Berlin, 15.11.2018/cw – Die ehemaligen, am 9. Oktober zurückgetretenen Beiratsmitglieder der Stiftung Gedenkstätte Hohenschönhausen Heidi Bohley (Vorstand im Zeit-Geschichte(n) e.V. Halle/Saale), Freya Klier (Schriftstellerin, Regisseurin und politischer Häftling in der DDR) und Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig (Universität Passau) haben den Umgang mit den Protesten gegen die Entlassung von Hubertus Knabe als Direktor der Gedenkstätte scharf kritisiert. In einem Grußwort an die Teilnehmer der Mitgliederversammlung der UOKG am 24./25.11.2018 in Berlin heißt es dazu:
„Wir sind bestürzt, dass in diesem Zusammenhang kein einziges Medium die Veröffentlichung Ihres Protestes für wert erachtete. Wir sehen darin eine ganz offensichtliche Missachtung kommunistisch verfolgter Häftlinge und fordern den prinzipiellen Respekt vor den Opfern jeglicher Diktatur.“
Die ehemaligen Beiratsmitglieder „teilen Ihre Empörung angesichts der Umstände der Amtsenthebung des langjährigen Direktors der Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen, Dr. Hubertus Knabe, die Sie am 16. Oktober 2018 mit einer Resolution öffentlich gemacht haben“, heißt es in dem Schreiben an „die Versammelten“ weiter. „Bis heute wurden Herrn Knabe keine Verfehlungen nachgewiesen, die eine Entlassung rechtfertigten. Diesbezüglich geht unser Vorwurf auch an den UOKG-Vorsitzenden und Gedenkstättenbeiratsvorsitzenden Dieter Dombrowski sowie die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen-Anhalt Birgit Neumann-Becker, die ihr Stimmrecht im Stiftungsrat benutzt haben, um einen Mann auszuschalten, der nachweislich stets auf Seiten der politischen Häftlinge stand.
Die fadenscheinige Begründung (‚Kulturwandel‘) des Stiftungsratsvorsitzenden Dr. Klaus Lederer (DIE LINKE) und seine Verfahrensweise beim Hinauswurf des Gedenkstättendirektors erinnern besonders die Verfolgten der SED-Diktatur an überwunden geglaubte Methoden von Willkür und Rufmord“.
Abschließend werden der Versammlung herzliche Grüße und „unserer Sympathie und Unterstützung“ übermittelt. Das Grußwort vom 12.November liegt der Redaktion vor.
Rücktritt Dombrowskis gefordert
Bereits Anfang der Woche war dem Vorstand der Antrag von zwei Mitgliedsverbänden zugestellt worden, in dem die Versammlung aufgefordert wird, dem amtierenden Vorsitzenden Dieter Dombrowski (CDU) das Misstrauen der Mitglieder auszusprechen und diesen zum Rücktritt aufzufordern. Nach Informationen unserer Redaktion soll der Antrag von weiteren Verbänden unterstützt werden. Zuvor hatte ein satzungsgem. Quorum vom Vereinsvorstand die Einberufung einer außerordentliche Mitgliederversammlung gefordert.
Diese wurde zunächst von Dombrowski in einem Rundschreiben an die Mitglieder quasi zugesichert, wonach „ausschließlich“ die Themen „Zusammenarbeit mit der SED-Partei DIE LINKE“ und die Causa „Hohenschönhausen“ behandelt werden sollten. In der nachfolgend versandten Einladung zur Mitgliederversammlung hatte der Vorstand im Widerspruch zur Zusicherung Dombrowskis deren Ablauf eigenmächtig geändert und in die ordentliche Mitgliederversammlung eine „außerordentliche MV“ eingefügt, für die überdies nur 90 Minuten vorgesehen ist.
Inzwischen muß sich der Vorstand mit Vorwürfen der Manipulation auseinandersetzen, weil er auch „gestellte Anträge nicht mit der Einladung übermittelt habe.“ So sei unter anderem auch die Einladung von Hubertus Knabe und der zurückgetretenen Beiratsmitglieder beantragt worden, damit diese der Versammlung „ihre Sicht der Dinge“ schildern könnten.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.355).
