Berlin, 19.10.2015/cw – Die VEREINIGUNG 17. JUNI 1953 hat zur Mäßigung und Umkehr im politischen Dialog aufgerufen: „Gewalt und unerträgliche Symbole der Unmenschlichkeit, wie die demonstrative Mitführung von Galgen auf Demonstrationen, gleich welcher Richtung, schüren unerträglichen und nicht mehr tolerierbaren Hass,“ sagte Vorstandssprecher Holzapfel in Berlin. Wer dann noch Namen von Politikern an diesen Galgen aufhänge, versündige sich gegen die eigene Geschichte. Die damit provozierte Aufforderung zum Mord an Andersdenkenden „ist ein Rückfall in die barbarischen Zeiten der NS-Ideologie und Stalinischer Mordorgien.“ Es sei erschütternd, wenn 25 Jahre nach dem Fall der Mauer in Berlin und des Eisernen Vorhangs in Europa derartige Parolen „in unserem Land wieder Zustimmung finden.“ Auch eine Hinnahme dieser Entgleisungen kommt dem einstigen Wegsehen gleich, als braune Mordgesellen gegen jüdische Mitbürger vorgegangen sind. Der Verein: „Das darf sich nicht einmal in Ansätzen und Andeutungen wiederholen!“ Für eine solche Vorgehensweise sind weder die Mensche am 17. Juni auf die Straße gegangen, noch sind für solche Gedanken freiheitsliebende Menschen an der einstigen Mauer durch Europa gestorben.
Der seit dem Aufstand von 1953 existierende Verein will mit seiner Kritik keineswegs „jene ausnehmen, die auf der anderen Seite jedwedes anderes Denken, dass nicht vorgegebener Konformität entspricht, verteufeln und in radikale Ecken reden.“ Unsere Demokratie lebt von dem Grundrecht, andere Meinungen äußern und auch durch Demonstrationen vortragen zu dürfen, ohne deswegen der Diffamierung ausgesetzt zu werden. Unsere Demokratie lebt von der Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Dieser „heilige Grundsatz unserer Republik“ dürfe gerade nicht in einer Zeit ausgehöhlt werden, in der Hunderttausende Menschen unser Land als Zufluchtsort vor Verfolgung und Gewalt entdecken. Dies wäre 70 Jahre nach dem Ende einer ungeheuren Menschenvernichtungsindustrie „nahezu ein Wunder, dem wir gerecht werden müssen,“ erklärte der Verein.
Ob der Zustrom so vieler Menschen in einem relativ kurzen Zeitraum in ein relativ überschaubares Gebiet im Zentrum Europas angebracht ist oder verkraftet werden kann, muss offen debattiert und demokratisch unter Einbeziehung vorhandener Skepsis und ernster Besorgnis entschieden werden. Weder das Verschweigen dieser Ängste noch das Schüren von Hass oder Mordpropaganda sind eines demokratische Staates würdig: „Noch ist es Zeit, umzukehren. Der Mordversuch an der neuen Oberbürgermeisterin von Köln muß Anlass für alle politischen Kräfte von links bis rechts sein, die bereits in Gang gesetzte Spirale unheilvoller Intoleranz in diesem Land zu unterbrechen,“ so die Vereinigung in ihrem heute veröffentlichten Appell. „Wir wollen auch morgen noch sagen dürfen: Wir sind stolz auf dieses Land!“ (1.045)
V.i.S.d.P.: VEREINIGUNG (AK) 17.JUNI 1953 e.V., Berlin – Tel.: 030-30207778
9 Kommentare
21. Oktober 2015 um 18:42
Gustav Rust
Danke, Kamerad bzw. Herr Weber (ich weiß nicht, ob Du gesessen hast) für Deine Zeilen! Nein, GROSSEN Dank!!! Der Galgen wurde schon bei X Demos mitgeschleppt, mal echt, mal nur gemalt und bringt nur die Meinung einzelner zum Ausdruck…
Dank auch an Kamerad Klaus Hoffmann wegen des „Salzes in der Suppe der Demokratie“ (oder was von der Suppe noch übrig ist…)!
