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Berlin, 23.03.2015/cw – Vor dem Brandenburger Tor versammelten sich bei kaltem Wind am Sonntagabend mehrere hundert Radlfahrer vor dem Brandenburger Tor, um
gegen Intoleranz und Hass gegenüber Andersdenkenden zu demonstrieren. Ausgesprochen fröhlich und winkend starteten die Radler gegen 17:25 Uhr und radelten ihren Apell über die Siegessäule, dem Schloß Bellevue, vorbei am Kanzleramt über die Friedrichstraße am Jüdischen Museum vorbei über die
Synagoge an der Oranienburger Straße zur Moschee in Kreuzberg am Columbiadamm bis zum Tempelhofer Feld, Ankunft 18:55 Uhr. Begleitet von einem stolzen Polizeiaufgebot, das den Demo-Tretern freies Geleit über rote Ampeln und ansonsten versperrte Straßen und Kreuzungen bot, zeigten sich hier einmal Demonstanten, die sich an die verkündeten Anliegen hielten und so der Forderung nach Toleranz glaubwürdig
Ausdruck verliehen.
Imam Ferid Heider und Rabbiner Daniel Alter radelten symbol- und einträchtig auf einem Tandem am Kopf des Zuges. Andere Tandemfahrer hatten anfänglich Pech, als ihnen kurz

Symbolträchtig: Der Halbmond stand über der Moschee am Columbiadamm, als die Tour vorbeiradelte – Foto: LyrAg
nach dem Start die Kette vom Zahnrad sprang. Schnell eilten kundige Helfer herbei und verhinderten so eine Panne, die Gegner dieser Toleranz-Demo womöglich als hämische Beweisführung für das Scheitern dieser begrüßenswerten Nachdenk-Aktion benutzt hätten. (959)
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.:030-30207785
Berlin, 22.03.2015/cw – Am heutigen Sonntag startet um 17:00 Uhr am Brandenburger Tor die Fahrrad-Tour „für ein gutes Zusammenleben, Respekt und Toleranz“. Sie endet um 19:00 Uhr am Tempelhofer Feld. Auf dem Weg werden jüdische und muslimische Einrichtungen passiert.
Teilnehmende Imame und Rabbiner wollen mit dieser Aktion ein Zeichen für gutes Zusammenleben, Respekt und Toleranz setzen und gemeinsam gegen Gewalt und Diskriminierung demonstrieren. An der Aktion wollen auch Imam Ferid Heider und Rabbi Daniel Alter (Foto) teilnehmen. Letzterer war bereits Opfer einer tätlichen Attacke geworden und wurde dabei verletzt.
Jüngst hatte der Vorschlag des Zentralrates der Juden, aus Sicherheitsgründen in „riskanten Gebieten“ auf das Tragen der traditionellen jüdischen Kipa zu verzichten, heftige Kontroversen ausgelöst. Kritiker sahen darin eine nicht hinnehmbare Vorstufe zu den unseligen Aktionen gegen jüdische Mitbürger Anfang der Dreißiger Jahre, die letztlich in dem ewig belastenden Holocaust endeten. Die Antwort auf Diskriminierung und Verächtlichmachung von Religionen sei das mutige Bekenntnis zur eigenen Überzeugung und die sichtbare Förderung von Toleranz und gegenseitigem Respekt. Dazu gehöre auch die Selbstverständlichkeit, die Kipa zu tragen. (958)
V.i.S.d.P.: Vereinigung 17.Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953
Berlin, 27.07.2014, 09:30 Uhr/cw – Am heutigen Sonntag, 27.07., findet ab 12:30 Uhr auf dem Petriplatz (Brüder-/Ecke Scharrenstraße) in Berlin-Mitte ein interreligiöses Friedensgebet für den Frieden im Nahen Osten statt.
Für das Judentum wird Jan Aaron Voss von der Werkstatt der Religionen, für das Christentum Eric Haußmann, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien und für den Islam Kadir Sanci die Gebete zelebrieren.
Am Veranstaltungsort ist ein neues Gotteshaus geplant. Keine Kirche, keine Synagoge, keine Moschee, sondern alles in einem. Juden, Christen und Muslime sollen hier einst unter einem Dach beten. Ein solches Projekt gibt es so bisher an keinem Ort der Welt. Es würde einmal mehr die Bedeutung Berlins als ein Zentrum für Weltoffenheit und Liberalität dokumentieren.
