Neues zur Absetzung des Gedenkstättenleiters Knabe in Hohenschönhausen*
Von Angelika Barbe**
Am 13. Dezember feierten wir den Geburtstag Heinrich Heines. „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht…“ Diese Worte des politischen Dichters Heine in seinem Wintermär-chen gehen einem nicht aus dem Kopf, wenn man Revue passieren läßt, was diese Chaos-Koalition in Berlin uns Bürgern in den letzten Monaten an widersprüchlichen Entscheidungen und Rechtsbrüchen präsentiert hat.
Lederer und Hohenschönhausen
Am 13. Dezember saßen einige Verfolgtenvertreter anläßlich der Debatte um die rechtswidrige Abset-zung des Gedenkstättenleiters in Hohenschönhausen durch den Kultursenator auf der Besuchertribüne des Abgeordnetenhauses. Sie erhofften eine Wiedergutmachung und mindestens eine Entschuldigung des unter dem Tarnnamen Linke agierenden SED-Senators Lederer.
Die AFD verlangte die Wiedereinsetzung Knabes als Gedenkstättendirektor. FDP und AFD glänzten mit guten Reden und nachvollziehbaren Argumenten in der Debatte.
Man muß – als im Osten sozialisierter Naturwissenschaftler- inzwischen verzweifeln, weil man zwar noch über gesunden Menschenverstand und ein am Grundgesetz geschultes Rechtsempfinden verfügt, aber das bei herrschenden Politikern vergebens sucht. Angesichts ideologisch verdrehter Phrasen der rot-rot-grünen Zusammenkleber nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ fiel es schwer, ruhig zu bleiben.
SED-Opfer von SED-Nachfolgepartei und Grünen instrumentalisiert
Mehrfach wurden die „SED-Opfer“ von „rechtsidentischer SED“ und Grünen instrumentalisiert, in deren Interesse man angeblich handele, wenn man das Recht breche. Mehrfach wurde Dombrowski als Opfer-vertreter und Zeuge ihres Handelns zitiert – um uns auf der Besuchertribühne zu verhöhnen, zumal Dombrowski die Verfolgtenverbände nicht gefragt hatte. Besonders eindringlich zitierte dann die SED-Vertreterin aus dem Brief der Bürgerrechtler und Historiker.
Der FDP-Abgeordnete Förster räumte in seiner Erwiderung mit dem Mythos auf, da hätten alle Unter-schreiber wirklich gewußt, was sie unterzeichneten. Im Gegenteil hätte er bei Nachfrage erfahren, sie wären telefonisch gedrängt worden, bei einer „guten Sache“ mitzuwirken. Völlig unerwähnt bleibt bis heute die Tatsache, daß die Beiratsmitglieder und Bürgerrechtler Freya Klier und Heidi Bohley sowie die Professorin Zehnpfennig aus Protest wegen offensichtlicher Rechtsbrüche Dombrowskis und Lederers aus dem Stiftungsbeirat austraten.
Überhaupt erinnert sich der Zuhörer an Lenin, der uns lehrte, immer danach zu fragen, wem etwas nütze. Also, wem nützt das ganze?
Große Koalition der Rechtsbrüche
Die Rechtsbrüche wurden nicht nur von Lederer (SED) verursacht, sondern kamen unter tatkräftiger Mitwirkung der Merkel-Vasallen Grütters (CDU-Staatsministerin) und Dombrowski (CDU und UOKG-Vorsitzender) zustande. Obwohl ein Gericht die Wiedereinsetzung Knabes verfügte, setzte sich die „Knabe-Verhinderungs-Trias“ über das Urteil mit Kartell-Parteien-Arroganz hinweg, ohne Knabe zu beteiligen.
Problematisch und verräterisch war die Stimmübertragung des Stiftungsratsmitglieds Gerlach auf Lederer, die von der Abberufung nichts ahnte und dennoch zustimmte, obwohl abwesend oder was?
Die Öffentlichkeit kann davon ausgehen, daß diese Art des Umgangs herrschender „Kartellpateien“ (Meir/Katz) mit Andersdenkenden inzwischen zur Normalität gehört, mit einem demokratischen Verfahren aber nichts mehr gemein hat.
