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Thema: WÄHRUNGSUNION 1990: Gespräch mit einem Zeitzeugen

EIN UNENTWEGTER PATRIOT AUF SCHWIERIGEN PFADEN

Gespräch mit Carl-Wolfgang Holzapfel

Eisenach, 30.06.2015/wm – Morgen jährt sich zum 25. Mal die Währungsunion. Carl-Wolfgang Holzapfel erlebte den Beginn der Währungsunion in Eisenach. Ein Anlaß, mit dem Zeitzeugen und Bürgerrechtler ein Gespräch zu führen.

Der vollständige Beitrag:

http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r=threadview&t=4057427&pg=1

© „Flucht und Ausreise“ – Juni 2015

Erinnerung an eine finstere Zeit: Der einst weltberühmte Grenzübergang Marienborn, hier 2015 - Foto: LyrAg

Erinnerung an eine finstere Zeit: Der einst weltberühmte Grenzübergang Marienborn, hier im Juni 2015 – Foto: LyrAg

Marienborn/Stollberg, 30.06.2015/cw – Deutschland im Jahr 25 nach dem Einigungsvertrag. In der Gedenkstätte „Deutsche Teilung“ im ehemaligen Grenzübergang Marienborn (Helmstedt) wurde kürzlich die Ausstellung „Der Dunkle Ort“ eröffnet, in Stollberg (Erzgebirge) diffamierte unterdessen der Vorsitzende des Fördervereins Gedenkstätte Frauengefängnis Hoheneck einstige politische Gefangene der DDR-Diktatur.

In Marienborn wurde am 17. Juni die Wanderausstellung der Heinrich-Böll-Stiftung „Der Dunkle Ort“ eröffnet (bis 31. Juli). Die von Dirk von Nayhauß und Maggie Riepl nach dem gleichnamigen Buch (bebra-Verlag Berlin) konzipierte Ausstellung, in der 25 Schicksale von Frauen gezeigt werden, die zwischen 1950 und 1989 in dem einstigen Frauenzuchthaus Hoheneck aus politischen Gründen ihrer Freiheit beraubt worden waren, wurde in Anwesenheit von sieben ehemaligen Hoheneckerinnen mit einer Diskussion im vollbesetzten Veranstaltungsraum der Gedenkstätte eröffnet.

Anne Gabel, einstige SMT-Verurteilte - Foto: LyrAg

Anne Gabel, einstige SMT-Verurteilte – Foto: LyrAg

SMT- und DDR-Verurteilte

Auf dem Podium schilderten Anne Gabel und Helga Müller, beide aus Berlin angereist, ihre dunklen Erlebnisse in den Gemäuern der einstigen Burg über der Großen Kreisstadt Stollberg im Erzgebirge.

Die im Dezember 1927 geborene Gabel war im März 1947 als vermeintliches Mitglied einer Untergrundorganisation verhaftet worden. Nach 16 Monaten Untersuchungshaft (Friedrichsfelde, Prenzlauer Berg und Hohenschönhausen) wurde die 21jährige von einem sowjetischen Militärtribunal (SMT) zu 25 Jahren Freiheitsentzug und „Besserungsarbeitslager“ verurteilt. Über Bautzen und das einstige NS-KZ Sachsenhausen, dass von den Sowjets bis 1950 ebenfalls für die Unterbringung politischer Gefangener genutzt wurde, kam Gabel mit über 1.100 Frauen nach Hoheneck. Erst 1955, acht Jahre nach ihrer Verhaftung, wurde Anne Gabel zusammen mit 23 anderen Frauen entlassen. Nach einem kurzen Zwischenspiel im Ost-Berliner Stadtteil Lichtenberg flüchtet sie „panikartig“ in den Westteil der Stadt, nachdem drei russische Soldaten den Laden betreten hatten, in dem die junge Frau als Hilfsverkäuferin tätig war. Die gerade überwunden geglaubte Vergangenheit hatte sie wieder eingeholt.

Helga Müller, DDR-Verurteilte - Foto: LyrAg

Helga Müller, DDR-Verurteilte – Foto: LyrAg

Helga Müller, im Februar 1934 geboren, wohnte ursprünglich in West-Berlin. Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 blieb sie bei ihrem Freund in Ost-Berlin und heiratete diesen „spontan“. Der Bau der Mauer am 13.August 1961 war für die 27jährige „ein Schock.“ Sie fühlte sich schon länger eingeengt, ihr fehlte „die individuelle Entfaltungsmöglichkeit.“ Mehrere Fluchtversuche scheitern. Im Mai 1963 schlägt die Stasi zu, Zusammen mit ihren Freunden wird sie am „Tag der Befreiung“ inhaftiert, bleibt ein Jahr in U-Haft, meist in Einzelhaft. Ein Jahr später wird Müller wegen „gemeinschaftlicher fortgesetzter planmäßiger gefährdender Hetze, Verbindung zu verbrecherischen Organisationen, Verleitung zum illegalen Verlassen der DDR“ zu vier Jahren Haft verurteilt. Auch ihr Mann wurde verhaftet und verurteilt, gelangte aber 1966 durch Freikauf in den Westen, während Helga Müller nach zwei Jahren Haft, darunter in Hoheneck zunächst nach Ost-Berlin entlassen worden war. Nachdem ihr Mann einen Antrag auf Familienzusammenführung gestellt hatte, konnte Müller 1967 nach West-Berlin ausreisen.

Zur Eröffnung angereist: Die ehem. Hoheneckerinnen Catharina Mäge, Birgit Krüger, Tatjana Sterneberg, Edda Sperling (v.li.) - Foto: LyrAg

Zur Eröffnung angereist: Die ehem. Hoheneckerinnen Catharina Mäge, Birgit Krüger, Tatjana Sterneberg, Edda Sperling (v.li.) – Foto: LyrAg

Moderiert wurden die dramatischen, in eine atemlose Stille referierten Schilderungen der beiden Frauen von Dr. Sascha Möbius, dem Leiter der Gedenkstätte Marienborn, und Mechthild Günther, einstige Leiterin des Archivs in der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und selbst bis zu einer Amnestie kurzfristig in Hoheneck. Im Anschluß konnten sich die knapp 100 Besucher in der von der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin finanzierten und ausgeliehenen Ausstellung über weitere Schicksale in dem berüchtigten Frauenzuchthaus der DDR informieren. Catharina Mäge, Tatjana Sterneberg, beide selbst in der Ausstellung vertreten,  Birgit Krüger und Edda Sperling konnten als ehemalige Hoheneckerinnen Fragen beantworten. Sie waren ebenfalls eigens aus Berlin zur Ausstellungseröffnung angereist.

Verbale Rundumschläge in Stollberg

Ganz anders stellt sich derzeit das Geschehen am einstigen Ort der vielfältige Leiden von acht- bis zehntausend aus politischen Gründen inhaftierter Frauen dar.

Weil sie sich verliebt hatte, landete sie in  Hoheneck: Tatjana Sterneberg - Foto. LyrAg

Weil sie sich verliebt hatte, landete sie in Hoheneck: Tatjana Sterneberg – Foto. LyrAg

Der dortige Förderverein einer Gedenkstätte in Hoheneck ist seit der letzten Vorstands-Wahl in heftige Turbulenzen geraten. Im Fokus der Auseinandersetzungen im Verein steht dabei offenbar der Vorsitzende des Vereins, der sich nach einem Rücktritt „aus gesundheitlichen Gründen“ vor Jahresfrist erneut zum Vorsitzenden hatte wählen lassen. Dem Optiker-Meister und einstigen Verbandsfunktionär der Optiker-Innung wird u.a. vorgehalten, er widersetze sich einer Überprüfung auf Unbedenklichkeit, was mit der Funktion als Vereinsvorsitzender des Förderereins einer Gedenkstätte Hoheneck nicht vereinbar wäre.

Nun schlägt der Vorsitzende verbal um sich, wobei sich seine umstrittenen Angriffe ausgerechnet gegen einstige aus politischen Gründen verurteilte Menschen richten. So greift der einst in die Versorgung der gefangenen Frauen in Hoheneck mit optischen Geräten einbezogene Optiker namentlich die ehemalige Hoheneckerin Tatjana Sterneberg an, der er in gestreuten Mails u.a. unterstellt, möglicherweise für die Stasi gearbeitet zu haben. Auch ihrem Lebensgefährten, der einst wegen seines Einsatzes für „14.000 politische Gefangene“ in Ost-Berlin zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, unterstellte der eigentlich dem Gedächtnis an Unrecht und Gewalt verpflichtete Vorsitzende eine „Umdrehung zu Gunsten der Stasi.“

1976-1977 in Hoheneck: Catharina Mäge (Mitte) schildert aufmerksamen Zuhörern ihre dunklen Erlebnisse - Foto: LyrAg

1976-1977 in Hoheneck: Catharina Mäge (Mitte) schildert aufmerksamen Zuhörern ihre dunklen Erlebnisse – Foto: LyrAg

Beobachter vor Ort sind über diese „unnötigen, weil diffamierenden Ausfälle“ des Wiedergewählten entsetzt und empört. Statt einer sachlichen Auseinandersetzung um „berechtigte Kritikpunkte“, der sich im Grundsatz „jeder Verein stellen“ müsse, würde anstelle einer Deeskalation eine „unverantwortliche Zuspitzung“ betrieben, die nicht nur dem Verein schade, längerfristige Ziele wie die Schaffung einer Gedenkstätte gefährde sondern auch geeignet sei, den Ruf von Stollberg, in dessen Grenzen sich Hoheneck befinde, zu beschädigen. Das sei nach dem vielfach beachteten Besuch des seinerzeitigen Bundespräsidenten Christian Wulff, den Sterneberg im Mai 2011 maßgeblich initiiert und programmiert hatte und dem seitherigen großen Engagement der Stadtspitze unter Führung von Marcel Schmidt „nicht mehr nachvollziehbar.“

Tatjana Sterneberg, die seinerzeit eigens den Optikermeister zum Besuch des Bundespräsidenten eingeladen hatte: „Hier muß dringend ein Runder Tisch vor Ort her, die Konflikte ausdiskutiert werden.“ Jede Verlängerung dieser „die Grenzen des Anstandes überschrittenen Auseinandersetzung“ schade unserem gemeinsamen Anliegen der Schaffung einer würdevollen Gedenkstätte in Hoheneck, so die engagierte einstige Hoheneckerin (1974 –1976). Sterneberg hat inzwischen den Vereinsvorstand aufgefordert, sich für die „verbalen Entgleisungen“ zu entschuldigen. (1.005)

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785

Melbourne/Berlin, 30.06.2015/cw – Martin Mitchell, heute in Australien lebend, war selbst Heimkind in Freistatt (siehe den gleichnamigen Film). Seit Jahrzehnten  kämpft er aus der Ferne für die Rechte der einstigen Heimkinder, die Erinerung an ein schreckliches Unrecht, weil Kinderseelen zerstört, Menschenrechte mit Füßen  getreten wurden.

Zu unserem vorletzten Beitrag über die Filmpremiere des Kinofilms FREISTATT übersandte uns Mitchell diverse LINKS, die zu Berichten zur Thematik  führen. Martin Mitchell schreibt in seiner Mail an die Redaktion:

„Herr Weber meint mit seinem Beitrag auf Ihrer Kommentarseite vermutlich folgende Internetauftritte, die sich alle mit dem KINOSPIELFILM „FREISTATT“ von Filmregisseur Marc Brummund befassen:

http://www.freistatt-film.de/#Presse

Frankfurter Neue Presse » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.fnp.de/nachrichten/kultur/Ab-ins-Erziehungsheim;art679,1462908

Die Welt » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.welt.de/print/welt_kompakt/kultur/article143027948/Im-Namen-des-Vaters-und-der-Gewalt.html

Badische Zeitung » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.welt.de/print/welt_kompakt/kultur/article143027948/Im-Namen-des-Vaters-und-der-Gewalt.html

Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) » ( Mi. 24.06.2015 ) @ http://www.mittelbayerische.de/kultur-nachrichten/schuften-im-namen-der-fuersorge-21853-art1249587.html

Westfälische Nachrichten » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.wn.de/Welt/Kultur/Kino-Kritik/2028178-Freistatt-Zwangsarbeit-im-Moor

Abendzeitung München » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.70er-jahre-drama-freistatt-ausgeliefert-im-erziehungsheim.0283866d-79dc-41dd-940a-d847950cd32c.html

Stuttgarter Zeitung » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.freistatt-im-atelier-am-bollwerk-kinderheim-film-feiert-in-stuttgart-landespremiere.7c5d6a05-d826-43c7-aaf6-d001580eab52.html

Deutschlandradio Kultur » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://www.deutschlandradiokultur.de/neu-im-kino-freistatt-misshandlung-statt-rock-n-roll.2150.de.html?dram:article_id=323593

SWR Fernsehen » ( Fr. 26.06.2015 ) @ http://www.swr.de/kunscht/freistatt-kino/-/id=12539036/did=15535292/nid=12539036/671n5g/index.html

Jungle World » ( Do. 25.06.2015 ) @ http://jungle-world.com/artikel/2015/26/52218.html

Vorwärts » ( Fr. 26.06.2015 ) @ http://www.vorwaerts.de/artikel/freistatt-willkommen-sklaverei „.

Mitchell merkt kritisch an: „Da muß ich Herrn Weber Recht geben: Niemand schreibt Leserkommentare; niemand nutzt die Möglichkeit sich an einer Diskussion zu diesem Thema zu beteiligen; niemand verschafft sich Gehör; niemand übernimmt Verantwortung; es wird allerseits weiterhin weitgehend geschwiegen.“

Wir meinen, dass wir dieser Festellung mit unserem Titel „FREISTATT: Aus der Dunkelkammer der frühen  Bundesrepublik“ Rechnung getragen haben. Jetzt wäre es an den einst Betroffenen, die Chance zu nutzen und sich entsprechend mit Beiträgen zum Beispiel an die vorgen. Medien zu wenden. Auch hier findet Martin Mitchell aus dem fernen Australien unsere volle Zustimmung. (1.004)

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785

Eine sehr persönliche Reflexion

Von Carl-Wolfgang Holzapfel

Berlin, 28.06.2015/cw – Warum tut man sich das an? Das war eine Retraumatisierung, der ich mich aussetzte, heute, am Sonntagabend in einem kleinen Kino in Berlin-Charlottenburg. Und dann hieß der Protagonist auch noch Wolfgang…

Verharmlosung statt Information im  Jahr 2015 - Ausscnitt aus einer Info des Rauhen Hauses  http://www.rauheshaus.de/betreuung/behindertenhilfe.html

Verharmlosung statt Information im Jahr 2015 –
Ausschnitt aus einer Info des Rauhen Hauses http://www.rauheshaus.de/betreuung/behindertenhilfe.html

Kaum zu glauben, aber wahr: Genauso erlebte ich den vergleichbaren Teil meiner zwölfjährigen  Heimgeschichte  im Dezember 1959. Nachdem ich aus einem Heim nahe Göttingen ausgerissen war – das Versprechen, mich nach einem Jahr wieder nach Hause zu holen, war nicht eingehalten worden – wurde ich am 16. Dezember – wie im  Film – von einem Bus des Jugendamtes abgeholt. Mein Vater hatte mit seiner Frau extra Weihnachten vorgezogen und mit mir unter einem kleinen Baum das Fest gefeiert. Der Bus brachte mich in eine Einrichtung der Evangelischen Kirche nahe Kaltenkirchen. Es handelte sich um ein landwirtschaftliches Gut des von Johann Hinrich Wichern gegründeten Rauhen Hauses in Hamburg.

