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Von Carl-Wolfgang Holzapfel*
Jena/Berlin, 14. Oktober 2016 – „Wer ist Reinhard Goering?“ fragte Ludwig Sternaux (*17.07.1885 + 9.09.1938, Schriftsteller, Journalist, Dramaturg, Theaterdirektor, 1918 Theaterkritiker für die Tägliche Rundschau) zur Uraufführung der „Seeschlacht“ im Jahre 1918. Und Sternaux fuhr fort: „Noch vor kurzem wußte niemand von ihm; jetzt wissen viele, wissen alle um ihn.“
Am 14. Oktober 2016 jährt sich Goerings 80. Todestag. Vor 80 Jahren wurde sein Leichnam in den beginnenden kalten Novembertagen in dem Wald bei Jena gefunden. Goering (studierter und zeitweilig praktizierender Arzt) hatte sich eine tödliche Spritze verabreicht und zusätzlich, wohl um sicher zu gehen, mit einer Pistole erschossen. Nach der Obduktion wurde der Todestag offiziell auf den 14. Oktober 1936 festgelegt.
Goering hinterließ seine junge Frau und zwei Söhne. Auch wenn heute in Jena eine Tafel an den Träger der damals höchsten literarischen Auszeichnungen (Schiller- >1922< und Kleist-Preis >1930<) erinnert („Hier wohnte 1936 Reinhard Goering“), so steht heute, fast einhundert Jahre nach seinem Freitod, erneut die Frage im Raum: Wer ist/war Reinhard Goering? Einst als führender Expressionist gefeiert und umjubelt, von Max Reinhard uraufgeführt und dem S.Fischer-Verlag verlegt, ist es still geworden um den „ewigen Sucher nach der Wahrheit“. Die letzte bekannte Aufführung eines seiner Dramen, Die Südpolexpedition des Kapitän Scott fand 1956 im Theater am Kurfürstendamm in Berlin statt; Langen-Müller brachte 1961 seine gesammelten Werke heraus; dtv verlegte 1966 in seiner Sonderreihe drei Dramen als Taschenbuch. Seither ist es, bis auf wenige Futures im Radio, still geworden um den Rastlosen. Zu still?
Reinhard Goering wurde am 23. Juni 1887 auf Schloss Biberstein (Hessen) als Sohn eines Regierungsbaurates geboren, der dort eine Dienstwohnung hatte. Bereits sein Vater schied durch Freitod aus dem Leben, seine Mutter verfiel der geistigen Umnachtung. Der Zehnjährige kam in ein Internat bei Traben-Trarbach. Nach dem Abitur (1905) ermöglichten Verwandte dem jungen Mann den Besuch der Universität, wo er zunächst Jura studierte, sich dann aber dem Medizinstudium zuwandte (Jena, Berlin und München). Während eines Studienabschnitts in Paris lernte er dort 2011 die Kunststudentin und jüdische Russin Helene Gurowitsch kennen, die Goering 1912 heiratete. Der Ehe entsprangen zwei Töchter, Susi (Zippendorf bei Schwerin) und Ingrid. Susi lebte, vom Nationalsozialismus ebenfalls zur Flucht gezwungen, bis zu ihrem Tod in Chile, Ingrid in Kanada.
Mit Lenin Schach in Davos
In einer Lyrisches Jahrbuch genannten Anthologie erschienen 1912 erste Gedichte (Verlag Schirmer und Mahlau, Frankfurt/Main). Der Herausgeber ist nicht mehr bekannt. Die Gedichte, obwohl über die zeitgleich veröffentlichten herausragend, drangen jedoch (noch) nicht in das literarische Bewusstsein der Öffentlichkeit, ebenso wenig sein ein Jahr später erschienenes Erstlingswerk, der Roman Jung Schuk. Auch Sternaux hält 1918 die Seeschlacht für Goerings erste Arbeit.
Als Goering 1914 in Bonn Medizin studierte, wird er nach einem Notexamina im Saargebiet als Militärarzt eingesetzt, wo er nach Wochen angestrengter Arbeit selbst an Tuberkulose erkrankte. Er kommt nach Davos, wo er die vier Kriegsjahre über bis 1918 kurt. Nach Erzählungen seines jungen Freundes und (späteren) Schwagers Siegfried Holzapfel soll er in Davos mit Lenin Schach gespielt haben.
In Deutschland wird Goering als Kriegsdienstverweigerer diffamiert. Wohl nicht zuletzt deswegen unterbricht er 1916 seinen Aufenthalt in Davos. Bald tritt jedoch ein Rückfall ein und er muß die Genesungskur fortsetzen. Hier entsteht die Seeschlacht im Gefolge der Schlacht im Skagerrak am 31. Mai 1916. Zunächst in Dresden unter Graf Nikolaus Seebach ein Skandal (1918) wird die Aufführung unter Max Reinhard in Berlin im selben Jahr zum Erfolg.
Doch der so Erfolgreiche ist zu krank, den folgenden Aufführungen beizuwohnen. Erstmals beginnt er eine seiner folgenden buddhistischen Wanderungen. Er taucht wochenlang unter, ernährt sich durch Bettelei am Straßenrand, wird bewußt namenlos. Die gewollt angestrebte Sinnsuche, die den rastlosen bis nach Finnland führt, treibt ihn bis zu seinem Freitod um.
Der erste Deutsche Luftfahrt-Kalender
Zwischendurch praktiziert er als Arzt, auch im Berliner Norden, steht aber auch dort eher einsam in der Praxis. Er widmet sich, weil er es für notwendig hält, oft einen ganzen Tag lang einem Patienten, während die Wartenden genervt aus der Praxis laufen. Zwar verfasst er auch Fachartikel über Krebs, widmet sich aber eher der Reform-Medizin, schreibt über Haltungsstudien, Vegetarismus und Impf-Probleme. 1928, als er seine ersten Fluggedichte verfasst, empfiehlt er Höhenflüge für an Bronchitis leidende Kinder.
In diese Zeit fällt seine Begegnung mit dem Buchhändler und Verleger Carl-Maria Holzapfel und seiner Frau Hildegard, geborene Carnap. Goering verliebt sich in die Frau seines Freundes, eine einst glühende Kommunistin im Rheinland und spätere ebenso glühende Nationalsozialistin. Obwohl diese Liaison durchaus konfliktreich ist, verbindet die Männerfreundschaft die Leidenschaft für die Luftfahrt. Auch Holzapfel schreibt Fluggedichte und verfasst Artikel über die ersten Flüge der Lufthansa. 1930 kulminiert dieses gemeinsame Interesse in der Herausgabe des ersten Deutschen Luftfahrt-Kalenders, heute eine historische Rarität mit zahlreichen Dokumenten aus den ersten Tagen der Luftfahrt.
Später wendet sich der inzwischen als Expressionist berühmt gewordene Goering der erst sechzehnjährigen Tochter Marilene seines Freundes zu. 1932 wird Sohn Reinhard geboren, der bereits in den neunziger Jahren in Augsburg verstarb, und 1934 in Berlin der weitere Sohn Knut-Stefan, der heute in Norddeutschland lebt. Im Frühjahr 1935 heiratet er Marilene.
Zur gleichen Zeit Mitglied in der NSdAP und KPD
Auch wenn Goering kaum Freundschaften mit Dichtergefährten hatte oder pflegte, so war er offenbar ein leidenschaftlicher, wenn auch schwieriger Liebhaber. Er ist unbürgerlich, ohne Bohemien zu sein, tendiert zu den Linken, ohne sich diesen ein- oder unterzuordnen. Auf der Suche nach der richtigen Wegweisung wird er Anfang der dreißiger Jahre gleichzeitig Mitglied der NSdAP und der KPD. Die NSdAP schließt ihn bald wieder aus, die KPD verließ er nach Angaben von Siegfried Holzapfel „nach einer Prüfperiode“ selbst. In Braunschweig soll er auf einen KPD-Abgeordneten so suggestiv eingeredet haben, dass dieser gemeinsam mit Goering sein Eigentum aus dem Fenster warf (nach Siegfried Holzapfel).
Er ist unstet, bleibt kaum mehr als einen Monat an einem Ort. Doch die Beziehungen zu seinen Frauen scheint er zu pflegen. Zwar hat der von seiner ersten Frau getrennt lebende inzwischen die Lehrerin Grete Höger in Berlin-Steglitz zu seiner Muse erkoren, aber die tiefe Freundschaft zu der 11 Jahre älteren Dagmar Öhrboom aus Helsinki, die er 1923 in Finnland kennengelernt hatte, pflegt er weiter. Ostern 1928 verbringt Goering mit der 1926 geschiedenen Frau und den nunmehr zwei Töchtern bei der Familie Holzapfel in Berlin-Zehlendorf.
Grete Höger bringt ihm die Tagebücher des Kapitän Scott, die Goering so faszinieren, dass er diese zu einem Drama verdichtet. Die ersten Sentenzen verfasst er im Bett, das er kaum verlässt. Dann treibt es ihn zurück nach Davos, dem Ursprungsort seiner Seeschlacht. Hier vollendet er das Drama „Die Südpolexpedition des Kapitän Scott“ und dient es dem Ullstein-Verlag an. Am 16. Februar 1930 findet im Staatstheater zu Berlin unter Leopold Jessner die Uraufführung statt und wird sofort von anderen Bühnen, so in Darmstadt und Würzburg übernommen. Dieser letzte große Erfolg bedeutet Goering nicht viel. Schon bei der Uraufführung seiner Seeschlacht erschien er zur Uraufführung im karierten Hemd und Straßenanzug, hatte sich zuvor nicht um die Proben noch um die Aufführungen gekümmert.
Reinhard Goering strebte offenbar nicht nach Ruhm, ihm war die Suche nach sich selbst, nach den Gründen und Ursachen des Lebens stets wichtiger. 1936, im Frühherbst, verschwindet Goering erneut für einige Wochen. Die Familie und Freunde sind nicht beunruhigt, sind sie doch die zwischenzeitlichen buddhistischen Wanderungen gewohnt. Dass es seine letzte Wanderung wird, ahnen sie nicht.
Nachtrag: Marilene Goering
Nachzutragen bleibt, dass Marilene Holzapfel mit den zwei Söhnen bittere Jahre durchlebte, ehe sie Anfang der vierziger Jahre einen Mann aus Bayern kennen- und lieben lernte. Noch ehe die Beiden heiraten konnten, wurde der Vater der beiden inzwischen geborenen Töchter Liselotte und Christa „auf der Flucht“ von der GESTAPO erschossen. Marilene befand sich ein Jahr in GESTAPO-Haft, die vier Kinder waren in dieser Zeit zwangsweise in Heimen untergebracht. Den Vater und mithin Schwiegervater Reinhard Goerings, Carl-Maria Holzapfel, der inzwischen zum „Reichsamtsleiter für Musik“ aufgestiegen war, bekümmerte das Schicksal seiner Tochter offenbar wenig. Schon seinem Sohn Siegfried und Schwager Goerings, dem 1939 durch ein bestelltes Gutachten der Reichsärztekammer das weitere Studium (Germanistik und Zeitungswissenschaften / Prof. Dovifat) untersagt worden war, hatte CMH bedeutet, dieser könne sich „bei seinen Sperenzchen“ (gegen das System) nicht auf seinen Vater berufen.
