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Poznan/Berlin, 28.06.2021/ Heute, am Jahrestag des Posener Aufstandes von Juni 1956, erinnern wir an die Opfer des kommunistischen Regimes. Wir sind verpflichtet, dieser Ereignisse zu gedenken, indem wir die Täter klar benennen, die Verbrechen an Menschen begangen haben, die für ein anständiges Leben für ihre Familien, aber auch für die Freiheit ihres vom sowjetischen Terror versklavten Landes kämpften.

Gabriel Berger*

Der Posener Juni 1956 war die erste Massenaktion der Arbeiter in der Geschichte der Volksrepublik Polen. Es ist zu betonen, dass gemäß der Entscheidung der damaligen Behörden LWP, KBW-Soldaten, UB- und MO-Kräfte gegen die Streikenden eingesetzt wurden. Infolge der blutig unterdrückten Demonstration wurden viele Demonstranten getötet oder verwundet. Die volle Verantwortung für den Tod dieser Menschen liegt bei denen, die direkt dazu beigetragen haben, aber auch bei denen, die an der Spitze der Macht standen und dem Einsatz von Waffen zugestimmt oder ihn akzeptiert haben. Der Machtapparat der Polnischen Volksrepublik wurde für das Posener Massaker, das der Beweis für die vom Regime der Polnischen Volksrepublik an der polnischen Nation begangenen Verbrechen ist, nie richtig bestraft.

Im Juni ’56 (sowie davor und danach bis zum Sturz des kommunistischen Regimes) wurde der polnische Staat der UdSSR untergeordnet, das Land wurde seiner Souveränität und der Möglichkeit der Selbstbestimmung beraubt, und die kommunistische Diktatur versklavte jeden Bereich des polnischen Lebens und Wirkens. Die wirtschaftliche Situation war sehr schwierig, vor allem für die einfachen Leute, die oft unter Bedingungen lebten, die der Menschenwürde abträglich waren. Der weit verbreitete sowjetische Terror zerschlug alle Versuche, sich gegen die Obrigkeit zu äußern, die Polen wurden verfolgt, unterdrückt, ermordet, und die allgegenwärtige kommunistische Propaganda zwang sie, sich dem System des totalitären Regimes anzupassen. Trotz dieser dramatischen Umstände wagten es die Posener Arbeiter, den Behörden zu trotzen und gingen mit der Parole „Brot und Freiheit“ auf die Straße, was als Zeugnis der Wut und des Kampfes der Menschen für ein menschenwürdiges Leben in die Geschichte eingegangen ist.

Der Protest der Posener Arbeiter war eine Reaktion und Manifestation der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Situation im Land und in der Region.

Am 28. Juni 1956 traten die Arbeiter der J. Stalin-Werke in Poznań (d.h. der Cegielski-Werke) in einen Generalstreik, der direkt durch den lang anhaltenden Konflikt im Werk diktiert wurde. Die Crew forderte z.B.: Rückgabe von falsch berechneten Steuern auf Boni, Senkung außergewöhnlich hoher Produktionsstandards, Verbesserung der Sicherheits- und Hygienebedingungen am Arbeitsplatz. Unter den Forderungen der Arbeiter befanden sich auch Forderungen nach Lohnerhöhungen und Preissenkungen.

Um 6:30 Uhr gaben die Werkssirenen das Signal zum Beginn des Protests. Die Arbeiter verließen das Werksgelände und marschierten zum Sitz des städtischen Nationalrats und des Provinzkomitees der PZPR – einer kommunistischen Partei, die den russischen Kommunisten untersteht. Während ihres Marsches schlossen sich den Demonstranten auch Arbeiter aus anderen Posener Betrieben an. Auf ihrem Weg sangen die Demonstranten die Nationalhymne, die „Rota“ und religiöse Lieder, darunter „Boże, coś Polskę“ („Gott schütze Polen“) mit dem Satz „Lass uns unsere Heimat frei zurückgeben, oh Herr“. Es erschienen weiße und rote Transparente und Spruchbänder mit Slogans wie: „Wir fordern eine Lohnerhöhung“, „Wir wollen Brot“, „Nieder mit den Kommunisten“, „Wir haben Hunger“, „Wir wollen Freiheit“, „Wir wollen das katholische Polen, nicht das bolschewistische Polen“.

