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Berlin, 02.03.2019/cw – Marianne Schumann, Witwe des Leipziger Aufstandsteilnehmers Manfred Schumann († 27.03.2011) ist am 22. Februar nach langer schwerer Krankheit in Berlin verstorben. Sie wird am 14. März, 12:00 Uhr, auf dem Urnen-Friedhof (Dorotheenstädtischer Friedhof) an der Grenzstraße (Berlin-Wedding) beigesetzt.

Wenige Tage ist es her, da haben wir unseren Kameraden Horst Wurmsee auf dem Friedhof Lichterfelde in der Schorfheide beigesetzt. Nun erreichte uns die traurige Nachricht vom Heimgang unserer Kameradin. Wenige Wochen vor ihrem 81. Geburtstag und exakt fast 8 Jahre nach dem Tod von Manfred verstarb Marianne in Anwesenheit ihres Sohnes Antonio.

Marianne lebte nach dem Tod ihres Mannes dessen Leben nach. Auch im Krankenhaus, wo wir sie vom Vorstand her einige Male besuchten, ließ sie die Erinnerungen an Manfred aufleben, erzählte von seinem nie versiegten Stolz, seinerzeit am Aufstand vom 17. Juni teilgenommen zu haben. Und wenn man ihr zuhörte war es stets so, als sei sie selbst aktiv dabei gewesen.

Manfred Schumann war zunächst nach seiner Teilnahme an den Demonstrationen vom 17. Juni in seinem Betrieb VEB Bodenbearbeitungsgeräte in Leipzig als Held gefeiert worden. Zuvor war der Lehrling am 17. Juni verhaftet, aber bereits zehn Tage später wohl wegen seines jugendlichen Alters wieder entlassen worden. Doch bereits am 22. August 1953 folgte der Euphorie die Ernüchterung: Der Jugendliche wurde fristlos entlassen. In der schriftlichen Begründung hieß es schonungs- und emotionslos: „In der am 21.8.53 durchgeführten Belegschaftsversammlung beschloss diese einstimmig Ihre fristlose Entlassung, da Sie durch Ihr Verhalten gegen die Grundsätze der antifaschistischen demokratischen Ordnung verstoßen haben, wie sie in der Verordnung über das Kündigungsrecht vom 7.6.1951 Paragraph 9a festgelegt ist.“
Das Leben an der Seite Manfreds hat Marianne unnachahmlich geprägt. Und so wurde sie in diesem Bewusstsein ebenfalls ein treues und überzeugtes Mitglied unserer Vereinigung. Sie wußte die Erinnerung an Manfred Schumann bei uns bewahrt.

Wir werden auch Marianne Schumann als stets bescheidene Frau in lebhafter und dankbarer Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl begleitet ihren Sohn und ihre Tochter. Der Vorstand.

V.i.S.d.P.: Vereinigung 17. Juni 1953 e.V. – Berlin – Tel.: 030-85607953 (1.383).

PRESSEMITTEILUNG

Berlin, 22.02.2019/cw – Die VEREINIGUNG 17.JUNI 1953 in Berlin hat sich heute in einem „Offenen Brief“ an den Bundespräsidenten gewandt. Sie protestiert gegen Steinmeiers Glückwünsche an das Terror-Regime im Iran. Der Brief hat folgenden Wortlaut:

Exzellenz, wir schließen uns den vielfachen empörten Protesten gegen Ihr Glückwunschtelegramm an das diktatorische Terror-Regime mit Sitz in Teheran/Iran an.

Als Bewahrer der revolutionären Tradition des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, der ersten Erhebung gegen die kommunistische Tyrannei in Europa nach dem fürchterlichen Zweiten Weltkrieg und in der beispielhaften Tradition der Frauen und Männer vom 20. Juli 1944 haben wir kein Verständnis für diese Glückwünsche des demokratisch gewählten Ersten Repräsentanten unserer demokratische Republik.

Gerade unser Land, wir als Bevölkerung aber auch unsere frei gewählten Vertreter in den Bundesländern und im Bund haben nach zwei durchlittenen Diktaturen mit den fürchterlichsten Auswirkungen auf die Menschheitsgeschichte eine besondere und hochrangige Verantwortung gegenüber der Einhaltung internationaler Standards zur Einhaltung und Verteidigung von Freiheits- und Menschenrechten, wie diese u.a. in der Charta der Vereinten Nationen beispielhaft verankert sind.