Marilene hat nie wieder geheiratet. Nach ihrer Tätigkeit im Helmstedter Tagblatt zog sie in den sechziger Jahren nach München, wo sie bis zu ihrer Verrentung als Chefsekretärin im Droemer-Verlag arbeitete. Die Witwe Reinhard Goerings war bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren immer wieder Ansprechpartnerin bei den selten gewordenen Nachfragen zu diesem außerordentlichen Leben eines großen Dramatikers, der vor achtzig Jahren bei Jena starb.
* Der Autor ist Neffe von Marilene Goering. Siehe auch: https://17juni1953.wordpress.com/tag/reinhard-goering/
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.159)
Gera, 3.07.2016/cw – „Wenn 2017 zum Gedenkjahr der Reformation wird, sollte aber nicht „100 Jahre Oktoberrevolution“ und „80 Jahre Schauprozesse“ aus den Augen verloren werden. Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen, weitere gesellschaftliche und kulturelle Gruppen sollten die Herausforderung annehmen und in unterschiedlicher Weise die Menschen in Erinnerung rufen, deren Leben vom Schatten des Terrors bestimmt wurde.“
Diesen Appell veröffentlichte die Evangelische-Lutherische Gemeinde in Gera jüngst in einer Presseerklärung. Pfarrer Michael Kleim setzt damit konsequent seine in Insiderkreisen seit Jahren bekannte Aufklärung über den und den Einsatz seiner Gemeinde gegen jeglichen Extremismus fort. Im bemerkenswerten Gegensatz zu weit verbreiteten Tendenzen gerade in der Evangelischen Kirche, sich im Kampf gegen den Neonazismus und Rechtsradikalismus zu profilieren und dabei die Rolle des Kommunismus und des Linksextremismus durch Verschweigen oder Negierung zu verharmlosen, verschweigt der kämpferische Pfarrer und seine Gemeinde weder die aktuellen Gefahren noch den historischen Terror von links oder von rechts.
Vor 80 Jahren begann die „Große Säuberung“
In der angeführten Presserklärung vom 1.Juli erinnert Michael Kleim daran, dass im August 1936 (vor 80 Jahren) in Moskau der Schauprozess gegen Sinowjew, Kamenew und weitere Funktionäre der Bolschewiki durchgeführt wurde, womit die sogenannte „Große Säuberung“ der stalinistischen Diktatur begann: „Der Terror setzte bereits unter Lenin ein. Die Todesmaschinerie lief bis zum Ableben des Diktators nahezu ungebremst weiter. Dennoch stellen die Moskauer Schauprozesse eine Zäsur dar und bilden ein historisches Symbol für den Schatten des Terrors.
Unter diesem Schatten lebten, litten, starben und überlebten bis 1989 die Menschen in Russland und Osteuropa. Nach Schätzungen von Historikern wurden während der „Großen Säuberung“ ca. 1,5 Millionen Menschen verhaftet, etwa 700.000 davon exekutiert. Im GULAG, einem System von Arbeitslagern, kamen ca. weitere 2 Millionen Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, ums Leben. Die stalinistische Diktatur und deren Nachfolgesystem haben maßgeblich die Epoche des Kalten Krieges und unzählige Biographien geprägt.“
Gedenkkultur an stalinistischen Terror unterentwickelt
Der Geraer Pfarrer kritisiert, dass „im Gegensatz zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur die Gedenkkultur an den stalinistischen Terror, die Erinnerung an seine Opfer und Gegner, leider nur gering entwickelt ist. Namen wie Anna Achmatowa, Ossip Mandelstam oder Raoul Wallenberg, Rudolf Slánský oder Bernhard Steigenberger sind meist nur Historikern, Literaturinteressierten oder Opferverbänden ein Begriff.“
Unter dem Titel „Im Schatten des Terrors – Erinnerungskultur an die Opfer stalinistischer Gewaltherrschaft“ bietet die Gemeinde im September drei Veranstaltungen an:
1. „Zerbrochene Lebensläufe“ Literatur und Biographien im Schatten des Terrors
Lesung und Vortrag – Freitag, 16. September 19:00 Uhr Gera Gemeindehaus
2. „Im Schatten des Terrors“
Gedenkgottesdienst an die Menschen, die im Schatten des Stalinismus lebten, litten, starben und überlebten – Sonntag, 18. September 17:00 Uhr St. Trinitatis Gera
3. „Christus im Gulag“ Glauben im Schatten des Terrors
Ökumenischer Gemeindeabend im Gemeindehaus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde G 26 – Zeitpunkt derzeit noch offen
Für Interessenten gestaltet sich die Anreise nach Gera z.B. aus Berlin (Luftlinie: 204 km; Bus/Bahn: ca. 288 km) preiswert. So bietet die Bahn für die rund zweieinhalbstündige Fahrt (Hbhf.) nach Gera Fahrkarten bereits ab 29,00 Euro an. Im Fernbus (Abfahrt z.B. Bus-Terminal nahe Funkturm) kostet die Fahrt 15,00 Euro. Mit dem Pkw fährt man über die A 115, A10 und A9 auf die A 4 Richtung Dresden/Gera.