Der Arbeiterstreik verwandelte sich in eine Demonstration von Zehntausenden von Demonstranten. Die Delegierten der Demonstranten trafen sich mit Franciszek Frąckowiak, dem Vorsitzenden des Präsidiums des Städtischen Nationalrats, und anschließend mit Wincenty Kraśka, dem Propagandasekretär des Woiwodschaftskomitees der PZPR, dem sie ihre Forderungen präsentierten.

Einigen der Demonstranten gelang es, zum Gebäude von MRN (Stadtverwaltung) und KW PZPR (Bezirksleitung der kommunistischen Partei) zu gelangen. Rote Fahnen wurden heruntergerissen, Protestparolen wurden gezeigt und Porträts und Büsten sowjetischer und kommunistischer polnischer Apparatschiks wurden zerstört. Unter den Demonstranten verbreitete sich die falsche Information, dass die Behörden eine Delegation von Arbeitern verhaftet hätten, die in ihrem Namen in Warschau verhandelt hatten. Diese Nachricht löste eine große Aufregung aus, einige Demonstranten stürmten zum Gefängnis in der Młyńska-Straße. Mehr als 250 Gefangene wurden aus den Gefängnissen entlassen, und die Demonstranten erbeuteten auch Waffen.

Andere Demonstranten drangen in das Gebäude des Bezirksgerichts und der Staatsanwaltschaft ein, das an das Gefängnis angrenzt. Die herausgeworfene Dokumentation wurde auf der Straße verbrannt.

Demonstration der Rücksichtslosigkeit des Kommunistischen Regimes – Blutige Befriedigung

Am 28. Juni 1956 fielen die ersten Schüsse aus den Fenstern des Gebäudes des Bezirksamtes für öffentliche Sicherheit (Urząd Bezpieczeństwa Publicznego) und der Schusswechsel mit den Demonstranten begann. Man muss bedenken, dass 11 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die meisten Männer, die älter als 30 Jahre waren, über eine gewisse Kampferfahrung verfügten. Nach Zeugenaussagen wurden auch Frauen und Kinder aus dem UBP-Gebäude beschossen.

Während der Zusammenstöße benutzten die Arbeiter Flaschen mit Benzin und Waffen, die sie aus dem Gefängnis und von den Stationen der Miliz (Milicja Obywatelska) erworben hatten. Die Kämpfe wurden immer heftiger (und erstreckten sich in der Folge über die ganze Stadt). Die Kommunisten des Politbüros des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) beschlossen, die Armee zur Befriedung von Poznań zu schicken. Das Kommando der Operation wurde dem stellvertretenden Minister für Nationale Verteidigung, General Stanisław Popławski, einem als Pole getarnten Russen, anvertraut. Eine Delegation von Józef Cyrankiewicz, Wiktor Klosiewicz und Jerzy Morawski – kommunistische Schurken und Degenerierte – wurde ebenfalls nach Posen geschickt.

Am 28. Juni 1956 gegen 14:00 Uhr gab Gen. Poplawski den Befehl, die Armee nach Poznan zu führen. Etwa zwei Stunden später rückte die 19. gepanzerte Division des schlesischen Militärbezirks in das Stadtzentrum ein. Am Abend kamen die Einheiten der sudetendeutschen 10. Panzerdivision und der 4. und 5. Die Stadt wurde von mehr als 10.000 Soldaten, 359 Panzern, 31 Panzerkanonen und fast 900 Autos und Motorrädern belagert. An der blutigen Befriedung der Stadt beteiligten sich neben der Armee auch Offiziere der UB und MO sowie Soldaten des KBW.

