Von C.W. Holzapfel
Was sich da die Hamburger Morgenpost leistete (http://www.mopo.de/news/politik-wirtschaft/blut-an-den-haenden-so-heftig-attackiert-rechtspopulist-merkel-auf-twitter-24461472) und jetzt auch Eingang zumindest in ein in Internet-Forum ehemaliger Verfolgter der zweiten deutschen Diktatur fand, wirft die Frage nach den Grenzen des demokratischen Diskurses auf.
Mein Herz als Kritiker (und freier Journalist) an manchen Mißständen in diesem Land (und manchen Vereinen der Verfolgten-Szene) ist für diverse Formen der Kritik sehr weit. Aber jede Kritik hat da ihre Grenzen, wo sie geeignet erscheint, die Menschenwürde des Kritisierten mit Füßen zu treten.
Es hätte gereicht, die Veröffentlichung eines entsprechenden Fotos zu zitieren (zu beschreiben), das lt. der Zeitung auf eine getwitterte Montage des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders zurück geht. Die Hamburger Morgenpost hat das veröffentlichte Foto kritisch betextet, da hätte die Redaktion sich die Verbreitung des Fotos ersparen sollen. Dieses Foto allerdings ohne jede Kritik daran zu übernehmen und weiter zu verbreiten, wie dies zumindest in einem Forum der Verfolgten-Szene praktiziert wurde, macht den Kritiker zum Teilhaber einer Diffamierung, die unter jeder Gürtellinie liegt.
Man kann die Bundeskanzlerin mögen, man kann ihre Politik ablehnen, das ist legitim. Sie blutverschmiert zu zeigen, wie in diesem Forum geschehen, ist nicht nur unter jeder Gürtellinie. Das ist eine Beleidigung, widerspricht jeder Menschenwürde (auf die auch eine kritisierte Bundeskanzlerin Anspruch hat), ist sogar Volksverhetzung!
Wie weit wollen wir uns als Verfolgte einer Diktatur an dieser Form der Auseinandersetzung in einer Demokratie, die sich bestimmten Regeln verpflichtet weiß, noch beteiligen? Wie weit wollen wir unsere notwendige (und teilweise sehr berechtigte) Kritik noch treiben?
Wir verzichten an dieser Stelle auf die Wiedergabe der besagten Fotomontage, das die Bundeskanzlerin mit blutverschmiertem Gesicht und blutbefleckten Händen zeigt. Wir meinen: Das geht zu weit.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785 (1.137)
7 Kommentare
5. August 2016 um 17:06
Matze
Ein Kommentar dazu ist überflüssig. Notwendig ist vielmehr der Hinweis auf die Thementreue der Opferverbände welche in Anbetracht der Ereignisse anzumahnen ist. Dazu folgender Sachverhalt: https://www.youtube.com/watch?v=fvjhR7-vFcw https://www.youtube.com/watch?v=79IaolYC8ak
6. August 2016 um 08:02
Gustav Rust
Danke, „Matze“, für die Links.
Solcherart Ex-Stasi-Spitzel braucht offensichtlich der sog. „Rechtsstaat“…
Kameradschaftliche Grüße,
Gustav Rust
4. August 2016 um 08:11
karlschippendraht
text030 :
…….Es wäre nie zu einer Extremisierung der politischen Lager gekommen, wenn Politik und Medien nicht so unverantwortlich gehandelt hätten. Und es gäbe diese und andere Schmähungen nicht………
Diesen Satz unterschreibe ich !
3. August 2016 um 19:21
Frank Hiob
Ich schließe mich in diesem Punkt der Distanzierung von Christina und Bernd Stichler an!
Frank Hiob
3. August 2016 um 12:43
text030
Über Grenzen drastischer visueller und verbaler Aussagen darf gestritten werden. Aber: gerade politisch Verfolgte der ehem. DDR müssen sich klar von einer Politik der Kanzlerin distanzieren, die sehr wohl die Grundlagen der aktuellen Entwicklung geschaffen hat.
Auch wenn man für sich andere Mittel der Auseinandersetzung wählt und „überspitze oder gar beleidigende“ Formen ablehnt, bleibt die Pflicht zur Nennung der Ursachen.
Eine Fotomontage kann beleidigend sein. Die Zerstörung einer Kultur-, Werte-, und Rechtsordnung ist mit ihren unabsehbaren Folgen hingegen sicher nicht geringer zu bewerten.
Es wäre nie zu einer Extremisierung der politischen Lager gekommen, wenn Politik und Medien nicht so unverantwortlich gehandelt hätten. Und es gäbe diese und andere Schmähungen nicht.
3. August 2016 um 08:23
Michael Kleim
Danke, Herr Holzapfel. Ein leider notwendiger Kommentar.
Mit freundlichen Grüßen aus Gera
Michael Kleim
1. August 2016 um 09:19
Bernd Stichler
“ Wer sich aber mit den Mördern gemein macht, aus welchen Gründen auch immer, wer ihnen Schutz und Hilfe gewährt, der ist den Mördern gleich“!
Wir distanzieren uns auf das Entschiedenste von der Sichtweise des Herrn Holzapfel, schon aus Repekt vor den Opfern dieser Merkel-Politik .
Christina und Bernd Stichler