Der Verein „Bet- und Lehrhaus Petriplatz“ (http://www.dialog.berlin-de/Bet-und- Lehrhaus-Petriplatz/) wirbt bereits weltweit um Spenden. Für das anspruchsvolle Projekt, für das die Grundsteinlegung im nächsten Jahr geplant ist, sind vorerst 40 Millionen Euro veranschlagt.

Die Hoheneckerin Tatjana Sterneberg (links) übergab seinerzeit ein Transparent an Rabbi Alter (rechts) : „Hass ist auch Mord“ – Foto: LyrAg
Am heutigen Friedensgebet wird auch der Berliner Rabbi Daniel Alter teilnehmen, der vor zwei Jahren in Berlin-Friedenau angegriffen und brutal niedergeschlagen wurde. Der Landespfarrer für den interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche, Andreas Götze erklärte im Vorfeld der Veranstaltung, man wolle mit Gläubigen verschiedener Religionen auch ein Zeichen gegen den Missbrauch der Religion für politische Interessen setzen.
Ob sich Andreas Götze und andere Teilnehmer damit demnächst dem Vorwurf ausgesetzt sehen könnten, Knechte Satans zu sein, bleibt anzuwarten. Ein ordinierter Prediger der Evangelischen Kirche hatte Juden als „Knechte Satans“ bezeichnet. Auch die Evangelische Kirchenleitung wurde des Verrates an der Bibel bezichtigt, weil sich diese durch ihre Liberalität u.a. gegenüber dem Sakrament der Ehe und der Homosexualität der Sünde öffne. Aber auch der Islam wurde entsprechend bedacht: Dieser und Allah sei eine Erfindung und Mohammed sein falscher Prophet.
Der Prediger nimmt bislang unwidersprochen weiterhin herausragende Spitzenfunktionen in Vereinen der Verfolgten und Opfer der zweiten Diktatur ein und ist überdies nach wie vor führendes Mitglied in einem Landesverbandsgremium der CDU. (832)
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785
Moslems, Juden und Christen beteten gemeinsam für den Frieden
Berlin, 27.07.2014, 14:00 Uhr/cw – Etwa 250 Menschen waren dem vorstehenden Aufruf zum gemeinsamen Gebet für den Frieden gefolgt. Beeindruckend war die offen erkennbare Mischung von Bürgern, die den jeweiligen monotheistischen Religionen angehören. In Anwesenheit des einzigen prominenten Politikers, Volker Beck (MdB, DIE GRÜNEN) erteilten die Geistlichen der Weltreligionen den Anwesenden zum Abschluß ihren Segen.
Der hier gezeigte Wille zum Frieden über unterschiedliche Glaubensansätze hinweg ließ den Schmerz über die aktuell tobende Auseinandersetzung zwischen den hasserfüllten Fronten im Heimatland der Religionen geradezu physisch spüren. Es wäre zu wünschen, das diese Möglichkeit zum Innehalten über die gewohnten Hass-Bilder hinweg zum festen Bestandteil der Angebote in unserer Stadt werden würde. Warum nicht jeden Sonntag um 12:30 Uhr an diesem Ort das Angebot zum gemeinsamen Gebet, bis das anvisierte gemeinsame Bethaus eingeweiht werden kann? Heute wurde ein wichtiger Anfang gemacht, gewissermaßen ein geistiger Grundstein in Berlin-Mitte gelegt.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlion, Tel.: 030-30207785
Berlin, 3.09.2012/cw – Der Überfall auf den Berliner Rabbiner Daniel Alter in Berlin-Frohnau hat in der nationalen und internationalen Presse ein breites Echo gefunden und die Diskussionen um Ausgangspunkte und Inhalte des offenen oder verdeckten Antisemitismus neu belebt. Wir geben nachfolgend – auszugsweise – Inhalte wieder, um unseren Beitrag zu dieser bitter notwendigen Debatte zu leisten. Denn auch wir, die Opfer der SED-DDR-Diktatur, sind in unseren Reihen unmittelbar von dieser Debatte betroffen. Wenn einer unserer führenden Vertreter unter dem Deckmantel der von ihm vertretenen sektiererischen Auslegung der Bibel den „Juden als Knecht Satans“ beschreibt und auch andere Religionen verunglimpft, kann uns das nicht gleichgültig sein. Es sei denn, unsere Bekenntnisse, die uns hinter die Zuchthausmauern einer Diktatur geführt haben, sind Schall und Rauch. Mit einem „Na hör’n S‘, des is‘ halt Religion“, ist es nicht getan. Diese Ausrede wäre überdies nicht nur eine Beleidigung der christlichen Kirchen generell, sie würde uns auch in die Reihen derer stellen, die immer schon weggeschaut haben, wenn es brenzlig wurde: „Heiliger Antonius, verschon mein Haus, zünd´ andre an.“ Bekenntnisse gegen jede Form von Extremismus – in Wort, Schrift und Tat – sind nur dann wahrhaftig, wenn wir sie selbst praktizieren.