Die Behörden führten auch eine Telekommunikationsblockade der Stadt und eine Ausgangssperre (von 21 Uhr bis 4 Uhr morgens) ein.

Am 29. Juni 1956 hielt der Ministerpräsident Józef Cyrankiewicz eine denkwürdige Rundfunkansprache an die Demonstranten, in der er direkt drohte, wie das kommunistische Regime mit den Streikenden umgehen würde: „Jeder Provokateur oder Verrückte, der es wagt, seine Hand gegen die Volksmacht zu erheben, sollte sicher sein, dass die Volksmacht sie abhacken wird“.

Am Morgen des 30. Juni 1956 endeten die letzten Kämpfe.

Die brutale Niederschlagung der Demonstration hatte einen dramatischen Ausgang. Auf den Straßen von Poznań starben etwa 79 Menschen und fast 600 wurden verletzt. Am 28. Juni begannen zahlreiche Verhaftungen. Alle, die nach Angaben der Behörden verdächtigt wurden, am Kampf teilzunehmen, wurden inhaftiert und während der Verhöre physisch und psychisch misshandelt. Auf diese Weise rächten sich die Behörden der Volksrepublik Polen für den Aufstand der Arbeiter und sandten ein klares Signal an die Gesellschaft, dass alle Versuche, sich den Behörden zu widersetzen, mit allen Mitteln des Zwangs und der Waffengewalt niedergeschlagen würden.

Das Drama von Poznań im Juni 1956 hatte Folgen für die PRL-Behörden (Behörden Volkspolens): Der Zorn des Volkes und der erste Arbeiteraufstand gegen das Regime beschleunigten die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Volksrepublik Polen erheblich. Der 56. Juni wurde zum Eckpfeiler der antikommunistischen Aufstände, die in den folgenden Jahrzehnten der PRL stattfanden. Man kann sogar sagen, dass es ein antikommunistischer Aufstand war, und die Arbeiter widerlegten die verlogene These, dass die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei die Arbeiterklasse repräsentiere. Als also der allgemeine antikommunistische Aufstand unter der Führung der „Standhaften Soldaten“ aufhörte, nahmen die polnischen Arbeiter den Kampf für ein freies Vaterland auf, der mit dem Sieg der Solidarno? Daran muss man sich erinnern, vor allem, weil die Wahrheit über die Bemühungen der polnischen Arbeiter, für die Freiheit Polens zu kämpfen, derzeit durch verschiedene neomarxistische Phantasien verzerrt wird. Juni 1956, Dezember 1970, Dezember 1981 und die Zeit der Nacht des Kriegsrechts – es war ihr Einsatz, als die ermordeten Soldaten der Standhaften nicht mehr standen.

Erinnern wir uns an die Helden von damals; ihre heldenhafte Haltung und ihr im Kampf gegen die Kommunisten vergossenes Blut sollten für uns ein Zeugnis von Mut und Patriotismus sein. Dieser Aufstand, obwohl blutig niedergeschlagen, hatte ein breites Echo in Polen und in der Welt. Dieser Akt ging in die Geschichte ein und dokumentierte die Stärke der polnischen Arbeiter. Ehren Sie ihr Andenken!

* Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version); Korrekturen Gabriel Berger, Ehemaliger Cottbus-Häftling, bis 1957 wohnhaft in Polen.

V.i.S.d.P.: Redaktion  Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.657).

