Leipzig/Berlin, 14.06.2021/cw – Sachsens Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Nancy Aris, erklärte zum bevorstehenden 17. Juni, der Volksaufstand von 1953 sei ein „tag der Selbstermächtigung gewesen. Die Menschen hätten es damals gewagt, „trotz größter Gefahren öffentlich ihren Freiheitswillen zu bekunden.“
Aris betonte die Wichtigkeit, „junge Menschen heute daran zu erinnern, dass autoritäre Systeme sich auf Dauer nicht halten können und jeder Einzelne etwas bewegen kann.“ Dies halte sie für die wichtigsten Lehren des 17. Juni.

Auf der Rückseite des Flugblattes notierte die Stasi: „Diese Fotokopie wurde am Mittwochabend in der Beethovenstr. den Passanten in die Hände gedrückt.“ – Quelle: BStU, MfS, BV Leipzig, Leitung, Nr. 231, Bl. 59
Die 51-Jährige Nancy Aris war im März einstimmig vom sächsischen Landtag als Nachfolgerin von Lutz Rathenow gewählt worden, der das Amt seit 2011 innehatte. Sie war seit 2003 bereits stellvertretende Landesbeauftragte.
In der damaligen „DDR“-genannten sowjetisch besetzten Zone hatten Hunderttausende zunächst gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen protestiert und im Verlauf für Freiheit, freie und geheime Wahlen und gegen das SED-Regime, den Rücktritt der Regierung, demonstriert. Der Aufstand wurde schließlich durch den Einsatz von Panzern der Roten Armee und die Verhängung des Ausnahmezustandes erstickt. Insgesamt kamen während und nach dem Aufstand mindestens 55 Menschen ums Leben. Nahezu 15.000 Menschen wurden verhaftet und viele der Teilnehmer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Gedenken der VOS und des Vereins Bürgerkomitee Leipzig
Am kommenden Donnerstag wird in Leipzig mit zwei Veranstaltungen an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 erinnert. Nancy Aris selbst debattiert am Nachmittag unter dem Motto „Vom Preis der Freiheit“ mit Schülern der Anton-Philipp-Reclam-Schule, wie ihr Büro am Montag in Dresden mitteilte. Sachsens Landeskultusminister Christian Piwarz (CDU) und der Landesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Frank Nemetz, werden an der Veranstaltung teilnehmen. Am Nachmittag organisieren die VOS und der Verein Bürgerkomitee Leipzig eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung. Minister Piwarz und der Leiter des Gedenkstätte „Museum in der Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, sowie der Zeitzeuge Karl F. Fischer werden auf der Gedenkveranstaltung erwartet bzw. sprechen. Beide Veranstaltungen werden nach der Pressemitteilung der Landesbeauftragten aufgezeichnet und im Anschluss auf YouTube veröffentlicht.
V.i.S.d.P.: VEREINIGUNG 17. JUNI 1953 und Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.652).
4 Kommentare
15. Juni 2021 um 13:02
Rainer Seifert
Leider müssen wir heute erleben, dass der rote Terror von gewissen Kreisen heruntergespielt, wenn nicht ganz ignoriert wird. Dafür aber Menschen mit vom linken mainstram abweichenden Meinungen ganz schnell als rechts (was ist daran schlimm?) , rechtsextrem oder gar als Nazis verleumdet werden.
Ungeheuer sind erst dann wirklich gestorben, wenn niemand mehr nach ihnen ruft und sich nach ihnen zurücksehnt. Auch unter falscher Flagge.
15. Juni 2021 um 01:38
fritz schüler
Der Name „Vereinigung der Opfer des Stalinismus“ (VOS) ist leider wieder einmal ein Beispiel unbelehrbarer SMT-Spießer, die den ROTEN TERROR nur auf die Stalinzeit 1934-1953 fixieren; hingegen die marxsche Diktatur des Proletariats mit all ihren mörderischen Spielarten von 1917-1991 im gesamten Ostblock außer Acht lassen. Schließlich bedeutet der Zerfall des Sowjetblocks unter Boris Jelzin im Schicksalsjahr 1991 den eigentlichen Wendepunkt-; damit das Ende des blutigsten Kapitels der Menschheitsgeschichte.
Somit war der 17. Juni 1953 die erste antikommunistische Volkserhebung im einstigen Ostblock und der erste sichtbare Beweis des Scheiterns obiger Gewaltherrschaft und für eine weltoffene demokratische Gesellschaft im Sinne Ferdinand Lassalles, Eduard Bernsteins, Karl Kautskys, Kurt Schumachers.
In derem Sinne gilt es weiter zu wirken ! ! !
14. Juni 2021 um 23:04
Gustav Rust
Gustav Rust Polit-Verlag Liebenowzeile 6 12167 Berlin Tel.: 030-7962994 Fax: 030-76722382 http://www.gustav-rust-berlin.de
Carl-Wolfgang,
ich kommentiere die Nachricht nicht weil Du schon vor einigen Jahren in meinen Einträgen herumgepfuscht hast.
14. Juni 2021 um 21:14
Graetz
Ich würde dieses Bild gerne als Kommentar zu den Worten von Frau Aris reinsetzen wollen, leider auf meinem Wege keine Möglichkeit
Wolfgang Graetz