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Kaßberg/Berlin, 14.08.2019/cw – Nicht nur der Veranstalter, die Freie Presse, war von dem großen Interesse überrascht. Auch Jürgen Renz vom Verein Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis war tief beeindruckt: Ganze 2.400 Besucher wurden am vergangenen Samstag gezählt. Eingeladen ins einstige Gefängnis auf dem Kaßberg hatte im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Unentdeckte Orte“ die Zeitung.
Vor der geplante Umgestaltung des weithin bekannten Gefängniskomplexes zu einem neuen Wohnstandort wollten die Besucher die vorerst letzte Möglichkeit der Besichtigung des historischen Ortes nutzen. Neben Miet- und Eigentumswohnungen auf dem bisherigen von der Vergangenheit belasteten Gelände soll auch eine Gedenkstätte entstehen.
Bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 war auch Kaßberg zu einem weiteren Synonym für politische Verfolgung und Unterdrückung der Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Anstalt geworden. Auch diesem Aspekt soll die künftige Gedenkstätte Rechnung tragen: Die Zeit der NS-Herrschaft soll ebenso erinnert werden wie die Zeit der sowjetischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei würde ausführlich auch der größtenteils über das Kaßberg-Gefängnis abgewickelte Freikauf mehrerer zehntausend politischer Häftlinge aus der DDR durch die Bundesrepublik ab den 1960er-Jahren dargestellt werden. Nach Auskunft von Dr. Steffi Lehmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins, sei für jeden dieser drei Zeitabschnitte eine Ausstellungsetage vorgesehen.
Kritik: Erkennbare Diffusion in Gedenkstättenpolitik
Die euphorische Stimmung einiger Beteiligter über die bevorstehende Umsetzung des vorgesehene Konzeptes wird allerdings nicht überall geteilt. So kritisiert Tatjana Sterneberg, einstige Insassin des größten und fast benachbarten DDR-Frauenzuchthauses Hoheneck, die ihrem Freikauf ebenfalls in Kaßberg entgegen gefiebert hatte, die „für Unbeteiligte nicht sofort erkennbare Diffusion in der Gedenkstättenpolitik des Landes Sachsen.“ Es fehle an einer konsequenten und erkennbaren Gesamtkonzeption der Erinnerungspolitik. Sterneberg hatte als engagierte Vertreterin der ehemaligen Hoheneckerinnen bereits Ende 2011 für Hoheneck ein Konzept vorgelegt, in das „auch Kaßberg aus naheliegenden Gründen organisch einbezogen worden war.“ So sollte Hoheneck als zentraler Gedenkort entstehen, in den Kaßberg als „systembezogenes Element der politischen Verfolgung von Gegnern der DDR und als Zentrum einer entwickelten Kommerzialisierung des Verkaufs von Menschen“ einbezogen werden sollte. Stattdessen hätten sich offenbar sachfremde Interessen durchgesetzt, denen die Schaffung „möglichst vieler und lukrativer Positionen“ auf der Basis durchaus vorhandener lokaler Befindlichkeiten wichtiger war, als die Begründung einer funktionierenden und wissenschaftlich attraktiven Gedenkstättenkultur in diesem Raum,“ kritisiert Sterneberg.

Kritikerin Tatjana Sterneberg, hier in der Ausstellung „Der Dunkle Ort“ im Potsdam (Landtag/2015).