Kameradschaftliche Grüße an Euch, http://www.gustav-rust.de und http://www.gustav-rust-berlin.de
Kamerad Carl-Wolfgang Holzapfel, nehme doch bitte endlich einmal das Neue Testament unter dem Kopfkissen hervor und stelle es ganz tief in den Bücherschrank! Ganz unten oder hinten. Es hilft bei der heutigen Misere absolut nichts, zu „beten“ etc. Dieser verflucht weiche Ton! Schlage doch einmal bei Gerhart Löwenthals (+) „Hilferufe von drüben“ nach oder bei Claus Peter Clausens (+) „Hilferufe“ (nach Löwenthals Tod) – DAS IST GEWÜRZT, DAS IST AUCH nicht polternd oder unsachlich sondern GEPFEFFERTE SATIRE und dann wieder ernst…! Diese ewigen Versuche, zu besänftigen, die Risse zuzuschmieren, WO DIE VOLKSWUT HOCHKOCHT etc. Lieber „CWH“, der Hass muß nicht geschürt werden, er ist da! WER SOLL DENN SO EINE REGIERUNG noch LIEBEN oder wenigstens achten? WER? Ich weiß: „Liebet Eure Feinde…“. Mache doch einmal das Exempel darauf und trinke einfach einem Bierbauch sein Bier weg! Mal sehen, ob er Dir noch ein weiteres spendiert oder Dich am Kragen packt und rauschmeißt aus der Eckkneipe. Lieben in biblischem Sinne wird er Dich keinesfalls! Seit 2000 Jahren reden sich sämtliche Pfarrer die Mäuler fusselig – haben sie bisher den selbstlosen Menschen geschaffen? Auch die Bolschewisten aller Couleur schafften es nicht. Sie setzten sich nur in die Sessel der Kapitalisten und ließen alles verfallen… Ein zu schöner Traum: „Alle Menschen werden Brüder“! Warme oder Saufbrüder vielleicht – aber Brüder schlechthin? Es funktioniert nicht…
Auch an Euch kameradschaftliche Grüße,
Gustav Rust
21. Oktober 2015 um 19:56
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Lieber Gustav Rust, ich werde das Neue Testament weder unter dem Kopfkissen hervorholen noch „ganz Tief“ im Bücherschrank versenken. Es sind eben diese verschrobenen Unterstellungen , die eine sachliche Diskussion belasten. Ein Testament unter meinem Kopfkissen behindert meinen Schlaf und findet darum dort keinen Platz. Tief im Bücherschrank verdenke ich lieber DAS KAPITAL oder MEIN KAMPF, weil ich diese Bücher nun wirklich nicht für meinen Alltag benötige, während mir die Bibel und hier das NEUE TESTAMENT eine lebendige Begleitung sind.
Trotzdem oktroyiere ich nicht meine Überzeugung anderen auf, sondern spreche mit ihnen allenfalls, wenn sich die Gelegenheit ergibt, auch darüber.
Auch der Dank wegen der Hinweise auf den „Galgen“ geht aus meiner Sicht voll daneben. Es ist und es macht eben den Unterschied, lieber Gustav, ob ein solches Symbol gegen eine Diktatur oder deren Diktator gezeigt wird oder in einer verfassten Demokratie. Der Tyrannenmord hat seine Berechtigung, der Aufruf zum Mord an demokratisch gewählte Politiker, ob diese Merkl, Gabriel, Seehofer, Gysi oder gar Wagenknecht heißen, ist nicht hinnehmbar. Das sind mit Recht die Grenzen, wo Toleranz sich selbst ad absurdum führen würde. Auch Deine Zitate oder Anführungen von oder zu Gerd Löwenthal greifen in diesem Zusammenhang nicht und liegen sogar nach meiner Meinung ebenso daneben. Löwenthal & Co. standen gegen eine Diktatur. Das ist ein wesentlicher, wenn nicht d e r entscheidende Unterschied.
Der Hass ist schon da und braucht nicht herbeigeredet zu werden, schreibst Du. Schlimm genug. Dann muss gegen diesen Hass alles Erdenkliche mobilisiert werden. Eine Weimarer Republik mit ihrem tödlichen Weg mittels Hass direkt in die Diktatur sollte in unserer Geschichte einzig bleiben.
Carl-Wolfgang Holzapfel, Vorsitzender Vereinigung 17. Juni 1953 e.V.
