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Berlin, 25.08.2014/cw – Der Verein
GEDENK- UND BEGEGNUNGSSTÄTTE
EHEMALIGES KGB-GEFÄNGNIS POTSDAM e.V.
lädt zu einer Lesung und einem Zeitzeugengespräch mit
Horst Schüler
am
Mittwoch, 27. August 2014 ab 17.00 Uhr
in der Gedenkstätte 14469 POTSDAM,
Leistikowstraße 1, ehem. K G B-Gefängnis
ein.
Der in Potsdam 1924 geborene Journalist und Ehrenvorsitzende der UOKG wird aus seinem Buch „WORKUTA – Erinnerungen ohne Angst“ lesen und ein Gespräch mit Dr. Richard Buchner, dem Vorsitzenden des Gedenkstättenvereins, führen. Anschließend Diskussion.
An dem Abend soll Horst Schüler auch nachträglich zu seinem Mitte des Monats erlebten 90. Geburtstag geehrt werden.
Horst Schüler wurde 1951 in Potsdam verhaftet und befand sich von 1952 – 1955 im GULAG Workuta. Näheres hier unter
Der Veranstaltung geht um 17:00 Uhr eine Führung durch das einstige KGB-Gefängnis voraus (Horst Schüler / Dr. Buchner); ab 18:00 Uhr beginnt die Lesung bzw. das Zeitzeugengespräch.(843)
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785
Potsdam, 26.09.2013/cw – Ines Reich, Leiterin der „KGB-Gedenkstätte Leistikowstraße“ hatte zu einem besonderen Zeitzeugengespräch eingeladen: „Schwangerschaften in der Haft“. Etwa 20 Besucher interessierten sich für dieses Thema. Vielleicht hatten sich aber auch weitere Interessenten ferngehalten, weil eine der Zeitzeuginnen mit ihren phantasievollen Vergangenheitsdarstellungen in die Kritik geraten war. Den Nicht-Anwesenden entging jedenfalls ein berührender, informativer Abend.
Das lag nicht zuletzt an der sensiblen und einfühlsamen Gesprächsführung von Dr. Reich, in die man sich erst einfinden mußte, die aber im Laufe des Abends immer einsichtiger und überzeugender wurde. Denn die Gesprächspartner, die hochbetagte Helga Gäbel (1929) und die nur vier Jahre jüngere Anita Goßler (1933) unterschieden sich trotz eines gemeinsamen Schicksals, der Geburt der jeweiligen Tochter in der Haft, sowohl im Detail wie in deren Darstellungen. Dennoch gelang es Reich, mit anmutender Fürsorge und behutsamer Frageführung die beiden alten Damen zusammenzuführen.

Düstere Vergangenheit: Erinnerungstafel unter dem Zellengitter: KGB-Gefängnis Leistikowstraße – Foto: LyrAg
Helga Gäbel tat sich schwer mit ihren präzisen Erinnerungen und räumte dies auch mehrfach freimütig ein. Das schmälerte keineswegs die Glaubwürdigkeit ihrer oft um Worte ringenden Erzählungen, die sie oft mit einem tiefen Humor belebte. Ihre Tochter wurde der Mutter rund drei Monate nach der Entbindung weggenommen, erst mit fünfeinhalb Jahren sahen sich die Beiden wieder. „Das war schwierig nach der langen Zeit. Da mußte man erst zusammenwachsen. Heute sind wir Freundinnen.“
In der Leistikowstraße hatte der Vernehmer gedroht, ihr in den Bauch zu treten, wenn sie nicht gestehen würde. Gäbel: „Ich wollte doch das Kind haben. Da habe ich schließlich alles unterschrieben.“ Nach der Verurteilung zu 25 Jahren („Für mich war es ein Todesurteil, ich dachte, die wollten nur noch mein Kind haben.“) kam Gäbel nach Hoheneck. Dort wurde sie von einer einstigen KZ-Ärztin und einer Hebamme gebadet („War das herrlich!“). Durch die Wärme wurde die Geburt gefördert.