Ihr Glückwunschtelegramm widerspricht diesen Standards und ist inhaltlich nicht mit den üblichen diplomatischen Gepflogenheiten zu erklären.

Mit ernsten und beorgten Grüßen
Für den Vorstand
Carl-Wolfgang Holzapfel Tatjana Sterneberg
Vorsitzender Vorstandsmitglied
Ehem. Bautzen-Häftling Ehem. Hoheneckerin“

Das Schreiben wurde am 22.02.2019 um 21:44 Uhr in den Nachtbriefkasten am Amtsgericht Charlottenburg in Berlin eingeworfen.

V.i.S.d.P.: Vereinigung 17. Juni 1953 e.V., Berlin – Tel.: 030-85607953

Schorfheide/Eichhorst/Berlin, 09.02.2019/cw – Die Teilnahme an einer spontanen Demo am 17. Juni 1953 hatte für Horst Wurmsee zunächst keine Folgen.

Auf der Baustelle der Bauunion in Neustadt/Dosse kommt am 17. Juni 1953 keine Lore mehr aus Finkenkrug/Biesdorf an, die laufende Arbeit kommt zum Erliegen. Wenig später des Rätsels Lösung: Ca. 500 Arbeiter und Angestellte, u.a. aus der Gummifabrik in Bieselang, ziehen in einem Demonstrationszug heran. Auf mitgeführten Plakaten steht: „Wir streiken!“

Die 600 Kollegen der Bauunion, darunter Heinz Wurmsee, schließen sich geschlossen dem Zug an. Man fordert die „Freilassung sämtlicher politischer und Kriegsgefangener“, die „Aufhebung der Oder-Neiße-Grenze“ und die „Rücknahme der Normenerhöhung“. Dafür wollte der Zug nach Berlin marschieren, was leider nicht gelang, wie sich Wurmsee erinnerte.

Der Demonstrationszug wird durch Panzerspähwagen der Sowjetischen Streitkräfte gestoppt. Die Arbeiter weichen der Gewalt, lösen die Demo auf. An Festnahmen kann Wurmsee zu diesem Zeitpunkt nicht erinnern.

Als er und seine Kollegen am nächsten Tag die Arbeit wieder aufnehmen, ist dies nur „unter den Bajonetten“ möglich. Sowjetische Soldaten wachen über jede Tätigkeit.

Der am 05.04.1934 in Schwibus (heute Polen) geborene Wurmsee wuchs ohne Mutter bei den Großeltern auf. Die Mutter starb bei seiner Geburt. 1941 wird der Vater eingezogen, am 28. Januar 1945 muß die Familie flüchten. Nach Abschluß einer Lehre als Stellmacher zieht der nunmehr 17jährige nach Neustadt/Dosse. Dort arbeitet er ab Januar 1953 im Bahnbau bei der Bauunion in Brieselang.

Zuchthaus wegen Staatshetze

Obwohl Wurmsee am 17. Juni einer Verhaftung entgangen war, wurde er im Frühjahr 1954 doch noch verhaftet. Er erinnert sich über 50 Jahre danach lebhaft an die folgenden Ereignisse.

Am 13. Oktober 1953, dem sogen. Aktivistentag, werden die ledigen Arbeiter der Firma nach Warnemünde entsandt. Dort sollen sie die von den Deutschen zum Kriegsende versenkten und nun gehobenen Schiffe für die Russen ausbauen. Als einmal schlechtes Wetter ist, sitzen die Arbeiter in der Kantine und erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben.

Wurmsee erzählt dabei von den Ereignissen am 17. Juni 1953 und dem „Ausflug“ der Arbeiter nach Berlin. Fünf Monate später, am 4.2.1954, wird Horst Wurmsee verhaftet, kommt in die Stasi-U-Haft in Lichtenberg (Hohenschönhausen). Der Vorwurf: Er hetze die Arbeiter der Warnow-Werft gegen die DDR-Regierung auf. Am 30.04.1954 wird der nunmehr Neunzehjährige zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Urteil und elf Monaten Haft in Lichtenberg wird er im Januar 1955 in die Strafanstalt in Rostock verlegt (Gef.Nr.: 1164/54), von dort nach Bützow-Dreibergen (Mecklenburg). Als er hier ankommt, liegt er anfangs mit weiteren 15 Mitgefangenen im Keller auf Stroh. Für 16 Gefangene gab es zunächst nur zwei Esslöffel zum mageren Essen. Wurmsee, jüngster Strafgefangener, wird Essensträger. Am 8.09.1956 wird Horst vorzeitig entlassen.