Foto:LyrAg
Die einstige Hoheneckerin hatte seinerzeit erstmals einen Bundespräsidenten, Christian Wulff, zu einem Besuch in Hoheneck bewegt und sich seither unermüdlich für eine seriöse Umsetzung der in Hoheneck von Wulff angeregten Gedenkstätte eingesetzt. Sie fühle sich an die unendliche Geschichte des Berliner Flughafens Schönefeld erinnert, wenn sie die schleppende Umsetzung einer würdigen Gedenkstätte in Hoheneck verfolge, sagt die Berlinerin. So sei die Eröffnung einer Gedenkstätte im einstigen Frauenzuchthaus bereits mehrmals und inzwischen um Jahre verschoben worden, „während andere Nutzungen, die kommerziell verwertbar sind, offensichtlich Prioritäten haben.“
Immobilienunternehmen sichert Denkmalschutzabschreibungen
In Kaßberg sei dies wohl auch so, wenn man die Begleiterscheinungen „wenn auch aus der gegebenen Ferne“ verfolge. So sei immerhin ein Drittel des Beitrages des Veranstalters in seiner Zeitung über Kaßberg dem Projekt des Chemnitzer Immobilienunternehmens Cegewo gewidmet. Dessen Konzept „Neuer Vorderer Kaßberg“ sehe barrierefreie Miet- und Eigentumswohnungen auf dem Gelände vor. Und Anja Ramirez Cutiño, zuständig für den Vertrieb, wird zitiert: „Der Verkauf hat bereits begonnen.“ Und natürlich, darüber wundert sich Sterneberg dann nicht mehr, soll durch den zeitnahen Kauf Interessenten ermöglicht werden, frühzeitig Denkmalschutzabschreibungen in Anspruch zu nehmen. Selbstverständlich werden diese Abschreibungen unterfüttert durch die geplanten Sanierungen des Altbaubestandes. Welche Teile des ehemaligen Strafvollzuges davon betroffen sind, wird in der Freien Presse zumindest bei dieser Gelegenheit nicht näher erläutert. Immerhin sind mehrere neue Stadtvillen, Stellplätze und Tiefgaragen geplant. „Bei der Umsetzung wird dem Architekturstil des Kaßbergs Rechnung getragen,“ so die Vertriebsleiterin. „Umlaufende Grünflächen sollen teils parkähnlich gestaltet werden.“
Ehemalige Kaßberg-Insassen und ehemalige Hoheneckerinnen dürfen sich also auf parkähnliche Grünflächen freuen und sich dort auf Erinnerungen besinnen, die vielleicht auch einen angemessenen Niederschlag in den Etagen einer bisher noch nebulösen, wohl hinter kommerziellen Interessen und ansehnlich wirkenden Neubauten verborgenen Gedenkstätte finden werden.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.462).
Berlin, 2.05.2019/cw – In der Potsdamer Chaussee in Berlin-Zehlendorf steht das einzige originäre Denkmal, das an den Volksaufstand von 17. Juni 1953 erinnert. Wenige Tage nach dem Aufstand trugen Aufstandsteilnehmer und Berliner Jugendliche ein Holzkreuz durch mehrere Berliner Bezirke nach Zehlendorf. Dort stand seit 1945 ein sowjetischer Panzer, der bei dem Endkampf um Berlin nach der Legende als erster Panzer Berlin erreicht haben soll.
Da die Westalliierten eine derartige Demonstration am sowjetischen Ehrenmal im West-Berliner Bezirk Tiergarten (nahe dem Brandenburger Tor) nicht zuließen, bot sich der auf einem steinernen Podest aufgesockelte Panzer in Zehlendorf an. Gegenüber der Panzerkanone wurde das Holzkreuz als Mahnzeichen des Kampfes gegen die Unfreiheit errichtet. Der Panzer wurde übrigens 1954/55 von den Sowjets entfernt, da es immer wieder zu Anschlägen gegen das Monument gekommen war. Zum Ausgleich wurde ein gleicher Panzer am Grenzkontrollpunkt Dreilinden, nahe dem ursprünglichen Standort, aufgestellt. Er war für Berlin-Besucher auf der rechte Seite weithin bis zum Mauerfall 1989 zu sehen.
Ebenso war das „Holzkreuz“ auf der Mitte der Potsdamer Chaussee (Autobahn-Kleeblatt) für Autofahrer beidseits schon von Weitem zu erkennen, ohne dass diese unbedingt um dessen Bedeutung wußten. Zwar wurden vor ca. 20 Jahren auf Betreiben der Vereinigung 17. Juni beidseits gut erkennbare Hinweisschilder „Gedenkstätte 17. Juni 1953“ aufgestellt. Allein die bis heute fehlende Parkmöglichkeit verhinderte einen Besuch der bzw. eine größere Aufmerksamkeit für die Gedenkstätte.
Eine seit Jahrzehnten vorgetragene Anregung, die an dieser Stelle vorhandenen Standspuren von den Außenseiten an den Mittelstreifen zu verlegen, wurde permanent mit der Begründung „Verkehrssicherheit“ vom zuständigen Bezirksamt abgelehnt. Eine im Zuge der Erneuerung der Autobahn-Brücken erneut angeregte Verschwenkung durch die notwendige neue Markierung der Fahrspuren wurde ebenfalls abgelehnt. Was den Verantwortlichen wahrscheinlich nicht bekannt war: Bereits zu Zeiten der Besatzung von Berlin war durch die verantwortlichen US-Amerikaner ein striktes Parkverbot auf einer Länge von 200 Metern am seinerzeitigen Russenpanzer angeordnet worden: „Auf dem am Denkmal vorbeiführenden Fahrbahnen der Potsdamer Chaussee ist allen Fahrzeugen für eine Strecke von 200 Metern ein Halteverbot erteilt worden.“ berichtete DER TAGESPIEGEL am 12. Juni 1953 auf der Seite 1. Handelt es sich also nicht um örtliche Bedenken um die Verkehrssicherheit sondern tatsächlich um ein (gewohntes) Relikt aus der Besatzungszeit?
Holzkreuz entfernt
Jetzt ist das sichtbare „Holzkreuz“ entfernt worden. Ende April wurde das Denkmal auf Veranlassung des Bezirksamtes entfernt, wie die Vereinigung 17. Juni bei ihrer regelmäßigen Inspektion am gestrigen 1. Mai feststellte. Allerdings habe die Entfernung des Gedenkkreuzes nichts mit einer Einschränkung oder gar Abschaffung der Erinnerung an den Volksaufstand zu tun. Vielmehr werde das inzwischen marode gewordene Kreuz nach einem einstimmigen Beschluss der BVV von 2015(!) „endlich erneuert,“ wie der Verein heute sichtlich erleichtert mitteilte. Man hoffe nun auf eine zügige Umsetzung aller Inhalte des mehrere Jahre zurückliegenden BVV-Beschlusses, nachdem auch auf einer Historientafel am Gedenkort die Geschichte der Gedenkstätte dargestellt und Hinweisschilder am Bahnhof Wannsee und an der Kreuzung Clayallee/Teltower Damm angebracht werden sollen. Und: Vielleicht lässt sich dann doch eine Lösung des Parkproblems finden. „Eine Gedenkstätte ohne Zugang verliert ihren Sinn,“ stellt dazu die Vereinigung fest.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-85607953 – 0176-48061953 (1.400).
Berlin, 28.10.2018/cw – Im Rahmen unserer Informationsarbeit und im Vorfeld des bevorstehenden 9. November möchten wir nachstehend unseren Lesern einige interessante Veranstaltungs-Termine bekannt geben. Redaktion Hoheneck
31.Oktober: Die Spaltung der Polizei in Berlin
Berlin – Die Spaltung Berlins vor siebzig Jahren betraf auch die Polizei. Am Mittwoch, dem 31. Oktober 2018, 19:00 Uhr, wird dieses Thema auf einer Veranstaltung in der Polizeihistorischen Sammlung des Polizeipräsidiums im Mittelpunkt stehen und sich näher mit den damaligen Vorgängen befassen (Platz der Luftbrücke 6, Berlin-Tempelhof – Fahrverbindungen: U-Bahn – Platz der Luftbrücke, Bus 44, 104, 248).
Die Polizei war (damals) das wichtigste Organ zur Durchsetzung politischer Vorgaben. Deshalb stand sie nach 1945 schon bald im Fokus von Konflikten, die aus dem zunehmenden Ost-West-Gegensatz resultierten. Das zeigte sich etwa beim „Sturm auf das Stadthaus“ am 23. Juni 1948: Die Polizei im Ostsektor schritt nicht ein, als SED-Anhänger das Stadtparlament sprengten.
Die Polizei war nach der Besetzung Berlins von der sowjetischen Besatzungsmacht neu aufgebaut worden. Doch die drei West-Alliierten verlangten Mitsprache bei Personalfragen. Das führte zu Konflikten. 1948 spitzte sich die Situation zu: Der Magistrat verlangte die Entlassung des von den Sowjets eingesetzten Polizeipräsidenten Paul Markgraf. An seine Stelle sollte Dr. Johannes Stumm treten. Doch im Osten behielt Markgraf sein Amt und wegen mangelnder „politischer Zuverlässigkeit“ verloren über 600 Polizisten ihren Posten. In Kreuzberg entstand Ende Juli 1948 ein neues Polizeipräsidium für den Westen (Friesenstraße). Damit war die Berliner Polizei endgültig gespalten. Es gab aber noch einen „heißen Draht“, über den sich Ost und West bei der Verfolgung krimineller Handlungen konsultieren konnten.
Harold Selowski führt in das Thema ein und diskutiert anschließend mit dem letzten Ostberliner Polizeipräsidenten Dirk Bachmann und dem Politikwissenschaftler Dr. Jochen Staadt.
Der Eintritt ist frei und eine Anmeldung nicht erforderlich. Die Berliner Polizei ist bei dieser Veranstaltung Kooperationspartner.
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03.11.: UOKG Kongress: Vergessene Kinder? Die Nachkommen politisch Verfolgter
Berlin – Zu einem häufig vergessenen Thema lädt der Dachverband UOKG Ende nächster Woche in das Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Str. 119, 13355 Berlin, ein. Am Samstag, 3. November, findet dort ein UOKG-Kongress unter dem Titel „Vergessene Kinder? Die Nachkommen politisch Verfolgter“ statt. Beginn 11:00 bis ca. 18:00 Uhr.