Die Bedingungen für Mutter und Kind waren schrecklich: „Unsauber, das Kind wurde krank, hat immer geschrieen und geweint. Sogar die Windeln mußten wir in Schmutzwasser waschen.“ Helga Gäbel konnte auch nicht stillen, das Kind wurde mit der Flasche groß gezogen. „Die übrige Milch gab ich weiter an kranke Mitgefangene.“
In Hoheneck konnte sie ihre soziale Einstellung praktizieren („Ich dachte ja damals kommunistisch, ehe ich dann das als Religion erkannte, die utopisch war.“). Sie war für die Reparaturen an den Nähmaschinen zuständig und hatte dadurch Zugang zu allen Abteilungen: „Alle nannten mich „Mohrle“. Mohrle, komm mal, da ist etwas kaputt.“ Dort lernte sie auch eine Frau von den Zeugen Jehovas kennen, die ihr ein Medaillon mit dem Bild deren Kindes schenkte: „Das habe ich dann immer in der Hosenfalte versteckt getragen.“

Am Ende verdienter Dank: Blumen für Helga Gäbel (li.) und Anita Goßler (re.), Mitte: Dr.Ines Reich –
Foto: LyrAg
Anita Gossler, die mit mehreren Varianten um ihre Erlebnisse zu kämpfen hat, merkte man die Rhetorik eines in der Politik beheimateten Menschen an. In klaren Sätzen schilderte sie die Gegensätzlichkeiten zu den Erlebnissen Helga Gäbels. So gab es im Haftkrankenhaus Meusdorf ein Kinderzimmer, das sauber und gepflegt war und zu dem die Mütter auch Zutritt hatten: „Die Kinder hatten kleine Bettchen.“
Aber auch Gossler wurde die Tochter, die am späteren „Tag der Deutschen Einheit“ geboren worden war, nach drei Monaten entrissen. „Sie kam zu Pflegeeltern. Die Mutter war Heimleiterin, er (der Vater) war wohl Kreisleiter (der Partei). Meine Tochter hatte wohl eine sozialistische Erziehung, jedenfalls wollte sie später von mir nichts wissen und sagte: Niemand sei unschuldig ins Gefängnis gekommen.“
Immerhin war die Zeitzeugin bemüht, in der Vergangenheit hinterfragte Darstellungen aus ihrem Erleben zu umschiffen, um keine neuerlichen Diskussionen zu entfachen. Dennoch schilderte sie aus ihrer persönlichen Leidensgeschichte durchaus neue und dramatische Aspekte. Angeblich sei sie, so Goßler, auch in anderen Haftanstalten gewesen, sie könne sich „daran aber nicht erinnern“. In einer dieser Haftanstalten sei sie in einer Gemeinschaftszelle ihrer Mutter begegnet, die wegen ihrer Teilnahme am 17. Juni 1953 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. „Dann hat das wohl jemand verraten, dass wir Mutter und Tochter waren, und da wurden wir wieder getrennt.“
In Meusdorf sei man sehr freundschaftlich miteinander umgegangen. Aber Hoheneck war „schlimmer, als die Stasi-Haft. Erst waren wir zu Dritt, dann, glaube ich, zu Acht in einer Zelle. Man mußte aufpassen, mit wem man sprach. Es waren da ja auch Kriminelle.“
Anita Goßler wurde nach dreieinhalb Jahren (Urteil: 5 Jahre) entlassen und zog mit ihrem heutigen Mann 1957 in den Westen. Hat sie ihren damaligen Freund und Vater ihrer Tochter jemals wieder gesehen? „Mir wurde ja in Hohneck erzählt, er sei gestorben. Das war mir egal, weil er für mich schon längst gestorben war. Ich habe ihn nie gesucht und auch nie mehr gesehen.“
Ähnlich erging es Helga Gäbel: „Ich war nur einmal mit diesem Mann zusammen, und schon war ich schwanger,“ kann sie heute mit Humor in der Stimme erzählen. „Eigentlich hatte ich kein Verhältnis zu Männern. Aber als ich ihn sah, wusste ich, der ist es.“ Der Vater ihrer Tochter wanderte nach Brasilen aus, Mutter und Tochter haben nie mehr von ihm gehört.
Für die Besucher war die Begegnung mit den alten Damen sehr eindrucksvoll. Als Fazit lässt sich so zusammenfassend sagen: An diesem Abend waren Menschen am Ort der Unmenschlichkeit und schilderten den einmal mehr betroffenen Zuhörern von ihren schrecklichen Erlebnissen, ohne Vibration einer Spur von Hass auf ihre einstigen Peiniger. Wenn die Stimmen zitterten, dann war dies dem Alter geschuldet.
Weniger gelassen, dies sei am Ende chronistisch erwähnt, zeigte sich ein Repräsentant des Gedenkstättenvereins, der doch allen Ernstes vor einer Berichterstattung über die Zeitzeugen-Veranstaltung eine Genehmigung durch die Gedenkstättenleitung einforderte. Erst der Hinweis auf die Öffentlichkeit der Veranstaltung und die garantierte Pressefreiheit konnte ihn von seinem Ansinnen abbringen.