Die Evangelische-Lutherische Gemeinde in Gera ist erreichbar unter:
Pfarrer Michael Kleim (verantwortlich für die Presseerklärung), Talstraße 30, Gera 07545, Tel.: (0365) 26843 email: trinitatis-gera@gmx.de
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Nr.045 – Einigkeit und Recht und Freiheit – 15. 09.2015 _____________________________________________________________________
Ehem. Heimkinder: Protest im Brandenburger Landtag
Potsdam, 10.09.2015/cw – Rund zehn ehemalige Heimkinder aus der DDR unterbrachen am vergangenen Donnerstag die öffentliche Sitzung des Rechtsausschusses im Brandenburger Parlament. Rund zwanzig Minuten nach Beginn der öffentlichen Sitzung platzte Lutz Adler offensichtlich der Kragen. Lautstark unterbrach der Sprecher der anwesenden Protestgruppe den monotonen Beitrag des Vizepräsidenten am Landessozialgericht Herberth Oesterle, der gerade zur desolaten personellen Situation an den obersten Gerichten Brandenburgs referierte. Adler wandte sich direkt an den anwesenden Landesjustizminister Dr. Helmuth Markov (LINKE) und forderte diesen auf, den Heimkindern „endlich Rede und Anwort“ zu stehen. Markov habe zwar Versprechungen gemacht, diese aber nie eingehalten. Er wäre wohl „lieber Elektriker geblieben, statt Justizminister zu werden,“ führte

Zweite Reihe (stehend): Der Staatssekretär aus dem Justizministerium (rechts) versuchte, die empörten ehem. Heimkinder zu beruhigen (Mitte Lutz Adler). Foto: LyrAg
Adler u.a. aus. Er bezog sich damit auf eine Äußerung Markovs ggüb. Demonstranten ehem. Heimkinder vor dem Justizministerium, als sich der ehemalige SED-Politiker damit entschuldigte, er sei „eigentlich nur Elektriker.“ Der gelernte Buchhändler hatte 1970 ein Ingenieur-Studium am Polytechnischen Institut in Kiew absolviert und 1976 als Diplom-Ingenieur für elektrische Antriebe und Automatisierung von Industrieanlagen beendet. 1984 erfolgte seine Promotion zum Doktor-Ingenieur (Quelle:Wikipedia).
Der Ausschuss-Vorsitzende Danny Eichelbaum (CDU) unterbrach die Sitzung, nachdem er den Redefluss von Adler unter Hinweis auf die Usancen von öffentlichen Sitzungen nicht stoppen konnte. Mehrere Ausschuss-Mitglieder verließen daraufhin demonstrativ die Sitzung. Während auf der linken Seite offensichtlich süffisante Bemerkungen ausgetauscht wurden, zeigte sich auf der rechten Seite die Vertretung der CDU offenbar betroffen, wie an den ernsten Gesichtern abzulesen war.
Bevor die einstigen Heimkinder nach Diskursen mit dem Pressesprecher einerseits und dem Staatssekretär im Justizministerium andererseits den Sitzungssaal verließen, forderte Lutz Adler den Justizminister auf, zum Anlass des Protestes Stellung zu nehmen. Das Bundesverfassungsgericht hatte vor gut einem Jahr eine Entscheidung des Oberlandesgerichtes Brandenburg kritisiert bzw. aufgehoben und zur erneuten Verhandlung zurückverwiesen, wonach einem ehem. Heimkind die Anerkennung als Opfer der SED-Diktatur versagt worden war, ohne daß die Aktenlage seitens des Gerichtes überprüft worden war. Dieses sei gehalten, eigene Untersuchunge anzustellen, so das BVG. Seither wartet die betroffene Klägerin auf eine neue Verhandlung oder zumindest eine Reaktion der Justiz in dieser Sache, was die Protestanten als „einen von vielen in einer unendlichen Kette von Skandalen um die Rehabilitierung von Opfern“ bezeichneten.
Der Justizminister beschied Adler mit der lapidaren Antwort, die Sitzung sei unterbrochen, er könne daher keine Stellungnahme zu den Vorhaltungen abgeben.
Die ehemaligen Heimkinder, unter diesen Mitglieder der Vereinigung 17. Juni in Berlin, setzten ihren (angemeldeten) Protest vor dem Eingang des Landtages mit zahlreichen mitgeführten Transparenten und unter Einsatz eines Megaphons bis in die Nachmittagsstunden fort.
Heimkinder: Verfügung für den Todesfall treffen
Berlin/Köln, 15.09.2015/cw – Tragische Todesfälle ehemaliger Heimkinder in diesem Jahr, die noch vor dem Empfang von Entschädigungsleistungen verstarben, veranlassten jetzt ehemalige Heimkinder, gegenüber der zuständigen Beratungsstelle eine Erklärung für den Todesfall abzugeben. In mehreren Fällen hatte der Heimkinderfonds die Übernahme von Beisetzungskosten abgelehnt, weil diese nicht direkt den (verstorbenen) Heimkindern zukommen würden. In Einzelfällen waren hingegen die Beerdigungskosten übernommen worden, weil entsprechende Verfügungen vorlagen.
Tatjana Sterneberg, ehemaliges Heimkind (Ost) empfiehlt daher Betroffenen, sofern diese registriert worden sind und/oder bisher keine Leistungen bezogen oder diese ausgeschöpft haben, schriftlich folgende kurze Erklärung ggüb. dem Fonds (jeweilige Beratungsstelle) abzugeben:
„Ich beziehe mich auf meinen bei Ihnen vorliegenden Antrag auf Entschädigung vom …. Vorsorglich beantrage ich für den Fall meines Todes, die beantragten und zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Anspruch genommene Leistungen für eine würdige Beisetzung meiner sterblichen Überreste einschließlich eines Grabsteines zu verwenden. Ich bitte um eine kurze Bestätigung.“
UOKG bleibt in CDU-Hand – Im Oktober Neuwahl des Vorstandes
Potsdam/Berlin, 15.09.2015/cw – Entgegen den ursprünglichen Absichten wird nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden der UOKG, Rainer Wagner, nun nicht nur dessen Nachfolger gewählt. In einer Mitteilung auf der Homepage teilt der Dachverband mit, das das dritte UOKG-Verbändetreffen im Jahr 2015 am Wochenende 17. und 18. Oktober 2015 stattfindet und neben wissenschaftlichen Referaten zum Diktaturapparat der DDR „die Wahl des neuen Vorstands“ durchgeführt wird.