Die nachfolgenden Zitate aus der Presse können durchaus auch als indirekte Antworten auf die oder Kritik an den unentschuldbaren Entgleisungen des angesprochenen führenden Verbandsvertreters verstanden werden.
Die Berliner Morgenpost titelt:
„Jude“ ist an Berliner Schulen wieder ein Schimpfwort
und schreibt:
„An vielen Schulen in der Hauptstadt gehört Judenfeindlichkeit zum Alltag. …“Du Jude, du Opfer.“ Dass diese Wörter auf deutschen Schulhöfen wieder zu Schimpfwörtern geworden sind, sollte uns beschämen.…
…Das Wort „Jude“ ist zum allgemeinen Schimpfwort geworden, mit dem muslimische Jugendliche ihren Hass gegen die Gesellschaft oder ihren Selbsthass an vermeintlich Schwächeren abreagieren. Oft wird das Wort „Jude“ mit der Vokabel „Opfer“ kombiniert. „Du Jude, du Opfer“ – gesprochen auf deutschen Schulhöfen. Wer empfindet dabei nicht Scham und Wut. …
Die türkische Lehrerin Betül Durmaz: „…Es gibt Regeln, an die sich jeder halten muss – egal, welcher Nationalität und welchem Glauben er angehört.“ Man wünschte sich unter den Lehrern viele solcher couragierter Pädagogen und Streiter für Recht und Toleranz. …
Die verstorbene Jugendrichterin von Berlin, Kirsten Heisig, hat in ihrem Buch „Das Ende der Geduld“ beschrieben, wie man gegen die Unkultur des Hasses vorgehen kann. An Brennpunktschulen hat sie Elternabende besucht und sich mit arabischen Vätern auseinandergesetzt. Sie hat ihnen erklärt, dass die „Ehre der Familie“ und das „religiöse Gesetz“ gegenüber den Werten unseres Grundgesetzes – Freiheit, Toleranz und Gleichheit der Geschlechter – zweitrangig seien. …“
In der Süddeutschen Zeitung kommentiert Matthias Drobinski, dass der Antisemitismus uns alle etwas angeht und führt aus:
„Judenfeindliche Sprüche, Verschwörungstheorien, Prügeleien: Antisemitismus ist in Deutschland gesellschaftliche Realität. Er ist da, obwohl die Gesellschaft so aufgeklärt ist wie nie, trotz aller Politikerreden und Bildungsprogramme. Aber es fehlt das Bewusstsein der nicht-antisemitischen Mehrheit. Es geht auch uns was an, wenn über „die Juden“ geredet wird …. Du Jude. Es gibt nicht nur Hinter-, sondern auch Schulhöfe, wo das als sozialadäquates Schimpfwort gilt. …“
Drobinski titelt einen „Abgrund an Fremden- und Judenfeindschaft“:
„Man kann das als Zuwandererproblem sehen und den neuen Antisemitismus besorgt, dann aber doch wieder beruhigt, den Fremden zuschreiben, die da mit ihrer Mischung aus kollektiver Erzählung, Indoktrination und mangelnder Bildung ausgerechnet nach Deutschland gekommen sind, ins Land des Judenmordes. Das ist nicht falsch, genügt aber nicht. …
Es erschrecken nicht so sehr die zittrigen Leserbriefe derer, die nun erklären, dass die Juden selber schuld an Auschwitz sind, weil man sie, beschnitten wie sie sind, so leicht selektieren konnte. Es erschrecken eher die wohlformulierten Briefe, vertraut mit Kommaregeln und Gerundium, die erklären, dass „die“ Juden glaubten, es gebe immer Sonderrechte für sie, ob es um ihre Söhne oder um die Westbank geht – dass man das aber nicht sagen dürfe.