Auch das bemerkenswert: An einem Ort der Unterdrückung von Meinungsfreiheit und Grundrechten im Jahre 2013 der Versuch, Meinungsfreiheit einzuschränken.
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
ZDF am Sonntag 29.09.2013, 10:15 – 10:45 Uhr
Peter Hahne: Menschenhandel im kalten Krieg: Vor 50 Jahren erster Freikauf von DDR-Gefangenen
Gäste im Studio am Brandenburger Tor:
Ute Franke, freigekauft nach zwei Jahren Zuchthaus Hoheneck
Ludwig Rehlinger, ehem. Staatssekrektär und Bonner Unterhändler
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=g3l7zHoEQ6A
Potsdam, 25.08.2013/cw – Mangelnde Sensibilität hatte man ihr bereits mehrfach vorgeworfen, mangelnden Mut kann man ihr wohl nicht absprechen. Gemeint ist Ines Reich, wissenschaftliche Leiterin der KGB-Gedenkstätte in der Potsdamer Leistikowstraße.
Anlässlich der Einweihung einer Gedenkplakette für die einstigen Opfer des sowjetischen Geheimdienstes („Gequält, Gefoltert, Verbannt, Erschossen“), die der im Frühjahr verstorbene Bob Bahra auf eine Initiative von Bodo Platt* entworfen hatte, kam es zu einer kurzen aber heftigen Kontroverse zwischen den einstigen Opfern und Ines Reich. Nach dem Eklat um einen „tätlichen Angriff“ auf die Historikerin durch einen ehemaligen Workutaner (wir berichteten) hatten sich die Beteiligten eine größere Sensibilität im Umgang mit den Diktatur-Opfern erhofft.
Während der Sprecher des Gedenkvereins Dirk Jungnickel an die stalinistischen Verbrechen erinnerte und Vereinsvorsitzender Richard Buchner den Hitler-Stalin-Pakt als „letzten Schritt in den Abgrund des Zweiten Weltkrieges“ bezeichnete, warnte Ines Reich gegenüber den „Potsdamer Neusten Nachrichten (pnn)“ vor der Gefahr, die Unterschiede der beiden totalitären Regime „zu verzeichnen“. In ihrer Rede anlässlich der kurzen Gedenkfeier hatte Reich den Politikwissenschaftler Claus Leggewie zitiert, der „die Schwierigkeit der europäischen Erinnerungskultur“ darin sehe, das diese „das Singuläre am Zivilisationsbruch der industriell-bürokratischen Vernichtung der europäischen Juden“ herausstelle, „ohne sie damit dogmatisch dem historischen Vergleich zu entziehen und die systematische Ausrottung der ,Klassen- und Volksfeinde’ im sowjetischen Machtbereich herunterzuspielen.“
Allerdings hatte auch Reich nach der Veranstaltung zumindest der PNN (24.08.2013, S.14) gegenüber der Aussage Buchners, nach der es für die Opfer keinen Unterschied mache, „im Namen welcher Diktatur sie umgekommen sind“, zugestimmt.
Die Veranstaltung in der Potsdamer Leistikowstraße war aus Anlass des „23.August“, der nach der „Prager Erklärung“ und einem Beschluss des EU-Parlamentes zum „Europäischen Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus“ erhoben werden soll, durchgeführt worden. Auch der Brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte die Idee der Gedenkplakette unterstützt. Dirk Jungnickel kritisierte „gewisse Historiker“, die eine „Opferhierarchie“ aufgebaut hätten und merkte an, dass die Opfer, die in der Leistikowstraße einsaßen, in der Mehrzahl „keine glühenden Nazis“, allenfalls junge verführte Idealisten gewesen“ seien, deren Qualen in den Kellern des KGB in keinem Verhältnis zu deren vorgeblichen Vergehen gestanden hätten. Die damaligen Opfer sähen sich heute einer sogen. Faschismus-Keule ausgesetzt, obwohl sie niemals die Absicht gehabt hätten oder haben, Opfer beider Systeme gegeneinander auszuspielen, wie das andere täten.
* Wegen eines bedauerlichen Übertragungsfehlers aktualisiert am 27.08.2013
V.i.S.d.P.: Redaktion „Hohenecker Bote“, Berlin, Tel.: 030-30207785
Potsdam/Berlin, 18.08.2013/cw – Im Jahre 2008 beschloss das Europäische Parlament mit der Mehrheit seiner osteuropäischen Mitglieder, den 23. August zum Gedenktag an die Opfer aller totalitären und autoritären Regime zu machen. Am 23. August 1939 wurde der berüchtigte Hitler-Stalin-Pakt zwischen den beiden Diktaturen geschlossen, in dem die Grenzen Europas neu definiert wurden. Durch diesen Pakt wurde der Überfall auf Polen möglich und damit der Zweite Weltkrieg eingeleitet.