Um die Nachfolge des im April „aus gesundheitlichen Gründen“ zurückgetretenen Wagner hatte es auf diversen Ebenen rege Diskussionen gegeben. Mehrere herausragende Persönlichkeiten, wie Roland Jahn (Bundesbeauftragter Stasiunterlagen), Hildigund Neubert, ehem. Landesbeauftragte (CDU) oder Stefan Hilsberg (vormals SPD) sollen eine Kandidatur „aus persönlichen Gründen“ abgelehnt haben. Der amtierende Vorstand hatte indes auf der letzten Verbänderunde im Juni lediglich eher sybillinisch erklärt, dass auf dem nächsten Treffen ein Kandidat vorgestellt werden würde.
Neuerdings tauchte unter den kursierenden Kandidaten neben der ehemaligen Leichtathletin und Doping-Expertin, Professorin Ines Geipel (angefragt) auch der Name des amtierenden Vizepräsidenten des Brandenburger Landtages Dieter Dombrowski (CDU) auf. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte Dombrowski seine Kandidatur für die Nachfolge Rainer Wagners als Chef der UOKG. Der CDU-Politiker sagte ggüb. unserer Redaktion, Roland Jahn habe ihn eindringlich von einer Kandidatur für dieses Amt überzeugt. Er bringe überdies neben seiner politischen und organisatorischen Erfahrung auch seine Vita als einstiger politischer Verfolgter (Cotbus) ein. Zu weiteren Einzelheiten wollte sich Dombrowski am Donnerstag letzter Woche im Brandenburger Landtag nicht äußern. Er werde auch bis zur Wahl keine Erklärungen abgeben.
Insider bedauern indessen, dass der amtierende Vorstand die Wahlen wohl als „Vorstandssache“ behandele und die ansonsten betonte Mitwirkung der Mitgliedsverbände offenbar nicht erwünscht sei. Jedenfalls ist von einer Aufforderung an die Mitgliedsverbände, sich aktiv an der Benennung eines Wagner-Nachfolgers oder jetzt des gesamten Vorstandes zu beteiligen, bislang nichts bekannt. Nach letzen Informationen soll mindestens einer der bisherigen Stellvertreter nicht mehr zur Wahl antreten.
Dublin ursächlich für das gegenwärtige Chaos in Ungarn
Ein Einwurf von Christian Richter, Berlin
Szeged/Ungarn, 10.09.2015/ChR – Der eigentliche Zweck meiner Ungarnfahrt ist ein Vortragsprojekt über den ungarischen Reformator Benedict Abadi zum 5OOjährigen Reformationsjubiläum in 2O17, den ich mit einem Literatur-Professor in Szeged in den Bibliotheken sitzend erarbeite.
Heute war ich von 10:00-13:00 Uhr an der grünen Grenze, an der Eisenbahnstrecke Subotica-Serbien nach Szeged-Ungarn in der Nähe der Ortschaft Röszke verlaufenden, die Grenze überquerenden Bahnlinie. Fünf Meter rechts und links der Gleise steht der fertige Zaun, das Loch im Zaun ist das Nadelöhr des Stromes in Europas Mitte. Leichter Nieselregen, aber unaufhörlich kommen Trupps von Flüchtlingen über den Bahndamm und die Gleise auf das ungarische Gebiet. Dort ist ein befestigter Grenzweg auf ungarischer Seite. Lkw stehen da, Arbeiter machen letzte Arbeiten am Zaun, viel Polizei. Diese lässt die Trupps weiter laufen bis zu einer Fernstrasse, dort ist die Auffangstation: Viele Helfer, Zelte mit Nahrungsversorgung. Viele Busse stehen bereit, sollen die Flüchtlinge in die Camos zu Registrierung bringen.
Das Problem: Fast 1OO Prozent der Flüchtlinge wollen sich nicht registrieren lassen. Sie alle kommen über die grüne Grenze, nicht über die Grenzübergänge, und die ungarischen Behörden sind bei diesem Ansturm völlig überfordert. Laut Dublin-Abkommen muss das erste EU-Land Asylsuchende Flüchtlinge registrieren, wenn sie über die Schengengrenze in die EU „einreisen“. Aber alle sind quasi illegal, deshalb erfolgt auch keine planmäßige Versorgung durch die Behörden und deshalb auch dieses Chaos in Budapest am Ostbahnhof. Alle Flüchtlinge sind dort illegal über die Grenze gekommen und nötigen quasi alle damit Betroffenen nur zum Zweck der Erzwingung der Fahrt Richtung Deutschland.
Ich war schon betroffen, als ich zusammen mit Schweizern am Aluzaun stand. Aber hier macht Ungarn, wie so oft in der Geschichte, die „Dreckarbeit“ für Europa. Man hackt auf Ungarn, weil das Land neue Grenzzäune baut, aber Ungarn erfüllt nur die EU-Gesetze des Schutzes der EU-Außengrenzen, was Merkel deutlich im Berliner TAGESSPIEGEL am 2.9. verlangte: „Die Dublin-Vereinbarungen müssen eingehalten werden“.
Wir sehen die Probleme auch in Italien und Griechenland. Ich sah viele Familien mit Kindern, wollte spontan einem Vater für seine drei Kinder 5.OOO Forint geben, ca. 17 Euro. Er lehnte dankend ab, in englisch, er hätte mehrere Tausend Euro bei sich. Ich las Personaldokumente auf, zerrissen, nass, werde sie trocknen… Diese werden weggeworfen um sich nicht identifizieren zu müssen…Warum lassen sich die tausenden Flüchtlingen nicht registrieren? Polizisten sagten mir, in spätestens vier Monaten kommen diese alle zu Euch!
