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Berlin, 01.07.2018/cw – „Nach langer Überlegung sehen wir uns auf Grund der DSGVO, die im Mai in Kraft tritt, gezwungen, die WebMart Forum-Software zu schließen. Durch unsere Nutzungsbedingungen verpflichten wir uns seit vielen Jahren, sorgsam mit Ihren Daten umzugehen und haben diese auch nie an Dritte weitergegeben. Dennoch sind die technischen und organisatorischen Maßnahmen für den weiterhin kostendeckenden Betrieb der Foren durch die DSGVO für uns nicht möglich. Die Foren werden noch bis zum 30.06.2018 zur Verfügung stehen.“
Was sich da so lapidar in einem Schreiben von Anfang Mai liest, bedeutet(e) in der Praxis auch das AUS für eines der interessantesten Foren im Netz. FLUCHT UND AUSREISE, so der Name, wurde von dem unvergessenen und im letzten Herbst verstorbenen Wolfgang Mayer begründet. Neben der akribischen Zusammentragung historischer Fakten um die Teilung Deutschlands und den endlichen Fall der Mauer bot Mayer einer breiten Phalanx einstiger von der Teilung besonders hart Betroffener ein Diskussionsforum, um dort kluge Gedanken zum Thema zu äußern, aber sich auch in langen Jahren politischer Enttäuschungen angewachsenen Frust von der Seele zu schreiben.
Prägend die einleitenden, fast beschwörenden Worte Mayers auf der Start-Seite des Forums:
„Politikwissenschaftler und Autoren wie Bernd Eisenfeld, Karl Wilhelm Fricke oder Roland Jahn, die selbst einmal Dissidenten gewesen sind, teilen die Auffassung, dass sich die ganze „Revolutionsgeschichte“ von 1989 viel zu sehr auf die konzentriert habe, die in der DDR geblieben sind.
Waren es nicht die Ausreisewilligen, die oppositionelle Verhaltensweisen in einem Umfang entwickelten, der es rechtfertigt, von einer tatsächlich politischen Kraft zu sprechen, welche ausreichte, das System zu verändern oder gar zu stürzen? Muss die Ausreisebewegung nicht auch als Bürgerrechtsbewegung gewertet werden? Schließlich zählte das Recht auf Ausreise zu den unveräußerlichen Grundrechten der Menschen in der DDR.“
Sein Buch Flucht und Ausreise (Anita Tykve Verlag Berlin, 2002, 2. Aufl. Harteinband, 728 Seiten incl. 200 S. Aktenteil, ISBN 3-925434-97-6 EUR 29,90), dessen Titel dem Forum den einprägsamen Namen gab, wird uns ebenso in Erinnerung bleiben. Der einstige Ministerpräsident von Thüringen, Dieter Althaus, gratulierte Mayer 2003 zu diesem Buch: „Vor gut 15 Jahren haben Sie und ihre Mitstreiter mit der Besetzung der Dänischen Botschaft in Ostberlin Zeichen gesetzt. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem eindrucksvollen Werk, das sprachlich brillant geschrieben ist und dem ich viele Leser wünsche.“
„Flucht und Ausreise“ ist ein Buch gegen das Vergessen und es hilft bei der Aufarbeitung der totalitären Strukturen des realsozialistischen Systems in der DDR.
Am 10. Mai d.J. teilte nun Wolfgang Mayers Witwe Mareike die Einstellung des Forums zum 30. Juni mit. Wir sind traurig über diesen schweren Debatten-Verlust und sagen posthum: DANKE, Wolfgang Mayer.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.402).
Speyer, 5.10.2017/mm-Flucht und Ausreise – Am Montag, den 02.10.2017 ist mein geliebter Mann Dr. Wolfgang Mayer nach schwerer Krankheit für immer von mir und von uns gegangen.
Er war ein unerschrockener Gegner des SED-Regimes, in deren wissenschaftliche Aufarbeitung er sich nach der politischen Wende aktiv eingebracht hat. Das war ihm ein besonders wichtiges Anliegen. Er hat vieles bewegt und sich nie beirren lassen.
Mit dem Diskussionsforum zu Flucht und Ausreise hat er ein Informationsmedium geschaffen, dass über die letzen Jahre ein breites Themenspektrum auch außerhalb der politischen Korrektheit bearbeitet hat und stetig wachsenden Zuspruch erhält. In seinem Sinne werden wir das Forum unverändert weiterführen.
Die Trauerfeier findet am Samstag, den 14.10.2017 um 13:30 Uhr in 07973 Greiz / Thüringen in der Trauerhalle des Großen Friedhofs in der Leonhardtstraße statt.
Marika Mayer
Anstelle Blumen bitten wir um Spenden an das SOS-Kinderdorf Pfalz auf die
Sparkasse Donnersberg
IBAN DE70 5405 1990 0001 1023 26
BIC MALADE51ROK
Berlin, 4.10.2017/cw – Er besetzte am 9. September 1988 zusammen mit 18 Freunden aus Ilmenau die dänische Botschaft in Ost-Berlin. Unmittelbar vor dem Staatsbesuch des dänischen Ministerpräsidenten in der DDR schritt der Bürgerrechtler mit seien Freunden zur Tat. Sie stellten ihre mutige Aktion unter das Motto „In Freiheit wollen wir uns wähnen, und zwar genauso wie die Dänen“.