Beitrag unter: https://redaktionhoheneckerbote.wordpress.com/2021/06/28/der-aufstand-in-posen-zwischen-17-juni-1953-und-dem-drama-in-ungarn-im-herbst-1/

Berlin, 21.06.2021/cw – „Zu mehr als Pathos reicht es offensichtlich noch immer nicht. Selbst die an den Mord mahnende Stele in der Zimmerstraße ist einer privaten Initiative zu danken. 50 Jahre nach dem qualvollen Tod des jungen Arbeiters, der aus dem „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ vor den Kommunisten fliehen wollte, um in Freiheit leben zu können, kann sich die Stadt noch immer nicht dazu durchringen, Peter Fechter und dessen Schicksal durch ein Ehrengrab oder eine Straßenbenennung unvergessen zu machen. Jetzt ist gerade ein erneuter Vorstoß der Bezirksversammlung Pankow beim Senat gescheitert, die Grabstätte Fechters auf dem Friedhof der Wiederauferstehungsgemeinde in Berlin-Weißensee zur Ehrengrabstätte des Landes Berlin zu ernennen. In Berlin gibt es eine Rosa-Luxemburg-Straße und einen Rosa-Luxemburg-Platz, eine Karl-Liebknecht-Straße und einen Ernst-Thälmann-Park. Aber für Peter Fechter, der vor Kommunisten fliehen wollte, gibt es noch immer keine Straße. Eine Schande.

Diese Worte schrieb Jochim Stoltenberg am 29. Oktober 2012 in der BERLINER MORGENPOST, also vor fast 10 Jahren. Seither hat sich trotz verschiedener Initiativen in dieser Sache nichts bewegt. Mit dem Blick auf den 60. Jahrestag des Mauerbaus wollen wir an dieser Stelle mit einigen Beiträgen den Scheinwerfer auf diese unrühmliche Geschichte einer Stadt werfen, die ansonsten bei jeder sich bietender Gelegenheit stolz auf ihre Rolle im Kampf für die Freiheit verweist.

Dafür: Diepgen, Wowereit, Müller und andere Prominente

Immerhin haben sich drei Regierende Bürgermeister für eine Peter-Fechter-Straße ausgesprochen: Eberhard Diepgen (CDU), Klaus Wowereit (SPD) und kürzlich, am 17. Juni diesen Jahres, der amtierende Regierende  Michael Müller (SPD). Ob sie sich während ihrer Amtszeit auch nachhaltig mit ihrer Position als Regierungschef für diese Ehrung eingesetzt haben, ist im Detail nicht bekannt.

Auch andere Prominente aus Politik und Kultur haben sich zum Thema Peter-Fechter-Straße positiv geäußert. „Eine Straße nach Peter Fechter zu benennen, finde ich überfällig – am besten jene, in der er erschossen wurde!“, forderte Freya Klier im August 2012. Klier war  zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt worden, nachdem sie 1968 selbst einen erfolglosen Fluchtversuch aus der DDR gewagt hatte. Die engagierte Regisseurin und Autorin zur Peter-Fechter-Straße: „So etwas ist nachhaltiger als ein jährlich einmaliges Gedenken.“ Der Vorsitzende der Stiftung Zukunft, Volker Hassemer (CDU) unterstützte die Aktion seinerzeit ebenfalls. „Eine Straße nach Peter Fechter zu benennen, ist einer der notwendigen Schritte, um das in Erinnerung zu halten, was in einer dramatischen Phase unserem heutigen Berlin vorausging.

Berlin tut sich schwer, die Opfer der DDR-Diktatur zu ehren

Nachdenklich äußerte sich damals Klaus Schroeder (SPD), FU-Professor und Chef des Forschungsverbundes SED-Staat. Obwohl er den Gedanken einer Peter-Fechter-Straße unterstütze, sei er skeptisch, ob Berlin sich zu einem solchen Schritt durchringen könne. „Die Stadt tut sich ja bekanntlich schwer, diejenigen zu ehren, die Opfer der DDR-Diktatur waren oder aktiv gegen diese kämpften“, sagte Schroeder.