„Kinder haben häufig die Verhaftung ihrer Eltern mit ansehen müssen. Die darauffolgenden Ungewissheiten, der Verlust der Eltern, des geborgenen Zuhause, die andauernden Ängste haben sie für ein Leben lang geprägt. Diese ließen sich nicht, wie man vermuten könnte, durch eine endliche glückliche Familienzusammenführung heilen. Dies gilt besonders auch für Kinder, die nicht oder nur kurze Zeit in ein Heim eingewiesen wurden“, heißt es in der Einladung. Zeitzeugen und Wissenschaftler, darunter die Psychologin und Psychotherapeutin Prof. Heide Glaesmer (Transgenerationale Übertragung traumatischer Inhalte), die Psychologin Dr. Maya Böhm (Familien politisch Inhaftierter – Studienergebnisse) und Alexandra Pohlmeier, Filmemacherin und Produzentin (Kinder von in der SBZ/DDR politisch verfolgten Frauen – Werkstattbericht eines Interviewprojektes) werden das Thema beschreiben und diskutieren, dessen Ausmaße bisher kaum bekannt sind.
Ein Panel „Panel: Politisch verfolgte Eltern und ihre Kinder – Erfahrungswelten“ mit Prof. Karin Sorger (Mutter) und Dr. Natalie Wöhrle (Tochter), Dr. Ute Steinhäuser (Mutter) und Dr. Katrin Klein (Tochter) unter der Moderation der freien Journalistin Isabell Fannrich-Lautenschläger schließt sich an.
Gegen 16:15 Uhr wird der Film „Jeder schweigt von etwas anderem“ (72 min), gezeigt. Drei Familien, aus der geschätzten Zahl von 250.000 politischen Gefangenen der DDR, kämpfen mit der Frage, wie viel Vergangenheit sie heute noch zulassen wollen. Über drei Generationen geprägt durch Trennung, Repression und Sippenhaft, sitzen manche Wunden so tief, dass sie über Jahrzehnte niemand aufreißen wollte. Jetzt werden die Kinder erwachsen und damit wächst der Druck, das alte Schweigeabkommen zu brechen. Doch wie stellt man seinen Eltern die richtigen Fragen? Will man als Kind überhaupt alles wissen? Und wer soll eigentlich den ersten Schritt machen? Es werden die Auseinandersetzung dreier Familien mit den generationsübergreifenden Folgen der DDR-Vergangenheit gezeigt bzw. thematisiert.
Im Anschluss besteht eine Diskussionsmöglichkeit mit Anne Gollin, einer Mitwirkenden im Film. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Siehe dazu aktuell: https://www.bild.de/bild-plus/regional/berlin/berlin-aktuell/behoerden-ermitteln-mein-kleiner-bruder-starb-im-ddr-kindergefaengnis-58080710,view=conversionToLogin.bild.html – BILD + BZ AM SONNTAG, 28.10.2018
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06.11.: „Kontroverse Geschichte(n) – Pädagogik an Lernorten zu SBZ und DDR“
Oranienburg – Zu dieser besonderen Veranstaltung (siehe Titel) lädt die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur in Brandenburg ein. Das Angebot richtet sich insbesondere an Interessierte Lehrkräfte der Fächer Geschichte und LER, Pädagoginnen und Pädagogen an Gedenkstätten ( pädagogisch Tätige, Gedenkstättenlehrer), ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gedenkstätten und Fachkräfte der historischen Bildungsarbeit. Veranstaltungs-Termin und -Ort: 06. November 2018 – 09:45 bis 15:30 Uhr, in der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Straße der Nationen 22, 16515 Oranienburg.
Pädagoginnen und Pädagogen sind in der historisch-politischen Bildungsarbeit besonders an historischen Orten in mehrfacher Hinsicht gefordert, ihre Arbeit dialogisch zu orientieren: über die historischen Fakten, Emotionen von Teilnehmenden, Fragen der Vermittlung und die Einordnung in gesellschaftliche Diskurse. Die Vermittlung der Geschichte von Sowjetischer Besatzungszone und DDR ist oft noch ein heißes Eisen. Das zeigt sich im medialen Diskurs, in familiären Gesprächen, im kollegialen Austausch und im schulischen Unterricht, aber auch an den jeweiligen historischen Orten, an denen die Vermittlung der jüngeren Zeitgeschichte stattfindet.
Diese Fortbildung zielt auf die Schnittstelle von schulischer Kompetenzorientierung und Gedenkstättenpädagogik. Dazu wurde im Rahmen des Projekts „Kontroverse Geschichte(n)“ ein Fortbildungscurriculum entwickelt. Im Rahmen der Fortbildung werden daraus ausgewählte Übungen vorgestellt. Eine kurze Einführung zum historischen Ort des Speziallagers Nr.7/ Nr.1 in Sachsenhausen und zum Seminarangebot der Gedenkstätte sind ebenfalls Teil des Programms. Bei der Veranstaltung erhalten die Teilnehmenden ein Exemplar der begleitenden Handreichung.