Heute erreichte uns die erwartete und doch unendlich traurige Nachricht: Wolfgang Mayers Herz hat aufgehört zu schlagen. Am vergangenen Montag, ein Tag vor dem Jahrestag der Wiedervereinigung, schlief er ruhig ein, begleitet von seiner Frau. Mayer, zuletzt von seiner Krebskrankheit schwer gezeichnet, konnte nach einem letzten Krankenhausaufenthalt in sein letztes Domizil in Speyer zurückkehren.
Der studierte Lehrer aus Thüringen brannte bis zuletzt für seine Überzeugungen. Am 13. September wollte er unbedingt an der letzten Protestdemo gegen den Rentenbetrug in Berlin teilnehmen, bereitete die Aktion akribisch wie immer in allen Einzelheiten vor. Kurz vor dem Aufbruch nach Berlin mußte er umkehren. Als wir wenige Tage zuvor telefonierten, war es bereits nicht mehr schwer, seinen Optimismus zu durchschauen. Mayer räumte selbst ein, dass „es schwierig werden würde“, an der Berliner Demo teilzunehmen.
Der Protest gegen den Rentenbetrug an einstigen Flüchtlingen aus der DDR war ihm letztlich zum letzten Lebenszweck geworden. Er initiierte zahlreiche Demonstrationen, kümmerte sich bis ins Detail um den ersehnten Erfolg, wozu z.B. auch die Organisation einer Pauke gehörte, auf die er vehement und unüberhörbar „einschlug“. Dabei ließ er sich auch nicht von „schmerzlichen Rückschlägen,“ als die Wolfgang Mayer übereifriges Einzelgängertum empfand, von seinem Weg abhalten. Der oft mühselige Kampf um Meinungen und Lösungen wurde für ihn nur dadurch erträglich, dass er seinen zeitweiligen Kontrahenten immer „eigene Überzeugung und Idealismus“ unterstellte. „Wir ziehen an einem Strick,“ beteuerte er immer wieder, „aber es ist anstrengend, wenn dieser Strick plötzlich zu viele Enden aufweist, an denen in unterschiedlichen Richtungen gezogen wird.“
Nach der Besetzung: Urteil, Freikauf, Ausweisung
Einen Tag nach der legendären Besetzung hatte das MfS die Botschaft geräumt und die Botschaftsbesetzer festgenommen. Auch Wolfgang Mayer wurde in die Untersuchungshaftanstalt nach Berlin-Hohenschönhausen überführt, später zu insgesamt drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach internationalen Protesten, die in den Medien breiten Widerhall fanden, wurde seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Kurz nach seiner Entlassung wurde ihm die DDR-Staatsbürgerschaft aberkannt, folgte anschließend die Ausweisung in die Bundesrepublik. In der Folge studierte Mayer erst Politik, später Soziologie. 2002 promovierte er zum Dr. phil. an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn. Er war u.a. als Berufsschullehrer in Thüringen und Journalist tätig. Am bekanntesten wurde sein Internet-Auftritt „Flucht und Ausreise.“, ein Titel seiner vielbeachteten Buchveröffentlichung, die 2002 erschien und in der er den Kampf um Fluchten und Ausreisen aus der DDR schilderte.
„Waren es nicht die Ausreisewilligen, die oppositionelle Verhaltensweisen in einem Umfang entwickelten, der es rechtfertigt, von einer tatsächlich politischen Kraft zu sprechen? Von einer Kraft, die ausreichte, das System zu verändern oder gar zu stürzen? Die Ausreisebewegung muß eindeutig auch als eine Bürgerrechtsbewegung gewertet werden!“
Dieses Credo setzte er seiner Seite im Internet voran. Es beschreibt am Dichtesten die Überzeugung eines Menschen, der bis zuletzt für seine Ideale lebte und im buchstäblichen Sinn kämpfte. Sein Sohn, so sagte er mir in unserem letzten Telefonat, würde seine Internetseite weiter betreuen. Nicht nur dort wird er also mit seinen Gedanken weiterleben.
Wolfgang Mayer, (erst) 1950 im Vogtland geboren, wird uns trotzdem schmerzlich fehlen. Der Verlust ist unersetzlich. Für seine Frau Marika. Für seine Familie. Für uns.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.293).
Kassel/Berlin, 3.02.2016/cw – Vertreter von neun Organisationen der einstigen DDR-Verfolgten trafen sich mit weiteren Aktivisten am 29. Januar in Kassel/Wilhemshöhe, um die geplante Demonstration gegen den Rentenbetrug an aus der DDR-Geflüchteten, freigekauften Häftlingen, Übersiedlern und Ausgereisten vorzubereiten. Die Teilnehmer im InterCityHotel besprachen einvernehmlich folgende Punkte für die Demo am 13.April 2016 in Berlin:
● Akquirieren von möglichst vielen Teilnehmern
● bisherige Sponsoren
● Internet-Vernetzung der Demonstrationsteilnehmer
● Informationssystem, Medien, Pressemitteilungen
● Neufestlegung der Route (BMAS – Bundeskanzleramt)
● Transparente, Aufschriften/Forderungen, Finanzierung
● Transporte nach Berlin und zurück, Mitfahrgelegenheiten, Reisekostenzuschüsse
● preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten in Berlin
Die Organisatoren wollen sich Mitte März zu einer weiteren Besprechung in Frankfurt/Main treffen. Nähere Auskünfte und das Protokoll hierzu können von Interessenten und Teilnehmern an der geplanten Demonstration bei den Organisatoren angefordert werden, teilte Dr. Wolfgang Mayer (Forum „Flucht und Ausreise“ / Quelle) mit.
V.i.S.d.P.: Redaktion.Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785 (1.070)
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