4 Kommentare
18. November 2018 um 19:35
Uwe Bastian
Liebe Kameraden,
der Rausschmiss der im Sinne der historischen und politischen Aufarbeitung des bolschewistischen Totalitarismus in der DDR und im Sowjet-russischen Gesamtsystems verdienten Herren Dr. Hubertus Knabe und Helmut Frauendorfer durch die Herren Dombrowski und Lederer dient offenkundig einer zynischen Vorführung und Anwendung von Stasi-Zersetzungsmaßnahmen in der Gegenwart.
Von uns politisch Verfolgten, von objektiven Historikern, Juristen und Soziologen darf ein derartiger offenkundig auch provokatorische Verstoß gegen die rechtsstaatlichen Prinzipien absolut nicht hingenommen werden.
Die Entlassung der beiden wichtigen Mitarbeiter der Gedenkstätte erfolgte offensichtlich ohne ernstzunehmende rechtliche und arbeitsrechtliche Begründung. Ich stelle die Herren Lederer und Dombrowski unter den Verdacht der Rufschädigung, der üblen Nachrede und unter den Verfolgung (hier politischen) im Amt nach Strafgesetzbuch. Das Gleiche gilt für die weiteren Mitglieder des Stiftungsrates, die für die Entlassung unserer Kameraden gestimmt haben.
Ohne die Entlassung bzw. den Rücktritt von Lederer und Dombrowski von all ihren politischen Posten ist für mich keine Fortsetzung der allgemeinen Politik ohne weitere Verlodderung und ohne die weitere Unterwanderung unserer Organisationen der Aufarbeitung erkennbar.
Dr. Uwe Bastian,
früher Redaktionsmitglied der Umweltbibliothek bei ZION,
Mitglied der Bürgerbüro e.V. zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur, Mitglied der VOS MV
16. November 2018 um 09:17
A.K.
Was im Moment in diesem Land abläuft, ist so unglaublich, dass man jeden Tag denkt, man müsse aus diesem Alptraum aufwachen.
Diese LINKEN haben ihre Brut überall untergebracht. Vor allem aber in den Chefetagen der Medien. Ich verfolge deren Korrespondenz untereinander schon lange.
Wir werden alle älter und wir waren nicht in der Lage, die Wachsamkeit gegenüber der wahren Gefahren einer Linken Diktatur an unsere Enkel weiterzugeben.
Jetzt müssen wir aufstehen und mit medienwirksamen Engagement Zeichen setzen, gegen die Vereinnahme der Opfergedenkstätten durch die Enkel derer, die uns das angetan haben. Lange und langsam hat sich dies doch bei vielen Gedenkstätten angekündigt. Die Zeitzeugen wurden herausgedrängt.
Ich empfehle mit Herrn Pazderski AfD aus Berlin zusammenzuarbeiten!
Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde!
15. November 2018 um 18:04
Frank Hiob
Was muss ich unter ähnlichen Beiträgen lesen, Linke und AfD seien „keine extremistischen Parteien“? Es ist schon eine Zumutung, den Vergleich als AfD Sympatisant mit der Linken (Mörderbande) zu lesen. Was hat denn diese linke SED-Bande in der UOKG zu suchen???
15. November 2018 um 14:25
Felix Heinz Holtschke, VOS-Landesvorsitzender NRW
Die Ausserordentliche Mitgliederversammlung sollte um die Teilnahme der Landesvorsitzenden von VOS und UOKG erweitert und nicht ohne Einladung und zugesicherter Teilnahme von Dr. Knabe und den 3 zurückgetretenen Beiratsmitgliedern Bohley, Klier und Zehnpfennig stattfinden. Die Opfer des SED-Regimes müssen angesichts der kritischen Situation, die durch Missachtung, Ausgrenzung und Verharmlosung durch die hierfür Verantwortlichen mehr denn je deutlich und unmissverständlich Flagge zeigen und dürfen sich nicht weiter das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen.