Berlin, 4.04.2016/cw – Gegenüber dem Boulevard-Blatt B.Z. äußerte sich der Direktor der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen ebenfalls kritisch zu den bekannt gewordenen Epfehlungen der Experten-Kommission des Deutschen Bundestages. Diese soll dem Parlament geeignete Vorschläge für die Fortführung der bisherigen BStU-Arbeit unterbreiten (http://www.bz-berlin.de/berlin/lichtenberg/stasi-opfer-und-stasi-taeter-unter-einem-dach-das-waere-zynisch).
Knabe erinnert die empfohlene Zusammenlegung der bisherigen Behörde mit der von ihm geleiteten Gedenkstätte in einer neuen Stiftung an Zynismus: „Für die Opfer der Staatssicherheit wäre das fast zynisch“, zitiert die B.Z. heute den weltweit anerkannten Historiker, der neben dem Ausbau und der Leitung der von Millionen besuchten Gedenkstätte zahlreiche vielbeachtete Bücher über die DDR- und SED-Vergangenheit veröffentlicht hat.
Auch der Leiter des Trägervereins der Stasi-Zentrale an der Normannenstraße, Jörg Drieselmann (60), kritisiert die Kommissions-Pläne: „Auch wir sind weder angehört worden noch bereit, unsere Autonomie aufzugeben.“ Auch die ehemalige Stasi-Zentrale soll nach den bekannt gewordenen Vorstellungen in die neue vorgeschlagene Stiftung überführt werden.
Zwischenzeitlich regt sich auch in der CDU nach dem Minderheitenvotum von Hildigund Neubert (wir berichteten) weiterer Widerspruch. Der CDU-Kulturpolitiker Michael Braun (60) hat nach dem Zeitungsbericht „wenig Verständnis für die Fusions-Absichten“. Braun: „Ich frage, warum man zwei so erfolgreiche Einrichtungen zusammenlegen will.“ Der Politiker warnt vor dem Versuch, mit der Zwangsfusion die Leiter beider Gedenkstätten politisch mundtot machen zu wollen und erinnert an die Verdienste beider Gedenkstättenleiter, die diese Einrichtungen zum Erfolg geführt hätten. „Die ganze Brutalität der Stasi wird hier in einer besonderen Weise in Erinnerung gerufen.“
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2 Kommentare
6. April 2016 um 06:26
Bernd Stichler
Niemand aus der offiziellen Politik würde auf den Gedanken kommen Schritte zu unternehmen, die das Gedenken an die NS-Opfer schmälern und verwässern könnten.
Bei den Opfern der kommunistischen Diktatur lässt man jedoch jegliches Mitgefühl, jegliche Sensibilität vermissen. Hat solches Verhalten bestimmte Gründe? Spielen da womöglich immer noch vorhandene heimliche Sympathien zur roten Diktatur eine Rolle? Aufgrund persönlicher Erfahrungen kann ich eine solche Möglichkeit nicht ausschließen.
5. April 2016 um 14:55
Springer
Schade, das der Deutsche Bundestag sich nicht mit den Opfern der 2.Diktatur – und mit deren Fachleuten- zusammen setzt! Er gewährt ja den Opfern noch nicht einmal politische Unterstützung.