Berlin, 8.03.2016/cw – Seit 80 Tagen befindet sie sich bereits im Hungerstreik, seit Samstag zusätzlich im „trockenen Hungerstreik“, verweigert also zusätzlich die Aufnahme von Flüssigkeiten: Nadiya Savchenko. Für die einen ist die Pilotin der Ukrainische Armee eine Heldin, für andere ist sie eine Kriegsverbrecherin, der durch die russische Justiz die Beteiligung an der Ermordung eines Journalisten, der bei Kampfhandlungen im Rahmen der illegalen Invasion gegen die Ukraine ums Leben kam, vorgeworfen wird. Das Mitglied des ukrainischen Parlaments (Rada) sowie der ukrainischen Delegation zur Parlamentarischen Versammlung des Europarates wurde am 17. Juni 2014 durch vom Kreml unterstützte separatistische Kämpfer gefangen genommen, entführt und befindet sich bereits seit Ende Juni 2014 in russischer Gefangenschaft. Zur Zeit wird Savchenko in Russland, illegal, der Prozess gemacht. Anfang März wird mit einem Urteil der russischen Justiz gerechnet.
Seite Dezember 2014 führt der Berliner Ronald Wendling (56) wöchentlich eine Mahnwache vor der Russischen Botschaft nahe dem Brandenburger Tor durch (jeden Donnerstag, von 13:00 – 19:00 Uhr). Am kommenden Donnerstag findet bereits die 70. Mahnwache statt, weltweit ein Rekord in den Bemühungen um die Freilassung der Ukrainerin. Der Berliner erhält inzwischen über facebook zustimmende Grußbotschaften aus der ganzen Welt, in der Ukraine ist er inzwischen breit bekannt. Auch der Botschafter der Ulraine hat Wendling bereits mehrfach seine Hochachtung und seinen Dank für dieses menschenrechtliche Engagement ausgesprochen, zuletzt am vergangenen Donnerstag in einem einstündigen Gespräch in der Botschaft.
Dank für den Einsatz, der ihm die Freiheit brachte
Warum tut sich der „Mann vom Brandenburger Tor“, als der Wendling inzwischen vielfach bezeichnet wird, diese wöchentliche Kraftanstrengung an? „Ich versuche etwas von dem zurückzugeben, was damals Menschen für mich getan haben,“ sagt der ehemalige politische Gefangene aus Cottbus. Er sei damals von der Bundesregierung wie 32.000 andere politische Gefangene freigekauft worden, „ohne dass irgendeiner in der damaligen Bundesregierung oder von den Verhandlungsführern mich kannte.“ Diesen Einsatz, durch den er in Freiheit gekommen sei, habe er nie vergessen, dafür werde er ewig dankbar sein. Und nun wolle er diesen Dank umsetzen und für Menschen eintreten, die ebenso wie er damals darauf angewiesen sind, dass „Dritte ihre Stimme für sie erheben.“
Am morgigen Mittwoch wird vor der Russischen Botschaft, Unter den Linden in Berlin, von 12:00 – 19:00 Uhr als Teil weltweiter Proteste eine Demonstration für die Freilassung Savchenkos stattfinden. Natürlich wird Ronald Wendling auch diese vor Ort organisieren. Die 70. Mahnwache am darauf folgenden Donnerstag bleibt davon unberührt. „Ich stehe hier, ich kann nicht anders,“ sagt der Berliner lächelnd und zutiefst von seinem humanitären Engagement überzeugt. Die Einladung zu einer Filmpremiere am 13.März in Hamburg, auf der ein Dokumentarfilm zu Nadya Savchenko vorgestellt wird, hat Wendling hingegen abgesagt. „Die Verurteilung von Savchenko steht unmittelbar bevor, die Staatsanwaltschaft hat 23 Jahre Freiheitsentzug beantragt. Da kann ich nicht in der Welt herumreisen, so sehr auch solche Veranstaltungen wichtig sind. „Ronald Wendling bereitet für diesen Fall bereits die nächste Aktion vor. Er will für jedes verhängte Jahr Freiheitsentzug ohne Unterbrechung einen Tag vor der Russischen Botschaft demonstrieren: Für die Freilassung von Nadya Savchenko.
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