Von Carl-Wolfgang Holzapfel*
Berlin, 3.09.2017/cw – Eine Nation hält den Atem an: Auf 20 Millionen Zuschauer wird das Duell zwischen Angela Merkel, amtierende Bundeskanzlerin, und Martin Schulz, Bewerber um das Amt des Bundeskanzlers geschätzt. Heute Abend, Krimi-Time, ab 20:15 Uhr. Doch was erwartet uns?
Vier Journalisten aus vier verschiedenen Sendeanstalten, zwei öffentlich-rechtlich, zwei privat, werden mehr oder weniger brave, will sagen gewohnte oder sattsam bekannte Fragen stellen und zwei Politiker, im Augenblick noch durch das vorausgegangene Wahlergebnis in einer Großen Koalition zwangsvereint, werden gewohnte oder sattsam bekannte Antworten geben.
Dabei gäbe es genug Probleme, die auf (wirkliche) Antworten warten. Um einige Beispiele anzuführen: Die nach der Wiedervereinigung erfolgte Rückbeorderung 100.000er Flüchtlinge aus der DDR zu DDR-Bürgern nach dem eigens geschaffenen Rentenüberleitungsgesetz (RÜG) ist ein rechtspolitischer Skandal erster Ordnung. Was hindert die Kanzlerin, einen Fehler einzugestehen? Was hindert Martin Schulz daran, sich posthum bei seinem verstorbenen Vorzeige-Sozialpolitiker Ottmar Schreiner für den widerlich anmutenden Schwenk seiner Partei in dieser Sache zu entschuldigen?
Ein weiteres Thema – und damit soll es hier sein Bewenden haben – ist das Gerede über die Mieten. Seit Jahrzehnten wird vor Wahlen die Notwendigkeit betont, mehr Wohnungen zu bauen, die Mietpreisbremse wirksamer zu gestalten etc. pp. Was geschieht? Die Parteien übertrumpfen sich in den Parolen, aber Alternativen? Fehlanzeige. Die werden nicht einmal ins Gespräch gebracht. So sollte es doch möglich sein, einmal ernsthaft über eine neue Basis der Mietpreisgestaltung zu diskutieren. Denkbar – und vom Schreiber schon vor 40 Jahren angeregt – wäre eine Gestaltung, die in eine Relation zu den Einkommen der Mieter gestellt werden. Diese könnte sich beispielsweise an 30% des Netto-Einkommens der Mietergemeinschaft orientieren. Ein deutschlandweit gestalteter Mietspiegel würde sogen. Obergrenzen für ein vermietetes Objekt festlegen. So zahlt ein Gutverdienender zwar mehr an den Vermieter, der Geringverdiener aber entsprechend weniger. Im Grundgesetzt ist bestimmt: Eigentum verpflichtet.
Das Thema soll hier nicht ausdiskutiert werden. Es gäbe noch viel mehr anzumerken zu den Themen Wirtschaft, Sozialpolitik etc. Es sollte nur aufgezeigt werden, dass wir eigentlich mit einem Duell zwischen zwei Kandidaten um das wichtigste Amt in unserem Land mehr verdient haben, als den Austausch platter Parolen. Aber: Die meisten Zuschauer werden vermutlich die Darstellung der Kontrahenten in Kleidung und Bewegung (Emotion?) höher bewerten, als die Bedienung mit bekannten und nichtssagenden Floskeln. Haben wir noch alle Tassen im Schrank?
* Der Autor ist freier Journalist und Vorsitzender der Vereinigung 17. Juni 1953 in Berlin.
V.i.S.d.P.: Der Autor und Redaktion Hoheneck, Berlin – Tel.: 030-30207785 (1.279).
5 Kommentare
6. September 2017 um 17:25
Edda Sperling
Liebe Bruni Grabow, ich schätze deine Kommentare sehr…jedoch habe ich zu dem angeblichen TV Duell zwischen Merkel und Schulz ein paar Abweichungen anzumerken. Ich finde nicht, das Frau Merkel alles richtig gemacht hat in der Flüchtlingspolitik….die Kritiker in den eigenen Reihen der CDU sehen das genauso wie ich. Wir Deutschen können nicht die ganze Welt retten, und genau so sehe ich das auch…denn für uns Deutsche ist die Flüchtlingsfrage mit vielen Einschnitten verbunden, und das hätte sehr wohl im Duell von den Moderatoren einfließen müssen…deshalb behauptet Frau Merkel auch immer, den Deutschen ging es noch nie so gut. Nur der Wirtschaft geht es gut, „nicht“ allen Deutschen. Weiter möchte ich nun nicht ausholen….gerne mal in einem persönlichen Gespräch!
5. September 2017 um 09:18
Edda Sperling
….und dann durften 1000 Bürger ihre Stimme abgeben wer von den beiden besser war…man hätte auch die 20 Millionen Zuschauer abstimmen lassen können…für mich war es unerträglich dieses Kasperletheater, sorry
4. September 2017 um 07:53
Peter Trawiel
„Dieses Fernseh-Duell ist absolut entbehrlich! Substantiell ist nichts Neues zu erwarten“
Mit Merkel oder Schulz wird die … mit allen daraus sich ergebenen Folgen für unser Land fortgesetzt!
Ich habe nichts anderes von dieser gestrigen „Fernseh-Inszenierung“ erwartet, deshalb konnte ich nicht enttäuscht werden!
Was Deutschland vorerst noch vor dem derzeitigen Parteienkartell helfen könnte, ist eine starke Opposition im Bundestag, um den Schaden für unser Land zu minimieren!
Peter Trawiel
5. September 2017 um 17:13
Bruni Grabow
Was für ein Schaden für Deutschland soll denn durch die jetzige Koalition entstehen? Schauen Sie sich doch die Oppositionen an: DIE LINKE, AFD oder Bündis90/ DIE GRÜNEN? Sie alle würden die Politik auch nicht anders machen können, höchstens radikaler. Ist es das was Sie meinen Herr Trawiel?
Bei so einem TV-Duell gehören auch keine einzelne Probleme hin (z.B. FRG-Rente). Das ist doch nicht möglich. Die Fragen kamen zudem von den einzelnen Moderatoren der Sender. Was sollten sich denn Merkel und Schulz an den Kopf werfen? Es war doch klar, dass das TV-Duell ruhig verläuft. Es geht doch auch darum, dass die Welt zur Zeit aus den Fugen gerät. Es gibt zu wenig Demokraten in den Machtzentralen und deshalb brauchen wir keine Zündler. Diese Probleme haben Vorrang, dass sahen auch die Moderatoren so, die sich bei ihren Fragen nach Umfragen richtete.
Die CDU steht für Eigenständigkeit, die SPD für das Verteilen. Wer erarbeitet den Sozialstaat, um die Verteilung zu meistern ? Über eventuelle Lücken (Löhne) im Gefüge wurde doch geredet, und bedeutet, dass es nur noch besser werden kann. Hier muß jede Partei sich anstrengen. Die AfD hat im Übrigen kein einziges Wort für SED-Verfolgte im Parteiprogramm.
Die Kanzlerin betreibt eine sehr ruhige und diplomatische Pokitik, die von den meisten Menschen in Deutschland geteilt wird. Jeder hat aktuell Angst vor einen Krieg. Das es bislang nicht zu ernsthaften Auseinandersetzungen in Europa kam, haben wir auch der Kanzlerin zu verdanken. Ob andere Parteien genauso besonnen handeln würden, glaube ich nicht. Einen Wohlstand für alle zu erarbeiten geht nur in Friedenszeiten. Ein Chaos zu veranlassen geht schneller. Deshalb gibt es ja auf der ganzen Welt diese Völkerwanderungen mit ethnischen Säuberungen, Zwangsaussiedlung, Hunger und Not. Auch diese Menschen suchen den Wohlstand, zumindest ohne zu hungern. Die Kanzlerin hat meiner Meinung nach alles richtig gemacht und ich wünsche ihr und der Partei weitere vier Jahre an der Spitze.
3. September 2017 um 16:58
Felix Heinz Holtschke, VOS-Landesvorsitzender NRW
Dieses Fernseh-Duell ist absolut entbehrlich! Substantiell ist nichts Neues zu erwarten. Fehleranalyse, Mut zur Wahrheit, Kehrtwende, zum Beispiel in der europa- und deutschlandzerstörenden sogenannten „Flüchtlingspolitik“ ist von beiden nicht zu erwarten. In der (Fremd-)Rentenpolitik ohnehin nicht. Mein Fernsehapparat bleibt kalt!
Felix Heinz Holtschke
VOS-Landesvorsitzender NRW