Die Kooperationsveranstaltung der LAkD mit der Gedenkstätte Sachsenhausen ist als Lehrerfortbildung vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport anerkannt. Anmeldung bis zum 1.11.2018 erforderlich (auch telefonisch): Silvana Hilliger, Tel. 0331/ 237 292 22 -E-Mail: silvana.hilliger@lakd.brandenburg.de .
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06.11.: Aufarbeitung oder Schlussstrich? Vom Umgang mit der NS-Vergangenheit in Deutschland
Berlin – Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Das doppelte 1968. Hoffnung – Aufbruch – Protest“ wird am 6. November, 18:00 Uhr in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Kronenstr. 5, 10117 Berlin, die Frage erörtert, welche Zusammenhänge zwischen den Protesten der späten Sechzigerjahre und der nationalsozia-listischen Vergangenheit der beiden deutschen Staaten bestehen. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft e. V. sollen hartnäckige Klischees ebenso hinterfragt werden wie voreilige Schlüsse, die bei diesem Thema immer wieder zu verzeichnen sind.
Die bundesrepublikanische Protestbewegung der 1960er-Jahre richtete sich gegen den Vietnamkrieg und autoritäre Strukturen in der Gesellschaft, aber auch gegen das »kommunikative Beschweigen« (Hermann Lübbe) der NS-Vergangenheit. Die Anklage der »Täter-Väter« sowie die Kritik an den personellen Kontinuitäten vom Dritten Reich zur Bundesrepublik in den staatlichen Institutionen und an den Universitäten waren ein wichtiges Antriebselement des Generationenprotestes. Während die breite gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit in der Bundesrepublik erst in den 1960er-Jahren richtig einsetzte, hatte sich die DDR bereits der Vergangenheit durch die staatlich verordnete »antifaschistisch-demokratische Umwälzung« entledigt und reklamierte in zahlreichen Kampagnen für sich, das »bessere Deutschland« zu sein.
Professor Wolfgang Benz, der vormalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin wird den Abend mit einem Impulsvortrag eröffnen. Anschließend diskutiert ein fachkundiges Podium die relevanten Punkte. Auf dem Podium diskutieren Prof. em. Dr. Wolfgang Benz, Peter Radunski (Senator a. D. und Politikberater, Berlin), Konrad Weiß (Publizist und Kuratoriumsmitglied der Deutschen Gesellschaft e. V., Berlin) und Karin Wetterau (Autorin, Bielefeld).
Der Eintritt ist frei, Voranmeldung nicht erforderlich.
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08.11.: Koblenz – Tafeln sollen an Leid der Teilung erinnern
Koblenz – Am Donnerstag, 8. November – 11:00 Uhr, dem Vorabend des 29. Jahrestages der Maueröffnung, weiht die UOKG am Deutschen Eck in Koblenz am Standort der dortige drei Mauersegmente „erklärende Tafeln ein, damit auch kommende Generationen an das Leid der deutschen Teilung erinnert werden“, wie es in der Einladung zu dieser Veranstaltung heißt. Zwar erinnerten die dortigen Mauersegmente an die Zeit der Teilung aber „zunehmend weiß niemand mehr, wofür die drei Mauersegmente am Deutschen Eck stehen. Die zwei Schriftpulte vor den Mauersteinen sollen bewirken, dass den Besuchern Sinn und Zweck der Mauersteine bewusst bleibt“.
Zu der Veranstaltung haben sich der Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, David Langner, der Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), Roland Jahn und der Vizepräsident des Brandenburger Landtages und Bundesvor-sitzender der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Dieter Dombrowski, angesagt.
Nach einem Empfang durch die Regionalbeauftragte der UOKG für RLP, Elke Schlegel, folgt eine gemeinsame Besichtigung der Ausstellung „Hammer-Zirkel-Stacheldraht-Zwangsarbeit politischer Häftlinge in der DDR“ im Rathaus der Stadt Koblenz.
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11.11.: Verfolgung Zeugen Jehovas: Gehasst und verfolgt im Dritten Reich und der DDR
Frankfurt/Oder – Die Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“, Collegienstr. 10, in 15230 Frankfurt (Oder) lädt für Sonntag, 11.November, 15:00 – 17:00 Uhr zu einer Buchlesung ein. Falk Bersch wird aus seinem Buch „Aberkannt! – Die Verfolgung von Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus und in der SBZ/DDR“ vorlesen und anschließend zu einem Gespräch zur Verfügung stehen. Der Eintritt ist frei.
Die Verfolgung von Jehovas Zeugen in Deutschland begann 1933 und endete in der DDR – mit einer kurzen Unterbrechung nach dem Zweiten Weltkrieg – 1990. Im Nationalsozialismus wurde der Religionsgemeinschaft vorgeworfen, jüdisch-kommunistische Ziele zu verfolgen, das SED-Regime bezeichnete sie als „faschistische Organisation“. Mindestens 500 Zeugen Jehovas sind in irgendeiner Form unter beiden Diktaturen diskriminiert oder verfolgt worden. 325 davon waren sowohl unter dem NS-Regime als auch in der DDR in Haft. Das vorliegende Buch gibt Einblicke in die Verfolgungsgeschichte im Land Brandenburg und erzählt die Biografien von 13 Frauen und Männern, die nach ihrer Entlassung aus dem Konzentrations-lager Ravensbrück erneut Opfer von Verfolgung wurden.
Falk Bersch, Jg. 1972, forscht seit 2000 zu gesellschaftlichen und religiösen Minderheiten in beiden deutschen Diktaturen; Veröffentlichungen u.a. zur Kriegsdienstverweigerung und zum DDR-Strafvollzug.
Das Buch ist als Band 10 in der Reihe der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur im Metropol-Verlag erschienen und ist im Anschluss an die Veranstaltung erhältlich.
Außerdem kann die Gedenk- und Dokumentationsstätte von 11:00 bis 15:00 Uhr besichtigt werden.
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28.11.: Abschlusstagung Fonds Heimerziehung: „…es tut gut, dass einmal danach gefragt wurde…“
Potsdam – Im Hoffbauer Tagungshaus (Hermannswerder 24, 14473 Potsdam) findet am 28. November 2018 von 10:00 bis 16:00 Uhr die Abschlusstagung „Fonds Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 – 1990“ statt.
Der Fonds endet am 31. Dezember 2018. Viele Kinder und Jugendliche haben in Heimen der DDR Leid und Unrecht erfahren. Dieses erlittene Unrecht hat zu massiven Beeinträchtigun-gen ihrer Lebenschancen geführt, die bis heute nachwirken. Im Land Brandenburg, wie in allen Bundesländern, konnten deshalb in den vergangenen sechs Jahren Betroffene Hilfen aus dem Fonds erhalten.
Die Landesbeauftragte als Trägerin der Anlauf- und Beratungsstelle des Fonds im Land Brandenburg lädt daher gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport zum Abschluss ein – über die Begegnungen mit ehemaligen Heimkindern zu berichten, – darüber zu reflektieren, ob das Ziel des Fonds erreicht wurde und – auch gemeinsam zu überlegen, welche Impulse für die heutige Heimerziehung gegeben werden können.
Die Veranstalter: „Den Blick auf die Vergangenheit wollen wir mit dem Blick auf die Gegenwart und Zukunft der sozialen Arbeit verbinden, indem wir uns mit Ihnen in offenen Gesprächsrunden zu diesen Schwerpunkten austauschen“.
Die Tagung richtet sich an Fachkräfte im Sozialwesen und in der Jugendhilfe, in den Wohlfahrtsverbänden, in Ausbildungsstätten, an Historiker, an Auszubildende und Studierende, an Menschen, die Heimerziehung als Betroffene erlebten und an Bürgerinnen und Bürger, die an diesen Fragen interessiert sind.
Anmeldung bis zum 14.11.2018 erforderlich: Schriftlich (per Post): Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Hegelallee 3, 14467 Potsdam oder per E-Mail aufarbeitung@land.brandenburg.de .
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.352).
Berlin, 26.10.2018/cw – Das Arbeitsgericht hat den für den 29. Oktober zunächst angesetzten Termin für eine Güteverhandlung in Sachen Helmut Frauendorfer abgesagt. Zunächst müsse die Zuständigkeit geprüft werden, nachdem die Gedenkstätte über ihre Rechtsvertretung diese bezweifelt hatte.
Der bisherige stellvertretende Direktor war noch vom bisherigen Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe nach Vorwürfen „wegen sexueller Belästigungen von Mitarbeiterinnen“ entlassen worden und hatte dagegen Klage eingereicht. Wenig später war auch Hubertus Knabe, hier vom Stiftungsrat, gekündigt worden. Hauptvorwurf: Mangelnde Aktivität bzw. Untätigkeit, um den bekannten Vorwürfen nachzugehen bzw. fehlende Fähigkeit, die Gedenkstätte zu reformieren. Seltsamerweise soll Knabe auch vorgeworfen worden sein, seine Kompetenzen mit der Kündigung seines Stellvertreters überschritten zu haben, was im Widerspruch zum Vorwurf der Untätigkeit stehen würde.