Nach Überzeugung des weltbekannten Historikers und Publizisten Michael Wolffsohn sei es „es höchste Zeit“, eine Straße nach dem Maueropfer zu benennen (2013). Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, wollte das seinerzeitige Engagement der MOPO unterstützen und  die zentrale Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Mauerbaus vor 51 Jahren dafür nutzen, „um auf den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit zuzugehenund ihn um seine Unterstützung für eine Fechter-Straße zu bitten.“ Der damalige Senatssprecher Richard Meng signalisierte daraufhin  die Bereitschaft des Senats, die Initiative zu unterstützen. Geschehen ist seither nichts.

Als besonderes „Zeichen der Erinnerung“ sprach sich vor knapp zehn Jahren auch der damalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) dafür aus, in Berlin eine Straße nach Peter Fechter zu benennen: „Es ist überfällig, dass in Berlin eine Straße an das erschütternde Schicksal von Peter Fechter erinnert. Der Tod des jungen Bauarbeiters aus Ost-Berlin ein Jahr nach dem Mauerbau steht geradezu exemplarisch für die Unmenschlichkeit der SED-Diktatur.“

Bezirk Mitte dem Gestern mehr zugewandt?

Am Heftigsten wehrt sich bislang der Bezirk Mitte gegen eine Umbenennung der Zimmer- in Peter-Fechter-Straße. Der Bezirk hatte sich auch jahrelang gegen die historisch gerechtfertigte Namensgebung des Areals vor dem Bundesfinanzministerium nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gewehrt. Immerhin konnte der Platz mit dem Bodendenkmal, auf dem am 16. Juni 1953 der Generalstreik ausgerufen worden war, acht Jahre nach dem Vorschlag der Vereinigung 17. Juni 2013 als „Platz des Volksaufstands von 1953“ benannt werden.

Es stellt sich die Frage, ob dieser Bezirk mit seiner Anzahl historischer Orte mehr dem Gestern der gescheiterten DDR zugewandt ist, als der Notwendigkeit, dem Gedenken an die Opfer der Mauer und des Widerstandes gegen die zweite deutsche Diktatur ein sichtbares Zeichen zu setzen.

* Vorstehender Text wurde der Seite „Redaktion Hohenecker Bote“ vom 20.06.2021 entnommen.

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.654).)

Berlin, 18.06.2021/cw – Der Vorstand der Vereinigung 17. Juni nutzte die aus Anlass des Jahrestages erfolgten Ehrungen der Gefallenen des Volksaufstandes, um den dort anwesenden Politikern das Anliegen einer von der Vereinigung erneut angeregten „Peter-Fechter-Straße“ bis zum 13. August 2021 (60. Jahre Mauerbau) vorzutragen. Der Verein hatte in dieser naheliegenden Angelegenheit bereits die Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus und in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg angeschrieben.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bei seiner Ansprache am 17. Juni 2021 auf dem Friedhof Seestraße – Foto: Thomas Platow, Landesarchiv Berlin

Der Vorstand zeigte sich über die positiven Reaktionen, an der Spitze der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), erfreut: Müller erklärte dem Vorsitzenden, er unterstütze diesen „guten Vorschlag“ und wolle die Senatskanzleibeauftragen, den zuständigen Bezirk entsprechend anzuschreiben und darüber zu informieren. Der Regierende hatte zuvor in seiner Ansprache auf dem Friedhof Seestraße ausführlich „die jahrzehntelangen Verdienste der Vereinigung 17. Juni um die Erinnerungsarbeit“ mit klaren und unmißverständlichen Worten gewürdigt (https://www.youtube.com/watch?v=l9q-3ZhXa8c).

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis90/GRÜNE) erklärte, sie würde diesen Vorschlag unterstützen und dies auf Bitten des Vorstandes auch der Fraktion im Abgeordnetenhaus vermitteln.

Alfred Dregger, Vorsitzender der CDU-Fraktion, hatte zuvor bereits in dieser Sache brieflichen Kontakt zur Vereinigung aufgenommen und sicherte seinerseits eine entsprechende Unterstützung des Vorschlages zu.