Ursachen-Diskussion ist mühselig. Jahrelang schaute die Welt, die UNO, die EU zu im Irak, Afghanistan, Syrien, es passierte nichts. In der Griechenland-Finanzkrise jagten sich die hochkarätigsten Konferenzen, jetzt werden mühsam Termine unwillig in dieser Asylfrage vereinbart, habe ich eben im ungarischen TV gehört. Die USA sagen, Europa soll allein mit der Flüchtlingsfrage fertig werden. Dabei haben sich doch die USA in allen Brennpunkten dominant eingeschaltet und das heutige Dilemma in Gang gesetzt!
Ich sehe deutsche Nachrichtensendungen und parallel werden mir die ständigen ungarischen Berichte live übersetzt. In Deutschland wird offenbar vieles verschwiegen, ich bin über diese Informationspolitik entsetzt. Am Montag will ich mit dem Nachtzug nach Berlin zurückfahren vom Keleti-Ost-Bahnhof Budapest. Mal sehen, was mich da erwartet. Ich habe viele Fotos gemacht.
P.S.: Im Ungarischen gibt es die Redewendung: „Wenn der Gast zur Türe herein kommt, ist er willkommen, wenn er durch das Fenster einsteigt, ist er kein Gast.“ Alle Staaten Europas sind dringend auf den Schutz der Außengrenzen angewiesen.
Kommentar Völkerwanderung in 2015: Ängste ernst nehmen – Hass-Ausbrüche ablehnen
Von Carl-Wolfgang Holzapfel
Christan Richter, ehemals politischer Gefangener in der DDR, beschreibt authentisch aus eigener Wahrnehmung, noch dazu vor Ort. Ist er deswegen ein Rechter oder – schlimmer – ein Nazi? Mitnichten. Wir müssen aufpassen, nicht durch unbedachte und leichtfüßige Wortwahl zweifellos vorhandene Nester von Extremismus zu düngen und damit erst groß zu machen. Wir müssen Ängste ernstnehmen, nur dann können wir berechtigte Sorgen in eine dringend erforderliche Lösung einbinden.
Was sich hier in Europa derzeit abspielt, ist nicht mehr mit dem Begriff „Flüchtlinge“ zu verallgemeinern. Es handelt sich um eine längst einsetzende Völkerwanderung, deren Auswirkungen mit den bisherigen Handhabungen nicht in den Griff zu bekommen sein werden. Die Frage ist nicht mehr: Nehmen und w i e nehmen wir notleidende Menschen auf? Die Frage ist: Wie gehen wir mit dem Phänomen einer Völkerwanderung in der Neuzeit um?
Je eher unsere Politiker den Mut haben, dieses Problem offen anzusprechen, um so eher werden sie jeden Anflug von Extremismus im Keim ersticken. Wenn unser Bundespräsident öffentlich, nichts desto weniger hilflos wirkend verkündet: „Wir werden Lösungen finden,“ klingt das eher nach einem Pfeifen im Walde als nach einer klaren Ansage. Wir brauchen kein „Weiter so!“ mit der unterlegten Hoffnung auf eine Irgend-wann-Lösung. Wir brauchen die klare Ansage, daß hier eine Sondersitzung der UN-Vollversammlung einberufen werden muß und daß die EU hier vor ihrer wirklichen Bewährungsprobe steht. Ein europäischer Kongress, auf dem sowohl die Regierungen als auch Vertreter der gewählten Parlamente eine Mitsprache haben, sollte analog zur erforderlichen UN-Sondersitzung einberufen werden.
Nur wenn wir handeln, wenn wir ein europäisches und weltweites Fundament bauen, mit dem wir die Völkerwanderung, ihre Ursachen und deren Folgen bewältigen können, werden unsere Absagen an jedwede Hass-Ausbrüche gegen Menschen, die vor Not und Gewalt fliehen, mehr, als leere Phrasendrescherei, mit der wir lediglich eigene Ängste kaschieren. Hass ist ebenso wenig eine Antwort, wie der hilflos wirkende Druck auf die Tränendrüse, der als Alternative verkauft wird.
High Noon in Stollberg – Förderverein vor Neuwahlen
Stollberg/Hoheneck, 15.09.2015/cw – Nachdem der erste Förderverein, gegründet nach dem Besuch des Bundespräsidenten Christian Wulff im Mai 2011 in diesem Jahr auf eigenen Antrag aus dem Vereinsregister gelöscht wurde, engagiert sich nur noch ein Förderverein vor Ort für die Schaffung einer Gedenkstätte im ehemaligen Frauenzuchthaus Hoheneck. Dietrich Hamann, einst Mitbegründer des ersten Fördervereins, hatte diesen kurz nach der Gründung nicht zuletzt auf massiven Druck von Außen verlassen und den zweiten Verein 2012 mitbegründet. Seither hat der Verein allerdings vielfache interne Auseinandersetzungen ausfechten müssen, die schließlich zum Rücktritt Hamanns im Frühjahr 2014 „aus gesundheitlichen Gründen“ geführt hatten. Eine ohnehin anstehende Neuwahl in 2015 war an formalen Fehlern gescheitert, eine Eintragung ins Vereinsregister nach diversen Protesten nicht erfolgt.
Nunmehr sollen auf Anregung des Registergerichtes durch den im Register eingetragenen Vorstand (Jens Franz und Heike Opitz) im Oktober Neuwahlen durchgeführt werden. Beobachter sehen in der ordnungsgemäßen Durchführung die letzte Chance für den Verein, an der Konzeptionierung und dem Ausbau einer würdigen Gedenkstätte mitwirken zu können. Die Große Kreisstadt Stollberg unter OB Marcel Schmidt hatte bereits aufgrund der Querelen zumindest vorübergehend alle Aktivitäten um die Gedenkstätte an sich gezogen.
