Berlin, 27.11.2014/cw – Sie würden gerne die Geschichtsbücher zuschlagen, die Genossen der SED-Nachfolge-Partei DIE LINKE. Zumindest die Vergangenheit der DDR sollte nicht länger diskutiert werden. Der Neuanfang wird propagiert. Aber ist ein Neuanfang möglich, solange immer noch Kader der zweiten Diktatur führende Posten in der zuvor bekämpften Demokratie besetzen?
Die B.Z. von heute deckt erneut einen solchen Skandal auf: Der Vorsitzende der BVV Lichtenberg, Rainer Bosse (64), DIE LINKE, soll nach dem Bericht (Dr. Tomas Kittan) Geheimer Mitarbeiter Sicherheit (GMS) der Stasi gewesen sein. Bosse bestätigte der Zeitung gegenüber einen entsprechenden Kartei-Eintrag von 1980, bagatellisiert aber: Er hätte mit einer Studentengruppe als Begleiter von Erich Honecker bei dessen Besuch in Mexiko mitfliegen sollen, ansonsten sei er nie im vorgeworfenen Sinne tätig geworden.
Pikant: Bosse steht dem Vertrauensgremium vor, dass die Bezirksverordneten auf eine einstige Stasi-Verbindung überprüfen soll. Nun will er die Vertrauensfrage stellen, kündigt der BVV-Vorsteher an. CDU-Fraktionschef Gregor Hoffmann fordert indes Konsequenzen, will den Vorgang nicht auf sich beruhen lassen.
Die Zeitung hatte insgesamt vier Abgeordnete ausgemacht, die ein enges Verhältnis zur Stasi hatten, darunter eine Abgeordnete der SPD. Die drei anderen gehören der LINKE-Fraktion an.
Carl-Wolfgang Holzapfel, Sprecher der Vereinigung 17. Juni in Berlin, sagte zu dem Vorgang: Angesichts der augenblicklichen Turbulenzen um die Wahl eines ersten kommunistischen Ministerpräsidenten in Thüringen sollte die Überprüfung aller Mandatsträger in den deutschen Parlamenten erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Erst am 20.11. hatte die Thüringer Allgemeine über die weitere Aufdeckung eines Stasi-IM berichtet, der daraufhin seinen vorzeitigen Rücktritt als Chef der örtlichen Volkssolidarität erklärt hatte.
„Die jüngsten Veröffentlichungen beweisen die Nachlässigkeit aller Parteien, dieses heikle Thema anzugehen. Es werde erst dann – wenn überhaupt – reagiert, wenn die Medien diese Skandale aufdeckten. Hier stehen wohl anstelle der Aufklärung und Aufarbeitung die jeweils eigenen Absichten der Machtbeteiligung im Vordergrund,“ erklärte der Verein. Jedenfalls stünden diese realen Zustände in Deutschland im Widerspruch zu den vollmundigen Erklärungen der Politik zum 25. Jahrestag der Maueröffnung oder vergleichbaren Gelegenheiten. Es frage sich, „wie lange sich die Opfer der zweiten Diktatur diese Verhöhnung eigener durch die Stasi verursachten Leidenswege noch gefallen lassen.“ (897)
Der B.Z.-Bericht: http://www.bz-berlin.de/landespolitik/lichtenberger-bvv-chef-rainer-bosse-unter-stasi-verdacht
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953
4 Kommentare
20. Dezember 2014 um 21:02
Edith Fiedler
Enthüllung im Berliner Kurier vom 17.12.2014 auf Seite 9.
Eberhard Feik (1943 – 1994), Schimanskis Kumpel Thanner im „Tatort“ war IM mit Deckname „Lear“;
Aufgewachsen ist er im Bundesland NRW, Kandidierte mal erfolglos für die DKP.
Die Auslandsabteilung HVA führte ihn von 1977 bis 1984, Karteikarte
Nr. 3518/77
Götz George kann nicht glauben, dass er für die Stasi arbeitete:
„Das wäre ein Charakterzug, den ich mir bei ihm nicht vorstellen kann.“
Feik sei nur ein „kleiner, liebenswerter Salonkommunist“ gewesen, zitiert MOW in der Zeitung.
Leider, leider sieht man es einem IM oder neudeutsch V-Mann oder V-Frau nicht an, dass er oder sie nicht die sind, die sie es uns glauben lassen.