Der bei der Kranzniederlegung vor dem Bundesfinanzministerium ebenfalls anwesende AfD-Fraktionschef Georg Pazderski übermittelte dem Vorstand seine Presseerklärung, die er aus Anlass des Gedenktages an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 veröffentlicht habe. In der PE habe er den Vorschlag der Vereinigung 17. Juni 1953 e.V. aufgegriffen und erklärt:

„Ein Teil der Zimmerstraße am Checkpoints Charlie soll in Peter-Fechter-Straße umbenannt werden. Es ist mehr als überfällig, einen jungen Deutschen zu ehren, der in die Freiheit fliehen wollte und dafür mit seinem Leben bezahlen musste.  Der erst 18 Jahre alte Fechter war am 17. August 1962 an der Mauer in Höhe Zimmerstrasse von DDR-Grenzsoldaten schwer verletzt und dann ohne medizinische Hilfe auf dem Todesstreifen liegen gelassen worden. Fechters grausamer Tod machte den Schießbefehl in der DDR weltweit zum Thema und offenbart bis heute die Menschenverachtung des Sozialismus.“

Sebastian Czaja, Vorsitzender der FDP-Fraktion, erklärte ebenfalls, den Vorschlag des Vereins zu unterstützen und versprach entsprechende Initiative.

Auch der bei dieser Gelegenheit angesprochene Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Tom Sello, sagte dem Vereinsvorsitzenden Holzapfel seine konstruktive Unterstützung zu und bat um entsprechende Übermittlung der an die Politiker gerichteten Initiative für eine „Peter-Fechter-Straße“.

Nach dieser „breiten, zunächst mentalen Zustimmung zu unserem Vorschlag“ sehe der Verein einer realen Umsetzung im Vergleich zu seiner Initiative vor zehn Jahren „hoffnungsvoll entgegen,“ erklärte der Vorstand in einer ersten Wertung der spontan geäußerten Zustimmung durch Politiker fast aller Fraktionen im Abgeordnetenhaus.

V.i.S.d.P.: Vereinigung 17. Juni 1953 e.V. / Redaktion Hoheneck – Mobil: 0176-48061953 (1.654).

„Gegen das Vergessen – Den Opfern ein Gesicht geben“

Berlin, 15.06.2021/cw – Die Vereinigung 17. Juni möchte die weißen Gedenkkreuze in der Ebert-Straße gegenüber dem Reichstag bis zum 60. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August 2021 erneuern. Bisher wiesen die dortigen Erinnerungen an Mauer-Tote nur den Namen der Opfer und deren Todesdatum aus. Unter dem Signum „Gegen das Vergessen – Den Opfern ein Gesicht geben“ will der historische Verein nunmehr die bisherigen Kreuze erneuern. Auf diesen sollen neben dem Portrait der Toten Kurzbiografien über Leben  und Sterben der dort Geehrten ausgewiesen werden. Außerdem soll den Sterbedaten das Geburtsdatum beigefügt werden.

Knappe 10 Jahre nach dem 13. August 1961 errichtete der Bürgerverein und der Bund der Mitteldeutschen für diverse Opfer, die im Umkreis der Spree bei Fluchtversuchen ums Leben kamen, jeweils ein weißes Holzkreuz. Im Rücken der (damaligen) Reichstagsruine gegenüber der dortigen Mauer wurden die Kreuze aufgestellt. Nachdem der Bundestag seinen Sitz durch Beschluss von Bonn nach Berlin verlegt hatte, standen die Gedenkkreuze dem Bau eines Parkplatzes im Wege. Nachdem der Mauer-Aktivist Carl-Wolfgang Holzapfel 1992 bei einem Berlin-Besuch von dem Vorhaben der beabsichtigten Kreuz-Beseitigung erfuhr, protestierte er in einem Radio-Interview gegen diesen „unerhörten Frevel.“ Daraufhin erhielt er ein Schreiben des Bundestagsdirektors, der im Auftrag der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth gegen diese Darstellung heftig protestierte: Niemand habe die Absicht, die Mauerkreuze wegen eines Parkplatzes zu beseitigen.

