Berlin, 19.12.2022/cw – Am heutigen Tag ehrte die Vereinigung 17. Juni 1953 am Ehrengrab auf dem Friedhof Seestraße ihren einstigen Vorsitzenden Manfred Plöckinger, der vor 20 Jahren, am 19.12.2002 nach langer schwerer Krankheit, eine Folge seiner DDR-Haft, in Bayern verstorben war. Die Urne Plöckingers war nach Bemühungen des Vorstandes 2005 von Bayern überführt und auf einer Erweiterung der Ehrenfeld-Anlage beigesetzt worden.

Plöckinger, zur Zeit des Aufstandes vom 17. Juni 1953 Bauarbeiter an der Stalin-Allee, gehörte nach seiner DDR-Haft zu den Gründern der Vereinigung, die als Nachfolgerin des unmittelbar nach dem Aufstand gegründeteen Kommitees „17.Juni“ am 3. Oktober(!) 1957 in das Vereinsregister eingetragen wurde. Von 1982 bis zu seinem Tod war Plöckinger als Nachfolger von Friedrich Schorn (Aufstandsführer in den Leuna-Werken bei Merseburg) Vorsitzender.
Zum Gedenken an ihn hatte die Vereinigung a l l e Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus eingeladen. Der amtierende Vorsitzende Carl-Wolfgang Holzapfel hatte bereits seit Jahrzehnten im Vorstand durchgesetzt, keine in demokratischen Wahlen gewählte Partei im Parlament als mögliche Ansprechpartner auszuschließen. In früheren Jahrzehnten war es durchaus zu Konflikten gekommen, weil die seinerzeitigen Vorstände in ihrer Arbeit „unliebsame“ Parteien von ihren Kontakten ausgeschlossen hatten.

Lediglich eine Fraktion, die AfD, folgte der in allen Schreiben gleichlautenden Einladung und beteiligte sich an der Ehrung mit einer Kranzniederlegung. Die anderen Parteien, CDU, SPD, FDP und Bündnis90/GRÜNE reagierten überhaupt nicht, während sich die Fraktionsvorsitzenden der LINKEn immerhin wegen „anderweitiger Termine“ entschuldigen ließen.
In einer kurzen Ansprache am Grab Plöckingers sprach der Nachfolger im Vorstand sein „Bedauern über die seit Jahrzehnten in Gang gesetzte Vernachlässigung des 17. Juni 1953 als historischen ersten Aufstand nach dem Krieg im kommunistischen Machtbereich.“ Man könne hier durchaus eine politische Linienführung erkennen, die darauf abziele, „den Volksaufstand an den Rand der Geschichte zu schieben.“ Es würden sich immer mehr „politisch einseitig orientierte“ sogen. Historiker aus dem ehem. Umfeld der SED-DDR-Geschichte oder der entsprechenden politischen Orientierung dafür einsetzen, die ursprüngliche Charakterisierung bzw. Verleumdung des Aufstandes im Sinne der einstigen SED als „vom Westen bezahlten Putsch von Halbstarken und Kriminellen“ zu übernehmen. Dazu gehörte die nicht erst heute praktizierte Verleumdung von Menschen, die sich für eine Bewahrung der ehrenvollen und für Europa bedeutenden Historie des Aufstandes einsetzten.

Manfred Plöckinger auf einer Demonstration zum 10. Jahrestag des Mauerbaus 1971 in Berlin
Holzapfel führte zwei Beispiele an: So hätte das Magazin DER SPIEGEL 1986 im Zusammenhang mit einer Affäre um den damaligen Innensenator Heinrich Lummer Manfred Plöckinger als Dieb und Halbkriminellen bezeichnet. Nachdem Plöckinger in einem Leserbrief diese Behauptungen als nachweisliche, durch ein Gericht überprüfte Verleumdungen zurückgewiesen hatte, kommentierte die Redaktion: „Manfred Plöckinger hat Recht.“
Als zweites Beispiel führte der Redner das 2003 vorgelegte Standardwerk zum Volksaufstand „Die verdrängte Revolution“ (Edition TEMMEN, 848 Seiten) an, die maßgeblich von dem belannten Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk (neben Bernd Eisenfeld und Ehrhart Neubert) bearbeitet worden war. Die darin enthaltenen Lügen z.B. über Carl-Wolfgang Holzapfel, der danach „Mitglied der NPD“gewesen sei, mussten durch eine vereinbarte Errata, die jeder Auslieferung beigefügt werden muß, richtig gestellt werden. Kowalczuk, selbst bis zum Ende der DDR systemimmanent beschäftigt, begründete gegenüber Holzapfel diese „Unrichtigkeiten“ damit, dass die Autoren „aufgrund der Schwierigkeiten um den Verlegungstermin keine Zeit mehr gehabt hätten, die zugänglichen Unterlagen (Akten) der Staatssicherheit auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.“ Man habe „die dort aufgespürten Aktenvermerke ungeprüft“ übernommen.
Geforderte Berichtigungen zur Person Manfred Plöckingers wurden von den Autoren wie der BStU (!) mit der Begründung abgelehnt, dieser sei verstorben, der Vorstand habe „keine Rechte, Berichtigungen anstelle des Verstorbenen“ zu verlangen.“
V.i.S.d.P.: Vereinigung 17. Juni 1953 e.V., C.W. Holzapfel – Berlin, Mobil: 0176-48061953 (1.714)
2 Kommentare
21. Dezember 2022 um 14:57
Springer Manfred
Die Herrscher bestimmen über die Gesetze – und drehen sich die §§ so wie es ihnen gefällt. Traurig – aber wahr!
20. Dezember 2022 um 11:03
Rainer Seifert
Unglaublich, in welche Richtung sich dieses, unser Land, entwickelt. Man könnte fast meinen, am 3. Oktober 1990 wurde nicht die DDR zu Grabe getragen, sondern die Bundesrepublik Deutschland.
Politiker der sich selbst so bezeichnenden „demokratischen Parteien“ (um den Gegensatz zur angeblich undemokratischen AfD herauszustellen) zu denen natürlich auch die weiterhin existierende, nur dreimal im neuen äußeren Gewand auftretende Mauerschützenpartei gehört, rücken immer weit nach links bis linksaußen. Eine Innenministerin, welche die Beweislastumkehr im Öffentlichen Dienst anstrebt, und unzählige Redner von linksaußen bis zur angeblichen Mitte der Gesellschaft, sind in den Parlamenten und bei Kundgebungen unterwegs.
Es werden Probleme schöngeredet und es wird, wie bei Corona, auch gelogen.
Erinnert sei an ein sehr altes, aber heute vielleicht mehr denn je, sieht man von Zeiten der Diktaturen einmal ab, zutreffendes Zitat:
„Ich sehe den Untergang für jeden Staat kommen, wenn nicht die Gesetze über die Herrscher bestimmen, sondern die Herrscher über das Gesetz.“
Platon