Ein Haftkamerad saß bereits als Kommunist im Nazi-KZ

Horst Wurmsee erinnerte sich bis zuletzt an seine Mitgefangenen, unter ihnen zwei Zeugen Jehovas und ein Offiziersschüler, der fremd gegangen war und daher von seiner Freundin wegen angeblicher Fluchtpläne in den Westen angeschwärzt worden war. Als „bleibendes Erlebnis“ aus der Gefangenschaft in Rostock ist ihm die Begegnung mit dem Alt-Kommunisten Rudi (Bechina?, der zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Redaktion >November 2016< über Achtzigjährige kann sich nicht mehr an den genauen Familiennamen erinnern) lebendig geblieben.

Rudi, der bekennende Kommunist, war bereits unter den National-Sozialisten eingesperrt gewesen und befand sich neun Jahre (!) in KZ-Haft. Nach dem Krieg hatte er in der kommunistischen DDR Karriere gemacht und sogar einen Regierungsposten erlangt. Nun wurde ihm vorgeworfen, er habe sich als Kommunist „getarnt“, um der DDR zu schaden. Rudi hatte sich geweigert, am 17. Juni auf deutsche Arbeiter zu schießen. Erneut mußte der Kommunist in die Gefangenschaft, das Urteil: 5 Jahre. Wurmsee erinnert sich bewegt, wie der Mann nach dem Urteil (30.04.1954) weinte. Wurmsee bedauerte zutiefst die Unkenntnis darüber, was aus diesem Haftkameraden geworden war.

Nach seiner Entlassung 1956 begann der einstige politische Häftling eine Arbeit in einer LPG. Als er 1958 mit seiner Brückenbaufirma nach Eichhorst kam, wo das Dorf seine 250-Jahr-Feier beging, lernte er seine später Frau Annemarie kennen. Beide heirateten 1960 und lebten seither in Eichhorst zusammen. Die Eheleute hatten drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne, wovon Sohn Silvio es bis zum Ortsvorsteher brachte.

Abstand von der Politik – Ehrenmedaille in Gold

Im Gegensatz zu manchen ehemaligen Aktivisten am Volksaufstand hielt sich Wurmsee in der Folge von der Politik fern und engagierte sich vielfach ehrenamtlich. Für seinen Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr im Ort erhielt er mehrere Belobigungsurkunden, zuletzt 2001 vom Brandenburgischen Innenminister die Ehrenmedaille in Gold „für treue Dienste in der Freiwilligen Feuerwehr“. Ganze 7.382 Stunden wandte Wurmsee während seiner aktiven Zeit für diese Tätigkeit seit dem 1.04.1960 auf, was akribisch erfasst und ihm eigens bestätigt wurde.

Nach einem Schlaganfall konnte sich Wurmsee nur noch mittels eines elektrisch betriebenen Rollfahrzeugs bewegen. Das hinderte ihn nicht, noch 2017 an dem Staatsakt zum 17. Juni auf dem Berliner Friedhof Seestraße teilzunehmen, wo er stolz in der ersten Reihe inmitten weiterer Veteranen vom 17. Juni 1953 saß. Seine Hoffnung, noch möglichst lange die Geschicke beobachten und sich selbst noch bewegen zu können, trog. Nach einer notwendigen Beinamputation starb Horst Wurmsee am 5.Februar diesen Jahres.

Die Vereinigung 17. Juni 1953 würdigte den Verstorbenen in einem Beileidsschreiben an die Familie und bedauerte, „diesen aufrechten Menschen zu spät kennen und schätzen gelernt zu haben.“ Man werde „Horst Wurmsee in steter und würdiger Erinnerung behalten,“ so der Vorstand.

Die Urne des Verstorbenen wird nach gegenwärtigem Sachstand am 23.02.2019 um 11.00 Uhr auf dem Friedhof in Lichterfelde* beigesetzt.

* ACHTUNG: Es handelt sich nicht um den Friedhof Lichterfelde in Berlin, sondern um den Friedhof nahe des Heimatortes Eichhorst von Horst Wurmsee, also den Friedhof in Lichterfelde bei Eberswalde, über die A11 hinter Finowfurt die nächste Abfahrt. (Nachtrag 13.02.2019/cw).

