Von Tommy Haltlos
Berlin, 1.11.2016 – Das Zentralorgan der Vereinigung der Opfer des Stalinistischen Terrors, erklärt in seiner letzten Ausgabe (Nr.767/68) das Ende jedweder Bewölkung und drohender Justiz-Schauer für den zunehmend stalinistisch ausgerichteten Verband, der nunmehr das ewige Sonnenlicht „entgegen aller Unkenrufe“ verkünden kann.
Der Finanz-Jongleur
Immerhin dankt der treu-stalinistische Chefredakteur („Auf ein Wort…“) “im Namen aller, die sich mit mir über die gute Nachricht (der Schuldenfreiheit) freuen“ unserem Ersten Sekretär der Vereinigung der Opfer des Stalinistischen Terrors, Mitglied des Fernsehrates des Zweifelnden Deutschen Fernsehens, Diplom-Kaufmann, Finanzmakler, ehemaligen Filialleiter einer MfS-Sparkasse, ehemaligen Vorsitzenden, Schatzmeister und amtierenden Geschäftsführer, dem Kameraden Udo Diebrich, „der viel Zeit und Lauferei zur Lösung des bedrückenden Problems investiert hat“.
Die Schuldentilgung „ging nun zuletzt doch – gewiss ein bisschen unerwartet – recht schnell,“ schreibt der Hofpoet des Zentralkomitees, der in gewohnter Manier in jeder Ausgabe der Hofpostille seine Lobeshymnen auf den Ersten Sekretär in die unter seinen diversen Pseudonymen veröffentlichten Artikel streut.
Überweisung ruckizucki ohne lästige Kontrolle
Kritik? Nachfragen nach den Urhebern des existenzbedrohenden Finanzskandals, als den die „Querulanten“ den Vorgang bezeichnen: Fehlanzeige. Der Erste Sekretär opfert sich schließlich seit über zehn Jahren für sein persönliches Wohlergehen auf, schindet sich im Rahmen eines Vertrages zwischen dem ZK und seinem Ersten Sekretär für die Organisation ab. Sogar die erste Vergütung aus dem Eigenvertrag überwies er sich „aus Zeitersparnisgründen“ vor der Unterzeichnung besagten Vertrages. In Personalunion mit dem Schatzmeister ging das ruckizucki ohne lästige, weil arbeitsaufwändige Kontrollen. Und schließlich rettete er jahrelang für die Empfänger von Gehältern die einkommensmindernden Abgaben an die Krake Sozialversicherung. Dass er für diese anstrengenden Bemühungen auch sein Entgelt zu 100 Prozent sicherte, wer wollte ihm die Anerkennung für diese Anstrengungen („Tag und Nacht“, wie Udo Diebrich nicht oft genug unter Tränen verkündete) versagen?
Als die ganze Sache durch „üble Quertreiber und Querulanten“ aufflog, drohte dem Verband sogar die Insolvenz. Aber der Erste Sekretär wußte – wieder einmal – selbstlos Rat. Schnell wurde auf Vorschlag des ZK die Satzung „korrigiert“, wurde die Gründung von selbständigen Landesverbänden ermöglicht, um die vorhandenen Gelder zu dezentralisieren und so vor dem Gerichtsvollzieher im Falle einer möglichen Insolvenz zu retten. Der Erste Sekretär ist genial. Unter unsäglichen Mühen gelang es ihm, die Kameraden von der Notwendigkeit zu überzeugen, die von ihm und dem ZK verursachten Forderungen gerechterweise auf eine breite Basis zu stellen: Alle Mitglieder sollten für die aufopferungsvolle Arbeit des Ersten Sekretärs einstehen und ihr Scherflein zur Schuldentilgung beitragen. Durch Vorauszahlung von Mitgliedsbeiträgen, durch entsprechende Vermächtnisse oder Abtretungen von Teilen der sogen. Opferrente. Auf diese Ideen muss man erst einmal kommen… DANKE, Udo Diebrich.
Hindernisse vor dem Frühjahrsplenum 2017 beseitigen
Eine Hürde gilt es allerdings noch zu überwinden: Im nächsten Jahr muß die Fortsetzung der Gemeinnützigkeit beantragt werden. Da wäre vorher zu klären, in welcher Form z.B. die edlen Spender Quittungen zur Vorlage beim Finanzamt erhalten haben (um eine mögliche Steuerschuld zu mindern). Aber das ZK unter bewährter Führung des Ersten Sekretärs Udo Diebrich wird auch dafür in bewährter Manier eine Lösung finden. Und dann steht der erneuten Wahl des Ersten Sekretärs und seines ZK auf dem Frühjahrsplenum der VOST in 2017 kein Hindernis mehr entgegen. Kameraden halten zusammen und sich die Treue, wenn’s sein muß, bis in den Untergang.
Und schließlich hat diese Praxis auch ihr Gutes, zumindest für den Hofpoeten. Er kann seine Loblieder ohne Zeitdruck schon vorher schreiben und sich weiterhin der heftigen Kritik an jenen widmen, die die Opfer „permanent vernachlässigen und verunglimpfen oder gar – skandalös – ausbeuten“ oder den Verband in Verruf bringen. Da behaupte noch einer, der Hofpoet sei kritikunfähig. Sogar die hehre FREIHEIT wird nach wie vor im Titel der ZK-Postille bemüht. Das war im einstigen SED-Staat nicht anders. NEUES DEUTSCHLAND nannte das SED-ZK sein Zentralorgan. Den Namen führt das Blatt immer noch…
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