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Berlin, 27.04.2018/cw – In einem Interview mit dem Russischen Fernsehsender RTVi hat der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni die Absicht der Stadt Trier, eine fünf Meter hohe Statue für Karl Marx zu errichten, scharf kritisiert: „Im Schatten der aktuellen und notwendigen Antisemitismus-Debatte ist dies ein falsches Signal zur falschen Zeit,“ sagte Carl-Wolfgang Holzapfel (74) dem Korrespondenten der Berliner Redaktion, Konstantin Goldenzweig. Marx sei zweifellos eine historische Figur, die im Kontext historischer Aufarbeitung ihren Platz habe. Allerdings sind neben der kritikwürdigen Urheberschaft für fürchterliche Diktaturen und deren Exessen gegen Millionen Menschen, die diese mit unmenschlichen Haftbedingungen und mit dem Tod bezahlen mussten, auch der wortwörtliche Antisemitismus des geistigen Urvaters des praktizierten Kommunismus ein Fakt, der nicht ignoriert werden könne. Diese judenfeindlichen Äußerungen seien nicht deswegen obsolet, weil Karl Marx selbst gebürtiger Jude gewesen sei. Möglicherweise habe dieser, mittelbar gefördert durch den Übertritt des Vaters zum Christentum (als Marx drei Jahre alt war) eine kritische Distanz zum Judentum entwickelt. Dies rechtfertige im Rückblick aber nicht eine Ignoranz gegenüber den schlimmen Äußerungen des „Sozialismus-Vaters“ gegenüber den Juden.

Marx über Lasalle: „Jüdel, Baron Itzig, Jüdischer Neger“

In seiner Schrift „Zur Judenfrage“ (1843) bezeichnete Karl Marx den Juden „als die Inkarnation der modernen kapitalistischen Ausbeutung, als Symbol von Schacher und Schwindel schlechthin.“ Private Äußerungen des Urvaters unterstreichen eine erschreckende, weil von späteren nationalsozialistischen Äußerungen nicht unterscheidbare Haltung gegenüber den Juden. So äußerte sich Marx über den führenden Sozialisten seiner Zeit, Ferdinand Lassalle: „ Jüdel“, „Baron Itzig“, „Ephraim Gescheit“, „Jüdischer Nigger“.

Holzapfel, der im Vorfeld des 65. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 zum Thema in der ehemaligen Stalinallee, der heutigen Karl-Marx-Allee in Berlin befragt wurde, betonte, dass der seinerzeitige Aufstand keine Rebellion gegen Karl Marx, sondern eine Revolution „gegen die Zweite Deutsche Diktatur“ gewesen sei, die zudem die Mär vom „immerwährenden obrigkeitsdenkenden Deutschen“ beendet habe, auch wenn Marx zumindest „mittelbar auch als Vater des so genannten >Ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden< verstanden werden könne. Dies sei aber nicht die unmittelbare Ursache der Kritik an der jetzt geplanten „Überehrung von Marx durch die Errichtung einer Statue in seiner Geburtsstadt.“ Man könne über die Stellung von aus der Allgemeinheit herausragenden historischen Personen durchaus streiten. „Nicht strittig aber dürfe die Deplatziertheit einer Ehrung eines unstreitigen Antisemiten inmitten einer Debatte um das Aufkommen neuer antisemitischer Strömungen, dazu ausgerechnet in Deutschland sein,“ erklärte der Vereinsvorstand.

Auch der Dachverband der DDR-Verfolgten (UOKG) hatte unlängst durch seinen Vorsitzenden Dieter Dombrowski (CDU) heftige Kritik an der Stadt Trier für das Vorhaben geäußert. Der Historiker und Direktor der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sprach sich ebenfalls dagegen aus, dass „dem Urvater des Kommunismus gehuldigt wird.“

RTVi (Russian Television International; Russisch: РТВи) ist ein unabhängiger russischsprachiger privater Fernsehsender, der sein Vollprogramm in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten verbreitet. Die Sendungen wenden sich an über 6 Millionen russischsprachige Bürger in Deutschland, ca. 6 Millionen in den USA, 1,5 Millionen in Israel und ca. 17 Millionen in den Folgestaaten der Sowjetunion. RTVi erreicht somit die größte ethnische Zuschauergruppe Europas und wird auch in der Ukraine, den Baltischen Staaten, Weißrussland und Georgien per Kabel empfangen.

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.379).

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