Es ist ein als aufgeklärte Kritik getarnter Essentialismus, das Stereotyp in der Verkleidung des gesunden Rechtsempfindens. …
Der jüdische Soziologe Alphons Silbermann hat in den achtziger Jahren die These vertreten, es gebe in der deutschen Nachkriegsgesellschaft eine Judenfeindschaft von stabil 25 Prozent. Über die Prozentzahl mag man streiten – doch dass der Antisemitismus auch in der deutschen wie europäischen Nachkriegsgeschichte ein Kontinuum ist, lässt sich nicht bestreiten. …
Was jedoch fehlt, ist das Bewusstsein der nicht-antisemitischen Mehrheit: Es geht auch uns was an, wenn über „die Juden“ geredet wird. Es geht darum, wie tragfähig der Boden des Zivilen bleibt, des menschenwürdigen Umgangs untereinander. Denn der kann schnell sehr dünn werden.“
DER TAGESSPIEGEL in Berlin wendet sich gegen billige Ausreden und fordert ein Bekenntnis zu den Problemen:
„…Der Hinweis auf die Abstammung der Täter ist keine moralische Entlastung: Der Aufgabe, gegen diesen arabischstämmigen Antisemitismus Stellung zu beziehen, so neu dies sein mag für dieses Land, kann es sich nicht entziehen. Dieser Antisemitismus ist, auch wenn sich das noch nicht bis zur Antifa herumgesprochen hat, inzwischen so deutsch wie der altbekannte.“
http://www.tagesspiegel.de/meinung/antisemitismus-vermutlich-arabischstaemmig/7083756.html
DIE PRESSE in unserem Nachbarland Österreich beschreibt eindrucksvoll und geradezu erschreckend die Alltäglichkeit des Antisemitismus. Das ist Österreich? Und hier in Deutschland? Reicht es aus, auf angeblich „arabische Jugendliche“ zu schimpfen und angestrengt wegzusehen, wenn ein in der Öffentlichkeit stehender Funktionär unwidersprochen seine Parolen über die „Knechte Satans“ verbreiten darf? DIE PRESSE titelt richtig:
Mit Judenbeschimpfungen fängt es an
„Wiener Polizisten schauten zu, als sich ein Fußballfan vor einem Rabbiner mit Hitlergruß aufpflanzte und „Juden raus!“ rief. Wenn schon Ordnungshüter offenen Antisemitismus dulden, wird es gefährlich.
Auf dem Wiener Schwedenplatz spielte sich am vergangenen Donnerstag folgende Szene ab: Ein paar Stunden vor dem Fußballmatch zwischen Rapid und Paok Saloniki ging ein Fan auf einen Rabbiner zu und sagte: „Hau ab, du Scheißjude! Juden raus! Heil Hitler.“ Der Geistliche beschwerte sich daraufhin bei einem Polizisten, der in der Nähe stand. Der Beamte sah jedoch überhaupt keinen Anlass einzuschreiten. „Na hör’n S‘, heut‘ is‘ Fußball“, sagte er. Und der Fußballfan stand dabei immer noch mit Hitlergruß vor dem Rabbiner. Der versuchte danach, andere Uniformierte zum Eingreifen zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. …
Es gibt viele Möglichkeiten, mit Antisemitismus umzugehen. In Österreich halten es immer noch einige in ihrer Na-und-Mentalität für angemessen wegzuschauen oder auch noch blöd dazu zu grinsen. Bei Ordnungshütern ist es nicht eine Frage der Zivilcourage, ob sie Judenhassern in den Arm oder ins Wort fallen. Sie sind dazu verpflichtet. Nur zur Erinnerung: Hier ist es strafbar, sich im nationalsozialistischen Sinne wiederzubetätigen und gegen Juden zu hetzen.
Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass ausgerechnet in jenem Land, das bei der Vernichtung der Juden einen überdurchschnittlich hohen Anteil williger Nazi-Vollstrecker gestellt hat, Antisemitismus ignoriert, bagatellisiert oder verdodelt wird. Vor ein paar Tagen erst stellte der Chef der drittgrößten Partei eine Karikatur im „Stürmer“-Stil auf seine Facebook-Seite. Auf der Zeichnung war ein fetter Bankier mit Hakennase zu sehen, an dessen Manschettenknöpfen Davidsterne prangten. Auch für Ungebildete war das Machwerk unschwer als antisemitisch zu erkennen. Und doch stritt H. C. Strache in besonders dümmlicher Weise alle Vorwürfe ab, anstatt sich zu entschuldigen oder gar Konsequenzen zu ziehen. Der Skandal blieb, wie davor schon viele andere, ohne Folgen. Zwischen Wien und Bregenz glaubt man, das alles nicht so ernst nehmen zu müssen. …
Der Antisemitismus flammt gerade neu in Europa auf. Als Brandbeschleuniger fungieren dabei, vor allem in Ländern wie Frankreich oder auch Deutschland, arabische Jugendliche, die den aggressiven antisemitischen Diskurs des Nahen Ostens ungefiltert in ihre (neue) Heimat tragen. Doch auch die Mehrheitsbevölkerung kultiviert unter dem Deckmantel eines zunehmenden Hasses auf Israels antijüdische Regungen. … Und was passieren kann, wenn man jahrelang bei Judenbeschimpfungen weghört, zeigt sich in Ungarn. Dort nimmt der offene Antisemitismus, ganz ohne Araber, seit dem Parlamentseinzug der rechtsextremen Jobbik-Partei erschreckend zu. …
Der antisemitische Krebs wuchert schnell, wenn man ihn nicht schon im Anfangsstadium aus dem gesellschaftlichen Gewebe schneidet.“
christian.ultsch@diepresse.com
Die Frankfurter Rundschau setzt sich ebenfalls mit der Notwendigkeit auseinander, den (erneuten) Anfängen zu wehren und bekennt: „… Dann ist der Staat gefragt. Dann muss er dazwischen. Druckvoll, energisch, unparteiisch. …“.
W I R sind der Staat.
„Der Vorsitzende des Koordinierungsrates der Muslime Ali Kizilkaya erklärt, der Antisemitismus sei nicht mit dem Islam vereinbar. Das ehrt ihn und es beruhigt uns. Denn wir wissen, was mit einem Heiligen Text vereinbar ist und was nicht, das bestimmt nicht der Heilige Text. Das bestimmen seine Leser. Wir müssen auf sie schauen, wenn wir wissen wollen, was sie denken und nicht auf die Texte, auf die sie sich berufen. …
(Unterstreichung von Admin)
Aber es ist gut, wenn in jeder der einzelnen Gemeinschaften, die zusammen – wenn alles gut geht – eine Gesellschaft bilden, rassistischen Vorurteilen widersprochen, ja wenn sie bekämpft werden. Vor allem, wenn es die sind, die in der eigenen Gruppe Befürworter finden. …
Alle diese Gruppen verurteilen seit inzwischen vielen Jahren Übergriffe nicht nur auf Mitglieder der eigenen sondern immer wieder auch Angriffe auf Mitglieder und Institutionen der anderen Gemeinschaften. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht innerhalb jeder dieser Gruppierungen auch Einzelne oder auch Organisationen gäbe, die genau das nicht tun, ja die sich weigern, das Recht des anderen auf seine religiöse Freiheit zu verteidigen oder sie ihm sogar zu verwehren suchen.
Dem sollen christliche, jüdische und muslimische Gemeinschaften energisch entgegentreten. …
Wie viel Geduld hat die jüdische Gemeinde im Nachkriegsdeutschland mit den Deutschen aufgebracht! Wie unverschämt und nassforsch sind deutsche Behörden mit jüdischen Ansprüchen umgegangen und tun es noch heute! Nicht viel anders verhält sich immer wieder auch die deutsche Öffentlichkeit! Hält man sich das vor Augen, bekommt man eine Ahnung davon, wie viel Ausdauer und Kraft nötig sein wird, um wenigstens immer mal wieder gut zusammenzuarbeiten an dieser heute so viel vielfältiger gewordenen gemeinsamen deutschen Gesellschaft. …
Die Vorstellung, der Staat und seine Organe seien zuständig für die Durchsetzung einer bestimmten Gesinnung und sei es die des demokratischen Grundkonsens, tut so, als gebe es sie und es käme nur noch darauf an, sie den Bürgern zu vermitteln. In Wahrheit aber bilden die Bürger in ihren Auseinandersetzungen diesen immer wieder sich ändernden Grundkonsens erst heraus. Alle Bürger. Die seit Generationen hier lebenden und die mehr oder weniger neu Dazugekommenen. Jeder neue stellt den überkommenen Konsens in Frage. …
Wenn aber Einzelne oder wenn Gruppen andere tätlich angreifen, dann ist der Staat gefragt. Dann muss er dazwischen. Druckvoll, energisch, unparteiisch. …“
http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-druckvoll–energisch–unparteiisch,1472602,17031180.html
V.i.S.d.P. (Zusammenstellung): Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
Berlin, 2.09.2012/cw – Zu einer eindrucksvollen Demonstration fanden sich am heutigen Sonntag ca. 1.500 Menschen auf dem Grazer Platz in Berlin-Friedenau ein, um ihrer Empörung über den brutalen Überfall auf Rabbi Alter Ausdruck zu verleihen. Der Überfall auf Daniel Alter und seine Tochter durch bisher nicht identifizierte, vermutlich Jugendliche „arabischen“ Ursprungs hatte nicht nur in Berlin und Deutschland, sondern weltweit Aufsehen erregt. Im Land der Urheber des Holocaust muss der feige Überfall auf einen jüdischen Mitbürger mit der Begründung „JUDE“ neuerlich Vorbehalte und Misstrauen provozieren.
Um so wichtiger erscheint der zeitnahe Protest durch Nachbarn, Freunde und Bürger aus dem Wohnumfeld von Rabbi Alter, um das vielfach beschworene „Nie Wieder!“ mit aktuellen Inhalten zu füllen, der Gefahr geschürten Hasses zu begegnen und sich für Toleranz gegenüber anderen Religionen und Ethnie einzusetzen.
Befremden über abwesende CDU, GRÜNE, FDP und Piraten
Die SPD Friedenau hatte dankenswert zu dieser spontanen Kundgebung aufgerufen und zum Auftakt – unter Beifall – betont, dass es sich dabei um keine Parteiveranstaltung handele. Leider konnte sie diesen Eindruck anhand der Rednerliste nicht ganz verwischen, und so kam Unmut auf, als vor dem ebenfalls anwesenden Rabbi Alter – der demonstrativ unter nahezu tosendem Beifall begrüßt wurde – auch noch der Vorsitzende der Jusos als Redner angekündigt wurde.
Warum die erfahrenen Polit-Strategen, unter ihnen Senatorin Dilek Kolat und die Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert, sich nicht im Vorfeld um eine parteiüber-greifende Veranstaltung bemüht haben, bleibt leider ein Geheimnis. Kaum anzunehmen, dass CDU, GRÜNE, Piraten oder die nicht mehr im Abgeordnetenhaus vertretene FDP den Überfall auf einen Juden mitten in Berlin im Jahre 2012 weniger dramatisch gesehen haben, als die SPD. Warum diese dennoch diesem Protest fernblieben, ließe sich nicht allein mit einer „drohenden Parteiveranstaltung“ der politischen Konkurrenz begründen.
Die anwesenden Bürger jedenfalls mochten wohl dieser üblichen Polit-Auseinandersetzung nicht folgen, sie erschienen in der Mehrheit aus glaubwürdiger Solidarität mit dem Opfer. Das gab der Veranstaltung eine eindrucksvolle Dimension.
Von den Verfolgtenverbänden der SED-Diktatur war einzig die Vereinigung 17. Juni erschienen. Der Verein hatte im Internet ebenfalls für die Kundgebung geworben und begründete seine Teilnahme mit der „aus Verfolgung und Unrecht“ erwachsenen Pflicht, sich „jederzeit und überall gegen Diskriminierungen, Unrecht und Gewalt“ einzusetzen. Mit Plakaten erinnerte der Verein daran, dass „Hass auch Mord“ und als Vorstufe damit gleichzusetzen ist und zitierte Art.1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, sie zu schützen ist Aufgabe staatlicher Gewalt.“ Tatjana Sterneberg vom Vorstand übergab im Anschluss an die Kundgebung eines der Plakate zur Erinnerung an Daniel Alter.
Evangelikaler Prediger: Jude ein Knecht Satans
Am Rande der Kundgebung wurde auch über einen evangelikalen Prediger diskutiert, der ehrenamtlich eine hohe Funktion in dem Dachverband der SED-Verfolgten besetzt und andererseits mit seinen Veröffentlichungen gegen andere Religionen nach Meinung von Kundgebungsteilnehmern den „Tatbestand der Volksverhetzung“ erfüllt. In diversen Missionsschriften hatte dieser Prediger unter anderem vom Juden als „Knecht Satans“ geschrieben und gegen den Islam gehetzt: Allah sei „erfunden“ und sein „falscher Prophet sei Mohammed.“
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953
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