Seit 25.Juni in den Kinos

Seit 25.Juni in den Kinos

Wir, Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre alt, mussten nicht, wie Wolfgang und seine Kameraden im Film, im Moor arbeiten, aber sonst war das alles vergleichbar. Ein „Vater“ Schönau leitete die Einrichtung und „Brüder“, Diakone in Ausbildung, versuchten sich als Erzieher. Wir mussten bis zu 14 Stunden am Tag in der Landwirtschaft, im Stall und auf dem Feld, arbeiten. Unsere Schlafstellen waren im Winter nicht geheizt, an den Innenwänden bildeten sich Eisdecken. Als Toiletten gab es sogen. Donnerbalken, also Sitzgruben in einem Bretterverschlag. Das Wasser zum Waschen holten wir uns aus Pumpen in die Waschschüssel. Für unsere Arbeit erhielten wir ein monatliches Taschengeld von fünf Mark, von dem wir uns Seife und Zahnpasta für den Eigenbedarf selbst kaufen mussten.

Wie in Freistatt setzte es auch mal Prügel von einem „Bruder“ Weise. Ein anderer „Bruder“ stahl mir ein Transistorradio, das mir mein Vater zum vorgezogenen Weihnachtsfest geschenkt hatte. Als ich mir im ersten Winter in den kalten Schlafräumen schwere Rheumaschmerzen zuzog und nicht mehr in der Lage war, im Stall die eineinhalb Zentner schweren Strohballen zu heben, blieb ich im Bett liegen und verweigerte mich der Arbeit. Schon bald erschien „Vater“ Schönau an meinem Bett und erklärte mir mit einem Bibel-Zitat: „Wer nicht arbeitet, braucht auch nicht zu essen.“ Ich solle mir nicht einbilden, bei meiner Arbeitsverweigerung mit Essen versorgt zu werden. Im Anschluß an dieses Gespräch schnitt ich mir die Pulsadern an beiden Handgelenken auf.

Gößeren Schaden verhinderten Diakone, wie Bruder Gebauer (Bild), die stets um Menschlichkeit bemüht waren - Foto: LyrAg

Größeren Schaden verhinderten Diakone wie Bruder Gebauer (Bild, Kattendorfer Hof), die stets um Menschlichkeit bemüht waren – Foto: LyrAg

Ein Diakon entdeckte mich rechtzeitig und beide Handgelenke wurden verbunden. Notgedrungen stand ich also auf und schleppte mich in den Stall. Meine Kameraden schonten mich soweit sie konnten, dennoch arbeitete ich unter Schmerzen und Tränen im Stall. Dieses von mir als Martyrium empfundene Dasein endete erst im Frühjahr 1961, als ich nach einem komplizierten Dreifachbruch im Fußgelenk – ich war im Pferdestall unglücklich ausgerutscht – nahezu fünf Monate krank geschrieben war und nach Hamburg in ein Lehrlingsheim verlegt worden war. An den Folgen des damals noch nicht genagelten Bruchs leide ich bis heute. Meine Pflegemutter schrieb auf einen Hilferuf von mir, ich solle mich zusammen nehmen, gelobt sei, was hart macht…

Anders, als die Mutter von Wolfgang im Film konnte sich mein Vater nicht gegen seine Frau durchsetzen. Wie Wolfgang schwamm ich mich im Alter von achtzehn Jahren frei, verließ den schützenden Hort einer Familie, die mich nicht mehr schützen konnte.

FREISTATT ist absolut realistisch, ein eindruckvolles und wichtiges Dokument aus der Dunkelkammer der frühen Bundesrepublik. Sehenswert, man möchte sagen: Sehenspflicht. Allerdings sollten all die gewarnt sein, die das hier geschilderte selbst erlebt haben. Sie brauchen zumindest verlässlichen und vertrauten Beistand. Und sie brauchen sich ihrer vermutlichen Tränen nicht zu schämen. (1.003)

V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785

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Den Toten des 17. Juni 1953 – Foto: LyrAg

Berlin, 17.06.2015/cw – In Anwesenheit zahlreicher Botschafter, der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, BStU-Chef Roland Jahn, Vertretern der Fraktionen im Deutschen Bundestag und des Abgeordnetenhauses von Berlin, zahlreicher Opferverbände (u.a. UOKG, VOS,  Frauenkreis ehem. Hoheneckerinnen) und einstiger Teilnehmer vom Volksaufstand 1953 fand der alljährliche Staastakt der Bundesregierung, diesmal vertreten durch die Bundesministerin Andrea Nahles, und des Senats von Berlin, erstmals vertreten durch den Regierenden Bürgermeister Michael

Gelungene erste Ansprache zum 17. Juni: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller - Foto: LyrAg

Gelungene erste Ansprache zum 17. Juni: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller – Foto: LyrAg

Müller, auf dem Ehrenfeld für die Opfer des 17. Juni,  dem Friedhof Sestraße im Berliner Bezirk Wedding statt. An der symbolträchtigen Kranzniederlegung unter den Klängen des Liedes vom Guten Kameraden beteiligten sich traditionell für das Abgeordnetenhaus der Präsident Ralf Wieland und für die Vereinigung 17. Juni in diesem Jahr Ltd. Senatsrat a.D., Dr. Werner Mäder.

Gedenken an die verstorbeen jahrzehnelange Mitstreiter für die Einheit Deutschlands - Foto: LyrAg

Gedenken an die verstorbenen jahrzehtelangen Mitstreiter für die Einheit Deutschlands. v.li.: Werner Mäder, Prof. Helmut Müller-Enbergs, Klaus Hoffmann, C.W.Holzapfel – Foto: LyrAg

Auch in diesem Jahr trauerte die Vereinigung 17. Juni erneut um zwei verstorbene Kameraden. Im  Anschluß an die offizielle Würdigung der Toten von 1953 gedachte die Vereinigung an den  Ehrengräbern der zwztl. verstorbenen Kameraden unter großer Beteiligung von Besuchern der Gedenkveranstaltung auch dieser Veteranen des Aufstands.

Zuvor legten der Regierende Bürgermeister und für die Bundesregierung der parlamentarische Staatssekretärs im BMF, Steffen Kampeter, sowie die Vereinigung 17. Juni vor dem einstigen Haus der Ministerien, dem heutigen  Bundesfinanzministerium auf dem „Platz des Volksaufstandes“ an der Leipziger Straße Kränze nieder. An dieser Stelle wurde am 16. Juni 1953 für den  folgenden Tag der Generalstreik ausgerufen: „Wir treffen uns morgen am Strausberger Platz,“ der in der ganzen  DDR in den

Vor dem Ministerium: Michael Müller im Gespräch mit Mitgl. der Vereinigung vor der Kranzniederlegung - Foto. Presseamt

Vor dem Ministerium: Der Regierende Michael Müller im Gespräch mit Mitgl. der Vereinigung vor der Kranzniederlegung – Foto. Presseamt

blutig niedergeschlagenen Aufstand durch die Rote Armee mündete.

Der Vorsitzende der Vereinigung, Carl-Wolfgang Holzapfel, erinnerte vor Ort an den neuntägigen  Hungerstreik vor exakt zehn Jahren, mit dem gegen die Abnahme der Erinnerungstafeln an den 17. Juni 1953 von der Hausfassade protestiert wurde und mit dem gleichzeitig die Forderung nach Benennung des Platzes an die Ereignisse von 1953 gefordert worden war. Ganze acht Jahre später führte die Beharrlichkeit der Vereinigung zum Erfolg, wurde der Platz vor dem Ministerum zum 60 Jahrestag 2013 endlich nach dem Volksaufstand benannt. (1.002)

Vor zehn Jahren: Hungerstreik vor dem BMF für einen Platz des 17. Juni. Auf dem Foto MdB Roland Gewalt und CDU-Landeschef Henkel (v.l.). Sie überbrachten am 9. Tag die Zusicherung, sich für eine Umsetzung einzusetzen. - Foto: LyrAg

Vor zehn Jahren: Hungerstreik vor dem BMF für einen Platz des 17. Juni. Auf dem Foto MdB Roland Gewalt und CDU-Landeschef Frank Henkel (v.l.). Sie überbrachten am 9. Tag die Zusicherung, sich für eine Umsetzung einzusetzen. – Foto: LyrAg

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 0176-4806 1953

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