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Sogenannter Faktencheck – Seriöse Information oder verstärkende Desinformation?
25. März 2020 in "Zur Diskussion", 2020, CORONA, Meinungsfreiheit | Tags: Bundestagsdrucksache, Faktencheck, FRONTAL 21, Heiko Schrang, MIMIKAMA | 1 Kommentar
Berlin, 25.03.2020/cw – Es bleibt bei einer Krise nicht aus. Neben – allerdings noch sehr vereinzelter – Kritik an den staatlich verordneten Einschränkungen werden auch diverse Verschwörungstheorien verbreitet. Das wiederum ruft sogenannte „Faktenchecks“ auf den Plan. Mit Hilfe dieser vorgeblichen oder tatsächlichen Überprüfung verbreiteter Informationen oder Behauptungen soll dem Nachdenken entwöhnten Bürger eine Hilfestellung bei der Einordnung verbreiteter Informationen – einfach gestrickt „richtig“ oder „falsch“ – vermittelt werden. Doch halten sich die Autoren dieser Faktenchecks an ihre selbst behauptete Seriosität?
Jüngst hat sich – hier nur als Beispiel angeführt – MIMIKAMA, ein Internetauftritt u.a. mit dem Anspruch, eine seriösen Faktencheck vorzunehmen, mit im Netz verbreiteten Äußerungen eines gewissen Heiko Schrang auseinandergesetzt. Mimikama ist eine private Initiative, die 2011 durch Thomas Wannenmacher gegründet wurde. Bekannt geworden ist Mimikama speziell über die auf Facebook betriebene Initiative ZDDK (Zuerst denken – dann klicken) mit rund 666.500 Abonnenten (Stand Juli 2019).
Masterplan oder Gebrauchsanweisung
Schrang hatte unter wallstreet-online am 15.03. die von unserer Redaktion bereits angeführte Bundestagsdrucksache 17/12051 vom 03.01.2013 („Unterrichtung durch die Bundesregierung – Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“) zum Anlass genommen, von einem möglichen „Masterplan“ bzw. einer „Gebrauchsanweisung für alles, was gerade abläuft“, zu schreiben. Es könne „einen schon gruseln wie das jetzige Szenario dort fast 1:1 beschrieben wird… Ausbreitung, Ablauf, Dauer, Mortalität, usw… Besonders makaber ist, dass der Coronavirus explizit genannt wird.“
Natürlich steht es jedermann frei, dem Wallstreet-Autor Verschwörungstheorien zu unterstellen, obwohl dieser lediglich Feststellungen aus seiner Sicht trifft, die durchaus vielfach geteilt werden. WIKIPEDIA vermerkt zu dem Autor u.a.: „Heiko Schrang (geb. 1969) ist ein deutscher Autor, ehemaliger Immobilienhändler und Verschwörungstheoretiker aus Berlin. Der bekennende Buddhist Schrang betreibt einen eigenen Newsletterversand und arbeitet als Autor bei MMNews von Michael Mross, wallstreet-online.de, goldseiten.de, Hartgeld.com, Extremnews und Epoch Times. Er betreibt auch einen Videokanal „Schrang TV“.“
So unterstellt der FAKTENCHECK dem umstrittenen Autor „Ungereimtheiten“, die einer sachlichen Überprüfung wiederum nicht standhalten. Hier sollen nur drei Beispiele angeführt werden, der geneigte Leser kann sich gerne den vollständigen FAKTENCHECK unter https://www.mimikama.at/allgemein/coronavirus-ein-geheimplan-der-regierung-weit-hergeholter-schwurbel/ einverlesen.
BT-Drucksache „Hypothetisches Szenario“
MIMIKAMA stellt dem Check die Feststellung voran, dass es sich in der besagten Bundestagsdrucksache „um ein hypothetisches Szenario, beruhend auf vorangegangenen Seuchengeschehen, handelt, weswegen das fiktive Virus auch den Namen „Modi-SARS“ bekam.“ Diese Faktenlage ist von Kritikern bisher auch nicht bezweifelt worden. Kritisiert wird – u.a. auch von uns – dass dieses jetzt eingetretene Szenario bereits seit mindestens sieben Jahren bekannt war, ohne bei den zuständigen Behörden ernstzunehmende Vorsorgemaßnahmen, wie z.B. die Entwicklung eines Impfstoffes, ausgelöst zu haben. Die jetzige Katastrophe war also entgegen den offiziellen Verlautbarungen seit Jahren absehbar. Siehe dazu die aktuelle Sendung von FRONTAL 21 vom 24.03.2020: https://www.zdf.de/politik/frontal-21/versaeumte-pandemie-vorsorge-100.html?fbclid=IwAR0WWRy4fxUmUBZaeKIFCKZ5ykNY486qTX6fmr8IaQSOhhEWOEt6CZzjs0k

Zumindest einzelne verordnete Maßnahmen erscheinen wenig durchdacht. So ist der angeordnete Mindestabstand von 1,50 m in der Realität vielfach absurd, wie hier auf einer U-Bahn-Treppe mit einem Zollstock demonstriert. – Foto: LyrAg
Im Faktencheck wird nun dem Szenario „Das hypothetische Modi-SARS-Virus ist mit dem natürlichen SARS-CoV in fast allen Eigenschaften identisch,“ als Realität gegenübergestellt: „Der neue Coronavirus trägt den Namen SARS-CoV-2 und hat ähnliche Eigenschaften, unterschiedet sich aber auch in vielen Punkten.“
Wo ist hier ein Widerspruch? Es werden immerhin „ähnliche Eigenschaften“ eingeräumt. Natürlich hat man vor sieben Jahren das modifizierte Virus nicht gekannt. Aber analog zu Entwicklungen von Impfstoffen hätte man möglicherweise bei Vorhandensein eines zwischenzeitlich entwickelten Grundstoffes wesentlich schneller ein Impfserum herstellen können.
