Berlin, 03.01.2018/cw – Die angekündigte Einstellung der Rekonstruktionen von Stasi-Akten durch die Jahn-Behörde stieß auf vehemente Kritik der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Die BStU hatte die Einstellung mit der „Unlösbarkeit technischer Probleme“ (Roland Jahn) begründet. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut waren der Öffentlichkeit vor einigen Jahren spektakulär eigens entwickelte Scanner vorgestellt worden, mit deren Hilfe Papierschnitzel geschredderter Unterlagen des MfS (Stasi-Akten) rekonstruiert werden konnten. In dem seit 2007 entwickeltem Pilotprojekt wurde ein Verfahren zu einer computergestützten Rekonstruktion getestet. So wurden in einer Testphase seit Ende 2013 bislang rd. 91.000 Seiten aus 23 Säcken wieder zusammengesetzt.
Dieter Dombrowski (CDU), Chef der UOKG, kritisierte jetzt, dass die „fünftgrößte Wirtschaftsnation, die Satelliten ins All schießt“ die Rekonstruktion von Stasi-Akten „wegen angeblicher Unlösbarkeit von technischen Fragen“ einstellt. Jeder Ingenieur wisse, dass „es nur eine Frage des Aufwandes sei, um eine noch optimiertere Lösung zu entwickeln,“ merkte Dombrowski an. Der UOKG-Chef stellte allerdings den Willen der Politik dazu infrage: Der erforderliche Aufwand werde „von der Politik gescheut, weil die Aufarbeitung des SED-Unrechtes nicht dem Zeitgeist“ entspreche. Die Entscheidung, die Akten-Rekonstruktion einzustellen, sei beschämend. Der Vizepräsident des Brandenburger Landtages warnte die politischen Verantwortungsträger erneut davor, „sich von den SED-Opfern abzuwenden.“
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5 Kommentare
11. April 2018 um 19:06
Fritz Schüler
Natürlich ist man vom Bundestag bis in unterste Behörden unseres wiedervereinten Landes daran interessiert, die Wahrheit über 40 Jahre Kumpanei zwischen sozialistischer Mangelgesellschaft und satter (westlicher) Wohlstandsignoranz zu verschleiern.
Es könnten schließlich längst verborgen geglaubte Seilschaften zwischen SED-Regime und freiheitlich-demokratischer BRD aufgedeckt werden, den zweifelhaften Glanz zögerlicher Wiederaufarbeitung ins Stocken bringen; somit alte, längst nicht verheilte Wunden aufreißen.
Da bietet es sich doch trefflich an, stets zwecks Ablenkung die Nazikeule zu schwingen, um so kommunistische Megaverbrechen ungeschehen zu machen.
4. Januar 2018 um 17:33
Felix Heinz Holtschke, VOS-Landesvorsitzender NRW
Deutschland, ein reiches Land? Es wird Zeit, mit dieser Mär endlich Schluss zu machen. Marode Infrastruktur, kaputte Schulen, mangelhafte Datenleitungen für das Internet, eingeschränkte Verteidigungsfähigkeit mangels intakter Ausrüstung zu Lande, zu Wasser und zur Luft bei der Bundeswehr, Investitionsstau nun auch beim Strafvollzug – die Mangelliste ist lang und wird immer länger. Nun noch die Hiobsbotschaft vom Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, dass mangels Scanner die substantielle Aufarbeitung der zweiten deutschen Diktatur gestoppt werden soll. In den verbliebenen 15.500 Schredder-Säcken wird die ganze Wahrheit über die DDR-Diktatur und ihrer Helfershelfer, insbesondere aus dem Westen, dokumentiert sein. Und diese historische Chance zur Aufarbeitung scheitert nun an fehlendem Geld, das an anderer Stelle, massgeblich an nicht Anspruchsberechtigte des Flüchtlingsansturms auf Deutschland aus aller Herren Länder, mit vollen Händen in ein Fass ohne Boden geworfen wird? Vielleicht sitzen im Deutschen Bundestag aber auch politische Kräfte, die nach wie vor verhindern wollen, dass das ganze Ausmass an Menschenrechtsverletzungen aus 40 Jahren DDR-Diktatur ans Licht kommt? Die SED-Opferverbände werden diese Kapitulation bei der historischen Aufarbeitung des DDR-Unrechtsstaates jedoch nicht klag- und tatenlos hinnehmen. Nach dem Fremdrenten-Betrug dürfte somit ein weiteres Protestschlachtfeld eröffnet worden sein…
4. Januar 2018 um 08:40
Bernd Stichler
Bitte keine unnötige Aufregung, es gibt doch dafür einen Ausgleich, indem man 96jährige „Buchhalter“ lebenslang inhaftiert.
4. Januar 2018 um 03:20
Klaus Helmut Dörfert (@klausdrfert)
Kameraden /in
Diese Schnipzel sind das Klopapier der Stasi und haben ihren Zweck zur Ablenkung erfüllt. In der Zwischenzeit konnte man wunderbar das wirklich brisante Material beseitigen oder wegschaffen. Es ist eigentlich nur lachhhaft, wie sich die Stasi heute noch ihre eigene Geschichte schreibt.
Ich kann Euch aber beruhigen, die wahren Helfershelfer sind die selbsternannten Bürgerrechtler.
Mit kameradschaftlichem Gruss
Dipl.Klaus Helmut Dörfert
3. Januar 2018 um 23:54
Martin
Dombrowsi sitzt doch an der Quelle. Er kann doch seine Parteifreunde überzeugen!?
MfG
Frank Martin aus Berlin
Ein ehemaliger politischer DDR Häftling