Berlin, 1.03.2016/cw – Im rbb ist heute die  Dokumentation „Kinderschicksale in der Nachkriegszeit – Geboren hinter Gittern“ (Heute, 23:15 Uhr) zu sehen. Im einstigen  NS-KZ Sachsenhausen, nach dem Krieg von den Sowjets bis 1950 weiter als Internierungslager genutzt, waren 1948  Mütter mit Kindern aus NKWD-Lagern und Gefängnissen zusammengefasst. „Wie viele Frauen aus Jamlitz, Buchenwald, Mühlberg, Torgau, Ketschendorf oder Fünfeichen in Sachsenhausen ankamen und mit ihren Säuglingen in den Häftlingsbaracken um ihr Überleben kämpften, ist bis heute nicht bekannt. Auch nicht, wie viele diesen Kampf verloren haben, “ heißt es in der Vorankündigung zur Doku.

Mindestens dreißig Kinder wurden am 11. Februar 1950 zusammen mit ihren Müttern und über eintausend Frauen in das dadurch völlig überbelegte Frauenzuchthaus Hoheneck im Erzgebirge eingepfercht. Nur einige Monate durften Neugeborene bei ihren Müttern bleiben. Dann wurden sie auf Kinderheime in der DDR verteilt, ohne dass die Mütter in irgendeiner Form über den Verbleib ihrer Kinder informiert oder in die Entscheidungen über die Unterbringung einbezogen wurden. Diese Kinder wurden nicht einmal standesamtlich registriert; Unterlagen, z.B. in Form von Notizen in den Gefängnisunterlagen existieren eher zufällig.

Wie Mütter und Kinder die Geburt ohne Hebamme und Arzt überstanden haben, ist heute schwer nachzuvollziehen. Wie groß die Zahl der geborenen Kinder tatsächlich ist, ist bis heute unklar. Zu gründlich sind die Spuren von Wachpersonal, Volkspolizei und Staatssicherheit verwischt worden. Seit 1997 kommen die Betroffenen regelmäßig zusammen, haben gemeinsam ihre bis dahin unsichtbare frühe Kindheit recherchiert und verglichen. Große Verdienste um die Aufarbeitung,  frühe Recherche und Sicherstellung wichtiger Unterlagen erwarb sich dabei die Hallenserin Waltraud Thiele, selbst einst in der Haft geboren, deren Ergebnisse allerdings auf bis heute ungeklärte Weise abhanden gekommen waren.

Das Leben dieser Frauen und ihrer Kinder ist bis heute  von dem Leben hinter Gittern gezeichnet. Sie wurden zum Spielball der Politik, gnadenlos, ohne jede menschliche Rücksichtnahme.  Bereits früh erkannte das zu dieser Zeit gegründete MfS die Möglichkeit, betroffene Frauen unter Ausnutzung dieser Notsituation für deren schmutzige Arbeit (Spitzeltätigkeit oder Spionage im Westen) zu rekrutieren.

Film von Hans-Dieter Rutsch; Erstausstrahlung am 01.03.2016/rbb 23:15 in der Reihe Doku & Reportage

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