Fieber und trockener Husten
Auch die folgend angeführte – behauptete – Inkubationszeit, „also die Zeit von der Übertragung des Virus auf einen Menschen bis zu den ersten Symptomen der Erkrankung beträgt meist drei bis fünf Tage, kann sich aber in einem Zeitraum von zwei bis 14 Tagen bewegen,“ wird für einen FAKTENCHECK recht dünn korrigiert: Danach betrage die Inkubationszeit „im Mittel fünf bis sechs Tage, Spannweite 1 bis 14 Tage“ Es wird in Realität weiter eingeräumt, dass es „dazu noch keine verlässlichen Zahlen“ gibt, „da die tatsächliche Anzahl der Infizierten und die tatsächliche Anzahl der Fälle unbekannt sind“ und dazu „serologische Erhebungen notwendig“ wären.
Und so wird der angebliche FAKTENSCHECK weiter wenig überzeugend untermauert. Dem Szenario: „Die Symptome sind Fieber und trockener Husten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot, in Röntgenaufnahmen sichtbare Veränderungen in der Lunge, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen. Ebenfalls auftreten können Durchfall, Kopfschmerzen, Exanthem (Ausschlag),Schwindelgefühl, Krämpfe und Appetitlosigkeit“ folgt die angebliche korrektive Realität: „Die Krankheitsverläufe sind unspezifisch, vielfältig und variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod. Daher lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zum „typischen“ Krankheitsverlauf machen. Häufigste Symptome sind Fieber und Husten.“
Positiv vermerkt werden muss, dass MIMIKAMA nicht anführt, dass es sich bei dem Fakten-überprüften Autor Heiko Schrang um einen äußerst umstrittenen Thesen-Verbreiter handelt, der nicht nur in einer jüngsten Veröffentlichung von ZEIT-ONLINE (20.01.2020) als buddhistischer Guru und rechter Verschwörer geschildert wird („Rechte Esoterik: Meditieren, heilen, Juden hassen“,https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-01/rechte-esoterik-kla-tv-verschwoerungstheorien-verfassungsschutz), auch wenn sich der MIMIKAMA-Autor abschließend den Hinweis nicht verkneifen kann, dass Schrang teils auch auf „rechtsgerichteten Seiten sein Publikum findet“. Grundsätzlich sollten durch einen Faktencheck nicht politische oder religiös anmutende Gesinnungen sondern thematische Feststellungen überprüft werden.
Nachweis falscher Behauptungen fraglich
Wenn allerdings die „Überprüfung von Fakten“ so offensichtlich daneben gerät und dadurch der Nachweis falscher Behauptungen derart bemüht erscheint, ist wiederum die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, dass es sich hier eher um eine bisherige Darstellungen verteidigende, also um eine verstärkende Desinformation der Öffentlichkeit handelt. Schade, denn diese Öffentlichkeit ist nicht über notwendige Maßnahmen zu ihrem Schutz zunehmend irritiert sondern über die Fakten, die dieser Öffentlichkeit bisher beharrlich verschwiegen werden. Da hilft auch wenig der Hinweis auf die „Veröffentlichung“ des aktuellen Szenarios bereits vor sieben Jahren u.a. in einer Bundestagsdrucksache. Erheblich ist doch, dass diese Veröffentlichung bisher weder durch die Politik zitiert noch ernsthaft im Hinblick auf folgende Unterlassungen hinterfragt wird. Auch ein Untersuchungsausschuss, angesichts der nicht zu bestreitenden vorhandenen Corona-Krise ein demokratisches MUSS in einer parlamentarischen Demokratie, steht – zumindest derzeit – nicht zur Debatte. Die durch nie dagewesene Einschränkungen und amtliche Erlasse verunsicherte und berechtigte Fragen stellende Bevölkerung hat aber einen Anspruch auf Antworten. Spätestens nach Beendigung dieser Krise.
Aktuelle Hinweise zum Thema „CORONA“ finden Sie tagesaktuell unter https://www.facebook.com/carlwolfgang.holzapfel.1
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.523).
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