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 0176-48061953 (1.378).

VEREINIGUNG (AK) 17. JUNI 1953 e.V.

Pressemitteilung

Potsdam/Berlin, 30.05.2018/cw – Der Vorstand der VEREINIGUNG 17. JUNI hat sich heute in Potsdam im Vorfeld zum 65. Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 zu einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der UNION DER OPFERVERBÄNDE KOMMUNISTISCHER GEWALTHERRSCHAFT (UOKG), Dieter Dombrowski (MdL) getroffen. In dem einstündigen Gespräch im Büro des Vizepräsidenten des Brandenburger Landtages wurden ausführlich beide Organisationen interessierende Fragen und Themen erörtert. Über den Inhalt des offenen Meinungsaustausches wurde gegenseitig Vertraulichkeit vereinbart.

Der 1953 als KOMITEE 17.JUNI von ehemaligen Aufstandsteilnehmern gegründete Verein, der unter seinem jetzigen Namen am 3. Oktober 1957 in das Vereinsregister eingetragen wurde, war zum Jahresende 2008 neben dem „Bautzenkomitee“ und der „Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS)“ aus dem Dachverband ausgeschieden. Es handelte sich seinerzeit um einen Solidarakt mit der 1951 gegründeten VOS, die die UOKG nach einer „Verletzung der Satzung des Dachverbandes, die eine Nichteinmischung in Angelegenheiten der Mitgliedsvereine bestimmte“, verlassen hatte. Die VOS ist zwischenzeitlich wieder Mitglied in der UOKG.

V.i.S.d.P.: VEREINIGUNG (AK) 17. JUNI 1953, Berlin – Tel.: 030-30207785

Berlin, 25.03.2018/cw – Udo Pahlow, geboren am 11.08.1941, hat uns am 16. März 2018 nach langer, tapfer ertragener Krankheit für immer verlassen. Er habe „Gottes Angebot, ein neues Abenteuer zu beginnen, angenommen,“ schreibt seine Tochter in der Todesanzeige.

Der Verstorbene gehörte zu den ältesten Mitgliedern der Vereinigung, gehörte über viele Jahre dem Vorstand als Geschäftsführer an und bestimmte über mindestens zwei Jahrzehnte die Geschicke des Vereins entscheidend mit. Seine Erkrankung, die ihn erst zum Gebrauch von Gehstöcken und schließlich in den Rollstuhl zwang, erlaubte keine weitere aktive Mitarbeit. Dennoch war er sogar noch im Rollstuhl bis vor zehn Jahren Teilnehmer an der jährlichen Ehrung am einzigen originären Mahnmal des Volksaufstandes, dem Holzkreuz in Zehlendorf, bis ihn die Krankheit auch an der Wahrnehmung dieses für ihn stets wichtigen Termins hinderte. Udo war der Begründer unserer Internetseite, mit der er die moderne Kommunikationsschiene, zunächst durchaus gegen Widerstände aus dem Vorstand, auch für den Verein öffnete. Dieser Internetauftritt ist über die Jahrzehnte zu einem wichtigen Informationsmedium innerhalb der Verfolgtenszene gediehen.

Udos Engagement war stets geprägt von dem Einsatz „für Deutschland.“ Dafür nahm er, wie viele Kameraden vor ihm und auch nach seiner Tätigkeit im Vorstand Anwürfe und Verleumdungen inkauf. Sein durchaus auch umstrittenes Engagement in einer rechten Partei sah er nie als Auswuchs einer gewollten Wiederbelebung nationalsozialistischen Unrechts oder gar einer neuerlichen Hitler-Verehrung. Für ihn, dem Auch-Verzweifelten an der Teilung seines Vaterlandes durch Mauer und Stacheldraht standen die Ideale des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 im Vordergrund: Einigkeit und Recht und Freiheit. Ihnen opferte er sein Engagement in der Freizeit, die ihm sein Beruf ließ.

Udo Pahlow war ein Aufrechter, ein Kämpfer für die Freiheit und Einheit unseres Volkes. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Udo Pahlow wird am Dienstag, den 27. März 2018 um 15:00 Uhr auf dem Kirchhof Lichtenrade, Paplitzer Str. 10, 12307 Berlin (Lichtenrade) beigesetzt.

© 2018 Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin .- Tel.: 030-30207785

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