Am Gedenktag, der auch in Deutschland trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse noch nicht offiziell übernommen wurde, finden trotzdem aus diesem Anlass einige Veranstaltungen statt. Wir machen hier auf zwei nachstehend aufmerksam:
Gedenktafel am KGB-Gefängsnis in Potsdam
Die „Zeitzeugen –Initiative ehem. KGB-Gefängnis Leistikowstraße“ wird unter Beteiligung des Gedenkstättenvereins um 17:00 Uhr im Hof der Leistikowstraße 1 in Potsdam im Rahmen einer Gedenkfeier (Entwurf: Bob Bahra †) eine bronzene Gedenktafel anbringen. Aus Anlass des Gedenktages werden die Namen der Toten „am Ort des Grauens“ im einstigen KGB-Gefängnis verlesen. Ministerpräsident Matthias Platzeck hat des Projekt „Gedenktafel“ unterstützt.
Gedenken am Steinplatz in Berlin
Ebenfalls am 23. August, hier um 17:30 Uhr, wird die Partei „DIE FREIHEIT“ am Charlottenburger Steinplatz (Hardenbergstraße ggüb. der TU-Mensa) der Opfer beider Terror-Systeme gedenken. Am Steinplatz befinden sich Mahnsteine für die Opfer des Stalinismus und des Nationalsozialismus. Seit einigen Jahren wird dort auf Anregung unserer Vereinigung jeweils am 17. Juni anlässlich der traditionellen Gedenkfeier der VOS (Vereinigung der Opfer des Stalinismus) vor Ort der Opfer beider Unrechtssysteme gedacht. Die Veranstalter rufen Teilnehmer dazu auf, selbst Blumen und Kerzen zur Gedenkfeier mitzubringen, um ein persönliches Zeichen der Trauer und des Erinnerns zu setzen.
V.i.S.d.P.:Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
Potsdam/Berlin, 29.05.2013/cw – Die Schlagzeilen waren martialisch, der Vorgang wohl eher weniger. Jedenfalls titelte u.a. die Märkische Allgemeine am 27. März 2012: „Todesdrohung gegen Ines Reich – Mitglied des Vereins der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße greift Gedenkstättenleiterin an.“ Todesangst habe sie gehabt, wurde später die Gedenkstättenleiterin zitiert. Hintergrund: Ein über achtzigjähriger ehemaliger Lagerinsasse vonWorkuta/Sibirien soll die Gedenkstättenleiterin des einstigen KGB-Gefängnisses in der Potsdamer Leistikowstraße, Ines Reich, tätlich angegriffen und, wie es in der späteren Strafanzeige hieß, sogar „gewürgt“ haben.
Der Workutaner Lothar Sch. bestreitet diese Version vehement. Er sei, wie viele ehemalige Insassen des KGB-Gefängnisses, empört über die eigenwillige Geschichtstransformation der Historikerin und habe sich zudem darüber erregt, das ihm die Gedenkstättenleiterin Führungen durch das Haus, die ihm vom Ministerpräsidenten Brandenburgs zugesagt worden seien, verweigert wurden. Darüber sei es zu einem verbalen Streit gekommen. Lothar Sch. räumt ein, Ines Reich dabei an den Schultern kurz geschüttelt zu haben. Er bedauere dies, bitte aber um Verständnis für die emotionale Erregung von Betroffenen, die sich durch eine „abstrakte Geschichtsbetrachtung und willkürlich wirkende Führung der Gedenkstätte durch nicht betroffene Historiker“ bis ins Mark getroffen fühlten. Es entstände dadurch der fatale Eindruck der „Verwertung von Schicksalen unter merkantilen Gesichtspunkten, wobei eine Würdigung und der Respekt vor dem Leben der einstigen KGB-Gefangenen außen vor bleiben,“ so der kämpferische Ruheständler aus Berlin.
Nun wehrt sich der einstige Workutaner gegen einen Strafbefehl über 900,00 Euro. Über den Widerspruch soll am Donnerstag, 30.05. um 10:30 Uhr im Justizgebäude in der Potsdamer Jägerallee 10-12 verhandelt werden. Lothar Sch. erwartet eine deutliche Reduzierung oder gar Rücknahme des Strafbefehls, weil er sich unschuldig im Sinne der „abstrusen Vorwürfe“ fühle.
V.i.S.d.P.:Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
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