DDR 2.0: DDR-Methoden feiern fröhlich Urständ
Eine gerichtliche Überprüfung solcherart Machenschaften – mit DDR-Methoden vergleichbar (ohne gleichzusetzten) – ist auch nach dem jetzt bekannt gewordenen Vergleich unabdingbar, um eine wahrheitsgemäße Prüfung des Sachverhalts zu gewährleisten. Erstaunlicherweise gab uns nach der Debatte eine SPD-Abgeordnete Recht, daß die Art und Weise des Verfahrens von Anfang an gerichtlich hätte geklärt werden müssen und nicht politisch. Aber nun könne sie auch nichts mehr tun. Ich entgegnete, mit der Denkweise hätten wir in Schwante die „SDP in der DDR“ niemals gründen können.
Marianne Birthler verfaßte kurzfristig einen dubiosen Bericht für SED-Lederer, in dem sie behauptete, 40 Frauen (obwohl in der Gedenkstätte nur 20 beschäftigt sind) hätten Angst vor Dr. Knabe. Dies sollte dem Gericht als Begründung dienen, Knabe nun endgültig auszusperren. Beschwert hatten sich nur freie Mitarbeiterinnen. Die fest angestellten Mitarbeiterinnen dagegen hatten Birthler versichert, es gäbe keinen „strukturellen Sexismus“ in der Gedenkstätte. Das wurde der Öffentlichkeit bis heute (der Abgeordnete Förster/FDP sprach es an) vorenthalten.
Der Öffentlichkeit bleibt weiter vorenthalten, was überhaupt im Bericht steht, den Frau Birthler in einer Nacht-und Nebel-Aktion verfaßt hat. Der Wahrheitsfindung dient diese Verschleierungstaktik zwar nicht. Lederer beschwerte sich sogar darüber, daß so viele Fakten überhaupt öffentlich geworden seien, was er eigentlich hatte verhindern wollen. Das glaube ich ihm aufs Wort. Erstmalig hatten ihm einige Medien den absoluten Gehorsam verweigert und kritische Fragen gestellt. Das sind totalitäre Herrscher – in ihrer Allmacht und dem Wahn verfallen, geltendes Recht brechen zu können – nicht mehr gewohnt.
Marianne Birthler müßte sofort die Gedenkstätte wegen Befangenheit verlassen. Sie hatte Dr. Knabe bereits früher juristisch verfolgt und ihm gekündigt, als er die Verstrickung der West-Elite mit dem Stasi-Netz im Westen in seinem Buch „Der diskrete Charme der DDR“ offen-legte. Marianne Birthlers Kollaboration mit SED-Lederer demaskiert sie als hörigen Parteiapparatschik, die für das Weiterbeste-hen dieser unseligen R2G-Koaltion die Prinzipien der DDR-Opposition über Bord wirft und den anti-totalitären Konsens bricht. Marianne Birthler, die ich in der Opposition sehr schätzte, hat damit ihre Integrität und Glaubwürdigkeit verloren. „Hast du alles vergessen, Marianne?“, möchte ich ihr zurufen.
Verfolgtenverbände sprechen von Sippenhaft
Für die Verfolgtenverbände stellt dieser Umgang mit Dr. Knabe Sippenhaft nach SED-Vorbild dar, denn alle Vorwürfe betreffen seinen Stellvertreter. Hubertus Knabes berufliche und materielle Existenz sollte mit Rufmord-Kampagnen vernichtet werden. Diese Methoden wenden Mitglieder der „rechtsidenti-schen SED“ heute wieder an, um unliebsame Zeitgenossen erneut zum Schweigen zu bringen.
Es geht um die Zukunft der Vergangenheitsaufarbeitung, die nicht in der Hand der SED und ihrer Kollaborateure bleiben darf. Aus diesem Grund muß Frau Birthler wegen Befangenheit die Gedenkstätte verlassen, müssen Lederer als verantwortlicher Kultursenator und Dombrowski als UOKG-Vorsitzender, der ohne das Votum der Mitgliedsverbände handelte, zurücktreten und Frau Grütters als CDU-Landes-vorsitzende ihren Hut nehmen.
