von Dr. Wolfgang Mayer*
Sie sehen nicht aus wie Zombies; aber als beerdigt galten sie eigentlich schon, die DDR-„Bürgerrechtler“ aus vergangener Zeit. Immerhin 47 der gefühlt acht Millionen von ihnen – darunter unzählige merkelsche FDJ-Agitatoren wie gauck-schorlemmersche Protestanten – unterschrieben jetzt einen (selbstverständlich Offenen) Brief an die Bundeskanzlerin höchstpersönlich.
Vom Stile her liest der sich etwas anders als der Aufruf „Für unser Land“ von Ende 1989, als uns die DDR als „sozialistische Alternative zur Bundesrepublik“ erhalten bleiben sollte. Heute freilich erscheinen sie entschieden mutiger und wollen mehr, viel mehr, die „Bürgerrechtler“; etwas wesentlich Größeres nämlich. Mit ihren Intentionen unterscheiden sie sich kaum noch von den damaligen Reformkommunisten: Sie wollen nicht bloß keine Mauer(n) mit Stacheldraht, nein, sie wollen ein richtig gutes, sozialistisches Europa errichten, in dem möglichst alle Platz haben. Also auch die Menschen, die sich zurzeit auf der Flucht aus dem Süden befinden und sich einer Völkerwanderung gleich in Richtung Mitteleuropa, insbesondere zu uns nach Deutschland bewegen. „Das ist das Land, in dem wir leben wollen, von dem wir geträumt haben!“ huldigen sie der Bundeskanzlerin, und gemeint ist Multikulti. Das muß gut gehen, denken sie, denn mit einer harten Währung schafft man natürlich mehr als dies damals die dürre DDR-Mark bringen konnte – ungeachtet dessen, daß es kaum noch jemanden gibt, der über die beängstigende Zwei-Billionen-Euro-Staatsverschuldung der Bundesrepublik Deutschland spricht.
Wie bereits vor dem schmachvollen Zusammenbruch des SED-Regimes, als die viel zu lange in ihren Nischen ausharrenden „Bürgerrechtler“ – aufgerüttelt durch die wirklichen Dissidenten der Flucht- und Ausreisebewegung – den ablaufenden politischen Veränderungen beschämend visionslos nacheilten, handelt es sich einmal mehr um einen Realitätsverlust, den man nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen kann. Wie groß dieser Realitätsverlust ist: Dreist behaupten sie, die „Zäune … selbst vor mehr als 25 Jahren niedergerissen“ zu haben.
Ein bedeutender Unterschied im Verhalten dieser Briefschreiber – von damals ist nur noch Ulrike POPPE dabei; einige werden sich wohl noch hinzugesellen – besteht allerdings: Während sie 1989 einer überschaubaren Minderheit hinterher hechelten, möchten sie heute dem denkenden Großteil des Volkes voraus eilen. Vorauseilenden Gehorsam nennt man das; womöglich direkt von der Machtzentrale, dem Bundeskanzleramt angeregt. Daß sie dabei nicht nur den alarmierenden Brandbrief von 215 nordrhein-westfälischen Bürgermeistern an MERKEL ignorieren, sondern dem genannten, „besorgten“ Teil des Volkes den Rücken kehren, kümmert sie wenig. Dank der gleichgeschalteten Mainstream-Medien („Lügenpresse“) brauchen sie allzu harsche Kritik, falsch zu handeln, nicht befürchten. Denn nur bei einer objektiven Berichterstattung durch die Medien würde sie rasch hinweggefegt sein, die selbstgerechte Bundeskanzlerin mit ihren sorglosen Beratern und den völlig neben dem Volke laufenden Kabinettsmitgliedern.
Zurück zum Offenen Brief der „Bürgerrechtler“: Roland JAHN, der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, brauchte oder wollte (noch) nicht unterschreiben, denn seine MERKEL-Loyalität („mein großes Vorbild“) ist längst bekannt. Aber wundern darf man sich schon, weshalb damalige Widerständler wie beispielsweise Christoph WONNEBERGER oder der Politologe Ilko-Sascha KOWALCZUK, Ehemann von Susan ARNDT, ihre Unterschrift unter dieses beschämende Papier setzten. (1.050)
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___________________________________________________________________________* Der Autor ist pensionierter Berufsschullehrer und betreibt seit Jahren das Internet-Portal Flucht und Ausreise. Im Herbst 1988, also ein Jahr vor dem Zusammenbruch des SED-Regimes, besetzte er mit weiteren 17 Thüringern die dänische Botschaft in Ostberlin.
V.i.S.d.P.: Dr. Wolfgang Mayer, Speyer – c/o Redaktion Hoheneck, Berlin, tel.: 030-30207785
Namentlich gezeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.
5 Kommentare
1. November 2015 um 15:12
Angelika Kanitz
Habe diesen Artikel auf Facebook veröffentlicht, leider auf einer Seite der „Leipziger Volkzeitung“.
Dort wurde er in gewohnter Manier sofort gelöscht.