Das ist ja das perfide und absolut demütigende. Sie müssen Menschenhasser sein und abartig Freude empfinden, um so über andere Menschen Macht auszuüben.
Lieber Götz George, die sind nicht „liebenswert“.
29. November 2014 um 09:49
yann5
Richtig ist, dass die Parteien hier die Aufdeckungsarbeit geleistet haben und nicht die Zeitungen, diese ist nur aufgesprungen, weshalb der Kommentar von Herrn Holzapfel ziemlich daneben ist. 2012 wurde per Antrag die Überprüfung der Bezirksverordneten eingeleitet: http://www.berlin.de/ba-lichtenberg/bvv-online/vo020.asp?VOLFDNR=4690
Wenn BILD und BZ etwas aufdecken, dann meist immer nur den „Neugierigkeitswahn“ einiger Menschen. Leider müssen diese dann meist noch einmal alles durch den Wolf drehen und „die Wahrheit“ vollkommen entstellen: „Die Zeitung hatte insgesamt vier Abgeordnete ausgemacht, die ein enges Verhältnis zur Stasi hatten, darunter eine Abgeordnete der SPD. Die drei anderen gehören der LINKE-Fraktion an.“ Woher wissen Sie denn das? In Lichtenberg hat ein Vertrauensgremium getagt, welches die Unterlagen untersucht hat. Nur die Leute im Vertrauensgremium wissen also was wirklich in den Unterlagen steht, da können Sie gar nicht beurteilen, was für ein Verhältnis die vier Bezirksverordneten (ja, es sind Bezirksverordnete und keine Abgeordnete) zur Staatssicherheit hatten.
Sie haben bestimmt in guter Absicht hier auf den Fall hingewiesen, aber wer Menschen aufgrund eines BILD-Artikels an den Pranger stellt, sollte sich was schämen! Nehmen wir nur mal an, einer der vier hatte nie etwas mit der Stasi zu tun, dann haben Sie gerade einem Unschuldigen das Stasi-Etikett aufgeklebt – in Zeiten des Internets wird man das meist nicht mehr los.
27. November 2014 um 14:29
kaiheidi1
Es ist unverschämt, dass solche Menschen immer noch in Machtpositionen sitzen und in mancher Position ūber Opfer-Schicksale entscheiden.
Unerträglich und nicht mehr hinnehmbar.
Mehr Verhöhnung geht bald nicht mehr.
Das kann nicht Sinn der Aufarbeitung sein und da muss sich auf politischer Ebene was ändern.
Die Opfer-Verbände müssen im Namen der SED- und Stasi-Opfer endlich rechtliche Proteste einlegen und dementsprechend auch klagen.
Ich als Opfer bekomme heute noch von Täter Schreiben, die mich zersetzen sollen.
Leider hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt, da der ehemalige IM seine Tat auf einen anderen schiebt.
Nun hat der wieder agiert und treibt sein böses Spiel weiter.
Ich wünsche auch fūr alle Opfer, dass in dem Stasi-Sumpf mal richtig aufgeräumt wird. Nur so kann aufgearbeitet werden.
Anders werden die Opfer nur verhöhnt.
28. November 2014 um 15:22
Edith Fiedler
Heidi, ich pflichte Dir bei.
Nie mehr darf uns ein Mensch zersetzen!
Von den Opferverbänden und ihrer UOKG, die an diesem Wochenende mal wieder „Polittourismus“ genießen (die „Goldene Henne“ nennt es „schwer arbeiten“), kann man nichts erwarten, denn sie sind rettungslos unterwandert und zersetzen sich mit ihrem dümmlichen Egoismus selbst
und machen andere krank.
Gestern hat mir eine Kameradin erzählt, dass sie keine „Mütterrente“ bekommt. „Nanu“ sagte ich zu ihr und fragte: Warum denn nicht?
Sie hat ihr Kind im ersten Lebensjahr nur 8 Monate betreut und nicht 12 Monate! Als ihr kleines Mädchen 8 Monate alt war, wurde sie selbst verhaftet und die Kleine kam ins Kinderheim . Nach Verbüßung der Haft
ist sie nach einer Wartezeit mit mit ihrer Tochter aus der DDR ausgereist und hat ihr Kind aufgezogen.
Jetzt muß sie sich mit dem Rententräger auseinandersetzen und hat diesem eine Klage bereits angekündigt.
Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir Niemand.
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