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Von Carl-Wolfgang Holzapfel

Berlin, 2.Mai 2014/cw – Gestern, am 1. Mai 2014, starb Manfred von Richthofen, ein Urgestein der Berliner CDU. Richthofen kam am 9. Februar 1934 als ältester Sohn des Kaufmanns Bolko Freiherr von Richthofen (1903–1971) und der Viktoria Praetorius Freiin von Richthofen (* 1914) zur Welt. Sein Onkel war der als „Roter Baron“ berühmt gewordene gleichnamige Jagdflieger aus dem 1. Weltkrieg.

Auch wenn die ersten Nachrufe dem Sportfunktionär gewidmet wurden und WIKIPEDIA seltsamerweise seine herausragende, wenn auch relativ kurze politische Funktion verschweigt, ist Richthofen den „alten Hasen“ in der Berliner CDU als einstiges Mitglied der sogen. „Keulenriege“ unter Eberhard Diepgen, dem späteren Regierenden Bürgermeister und Jürgen Wohlrabe, dem späteren Präsidenten des Abgeordnetenhauses, bekannt und beliebt gewesen. Der im Alter von 80 Jahren verstorbene einstige Politiker und letztliche führende Sportfunktionär (Präsident des Deutschen Sport-Bundes – DSB) war immerhin von 1965 bis 1969 sogar stv. Landesvorsitzender der immer eine besondere Position einnehmenden West- Berliner CDU.

In dieser Zeit, in den sechziger Jahren, lernte ich ihn als Mitglied der Jungen Union wie der Berliner CDU kennen und schätzen. Mir bleibt Richthofen in Erinnerung als nachdenklicher und abwägender Politiker, der sehr gut zuhören konnte, ohne dabei seine eigene Meinung zu verleugnen. Die war durchaus im nach dem Mauerbau von 1961 gequälten Berlin kämpferisch, gleichwohl nicht draufgängerisch oder machiavellistisch wie oft bei seinen damaligen Weggefährten. Das sich Richthofen letztlich für den Sport entschied, mag wohl an diesen für ihn langfristig nicht akzeptablen Bedingungen der Tages- und – noch mehr – Parteipolitik gelegen haben. Auch war die damalige sehr kämpferisch ausgerichtete CDU wohl (noch) nicht bereit, einem Denker den gebührenden Raum einzuräumen. Das wurde erst mit Richard von Weizsäcker anders, aber da hatte sich Manfred von Richthofen bereits für seinen anderen Weg entschieden.

1967 wurde er bereits Präsidiumsmitglied im Landessportbund (LSB), ab 1969 deren Sportdirektor, von 1985 – 2000 war er Präsident. Als Unterhändler in der Ost-West-Verhandlungskommission konnte von Richthofen seine politischen Kenntnisse einbringen und seine in der Politik wenig gefragten Eigenschaften nutzen. Das mag ihn darin bestärkt haben, die gesponnene Drähte zur Politik nie ganz zu kappen, sich aber ansonsten dem zur Leidenschaft gewordenen Sport zu widmen.

Unabhängig von den sicherlich auch aus der CDU zu vernehmenden „politischen“ Nachrufen wird man diesem großartigen Menschen und seiner wirksamen Rolle wohl erst in späteren geschichtlichen Abhandlungen gerecht werden. Sein Tod war ungerecht, weil zu plötzlich und unerwartet. Er wird uns, besonders den alten Kämpen der CDU im einstigen West-Berlin, fehlen.

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V.,  Berlin, Tel.: 030-30207785

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