Sollte hier keine Zäsur erfolgen, hieße es, daß sich Dracula selbst zum Hüter der Blutbank ernannt hat.
* Der vorstehende Beitrag wurde vor der Übernahme auf unsere Seite wegen der aktuellen Bekannt-machung des Vergleichs zwischen der Gedenkstätte und Hubertus Knabe redaktionell punktuell geringfügig verändert.
** Die Autorin (1951) ist eine deutsche Politikerin. Sie war DDR-Oppositionelle (u.a. Pankower Friedenskreis, 1986), Gründungsmitglied der SDP (SPD) in der DDR und nach der Wende zunächst Bundestagsabgeordnete der SPD (1990–1994), ehe sie CDU-Mitglied wurde (1996). Barbe ist außerdem Mitglied der UOKG, wo sie im Vorstand mitwirkte.
2 Kommentare
16. Dezember 2018 um 16:00
Dr.- Ing. h. c. Günther Dilling
Ja, Dirk Jungnickel, man kann zur Sache unseres Gedenkstellenleiters Dr. Hubertus Knabe gar nicht soviel – des mehr als linken Kauderwelches – fressen kann, wie man darüber kotzen muß!
Bei meinen vielen Besuchen in Hohenschönhausen zur Fertigstellung meines Lebensberichtes habe ich bei den Frauen, die hauptamtlich in Hohenschönhausen beschäftigt waren/sind, nie Beschwerden oder Kritiken über Dr. Knabe gehört – und wir haben in verschiedenen Positionen auch über viel Privates gesprochen.
Ich habe von sogenannten Aushilfskräften, die oftmals nur kurzfristig in der Gedenkstätte waren und mir namentlich nicht bekannt waren/sind mehrmals „nette“ Angebote bekommen, als man erfuhr, daß ich damals Witwer war. Auch dazu könnte ich fast ein kleines Buch schreiben.
Mich wundert nur, daß in der Vita des Brandenburgischen CDU-Vivepräsidenten, Dombrowski, geschrieben steht, daß er von 1974 – 1978 in den „ddr“ inhaftiert war, aber bereits 1977 Mitglied der CDU geworden ist. So großzügig ist die DDR-Justiz mit ihren Insassen umgegangen ?
Also doch ein durch und durch humaner Staat, wie es Mielkes Stasi-Nachfolger, Dr. jur. Wolfgang Schwanitz, lautstark in die Welt posaunt?
15. Dezember 2018 um 12:11
Dirk Jungnickel
Danke, liebe Angelika, für Deine klaren Worte, denen ich voll und ganz zustimme. Ich wünschte mir, dass noch mehr Ex – „DDR“ – „Promis“ sich so einbringen würden. Stattdessen fallen sie mit den von Dir erwähnten Pamphlet Dr. Knabe in den Rücken. Hier sind vor allem U. Poppe, Prof.Schöder und W. Biermann zum Fremdschämen! Derartiges unterschreibt man nicht, wenn man am Telefon dazu aufgefordet wird!
Ich hätte mir gewünscht, dass ein Gericht die Machenschaften Lederers aufdeckt und Dr. Knabes Verhalten in einer Beweisaufnahme geklärt hätte; keinesfalls dürfte es jedenfalls entlassungsrelevant gewesen sein.
So macht man verdienstvolle Menschen mit linksgesteuerten Schmutzkampagnen kaputt! Nur so kann ich mir die „Einigung“ erklären. Aber auf das hoffentlich bald erscheinende Buch zur Sache von Dr. Knabe
darf man gespannt sein. An Heine denke ich auch, aber noch öfter an Max Liebermann, der angesichts des heraufdämmernden Unheils meinte, dass er gar nicht so viel fressen könne wie er k….. müsse.
Lassen wir uns trotzdem die Adventszeit nicht verhageln.
Herzliche Grüße von Dirk Jungnickel