Wer für den Vorstand kandidiert und ob der umstrittene Dietrich Hamann noch einmal für den Vorsitz antritt, war bei Redaktionsschluss (14.09.) nicht bekannt. Hamann muß sich unterdessen wohlmöglich einer gerichtlichen Auseinandersetzung stellen. Er hatte in einer breit gefächerten Mail an Mitglieder des Vereins, unter diesen Mitglieder des Bundestages und (ehemals) des Landtages in Dresden Verleumdungen gegen einstige politische Verfolgte verbreitet und sieht sich nun jüngst mit einer Aufforderung zur Unterlassung konfrontiert. Am 11.September hat der streitbare Funktionär eine entsprechende Erklärung abgelehnt.
Hat der Frauenkreis ehem. Hoheneckerinnen Chancen auf Neubeginn?
Darmstadt, 15.09.2015/cw – Das Amtsgericht Darmstadt hat in einem jüngsten Schreiben die Initiative für Neuwahlen im Frauenkreis unter Führung von Regina Labahn aufgefordert, Nachweise vorzulegen, dass der bisherige Vorstand Aufforderungen zu Neuwahlen im Frauenkreis der ehemalige Hoheneckerinnen abgelehnt hat. Das Gericht wolle nach Vorlage ggf. über die von den Klägerinnen beantragte Einsetzung eines Notvorstandes entscheiden.
In der Tat sehen viele ehemalige „Hohenecker Frauen“ in einer baldigen Neuwahl und damit beabsichtigten Befriedung im Verein die letzte Chance auf einen Neubeginn. Die Altersstruktur der aktuellen Mitglieder ließen „keine unendliche Vertagung dieser wichtigen Entscheidung auf den Nimmerleinstag“ zu, sagte eine der Klägerinnen ggüb. unserer Redaktion.
Landgericht Berlin: UOKG verliert Rechtsstreit um Verleumdungen
Berlin, 15.09.2015/cw – Der Dachverband der Opferverbände, UOKG, hat auch die zweite Stufe in einem Rechtsstreit vor dem Landgericht Berlin verloren. In einer von Interessierten gut besuchten Verhandlung wies die 27. Kammer den Einspruch gegen eine einstweilige Unterlassung ab. In dieser war der UOKG untersagt worden, einen angeblichen Beschluss der Mitgliedsverbände vom Juni 2015 weiterhin zu verbreiten. In diesem offenbar von dem einstigen Justiziar der UOKG Florian K. entworfenen und verbreiteten Beschluss waren gegen den Vorsitzenden der Vereinigung 17. Juni und verantwortlichen Redakteur des Hohenecker Boten Vorwürfe kolportiert worden, die einer rechtlichen Beurteilung nicht standhielten.
Warum der amtierende UOKG-Vorsitzende die Vorhaltungen der Kammer ignorierte und den Vorschlag einer Rücknahme des Widerspruchs aus Kostengründen wegen offensichtlicher Aussichtslosigkeit ablehnte, wird dieser wohl den Mitgliedern zu erklären haben. Ohnehin hatte einer der beisitzenden Richter an die UOKG – wenn auch vergeblich – appelliert, sich doch „eher den eigentlichen Aufgaben der Vertretung von Kommunismus-Opfern“ zu widmen, als hier einen „kostspieligen Krieg gegen Herrn H.“ zu führen. Die UOKG verwende schließlich “gemeinnützige Gelder.“
Eine Entscheidung über die beantragte Verhängung eines Ordnungsgeldes gegen die UOKG steht hingegen noch aus, nachdem der Dachverband offenbar nicht alle Auffindungsquellen im Internet zu dem untersagten Beitrag gelöscht hatte.
Sachsenhausen: Verein will keinen Streit importieren
Oranienburg/Sachsenhausen, 15.09.2015/cw – Bei schlechtem, weil kaltem und regnerischem Wetter fand das diesjährige Herbsttreffen der Lagergemeinschaft Sachsenhausen 1945-1950 im ehemaligen NS-KZ Sachsenhausen statt. Die Sowjets hatten die nationalsozialistische Einrichtung zur Verfolgung und Vernichtung politischer Gegner für den gleichen Zweck nach 1945 bis 1950 für sich genutzt. Über 12.000 Menschen waren in diesen fünf Jahren unter den unmenschlichen Bedingungen gestorben. Dieser Teil der KZ-Geschichte war unter dem DDR-Regime kontinuierlich verschwiegen, hingegen die NS-Vergangenheit in den Vordergrund gestellt worden.
Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung bemühte sich der Verein in langjährigen und „teilweise zermürbenden Verhandlungen“, so die langjährige Vereins-Vorsitzende Gisela Gneist, um die Einbeziehung der Opfer des kommunistischen Terrors in das Gedenken. Gneist, 2007 verstorben, hatte selbst einige Jahre als Vierzehnjährige im KZ Sachsenhausen verbringen müssen.
Zu dem Treffen waren wieder zahlreiche Mitglieder erschienen. Einmal mehr präsentierte sich der Verein in der Öffentlichkeit als einer der wenigen verbliebenen Verbände, die frei von internen Querelen ihrer wichtigen und damit überzeugenden Aufgabe der historischen Erinnerung nachgehen. Der wiedergewählte Vorsitzende Joachim Krüger (MdA Berlin, CDU) wies denn auch in der gut besuchten Mitgliederversammlung unter Beifall darauf hin, dass sich die Lagergemeinschaft nicht an den „leider üblich gewordenen Auseinandersetzungen“ in der Opfer-Szene beteiligen wolle. Auch der übrige bisherige Vorstand wurde durch Wiederwahl in seinen bisherige Positionen bestätigt. Lediglich im Beirat gab es unwesentliche Veränderungen.
Lenin-Kopf in Berlin: Wann wird Hitler-Kopf ausgegraben?