Diese Zeiten erinnern mich so sehr an 88/89. Wir sind wieder auf der Strasse, weil wir als Rentner nichts mehr zu fürchten haben.
Meinungsfreiheit wollten wir, jetzt nutzt sie bitte aus, diesen Wahnsinn der hier gerade Deutschland geschieht in die Schranken zu weisen.
Wie sagen sie heute so schön. *ironie an* Dafür haben wir 89 nicht hinter den Gardinen gestanden. *Ironie aus*
Wir sehn uns auf der Strasse !!
29. Oktober 2015 um 16:41
Bernd Stichler
Hier ein positives nachahmenswertes Beispiel :
https://lwfreiheit.wordpress.com/2015/10/22/ulrich-lupard-buergermeister-reuth-lasst-euch-nicht-spalten/
26. Oktober 2015 um 18:25
Bernd Stichler
Nach dem freiheitlichen Geist, der den Opfern der kommunistischen Diktatur innewohnt, sollte man eigentlich erwarten, dass aus den Reihen der Opferverbände erheblicher Widerspruch gegen diese beschämende Unterwürfigkeitsgeste der 47 sogenannten Bürgerrechtler laut wird. Das Schweigen ist enttäuschend. Man muss einen deutlichen Unterschied machen zwischen diesen Bürgerrechtlern und den Widerstand geleistet habenden Opfern! Irgendwie kamen mir diese Bürgerrechtler damals schon ähnlich vor wie Grünen, sozusagen Ost-Grüne, auch einer linken Gesellschaftsordnung anhängend, keiner demokratischen. Andernfalls hätten sie sich unmissverständlich vom Sozialismus losgesagt. Diesen Leuten, die man absolut nicht als Vorbilder werten kann, hat man die Betreuung von Stasi-Opfern übertragen und diese müssen sich das auch aus finanziellen Gründen gefallen lassen, was ebenfalls einer Demütigung gleichkommt. Das, was jetzt auf (noch) unser Land zukommt hat nichts mehr mit humanitärer Hilfe zu tun. Teilweise bricht die staatliche Ordnung unter diesem Ansturm bereits zusammen, Gewalt, Kriminalität, Vermüllung und Verwahrlosung haben örtlich bereits ein bedrohliches Maß erreicht. Es ist mehr als nur zum … wenn ehrliche und friedliche Menschen als NAZI`s und Rassisten verleumdet werden, nur weil sie sich nicht widerstandslos moslemische Gewalt antun lassen wollen, weil sie ihre Ortschaften nicht verkommen und vermüllen lassen wollen, weil sie sich nicht bedrohen lassen wollen, wenn sie den Moslems kein Geld geben und weil sie sich im schlimmsten Fall auch nicht widerstandslos abstechen lassen wollen. Eine Regierung, die jedoch all diese Bedrohungen bewusst über ihr Volk und ihr Land bringt, hat alles Andere verdient als unterwürfig-kriecherische Huldigungen. Ich distanziere mich radikal von dieser … Unterwürfigkeitsgeste. Auch distanziere ich mich von den Äußerungen der Frau Grabow, bei der wir allerdings keinen böswilligen Vorsatz annehmen dürfen, sondern aus gewissen Gründen Nachsicht üben sollten .
26. Oktober 2015 um 18:08
Klaus Helmut Dörfert
Sehr geehrter Herr Dr.Wolfgang Mayer,es ist mir ein Bedürfnis,mich an dieser Stelle ,für diesen hervorragenden Artikel zu bedanken.Denn Sie sprechen uns Wiederständler aus der Seele .
Dipl.Klaus Helmut Dörfert
26. Oktober 2015 um 18:04
Klaus Hoffmann
Bitte die Leser des Artikels: „Gruppe 47: DDR-Bürgerrechtler unterstützen Kanzlerin“ um Entschuldigung, daß ich hier meinen Kommentar nochmals einbringe. Er soll dem Verfasser Dr. W. Mayer als Dank und Anerkennung für seinen Artikel rüberkommen!
Gruppe 47 erinnert mich an die im ND abgedruckten Sollüberfüllungsbriefe aus den Brigaden an die unfehlbare SED-Führung.
Bei der Obrigkeit einschleimen, um selbst in den Lichtkegel zu gelangen – ein perfides Verhaltensmuster!
Wissensfrei wird die örtliche Zufälligkeit der Geburt abgekoppelt von über Generationen hier erbrachter Leistungen. Den Ertrag dieser Leistungen, der schlimm genug, proportional nicht an seine Leistungsträger ausgeschüttet wird, soll nach Gruppe 47 mit der armen Welt geteilt werden.
Da haben wir ihn wieder, den Traum vom “neuen (sozialistischen) Menschen”.
Weil wir aber aus Erfahrung wissen, das dieses Produkt nicht ohne Widerstand erschaffen werden kann, werden wir uns auf Einschränkungen i.S. Meinungsfreiheit einrichten müssen.