Ursprüngliche Kreuze waren aus „Planungsgründen“ beseitigt worden

Entgegen dieser Absichtserklärung wurden die Kreuze dennoch einige Zeit später „aus Planungsgründen“ zunächst beseitigt. Der Bürgerverein und der Bund der Mitteldeutschen protestierten als ursprüngliche Initiatoren gegen diese „Entfernung aus der öffentlichen Wahrnehmung“ und errichtete 15 weiße Kreuze am jetzigen Standort, der nachweislich von unzähligen Touristen besucht wird. Seither stehen diese Kreuze seit einem Vierteljahrhundert zwischen Brandenburger Tor und dem Reichstagsgebäude.

2003 wurden dann Kreuze im verkleinerten Umfang direkt am Spreebogen zwischen den neu erbauten Gebäuden des Bundestages platziert. Ein Ort, an den sich nur selten Touristen verlaufen. Seither wurde der Druck auf die Betreuer der Ursprungskreuze erhöht. 2004 kündigte schließlich das Bezirksamt Mitte „die Beseitigung“ der Gedenkstätte mit Hinweis auf den Spreebogen an. Selbst die BZ titelte im Oktober des Jahres: „Bloß nicht erinnern: Amt will Mauertoten-Kreuze vor dem Reichstag abreißen“ (Tomas Kittan).

Als erster Bundespräsident besuchte Horst Köhler (CDU) die Gedenkstätte

Einen Monat zuvor hatte Horst Köhler (CDU) als erster Bundespräsident in Begleitung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) die Gedenkstätte besucht. DIE WELT berichtete am 1.09.2004: „Juliane Kleinschmidt vom Bund der Mitteldeutschen ist begeistert.“

Die Vereinigung 17. Juni, einst hervorgegangen  aus dem nach dem Aufstand begründeten „Komitee 17. Juni“ hatte sich insbesondere nach dem Tod der Vorsitzenden des Bundes der Mitteldeutschen, Juliane Kleinschmidt († 2010) der Pflege der Gedenkstätte angenommen, nachdem deren Mitglieder Rudolf Schröder (†) und Gustav Rust diese nahezu tägliche Betreuung bereits seit den 90er Jahren aufgenommen hatten.

Der Verein hat nach entsprechendem Eingang von Spenden bereits acht der insgesamt sechzehn Kreuze erneuern lassen, diese können ab sofort vor Ort besichtigt und mit bisherigen (alten) Kreuzen verglichen werden. Bis zum August sollen die restlichen acht Kreuze ebenfalls erneuert werden. „Wir wollen die Erneuerung zum 60. Jahrestag abschließen und diese Erinnerungen an die Toten der Mauer am 13. August diesen Jahres um  11:00 Uhr im Rahmen einer Feierstunde der Öffentlichkeit übergeben,“ erklärte Vorsitzender Holzapfel. Man hoffe sehr, bis dahin die erforderlichen restlichen Spenden für dieses Vorhaben verbuchen zu können. Unter dem Stichwort „Den Opfern ein Gesicht geben“ oder schlicht „Mauerkreuze“ können Spenden ab sofort an die Vereinigung 17. Juni, IBAN DE27 7009 1600 0000 6329 02 –Ammerseebank- überwiesen werden.

Appell an die Fraktionen des Deutsche Bundestages

Der Verein hat sich inzwischen erneut an die Fraktionen des Bundestages mit der Bitte „um aktive Unterstützung“ des Vorhabens gewandt: „Dabei haben wir den Gedanken, dass die  Fraktionen im Deutschen Bundestag, quasi Partei-übergreifend, sich an der Finanzierung dieses Vorhabens beteiligen. Dies wäre ein deutliches und klares Signal seitens des gesamten Parlamentes, das Gedenken an die Toten der Mauer als immerwährende Pflicht anzusehen,“ hieß es in dem ursprünglichen Schreiben des Vorstandes. In seiner „Erinnerung an unsere Bitte“ ergänzte der Vorstand, dass er es bedauern würde, „wenn nur eine oder zwei Fraktionen oder Mitglieder aus diesen sich positiv zu diesem Vorhaben im Schatten des 60. Jahrestages äußern würden.“