21. Oktober 2015 um 13:47
Weber
Schöne Worte:
„Berlin, 19.10.2015/cw – Die VEREINIGUNG 17. JUNI 1953 hat zur Mäßigung und Umkehr im politischen Dialog aufgerufen: „Gewalt und unerträgliche Symbole der Unmenschlichkeit, wie die demonstrative Mitführung von Galgen auf Demonstrationen, gleich welcher Richtung, schüren unerträglichen und nicht mehr tolerierbaren Hass,“Wer dann noch Namen von Politikern an diesen Galgen aufhänge, versündige sich gegen die eigene Geschichte. Die damit provozierte Aufforderung zum Mord an Andersdenkenden „ist ein Rückfall in die barbarischen Zeiten der NS-Ideologie und Stalinischer Mordorgien.“
Rückblick:
„Unterwegs sah ich überall diskutierende Menschengruppen. Dann kamen aus allen Richtungen Werktätige in großen Demonstrationszügen in ihrer Arbeitskleidung anmarschiert. Sie trugen Transparente mit der Forderung nach Wegfall der Normerhöhung und dann auch nach Rücktritt der Regierung und Neuwahlen. An einer Straßenbahn las ich die Losung „Hängt Ulbricht“, und dies in der Geburtsstadt von Walter Ulbricht, die sich anschickte, dessen 60. Geburtstag am 30.Juni groß zu feiern!“
http://research.uni-leipzig.de/fernstud/Zeitzeugen/zz1060.htm
Hallervorden „Der Spitzbart muss weg“
„Was bewog zwei aus dem Osten geflüchtete West-Berliner Studenten, in Attentatsplänen gegen Walter Ulbricht zu schwelgen? Wie kamen sie 1958 auf die Idee, den mächtigsten Mann der DDR aus einer fahrenden S-Bahn beim Tennisspiel an der Werner-Seelenbinder-Halle zu erschießen? Das Attentat unterblieb.
Der „Dumme-Jungs-Plan“ (Hallervorden) passte in den Zeitgeist. Manch einer in West und Ost wünschte den verhassten SED-Chef Ulbricht zum Teufel. „Der Spitzbart muss weg!“ war ein Schlachtruf, aber doch kein Aufruf zum Mord.“
http://www.tagesspiegel.de/berlin/hallervorden-der-spitzbart-muss-weg/1434284.html
21. Oktober 2015 um 20:02
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Verehrter Herr Weber, Sie machen nach meiner Meinung – wieder einmal – aus Äpfeln Kartoffeln. Wenn Aufständische vom 17. Juni den Tod des Diktators Walter Ulbricht gefordert haben, befanden sie sich in bester historischer Tradition (Stauffenberg). Der Tyrannenmord ist eine akzeptierte ultima ratio. Dies auch nur annähernd gleichzusetzen mit Todesdrohungen gegen frei gewählte Politiker in einer Demokratie – dafür fehlt an dieser Stelle jedes Verständnis.
Carl-Wolfgang Holzapfel, Vorsitzender Vereinigung 17. Juni 1953 e.V.
20. Oktober 2015 um 18:53
Matze
„Es sei erschütternd, wenn 25 Jahre nach dem Fall der Mauer in Berlin und des Eisernen Vorhangs in Europa derartige Parolen in unserem Land wieder Zustimmung finden.“ Sicher ist dem Verfasser die Tatsache entgangen, welche Entwicklung und gleichzeitige Legitimierung unter der ach so menschenfreundliche BRD Regierung seit 25 Jahren vorangeschritten ist. Zugegeben, es ist nicht leicht ohne das Medium Internet menschenverachtende Äußerungen und Hetze in übelster Form von maßgeblichen Politikern und deren angehörigen Gruppen (in großen Teilen öffentlich finanziert) zu finden. Es wurde von den politisch Verantwortlichen ein schleichender Prozess in Gang gesetzt der jetzt nun, nachdem sich die Gegenseite zu wehren versucht, ausgehalten werden muss. Bisher war die Androhung von Mord und Gewalt noch nicht einmal erwähnenswert, und wenn es einmal rechtlich eng wurde, dann wurde das eben unter dem Begriff „Kunst“ verpackt. Der vorstehende Beitrag wäre wesentlich abgerundeter gewesen, auch hierfür treffende Beispiele zu benennen. Dies hat auch nichts, wie falsch mutmaßt, vorrangig mit der Migranten Thematik zu tun. Es handelt sich vielmehr um einen gesellschaftlichen Prozess, welcher nach bekannten Gesetze eine Eigendynamik entwickelt. Die Geschichte zeigt hier in Fülle entsprechende Beispiele auf. Wird auch die Politik intelligent und verantwortungsvoll genug sein dies zu erkennen?
