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Berlin, Weihnachten 2011/cw/ts – Natürlich: Fukushima hat auch uns persönlich in seiner Dramatik beschäftigt. Die Erinnerung an den Tsunami in Thailand wurde wieder lebendig. Auch wir suchten im Internet nach der Kollegin meiner ehemaligen Frau und ihrem Mann, einige Monate später standen wir auf einem Friedhof in München, um die zierlichen Urnen mit den sterblichen Überresten beizusetzen. Das vergisst man nie…
Aber die politische Hysterie, die das Erdbeben in Japan vornehmlich bei uns in Deutschland auslöste, hat uns wieder vor Augen geführt, wie fragil unsere Befindlichkeiten noch immer sind, dass wir auch heute noch in der Lage sind, die Völkergemeinschaften um uns herum mit unseren „Bauch-Entscheidungen“ zu irritieren…
Höhepunkt Hoheneck
Zweifellos war über diese Ereignisse hinaus, die anderswo ausführlicher und kompetenter rekapituliert werden, der Besuch des Bundespräsidenten im einstigen Frauenzuchthaus der DDR für uns d e r Höhepunkt in diesem Jahr. Im Auftrag des Frauenkreises der ehemaligen Hoheneckerinnen durften wir diesen Besuch anfragen, vorbereiten und begleiten. Für die einst gepeinigten Frauen von Hoheneck ein tief berührendes Ereignis, die späte Referenz an ein bisher unterbelichtetes Kapitel deutscher Geschichte.
Überhaupt wurde dieses Jahr zu einem Jahr der ehemaligen Hoheneckerinnen. Die Drehbuchautorin Kristin Derfler hatte jahrelang und in vielen Gesprächen und Recherchen die Grundlagen für den Film „Es ist nicht vorbei“ erschrieben, der Film wurde im letzten und diesem Jahr mit Anja Kling, Tobias Oertel und Ulrich Noethen in den Hauptrollen vom SWR und RBB im Verein mit dem Filmstudio Hamburg realisiert und zur besten Zeit am 9. November in der ARD ausgestrahlt. Der Hoheneck-Film wurde im Ranking Tagessieger, und selbst die angeschlossene Doku, ebenfalls von Kristin Derfler und ihrem Mann Dietmar Klein umgesetzt, hatte einen fast gleichen Zuschauerrekord aufzuweisen.
Der Frauenkreis nutzte die Gunst der Stunde und konnte sich endlich, nach vielen Jahren vergeblicher Bemühungen, in das Vereinsregister eintragen lassen, eine wichtige Voraussetzung für notwendige staatliche Förderungen. Dazu beigetragen hatte nicht unwesentlich die Gründung eines Förderervereines „Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck“ in Stollberg, die den notwendigen Schwung vermittelte. Inzwischen hat der Förderverein ein vielbeachtetes Konzept vorgestellt. Erste Reaktionen von höchster Stelle sind ermutigend. Im nächsten Jahr wollen wir das Projekt „Förderverein“ nach dem Überstehen der unvermeidlichen Geburtswehen voll in die Hände von Stollberger Bürgern legen, die sich schon jetzt mehrheitlich an der Gründung beteiligt haben.
Platz und Straße des 17. Juni
In Berlin haben wir uns nach wie vor dem Thema „17. Juni 1953“gewidmet, leider aber noch immer keine durchschlagenden Ergebnisse unserer Bemühungen verzeichnen können. Der „Platz des 17. Juni“ vor dem Bundesfinanzministerium in Berlin-Mitte gehört nach wie vor zu unseren vordringlichsten Anliegen. In Strausberg bei Berlin haben wir mit mentaler Unterstützung der Brandenburger Landesbeauftragten Ulrike Poppe symbolisch, weil kurzfristig, eine Straße nach dem Volksaufstand benennen können. Die Stadt reagierte mit einer Schadenersatzforderung von über 300,00 Euro. Das sah zwar mehr nach Beleidigung denn nach Aufbruch im Sinne der Bewertung historischer Ereignisse aus. Aber wir sind guten Mutes, dem letzten noch lebenden Aufstandsführer in Strausberg, unserem Kameraden Heinz Grünhagen, noch zu Lebzeiten die Teilnahme an einer feierlichen Straßenumbenennung ermöglichen zu können. Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes steht ja vor der Tür…
In diesen weihnachtlichen Tagen wird medial wieder einmal, wie der Volksmund sagt „eine Sau über den Dorfplatz gejagt“. Es gibt in dieser Republik nach wie vor bestimmte Spezies, die offensichtlich nur unzureichend mit politisch gefühlten Niederlagen umgehen können. Die Wahl von Christian Wulff vor immerhin schon eineinhalb Jahren hat wohl zu traumatischen Reflexen geführt: Es darf nicht sein, was nicht sein kann. Und so sind einige Unentwegte fündig geworden, haben „etwas gefunden“, was sich hervorragend für eine entsprechende Kampagne umsetzen ließ. Wir meinen, der Respekt vor dem Amt gebietet es und hätte es geboten, erst dann – und nur dann – an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn eindeutige, sprich juristisch unzweifelhafte Belege für ein Fehlverhalten vorlegbar gewesen wären. Das ist bislang nicht der Fall. Und so wirkt die losgebrochene Kampagne eher kleinkariert, sprich an den (politischen ) Haaren herbeigezogen.
Gaucks Engagement für ehemalige Stasi-Bedienstete
Erstaunlich, dass sich kein Medium für die skandalöse Einrede des vormaligen Präsident schaftsbewerbers und – immerhin – einstigen Bürgerrechtlers und ersten Bundesbeauftragten zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen gegen das novellierte Stasi-Unterlagengesetz interessiert. Immerhin hatte Joachim Gauck vom Bundespräsidenten verlangt, das vom Bundestag und Bundesrat verabschiedete Gesetz nicht zu unterzeichen, weil es die Umsetzung ehemaliger (und von Gauck einst selbst eingestellter) Stasi-Mitarbeiter von der Unterlagenbehörde in andere Bundesbehörden ermöglicht. Der Skandal ergibt sich für uns ganz klar aus dieser Konstellation: Der Bürgerrechtler Gauck sieht sich veranlasst, zugunsten ehemaliger Stasi-Mitarbeiter zu intervenieren, statt sich gegen die weitere Provokation einstiger Opfer durch die Existenz dieser Mitarbeiter in der Behörde zu wenden, die diesen Opfern bei der Aufklärung begangenen Unrechtes unterstützen soll. Es kommt also gar nicht auf Inhalte an, sondern auf das gerade aktuelle, medial verwertbare Extra, oder?
Das alles hat nun gar nichts mit einer etwaigen Stasi-Phobie zu tun, obwohl diese gerade für Stasi-Opfer nachvollziehbar wäre. Wir haben immer in den einschlägigen Gremien für eine Abkehr von „Reflexen“ geworben, uns für die Belegbarkeit von berechtigten Vorwürfen ausgesprochen. Wie schnell man in nicht mehr zu bewältigende Untiefen mit pauschalierten Reflexen geraten kann, können wir gerade an einem großen Verband nachvollziehen. Die Verantwortlichen wurden und werden nicht müde, die Vergangenheit zu geißeln und Rechtsstaatlichkeit einzufordern, um selbst ziemlich ungeniert diese eingeforderten Maßstäbe vereinsintern mit Füßen zu treten. Noch schauen Geldgeber und Aufsichtsgremien, wohl auch beeindruckt von der verbalen Rhetorik, der offensichtlichen Veruntreuung anvertrauter Finanzen und eigenwilliger Vertragsgestaltungen zugunsten von Vorstandsmitgliedern zu…
Weihnachten: Urlaub von Realitäten
Was lernen wir aus all dem? Geschichte lässt sich nicht einfach durch Rhetorik oder mediale Paukenschläge entsorgen, sie muß kontinuierlich aufgearbeitet werden. Das dabei Gefühle nicht außen vor bleiben können und sollen, ist verständlich, gehört dazu. Letztlich zählen aber können nur „Fakten, Fakten, Fakten“, wie das im Werbespot eines Nachrichtenmagazins eindrücklich und werbewirksam getitelt wurde.
