Berlin, 4.10.2017/cw – Der MDR zeigt heute in seiner Reihe „Spur der Ahnen“ einen wahrhaften Thriller aus der DDR-Vergangenheit (21:15 Uhr).
Sie hält ein Urteil vom Obersten Gericht der DDR in der Hand: Elisabeth Bocho. Im Namen des Volkes 15 Jahre Haft für ihren Mann Jörg Bocho, dem Spionage vorgeworfen wurde. Die Vorwürfe klingen auch heute noch mehr nach einem Agententhriller als nach dem Mann, mit dem sie fast 20 Jahre lang verheiratet war.
Elisabeth lernte Jörg 1978 im freien Teil Deutschlands kennen, nachdem er gerade aus der DDR-Haft freigekauft worden war. Beide besuchten eine Umschulung. Sie verlieben sich und heiraten. Elisabeths Freundinnen beneiden sie um diesen Mann: groß, blond, geheimnisvoll – der ihnen als ein charmanter Abenteurer erscheint. Doch der Alltag in der Ehe sieht anders aus. Jörg zieht sich oft zurück, spricht wenig oder auch mal monatelang gar nicht mit seiner Frau. Dafür weiß Jörg, mit wem sich Elisabeth gerade getroffen hatte. Auch warnte er sie vor dem einen oder anderen Menschen. Woher er diese Informationen hatte, verriet er allerdings nie.
Schließlich lässt sich Elisabeth 1997 scheiden. Die Ehe war gescheitert. Nur vier Monate später starb ihr Mann – mit nur 57 Jahren – an Krebs. Erst Jahre später stößt sie auf einen Zeitungsartikel: „Der Spion, der mit dem U-Boot kam.“ Sie forscht und erhält wenig später das Urteil des Gerichts für Militärstrafsachen der DDR aus dem Jahr 1969; es umfasst kanpp 30 Seiten. Im Urteil ist die Rede von „Spionage, Diversion und staatsgefährdendem Gewaltakt“, von Mini-U-Booten, von Schleusungen, Doppelgängern und von einer Ausbildung in Pearl Harbour.
Elisabeth Bocho wird unruhig, setzt nun ihre Nachforschungen intensiv fort. War ihr Jörg ein amerikanischer Spion? Wie ist er verhaftet worden?
In Leipzig verbrachte Jörg den größten Teil seiner Kindheit bei seiner Großmutter in seiner Geburtsstadt. Seine Mutter holte den Zwölfjährige nach Westberlin, wo er die Schule beendete. Danach geht er zur Bundeswehr nach Hamburg. Ausgerechnet im Jahr des Mauerbaus 1961 siedelt Jörg Bocho in die DDR über und arbeitet in einer Leipziger Fabrik. 1966 wird er in Rostock verhaftet.
Mit dem Film-Team „Die Spur der Ahnen“ sucht Elisabeth Bocho im Archiv der Stasiunterlagenbehörde (BStU) nach weiteren Hinweisen, besucht das ehemalige Stasigefängnis in Berlin Hohenschönhausen, in dem Jörg jahrelang in Einzelhaft einsaß. Sie findet und spricht mit alten Kollegen aus Jörgs Zeit in Leipzig.
Die 99 Akten füllen einige Meter Regal, die Geschichte wird immer abenteuerlicher: Ein Doppelgänger soll Jörg im VEB vertreten haben, während er im Ausland Geheimdienstausbildungen absolvierte. Für die alten Leipziger Kollegen kaum vorstellbar. Sie erinnern sich noch gut an den fröhlichen jungen Mann, an die eine oder andere gemeinsame Kneipentour.
Kann Elisabeth das Geheimnis ihres Mannes zwanzig Jahre nach seinem Tod noch lüften? Heute Abend, 21:15 Uhr, im MDR-Fernsehen.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785 (1.292).
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