Berlin, 17.10.2018/cw – Sieben Mitgliedsverbände in der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) haben am gestrigen Dienstag, 16.10., unter dem Titel „Manifest zur Gedenkstättenarbeit in Deutschland“ ihren Protest gegen die „Kaltstellung“ des Direktors Hubertus Knabe von der Gedenkstätte Hohenschönhausen veröffentlicht.
Zu den – bisherigen – Unterzeichnern gehören die Gedenk- und Begegnungsstätte ehem. KGB-Gefängnis Potsdam e.V. (Leistikowstraße); das FORUM zur Aufklärung und Erneuerung e.V. (Berlin/Leipzig); der Verband Ehemaliger Rostocker Studenten (VERS); die Cottbuser Häftlingsgemeinschaft (Berlin); die Interessengemeinschaft ehemaliger politischer Brandenburger Häftlinge 1945-1989; die Lagergemeinschaft Workuta / GULag Sowjetunion und VOK-Deutschland e.V. / Vereinigung der Opfer des Kommunismus. Als (bisherige) Einzelperson hat Dr. med. Christian Richter (Ltd. Medizinalrat a.D.) das Manifest unterzeichnet. Als Ansprechpartner, auch für mögliche weitere Unterzeichnungen, wurde Dr. Richard Buchner, ebenfalls Mitglied der UOKG, Tel.: 030 8012471, Mail: richard.buchner@web.de , angegeben.
In der „Resolution von Verbänden in der Union der Opfer Kommunistischer Gewaltherrschaft“ heißt es:
1) Wir Häftlinge der Stasi-Gefängnisse im untergegangenen SED-Staat, wir Überlebende der stalinistischen GULAG-Terrors in der Sowjetunion und wir BürgerrechtlerInnen befürchten, dass der angestrebte „Kulturwandel“ in Hohenschönhausen (HSH) in Wahrheit eine Schönfärberei („lakirowka“) der finsteren Realitäten des Justizwesen der DDR bezwecken soll. Seit Jahrzehnten haben wir gegen das Unrechts-Regime in der damaligen DDR gekämpft. Oft unter Verlust unserer beruflichen Karriere, viele unter Einsatz ihrer Freiheit, manche unter Einsatz ihres Lebens.
2) Wir sind uns darüber einig, dass trotz der wechselnden Parteibezeichnungen alle Mitglieder der Partei DIE LINKE die politisch-moralische und historische Verantwortung für die Verbrechen der SED-Diktatur tragen.
Mit Bestürzung und grenzenloser Enttäuschung stellen wir nun fest, dass durch anonym gebliebene Vorwürfe das Lebenswerk von Dr. Knabe zersetzt werden soll. Der geplante „Kulturwandel“ könnte zu empathiefreier Darstellung führen, die eine opferzentrierte Deutungskompetenz in der Gedenkstätte HSH nachhaltig beschädigt. Zeitzeugen der sozialistischen Verfolgung müssen weiterhin im Kern der Aufarbeitung eine zentrale Rolle spielen!
3) Wir protestieren gegen die überstürzte Kaltstellung von Dr. Hubertus Knabe als Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Auch den betroffenen Frauen gilt unser Mitgefühl, soweit sie triftigen Gründe oder womöglich Beweise vorbringen können. Wir appellieren an den STIFTUNGSRAT der Gedenkstätte, seine arbeitsrechtlich fragwürdige und inhaltlich weitgehend absurde „Kündigung“ zum Ende März 2019 zu annullieren, weil gegen Knabe selbst offenbar keine gerichtsfesten Sachverhalte vorliegen. Dr. Knabe ist daher als Gedenkstätten-Direktor wiedereinzusetzen und inhaltlich zu rehabilitieren.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.343).
4 Kommentare
17. Oktober 2018 um 21:59
Felix Heinz Holtschke, VOS-Landesvorsitzender NRW
Wie bereits in zwei vorherigen Beiträgen dargelegt, empfinde ich persönlich die Entlassung des Direktors der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen als politischen Affront gegenüber den SED-Opferorganisationen.
Auf diesem Wege bitte ich daher , mich als Unterzeichner des „Manifests zur Gedenkstättenarbeit in Deutschland“ zu betrachten.
17. Oktober 2018 um 13:59
Bernd Stichler
Es sei mir eine ganz gezielte Frage gestattet um auszuschließen, dass ich etwas übersehen habe: Hat die VOS dieses Manifest ebenfalls unterzeichnet ?
Antwort: Der Redaktion liegt bis Heute, 17:40 Uhr, keine Unterschrift oder Einverständnis der VOS vor. Redaktion Hoheneck
17. Oktober 2018 um 13:24
tout lieu
Hier wird offenbar ein früher Entwurf zitiert? Am Ende teilen 9 Verbände und 5 Prominente die Bedenken im Dachverband, das sind weiter der Verein Gedenkbibliothek zur Ehren der Opfer des Kommunismus e.V. (Berlin), Pro Universitätskirche Leipzig e.V., Verband Politisch Verfolgter des Kommunismus e.V., die Interessengem. zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und ihrer Folgen, Dirk Jungnickel (ehem. Zeitzeugeninitiative), Hartmut Richter (pol. Häftling), Günter Martins (GULAG-Häftling in workuta) und Rainer Wagner (ehem. Beiratsvorsitzender Hsh). Die VOK und den workutaverein findet man in der Zeitung nicht.
17. Oktober 2018 um 16:39
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Es handelt sich um ein Manifest vom 16.10.2018. Das hier angeführte Protestschreiben div. Verbände, das bereits in den Medien angeführt wurde, stammt von einem früheren Zeitpunkt. Redaktion Hoheneck