In diesem Sinn dürfen wir uns Weihnachten unseren Gefühlen hingeben, dürfen völlig außen vor lassen, ob die Geschichte von Bethlehem tatsächlich so, wie uns überliefert, stattgefunden hat oder nicht. Wir dürfen und wir sollten – wenigstens wenige Tage im Jahr – Urlaub nehmen dürfen von Tatsachen und Realitäten. Ihnen und Euch allen wünschen wir von Herzen gesegnete Weihnachtsfeiertage und ein gesundes, erfolgreiches Jahr 2012.
Tatjana Sterneberg Carl-Wolfgang Holzapfel
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Berlin/Biberach, 06.11.2011/cw – Freude bei den Produzenten, Regisseurin, Drehbuchautoren und Schauspielern: Schon vor der bundesweiten Ausstrahlung des Hoheneck-Filmes „Es ist nicht vorbei“ am kommenden Mittwoch in der ARD – Das Erste – um 20:15 Uhr hat der beieindruckende Spielfilm einen ersten Filmpreis erhalten. Auf den Biberacher Filmfestspielen 2011 erhielt der nach einer Idee von Kristin Derfler umgesetzte und mit Anja Kling, Tobias Oertel und Ulrich Noethen in den Hauptrollen verfilmte Schicksals-Thriller aus einem dunklen Kapitel der DDR-Geschichte den Fernsehpreis 2011.
Franziska Meletzky setzte das von Kristin Derfler und Clemens Murath gefasste Drehbuch sensibel und in gewohnter perfekter Regie unter Hilfe der Kameraführung von Eeva Fleig ins Bild.
Das Filmstudio Hamburg und die Verantwortlichen in den ARD-Sendeanstalten SWR und rbb sehen sich nach bereits verteilten Vorschuss-Lorbeeren erneut in ihrem Engagement für diesen Film durch diese Preisverleihung bestätigt. Auch aus den Reihen der ehemaligen Frauen von Hoheneck, die mit ihren Schicksalen die Basis für diesen Film schafften, ist in ersten Reaktionen tiefe Befriedigung und große Freude über den Vor-Erfolg ihres Films zu hören. Der Spielfilm wurde ausdrücklich im Nachspann diesen Frauen gewidmet.
In der Begründung der Jury heißt es:
Völlig unvorbereitet sieht sich eine Frau mit Erfahrungen ihrer Vergangenheit konfrontiert. Versuchte Republikflucht, Misshandlungen unter ärztlicher Aufsicht, bleibende Verletzungen, die ein Karriereende erzwingen, Traumatisierungen.
Der Film bleibt fast vollkommen in der Gegenwart und das macht ihn so stark. Er überzeugt besonders in den Momenten, in denen der Zuschauer sich gemeinsam mit der Protagonistin einer Gesellschaft gegenübersieht, die sich nicht erinnern will. Das Buch von Kristin Derfler und Clemens Murath sowie die behutsame Regie von Franziska Meletzky haben uns überzeugt.
Jury-Mitglieder: Barbara Beauvais (Vorsitzende), Jonas Grosch, Klaus Becker
http://www.firmenpresse.de/pressinfo514809.html
http://www.rtagency.com/index.php?id=12
http://www.filmfest-biberach.de/festivalprogramm/filme_2011/2011/es_ist_nicht_vorbei
V.i.S.d.P.: Carl-Wolfgang Holzapfel, Berlin, Tel.:030-30207785 oder 0176-480619
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