Berlin/Leipzig, 28.06.2019/cw – In selten gewordener Einigkeit empören sich Bürgerrechtler, SED-Opfer und Protagonisten der Aufarbeitung des SED-Unrechtes gegen den geplanten Auftritt von Gregor Gysi am 9. Oktober in der Peterskirche. Zu den Klängen der Leipziger Philharmoniker soll ausgerechnet der letzte SED-Chef die Festrede zum 30.Jahrestag der Leipziger Groß-Demo halten.
Gysi, dem u.a. von einem Bundestagsuntersuchungsausschuss vorgehalten wurde, IM der Stasi gewesen zu sein, hatte zwar während der SED-Herrschaft zahlreiche Oppositionelle und Bürgerrechtler vor den Schranken der zweiten deutsche Diktatur verteidigt. Es waren aber nie Vorhaltungen verstummt, dass der Rechtsanwalt dabei auch die Interessen der Stasi vertreten hätte.
Ebenso schwer wiegen die jetzigen erneuten Vorhaltungen im Zusammenhang mit der geplanten Veranstaltung in Leipzig: Gregor Gysi hatte sich nach der Mauer-Öffnung vehement und erfolgreich gegen Anträge gewehrt, die SED aufzulösen und dies u.a. damit begründet, dass dann das gesamte Parteivermögen für die Partei verloren ginge. Nach seiner
erfolgreichen Überzeugungsarbeit war er von den frustrierten Genossen zum neuen Parteichef gewählt worden. Gysi gelang in der Folge die Metamorphose, über die Kürzel SED/PDS, PDS (1990), Die Linkspartei/PDS (2005) und nach der Fusion mit der WASG in DIE LINKE (2007) die Diktatur-Partei im demokratischen System der Bundesrepublik zu verankern. Auch das sogen. SED-Vermögen konnte weitgehend für die Arbeit der nominell gewandelten Partei gerettet werden.
Eine derartige Leitfigur der SED könnte nicht auf einer derartigen Gedenk-Veranstaltung an die Friedliche Revolution auftreten, schon gar nicht den Festvortrag halten, sagen jetzt die Kritiker, die am kommenden Montag der Öffentlichkeit einen Protestbrief zugänglich machen wollen. Bis dahin (Limit: Sonntag, 30. Juni) können sich Bürger und Institutionen diesem Protest mit ihrer Unterschrift anschließen.
Schorlemmer: Ausladung käme einer Zensur gleich
Gegen die Forderung, Gregor Gysi auszuladen, sprach sich der Wittenberger Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer aus: Eine Ausladung käme einer Zensur gleich, zitiert die Leipziger Volkszeitung heute den streitbaren Theologen. Niemand sei genötigt in jenes Konzert in der Peterskirche zu gehen. Er, Schorlemmer, könne in dem Auftreten Gysis keine Verhöhnung erkennen. Schließlich sei auch Gysi durch die Friedliche Revolution „von der Einmauerung befreit“ worden. Letztere Logik hört sich für die Kritiker denn doch mehr als eine „überzogene theologische Umarmungs-Begründung“ denn als eine politisch überzeugende Argumentation an.
Beobachter gehen inzwischen davon aus, dass sich diese „Provokation von Leipzig“ nicht durchsetzen wird. Sie rechnen aufgrund der Proteste mit einer Korrektur der Programm- Gestaltung. Schließlich gäbe es genügend redegewandte Zeitzeugen und Bürgerrechtler, die diesem Jubiläum Glanz verleihen könnten.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Mobil: 0176-48061953 (1.429).
4 Kommentare
2. Juli 2019 um 14:33
tout lieu
Das ist kein Fake, die Fakenews sind von Gysi erwartbar! Es ging den 420 Bürgerrechtlern, aus denen inzwischen über 700 geworden sind, nie gegen die ganze offizielle Veranstaltung der Stadt Leipzig mit dem Bundespräsidenten, welche sie unterstützen. Die 700 Multiplikatoren wie Knabe, Biermann, Neubert und viele andere nicht-Rechte beklagen nur die Gysi-Auswahlrede zu 30 Jahre Demos „Wir können nicht glauben, daß Geschichtsvergessenheit so weit fortgeschritten ist.“ In Leipzig gibts echte Widerstandskämpfer, Gysi war damals bei den Unterdrückern. RHG-Protest: https://t.co/p3Z3axsje8
29. Juni 2019 um 21:23
Rainer Anhalt
diss soll ein fake sein! hubertus k. aus hsh soll´s gefaked haben…
wem NUTZT diese fake – Dikussion ?
28. Juni 2019 um 17:33
Klaus Helmut Dörfert
Liebe Kameraden / in
Bei Schorlemmer und seinen Brüdern kommt es mir langsam etwas seltsam vor, als wenn alle auf ihre Scharlatanerie reinfallen sollen. Ob in Ost oder West, ob in Nord oder Süd, die Kirche hat sich meist den Regierenden angedient. Schorlemmer sollte sich lieber um seine pädophilen Kollegen kümmern, aber er denkt wohl auch, seit ich bin, kann Gott ohne mich nicht sein.
Diese IMS und MFSler sind bei Schorlemmer nur Verführte, in meinen Augen sind es Verbrecher. Sie gehören hinter Schloss und Riegel und nicht auf eine Gedenkveranstaltung. Nein Herr Schorlemmer, vom Saulus zum Paulus geht nach der deutschen Geschichte nicht.
Mit kameradschaftlichem Gruß
Dipl.Klaus Helmut Dörfert
28. Juni 2019 um 16:48
M. Sachse
Während Zeitzeugen vom VEB Aufarbeitung nunmehr 30 Jahre ausgeladen wurden, haben diejenigen „Sprachhoheit“ erlangt, die wie Gysi ihre Geschichtsdeutung medial wirksam (um den Begriff „kolportieren“ zu vermeiden) verbreiten. Dazu gehört auch die hier angeführte Veranstaltung in Leipzig.
Meine Antwort: Ein Video aus einem kleinen Grenzabschnitt Berlins: