Berlin, 27.01.2017/cw – Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat in einer schriftlichen Erklärung von heute den neuen US-Präsidenten Donald Trump an die Worte Ronald Reagans erinnert: „Ich rufe dem amerikanischen Präsidenten zu: Denken Sie an ihren Vorgänger Ronald Reagan. Erinnern Sie sich an seine Worte: ‚Tear down this wall.‘ “
Müller appellierte an Trump: „Berlin, die Stadt der Teilung Europas, die Stadt der Freiheit Europas, kann nicht kommentarlos zusehen, wenn ein Land plant, eine neue Mauer zu errichten. Wir Berlinerinnen und Berliner wissen am besten, wie viel Leid eine durch Stacheldraht und Mauer zementierte Teilung eines ganzen Kontinents verursacht hat“.
Es gehöre zu den Sternstunden des 20. Jahrhunderts, als die Menschen am Brandenburger Tor, dem wichtigsten Symbol der Teilung, die Mauer eroberten und sie dann Stück für Stück abgetragen haben: „Das Brandenburger Tor steht für den Geist der Freiheit!“ betonte der Regierende.
US-Präsident Trump hatte per Dekret am gestrigen Donnerstag den Bau einer Mauer an der 3200 Kilometer langen Grenze zu Mexiko angeordnet. Er will damit die illegale Einwanderung aus dem Süden verhindern. Laut einer vom TAGESSPIEGEL verbreiteten AFP-Meldung gab es bisher keine Reaktion des Weißen Hauses auf Müllers Appell.
Der Vorsitzende der Stiftung Berliner Mauer, Prof. Axel Klausmeier äußerte ebenfalls seine Bedenken: „Ich dachte ehrlich gesagt, wir wären schon mal weiter gewesen in der Entwicklung“ (Berliner Zeitung). „Langfristig führt das in die Irre,“ sagte der Historiker. Das eigentliche Problem der illegalen Einwanderung werde mit der Mauer nicht behoben.
Der Vorsitzende der in Berlin ansässigen Vereinigung 17. Juni hatte bereits am Mittwoch dieser Woche in einem Beitrag „No, Mister President, no!“ (https://17juni1953.wordpress.com/2017/01/25/no-mister-president-no/) die Absicht eines Mauerbaus zu Mexiko kritisiert. Holzapfel, selbst ursprünglicher aktiver Kämpfer gegen die Mauer, hatte zwar betont, dass die geplante Mauer in Mexiko nicht grundsätzlich mit der Berliner Mauer verglichen werden kann. Dennoch würde sich diese geplante Mauer erneut gegen Menschen richten, die aus freier Entscheidung in ein Land aufbrechen wollen, das ihnen als Sinnbild für Freiheit und Wohlstand erscheint. Eine Mauer würde dieses grundsätzliche Menschenrecht auf Freizügigkeit unterbinden und Menschen erneut brutal eines ihrer wesentlichen Grundrechte berauben. Das zweifellose Recht eines jeden Landes, auch der USA, eine Zu- und Einwanderung zu kontrollieren, ließe sich auch mit zivilen, menschenwürdigen Mitteln verwirklichen.
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3 Kommentare
28. Januar 2017 um 17:22
Matze
Es ist mir nicht bekannt, dass Amerikaner an Leib und Leben bedroht (und auch ermordet werden), sofern diese nach Mexiko ausreisen wollen. Auch alle weiteren Repressalien im Zusammenhang mit der eigentlich gemeinten „Mauer“ gegenüber Amerikaner sind mir nicht bekannt. Die Relativierung und Verharmlosung bestimmter Verbrechen wird strafrechtlich verfolgt.
Die Relativierung und Verharmlosung von Verbrechen hingegen im Zusammenhang mit der SED Diktatur wird, außer vom rechten Spektrum, forciert und nicht zuletzt von dubiosen Organisationen nachdrücklich sogar unterstützt. Das ist der kleine aber feine Unterschied. An dieser Stelle stellt sich die Frage nach der Würde des Menschen. Zu bestimmten Zeiten wurde die Würde bestimmter Menschen in Frage gestellt. Erleben wir jetzt etwa eine Neuauflage, nur unter andere Vorzeichen davon?
28. Januar 2017 um 13:10
a.k.
Danke Herr Stichler, das genau waren meine Gedanken.
28. Januar 2017 um 09:33
Bernd Stichler
Schon wieder so ein hirnrissiger Versuch , die Berliner Mauer und den eisernen Vorhang mit der von Trum geplanten Mauer auf eine Ebene zu stellen . Wenn man aber berücksichtigt , WER das hier gerade gemacht hat und welcher Partei Der angehört , dann verwundert das absolut nicht . Trotzdem möchte ich hier gegen diese tatsachenverdrehende und sinnentstellende Polemik des Genossen Müller protestieren . Beide Grenzen hatten und haben völlig unterschiedliche Gründe für ihre Errichtung mit völlig unterschiedlicher Zielrichtung und völlig unterschiedlicher politischer Bedeutung !
Besonders betroffen macht mich die Tatsache dass jemand aus unseren Opferkreisen sich an einer solchen linken Sinnentstellung beteiligt !!!