Leipzig, 16.01.2015/cw – Heute Abend thematisierte das ZDF in seiner Krimi-Serie SOKO-Leipzig den Missbrauch von Medikamenten bei Versuchen der westlichen Pharmaindustrie an Bürgern der DDR (21:55 – 22:40 Uhr). Diese wurden nicht über die Versuche informiert. In diesem Zusammenhang soll es seinerzeit zu Todesfällen oder langfristigen oder andauernden gesundheitlichen Beeinträchtigungen gekommen sein. Die DDR hatte für die von ihr autorisierten Versuchsreihen beträchtliche Devisen verdient.
Der britische Drehbuchautor Steve Bailie war im ersten Halbjahr 2014 eigens nach Berlin gekommen, um Informationen zu diesem Thema zu sammeln. So ließ er sich u.a. von Tatjana Sterneberg beraten. Sterneberg war in den siebziger Jahren in der U-Haft der Stasi in Berlin-Pankow und später im Frauenzuchthaus Hoheneck/Erzgebirge mit Psychopharmaka traktiert worden, u.a. mit Lepinal, dessen Wirkstoff bereits durch die Nazis in den KZ eingesetzt worden war. Sterneberg hatte die seinerzeitige Verstrickung des damaligen Anstaltsarztes MUDr. Peter Janata, (Stasi-IM „Pit“) in diesen missbräuchlichen Einsatz aufgedeckt und an die Öffentlichkeit gebracht. Durch diese Berichte waren Bailie und die Filmemacher auf die ehem. Hoheneckerin aufmerksam geworden. Sterneberg hatte stets betont, sich einzig für die Aufklärung dieses Skandals einsetzen zu wollen, Rache sei ihr fremd. Über mögliche Ahndungen dieser Verbrechen müssten andere entscheiden.
Im Redaktionstext heißt es dazu: „Der Verdacht fällt schnell auf die Aktivistin Rose Neumann, die leidenschaftlich und hartnäckig dafür kämpft, den Skandal öffentlich zu machen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Sie behauptet, nur ein Sprachrohr sein zu wollen. Den Täter müssen die Ermittler unter den vielen Opfern suchen.“
Der Film ist noch für ca. 7 Tage im Internet zu sehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2315388/Doktor-Tod?setTime=7.343#/beitrag/video/2315388/Doktor-Tod oder als DVD käuflich zu erwerben. (929)
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785
3 Kommentare
21. Januar 2015 um 19:49
Manfred Springer
Katastrophal, was sich im freien Teil Deutschlands abspielte und weiterhin möglich ist! Was die o.g. Wissenschaftler aus Nürnberg-Erlangen festhalten ist ebenfalls eine Schande, denn wie konnten wir uns in den Zuchthäusern der SBZ/DDR dagegen wehren-fragt Manfred Springer
Wie können wir uns gegen die Verweigerung der Anerkennung der körperlichen Haftschäden wehren, bei der Politik, Behörden und Gerichten?
Wer verfügt schon über eine Rechtsschutzversicherung, Geld und noch eine 20j.Lebensreserve – um „den K(r)ampf durchzustehen?!
Pegida hat vollste Existenzberechtigung bei der politischen Informationsunterlassung in der Republik, durch unsere Politiker! Die Wahlergebnisse sprechen doch ihre deutliche Sprache – aber mit der Lernfähigkeit ist es eben so traurig bestellt!
17. Januar 2015 um 17:19
Johann Weber
„DDR-Patienten waren keine Versuchskaninchen
Deutsche Pharmaunternehmen sollen systematisch klinische Studien in der DDR durchgeführt haben. Von 50.000 und mehr Probanden und „Menschenversuchen“ war 2013 in Berichten die Rede – „einige starben“. Jetzt haben Wissenschaftler vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin in Nürnberg-Erlangen eine Untersuchung zu dem Fall vorgelegt. Das Ergebnis: Die Studien sind offenbar ethisch korrekt verlaufen.“
„Die Nürnberger Ethiker kritisieren auch die inflationäre Nutzung des Begriffs „Menschenversuch“. Hier werde ein Zusammenhang zwischen den Menschenversuchen unter Nazi-Herrschaft und den klinischen Studien in der DDR hergestellt. Dies sei „unangebracht“. Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte – und hier vor allem der Geschichte des DDR-Gesundheitssystems – müsse sich an wissenschaftlichen und nicht ideologischen Standards messen lassen, so die Wissenschaftler. „
https://www.pharma-fakten.de/fakten-hintergruende/klinische-studien/klinische-studien-ddr/
So sah es in der BRD aus:
„Experiment gelungen, Patienten tot
In bundesdeutschen Kliniken: Medikamenten-Tests an ahnungslosen Kranken
Mit Millionenaufwand läßt die westdeutsche Pharma-Industrie, exportstärkste der Welt, an Patienten neue Medikamente ausprobieren — zuweilen mit tödlichem Ausgang und oft ohne Nutzen für die Arzneimittel-Sicherheit. Die Versuchspersonen sind über die Risiken der Tests, die Kranke noch kranker machen können, nur selten vollständig informiert; Forschungsberichte lesen sich oft, als hätten Frankensteins Schüler sie verfaßt. Jetzt beschuldigt ein Rechtsprofessor die Experimentatoren krimineller Handlungen. Sein Urteil: „Vorsätzliche Tötung.“
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40605566.html
3. Februar 2015 um 10:08
Weber
Leider gibt es keine „Alt-BRD-Opfer-Aufarbeitungsindustrie“.
Warum? Hier geht es nicht um Devisen, sondern um die Mehrung der Bankkonten.
„In den lokalen Blättern mehren sich die fetten Schlagzeilen: „Todesstrahlen: Gutachter prüft“ – „Neue Vorwürfe: Der ganze Körper war verbrannt“ – „Opfer Ferber: Ich war ein Versuchskaninchen“ – „Kripo im UKE – Mordkommission überprüft Kranken-Akten“.
http://www.zeit.de/1993/30/herrn-huebeners-toedliche-hybris
und heute:
http://www.mopo.de/nachrichten/mehrere-tote-nach-krebsbehandlung–st–georg–neuer-strahlen-skandal-in-hamburg,5067140,29722678.html