Auch Knabe hat Klage gegen seine Kündigung eingereicht, die aber im Gegensatz zu Frauendorfer vom Arbeitsgericht erst gar nicht angenommen worden war, weil zunächst die Zuständigkeit geprüft werden müsste. Zumindest Knabe wird sich daher voraussichtlich an das Verwaltungsgericht wenden müssen.
Aktuell: Kolumne von Gunnar Schupelius in der B.Z.: https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/hat-lederer-in-hohenschoenhausen-doch-ein-falsches-spiel-gespielt
V.i.S.d.P.: 2018 Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.351).
Berlin, 08.08.2018/cw –Nachdem sich die Gedenkstätte unlängst von dem bekannten ehemaligen Cottbus-Häftling Siegmar Faust getrennt hatte (wir berichteten), soll jetzt der einstige Bürgerrechtler und Ex-Bundestagsabgeordnete Stephan Hilsberg (SPD) aus dem Förderverein ausgeschlossen werden. Hilsberg wird vom Vereinsvorstand vorgeworfen, Interna aus dem Verein in die Öffentlichkeit transportiert zu haben.
Die Gedenkstätte hatte ihrem bisherigen Referenten Siegmar Faust vorgeworfen, während seiner Führungen durch den ehemaligen Stasi-Knast indirekte Werbung für die AfD gemacht zu haben. Außerdem soll er in einem freilich umstrittenen Interview den einstigen RAF-Heroen und späteren Rechtsextremisten Horst Mahler verteidigt haben, was Faust vehement bestreitet. Hohenschönhausen-Direktor Dr. Hubertus Knabe zog die Notbremse und sperrte den einst angesehenen Zeitzeugen von weiteren Tätigkeiten für die Gedenkstätte aus. Der ehemalige Haftkamerad von Siegmar Faust in Cottbus und seit 2015 Vorsitzender des Dachverbandes der DDR-Opferverbände UOKG, Dieter Dombrowski (CDU), sprang Knabe für einstige Verfolgungsopfer irritierend schnell zur Seite und begrüßte den Rauswurf.
Hilsberg: Verein von AfD unterwandert
Stephan Hilsberg (SPD), einstiger Bürgerrechtler der letzten DDR-Tage und bei den letzten Wahlen als Schriftführer in den Vorstand des „Förderverein Gedenkstätte Hohenschönhausen“ gewählt, brachte Brisanz in die aufgewühlte Debatte, indem er die Aufnahme des Fraktionsvorsitzenden der AfD im Berliner Abgeordnetenhaus, Georg Pazderski, in den Förderverein öffentlich kritisierte und jüngst sogar ggüb. der Berliner Zeitung den Vorwurf erhob, der Verein sei von der AfD „unterwandert“. Außerdem warf Hilsberg dem unlängst in seinem Amt bestätigtem Vorsitzenden Jörg Kürschner vor, in der „rechtsgerichteten Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT AfD-nahe Artikel“ zu publizieren.
Der ehemalige Redakteur des MDR in Berlin hingegen wirft seinem Vorstands-Kritiker vor, Hilsberg wäre derjenige, der Parteipolitik in den Verein trage. Kürschner: Es sei „mit dem Zweck des Vereins nicht vereinbar, die politische Ausgrenzung einer Partei zu betreiben, die im Deutschen Bundestag und in 14 Landtagen vertreten ist“. Hilsberg wird indessen von Parteigenossen und Vertretern der politischen Linken unterstützt. So erklärte Jens Gieseke, Mitglied des Beirates der Gedenkstätte Hohenschönhausen und Historiker am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Berliner Zeitung: „Es ist höchst bedenklich, dass der Förderverein den aufrechten Bürgerrechtler Stephan Hilsberg ausschließen will. Offenbar halten die Kreise um den Vorsitzenden Jörg Kürschner die Gedenkstätte für ihr privates Fürstentum.“ Und Markus Meckel (SPD), letzter Außenminister der DDR, sagte die vorgesehene Laudatio zur Verleihung des Hohenschönhausen-Preises ab. Begründung: Er sehe den Verein wegen der AfD in einer „Schräglage“.
Beobachter aus der Verfolgten-Szene sehen die seit Woche andauernde Auseinandersetzung in der renommierten Gedenkstätte mit tiefer Besorgnis und befürchten eine „existenzielle Krise der Aufarbeitung.“ Der „Polit-Zoff“ habe jetzt einen der wichtigsten Orte der Gedenkstätten-Kultur erreicht, was „die Fortführung einer parteifernen Aufarbeitung der SED-Diktatur ernsthaft gefährde,“ sagte ein ehemaliger Hohenschönhausen-Häftling.
