und links des Ehrenfeldes in die Ehrengrabanlage der Stadt Berlin einbezogen, auf der alljährlich am 17. Juni um 11:00 Uhr der Staatsakt der Bundesregierung und des Berliner Senats stattfindet. Vor Gronau wurden die ehemaligen Arbeiter und aktiven Demonstranten von der Stalinallee, Manfred Plöckinger (2002) und Günther Mentzel (2007) beigesetzt. Im letzten Jahr konnte der legendäre Streikführer von Görlitz, Werner Herbig mit seiner Frau auf die Ehrengrabstätte umgebettet werden.
Anmerkung: Aus technischen Gründen können Fotos derzeit auf dieser Seite nicht veröffentlicht werden. Diese können aber bei Bedarf von der Redaktion oder der Vereinigung 17. Juni 1953 e.V. angefordert werden.
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Ein Nachruf von Carl-Wolfgang Holzapfel
Berlin, 1.11.2015/cw – Günter Schabowski, einstiger führender Genosse in der SED-Nomenklatur, ist tot. Er verstarb nach langer, schwerer Krankheit am frühen Sonntagmorgen in einem Berliner Pflegeheim. Schabowski wurde 86 Jahre alt.
Der Verstorbene wurde weltweit als der Mann bekannt, „der die Mauer öffnete.“ Die wahren Hintergründe einer lange als „Versprecher“ bezeichneten Äußerung Schabowskis auf einer Pressekonferenz am legendären 9. November 1989 sind bis heute umstritten. Unabhängig davon gilt die historische Antwort auf die Frage, ab wann denn die vom ZK beschlossene neue Reiseverordnung gelte: „Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich!“ als der lang ersehnte Schlüssel zur Öffnung der Mauer. In dieser Heftigkeit unerwartet stürmten tausende Deutsche auf DDR-Seite an die selektiven Übergänge des Mauer-Staates und verlangten die unverzügliche und sofortige Umsetzung der Schabowski-Erklärung. Nachdem der zuständige Stasi-Offizier am Grenzübergang Bornholmer Brücke entnervt die Sperren öffnen ließ, gab es kein Halten mehr. In der ganzen, bis dahin geteilten Stadt und schließlich an den Grenzübergängen zur bis dahin verfemten Bundesrepublik wurden die Schlagbäume geöffnet, strömte nach 28 Jahren „zusammen, was zusammen gehört“ (Willy Brandt).
Schabowski, der zeitweilig zusammen mit dem verstorbenen Vorsitzenden der Vereinigung 17. Juni, Manfred Plöckinger, in den vierziger Jahren eine NAPOLA (Nationalpolitische Lehranstalt) der NS-Diktatur besucht hatte, gehörte zu den ganz wenigen einstigen SED-Kadern, die nach 1989 öffentlich ihre Mitschuld und Mitverantwortung an Mauer und Stacheldraht, mithin an der zweiten deutschen Diktatur bekannt haben. Neben seiner Rolle am 9.November 1989 – ob freiwillig oder nicht – wird dies im Gedächtnis besonders jener bleiben, die mit vielen Jahren Haft in den Kerkern dieser Diktatur für ihren mutigen Widerstand unsägliches Leid ertragen mussten. Dagegen verblasst in der Tat seine Kader-Rolle in der nach der NSdAP furchtbarsten Partei, die Deutschland zu ertragen hatte.
Wir verneigen uns.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785 (1.053)
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