20. Oktober 2015 um 16:49
Bernd Stichler
Ergänzung :
Lieber Kamerad Wofgang Holzapfel , empfindest Du auch die gleiche Besorgnis anlässlich der heutigen Bild-Zeitung , wo Menschen , die ihre ehrliche Meinung nicht verschweigen , einem linken Mob offen ausgeliefert werden , in akute Lebensgefahr gebracht werden ?
Bitte äußere Dich dazu.
Wer hier eine Gewaltspirale unterbrechen will der muss erst mal von der wahrheitsgenäßen Lage ausgehen und die sieht so aus, dass einer Gewalttat Deutscher gegen Ausländer ein Vielfaches an Gewalttaten von Ausländern gegen Deutsche gegenüber steht . Wer das leugnet oder verschweigt , der lügt .
Wie sagte doch Brecht : “ Wer die Wahrheit nicht weiß , der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt , der ist ein Verbrecher “ !
21. Oktober 2015 um 20:32
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Lieber Bernd Stichler, ob die BILD-Zeitung Menschen einem „linken Mob ausliefert,“ kann ich nicht beurteilen, da ich diese Ausgabe der BILD nicht kenne. Abgesehen davon würde eine solche Haltung den Direktiven des Gründers Axel Springer widersprechen.
Dass Aufzeichnungen über Gewalttaten oder gar die Kriminal-Statistik einen anderen Sachverhalt beurkunden, als es politisch meist links Stehende behaupten, dürfte wohl Außerfrage stehen. Auch wenn man in einem (wichtigen) Detail Recht haben kann, rechtfertigt dies nicht die Fortsetzung einer Hass-Sprache mit anderen Mitteln.
Wir sollten und wir können unserem Land nur dienen, wenn wir der Sprache (und den Taten) der Gewalt die Sprache der Sachlichkeit und der Offenheit gegenüber jeglichem Diskurs entgegen setzen.
Vereinigung 17. Juni 1953 e.V.
20. Oktober 2015 um 16:31
Bernd Stichler
……..Gewalt und unerträgliche Symbole der Unmenschlichkeit, wie die demonstrative Mitführung von Galgen auf Demonstrationen, gleich welcher Richtung, schüren unerträglichen und nicht mehr tolerierbaren Hass,“ …….
Das ist eindeutig das Vokabular und die typische Argumentation der Volksverdummer , wir sollten uns dieser Mittel keinesfalls bedienen !!!
Die ständig steigende Wut der deutschen Bürger muss nicht extra geschürt werden sondern sie entwickelt sich von selbst als Auswirkung einer volksfeindlichen und menschverachtenden Politik einer Frau Merkel und ihrer Paladine. Wie lehrt doch die Philosophie : “ Das SEIN bestimmt das Bewusstsein “ – und auch – “ Keine Wirkung ohne Ursache “ !
Wenn man dann auch noch weiß , welch entsetzliche Zielstellung diese politische Entwicklung für den einzelnen Bürger hat , dann sollte man nicht jene verzweifelten Menschen verurteilen , die einen emotionalen Hilfeschrei von sich geben sondern jene , die dafür Verantwortung tragen dass in Deutschland solche Zustände überhaupt erst aufkommen konnten !!!
21. Oktober 2015 um 20:19
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Zuschrift Bernd Stichler vom 20.10.2015 (Polusicus):
Wir verurteilen an dieser Stelle nicht Menschen, die ihre Ängste und Sorgen artikulieren.
Wir distanzieren uns allerdings ohne jeden Vorbehalt von Hass-Tiraden, die häufig die Grenzen zur Volksverhetzung erreichen. Ebenso verurteilen wir Angriffe auf demokratisch gewählte Politiker und/oder Parteien, wenn diese die zulässigen Meinungsäußerungen überschreiten. Dieses Überschreiten ist durch das Zeigen von Galgen und das Anbringen der Namen von Repräsentanten dieses Staates erreicht. Das trifft auch auf nicht tolerierbare Äußerungen zu…
Redaktion Hoheneck