Am Vorabend des 17. Juni wird der Vorstand am ebenfalls bereits erneuerten Kreuz, das vor Ort an den Volksaufstand von 1953 erinnert, um 11:00 Uhr einen Krenz niederlegen. „Ohne den 17. Juni und die dadurch verstärkt einsetzende Fluchtbewegung aus der SbZ hätte es vermutlich keinen Mauerbau gegeben. Beide Daten sind miteinander historisch verknüpft,“ erklärte der Verein am Abend.

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.653).

Leipzig/Berlin, 14.06.2021/cw – Sachsens Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Nancy Aris, erklärte zum bevorstehenden 17. Juni, der Volksaufstand von 1953 sei ein „tag der Selbstermächtigung gewesen. Die Menschen hätten es damals gewagt, „trotz größter Gefahren öffentlich ihren Freiheitswillen zu bekunden.“

Aris betonte die Wichtigkeit, „junge Menschen heute daran zu erinnern, dass autoritäre Systeme sich auf Dauer nicht halten können und jeder Einzelne etwas bewegen kann.“ Dies halte sie für die wichtigsten Lehren des 17. Juni.

Flugblatt mit der Aufschrift 'Arbeiter erklärt Euch mit den Berlinern solidarisch in dem Ihr streikt!!!'

Auf der Rückseite des Flugblattes notierte die Stasi: „Diese Fotokopie wurde am Mittwochabend in der Beethovenstr. den Passanten in die Hände gedrückt.“ – Quelle: BStU, MfS, BV Leipzig, Leitung, Nr. 231, Bl. 59

Die 51-Jährige Nancy Aris war im März einstimmig vom sächsischen Landtag als Nachfolgerin von Lutz Rathenow gewählt worden, der das Amt seit 2011 innehatte. Sie war seit 2003 bereits stellvertretende Landesbeauftragte.

In der damaligen „DDR“-genannten sowjetisch besetzten Zone hatten Hunderttausende zunächst gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen protestiert und im Verlauf für Freiheit, freie und geheime Wahlen und gegen das SED-Regime, den Rücktritt der Regierung, demonstriert. Der Aufstand wurde schließlich durch den Einsatz von Panzern der Roten Armee und die Verhängung des Ausnahmezustandes erstickt. Insgesamt kamen während und nach dem Aufstand mindestens 55 Menschen ums Leben. Nahezu 15.000 Menschen wurden verhaftet und viele der Teilnehmer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Gedenken der VOS und des Vereins Bürgerkomitee Leipzig

Am kommenden Donnerstag wird in Leipzig mit zwei Veranstaltungen an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 erinnert. Nancy Aris selbst debattiert am Nachmittag unter dem Motto „Vom Preis der Freiheit“ mit Schülern der Anton-Philipp-Reclam-Schule, wie ihr Büro am Montag in Dresden mitteilte. Sachsens Landeskultusminister Christian Piwarz (CDU) und der Landesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Frank Nemetz, werden an der Veranstaltung teilnehmen. Am Nachmittag organisieren die VOS und der Verein Bürgerkomitee Leipzig eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung. Minister Piwarz und  der Leiter des Gedenkstätte „Museum in der Runden Ecke“, Tobias Hollitzer, sowie der Zeitzeuge Karl F. Fischer werden auf der Gedenkveranstaltung erwartet bzw. sprechen. Beide Veranstaltungen werden nach der Pressemitteilung der Landesbeauftragten aufgezeichnet und im Anschluss auf YouTube veröffentlicht.

V.i.S.d.P.: VEREINIGUNG 17. JUNI 1953 und Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.652).

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