Kommentar:
Schlägt das Imperium zurück? („Das Imperium schlägt zurück“ war 1980 der berühmte Titel eines US-amerikanischer Science-Fiction-Films). Soweit sind wir noch nicht. Aber wenn man die schon seit Monaten andauernde Kampagne gegen die Stützpfeiler der Aufarbeitung in Hohenschönhausen, hier den bisher allseits willkommenen Förderverein, bewerten will, stehen durchaus derlei Fragen an. Die Gedenkstätte stand von Beginn an im Feuer linker Kritiker, angeführt von alten Stasi-Genossen, wie dem ehem. Leiter des zentralen Untersuchungsgefängnisses des MfS, Siegfried Rataizick.
Unter der souveränen Leitung von Hubertus Knabe gelang es den Kritikern jedoch nicht, den Ausbau des einstigen Zentralen Untersuchungsgefängnisses der DDR-Staatssicherheit zur führenden Gedenkstätte zu verhindern. Geschickt wußte Knabe die Stiftung von parteipolitischen Querelen freizuhalten. Ein Balanceakt besonders, nachdem ausgerechnet der LINKE-Politiker Thomas Flierl als Kultus-Staatssekretär unter Klaus Wowereit politisch für die Gedenkstätte verantwortlich wurde. Rückblickend gesehen gelang es Flierl jedoch, wohl nicht ohne entsprechende Einwirkung durch Knabe, durch geschicktes Lavieren zwischen den Fronten das Gedenken an das Unrecht maßgeblich zu befördern.
Auch jetzt steht die Gedenkstätte in der Obhut eines LINKE-Senators. Klaus Lederer stellte sich allerdings gleich zu Beginn seiner Amtszeit ohne Vorbehalte in die gewachsene Tradition, entschuldigte sich gar persönlich glaubwürdig für das erlittene Unrecht bei den Betroffenen. So weit, so gut.
Agitprop aus dem Grufti-Keller
Jetzt scheint die bisherige unschätzbar wertvolle parteipolitische Neutralität aufgebraucht, wittern einstige Widersacher und lange still gewordene Gegner der Aufarbeitung Morgenluft. Und natürlich werden als Mittel zum Zweck die alten Rezepte der Agitprop der einstigen staatstragenden Diktatur-SED aus dem Grufti-Keller hervorgeholt: Es gelte, „rechten Tendenzen, gar einer Wiederauferstehung von Nazi-Gedankengut“ Widerstand zu leisten. Dass dabei eine buchstäblich aus dem Nichts entstandene Partei als Bösewicht herhalten muß, ist nach deren demokratischen Aufstieg durch zahlreiche Wählerentscheidungen in Bund und Ländern und der dadurch entstandenen Konkurrenz nicht verwunderlich. Verwunderlich hingegen ist das Schweigen jener Kritiker gegenüber der Ausbreitung DDR-konformen Gedankengutes in Medien und Politik. Dass der Polit-Zoff jetzt also auch Hohenschönhausen erreicht hat, verdanken wir auch Stephan Hilsberg und Markus Meckel durch deren unbesonnene, offensichtlich parteipolitisch instruierten Äußerungen. Aber auch dem Förderverein, der vorschnell gegen einen ehemaligen politischen Gefangenen Stellung bezog, statt ihn zuförderst zu verteidigen. Auch das Aufarbeitungsschwergewicht Hubertus Knabe vergaß etwas zu schnell seine frühere Standfestigkeit im Engagement für ehemalige Opfer, distanzierte sich von Zeitzeugen (Faust) und Mitstreitern in Gestalt des Fördervereins (Kürschner). Sieht er sein Lebenswerk durch seine bisherige klare Sprache bereits gefährdet?
Ob die in die Jahre gekommene Aufarbeitung noch genügend Kraft besitzt, sich autonom gegen die Übernahme durch vorlaute (und jetzige Gedanken-)Täter zur Wehr zu setzen? Da sind Zweifel angebracht, auch wenn man Debatten „von links“ als unverzichtbaren demokratischen Beitrag einstuft, Solidarität mit Weggefährten hingegen als „rechte Gesinnung“ diffamiert.
Die Träger der selbstgerecht gewordenen „Aufarbeitungsindustrie“ sollten sich warm anziehen, sprich erheblich deutlicher und unmissverständlicher artikulieren, wenn von dem ursprünglichen Gedanken eines Sieges der „Demokratie gegen die Diktatur“ noch etwas bewahrt werden soll. Gedanken- und Meinungsfreiheit galten einst als unveräußerliche Grundlage der Unrechts-Aufarbeitung.
Carl-Wolfgang Holzapfel*
* Der Autor war im Oktober 1965 nach einer Demonstration für die Freilassung politischer Gefangener in der DDR verhaftet und im April 1966 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er saß insgesamt neun Monate in Einzelhaft in Hohenschönhausen, bevor er nach Bautzen verlegt wurde.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.419).
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