Berlin, 15.09.2015/cw – Unter großem medialen Getöse wurde der Kopf der nach der Wende gestürzten und im märkischen Sand verbuddelten Lenin-Statue wieder ausgegraben und feierlich in die Zitadelle nach Spandau verbracht. Dort soll der Kopf im Rahmen einer Ausstellung dauerhaft präsentiert werden.
Opfer und Verfolgte der Diktatur sind von dem Vorgang wenig begeistert. Für die Vereinigung 17. Juni in Berlin ist Lenin der Anführer und Begründer des Bolschewismus, der weltweit über 100 Millionen Todesopfer gefordert hat. Es stelle sich die traurige Frage, wann im märkischen Sand oder anderswo nach Büsten oder Überbleibseln von Hitler-Statuen gegraben werde. Den NS-Opfern wäre eine solche Präsentation ebenso wenig zuzumuten wie den Opfern des Kommunismus die Lenin-Statue. (1.029).
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Impressum: Der „Hohenecker Bote“ ist einzig der demokratischen Auseinandersetzung und den Anliegen der Verfolgten beider Diktaturen verpflichtet, parteipolitisch und vereinsrechtlich unabhängig und erscheint in der Mitte eines jeden Monats. Beiträge dürfen b.a.W. kostenlos unter Zurverfügungstellung von Nachweisen (Belegen) insbesondere von gemeinnützigen Vereinen der Verfolgten- und Opferszene beider Diktaturen in Deutschland genutzt oder weiterverbreitet werden. Fotos dürfen grundsätzlich nur unter ausdrücklicher Zustimmung bzw. zu den Bedingungen der Redaktion genutzt werden. Redaktion: Carl-Wolfgang Holzapfel (cw) – verantwortlich; redaktion.hoheneck@gmail.com ; Kaiserdamm 9, D-14057 Berlin, Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953; Fax: 030-30207786 (derzeit außer Betrieb). Anzeigen auf Anfrage.
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Vereinigung.17.juni.1953@gmail.com
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Kiew/Hamburg/Berlin, 8.12.2013/cw – Empörung bei den Verfolgten der kommunistischen Diktatur löste die Berichterstattung über den heute in Kiew/Ukraine erfolgten Sturz der lebensgroßen Lenin-Statue aus. Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga (ARD) moderierte den Bericht aus Kiew mit einem Bedauern über den Sturz der Lenin-Statue an: „Wieso denn ausgerechnet der arme Lenin, was kann der denn dafür?“ twitterte heute ein russischer Journalist, „die hätten doch eher Luxuskarossen zertrümmern sollen.“
Dieser mangelnde Respekt vor der symbolischen Trennung vom Vater der blutigsten Epoche im 20. Jahrhundert in der einstigen UdSSR löste bei einstigen politischen Gefangenen Protest und Empörung aus. So erklärte die in Berlin ansässige Vereinigung 17.Juni: „Wir sind entsetzt über diese instinktlose Geschichtskommentierung in einem öffentlich-rechtlichen Medium. Wir haben in diesem Jahr des 60. Jahrestages des Volksaufstandes gegen die kommunistisch-stalinistische Diktatur gedacht und uns vor den Toten des roten Terrors verneigt. Es ist nicht hinnehmbar, wenn jetzt im moderierenden Plauderton der Sturz eines Denkmals an einen roten Diktators bedauert wird. Das ist ein verheerendes und falsches Signal an die nachgewachsene Generation, die Dank des Einsatzes ihrer Mütter und Väter heute in Frieden und Freiheit leben dürfen,“ erklärte heute der Vorstand in Berlin. Man erwarte eine Entschuldigung für diese Wort-Entgleisung. Gerade gegenüber der mutigen Bevölkerung in Kiew sei ein erklärendes Wort notwendig: „Die Ukrainer brauchen in diesen Stunden, Tagen und Wochen Ermutigung, auch wenn dies durch einen öffentlich-rechtlichen Sender nur in Form solider Berichterstattung geschehen kann. Was die Ukrainer nicht gebrauchen können, sind leichtfertige verbale und zumindest missverständliche Kotaus vor den Begründern ihrer jahrzehntelangen Unfreiheit.“
V.i.S.d.P.:Vorstand Vereinigung 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
Berlin, Volkstrauertag 2012/cw – In der Gegenwart 2012 auf den Spuren der Vergangenheit, die inmitten künstlerischer Inspiration und Verlächerung ihre Bedrückung nicht verlieren will…

Das Grauen war benamt – In Sachsenhausen selbst legten Überlebende des Forsetzungs-KZ in Oranienburg einen Kranz nieder…

Zwischen Reichstag und Brandenburger Tor: Ein Teich der Tränen erinnert an ermordete Sinti und Roma …

Zum Volkstrauertag erinnert ein strahlender Blumenkranz an die Fortführung des Mordens in der geteilten Hauptstadt nach 1961 …

Am 9. November 1944 richtete Joseph Goebbels in der Wilhelmstraße seine Durchhalterede an den Volkssturm – Neben tausenden Deutschen starben tausende Rotarmisten im Kampf um Berlin …

Unweit des Hungerstreiks: Ein Mörder der Geschichte wird zur Touristenattraktion verniedlicht (von links: Lenin kniet vor rot bemantelter Amourette, auf der anderen Seite kniet eine DDR-
Kanallie) …

Der Baum wird wieder blühen … Die Millionen Mordopfer entreißt nur die stete Erinnerung dem Reißbrett-Tod…

Die kleinen, unzähligen Steine der Erinnerung pflastern die Wege zwischen den kleinen und großen, Volkstrauer auslösenden Sarkophagen…

Die jüngste Vergangenheit läßt sich nur durch die Geschehnisse der davon überdeckten Vergangenheit erklären (Mauerreste am Potsdamer Platz) …
Alle Fotos: LyrAg 2012
V.i.S.d.P.: C.W. Holzapfel, Berlin, Tel.: 030-30207785
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