Von Carl-Wolfgang Holzapfel
Berlin, 27.10.2014/cw – Er war schon 2010 in die Kritik geraten, als DIE WELT (Axel-Springer-Verlag) seine kommunistische Vergangenheit aufdeckte, die er seinem Arbeitgeber BStU tunlich verschwiegen hatte: Hans Altendorf. Nun schürt er wieder die Diskussionen um seine Person. Diesmal geht es um seinen Abschied von der Behörde im Mai diesen Jahres.
Wie FOCUS-online meldet, kostete die Abschiedsparty des langjährigen Direktors der Stasi-Behörde mit rund 100 geladenen Gästen 4.700 Euro. Die will der umstrittene Ex-BStU-Direkor nicht aus eigener Tasche zahlen. „Altendorf ist der Auffassung, aufgrund der Einladung internationaler Gäste müsse der Steuerzahler die Feier mit Kaviar-Häppchen und Sekt bezahlen.“ (FOCUS: http://www.focus.de/finanzen/steuern/der-steuerzahler-soll-zahlen-ex-chef-der-stasi-unterlagenbehoerde-will-party-vom-staat_id_4228077.html )
Seither streitet Altendorf um die Kostenübernahme mit seiner Behörde, wie diese gegenüber FOCUS bestätigte. Ergo: Der Steuerzahler soll für die zeitnahe Abschiedsparty zum 25. Jahrestag des Mauerfalls aufkommen.
Altendorf betrieb faktisch DDR-Politik
Hans Altendorf hatte nach Recherchen der investigativen Journalisten Dirk Banse und Uwe Müller (DIE WELT) während seines Studiums nach Erinnerung eines ehemaligen Kommilitonen „faktisch DDR-Politik“ betrieben:
„Der Multifunktionär des Sozialistischen Hochschulbundes (SHB), der erst dem Allgemeinen Studenten-Ausschuss der Hamburger Universität und dann dem Vorstand des Verbandes Deutscher Studentenschaften angehörte, schmiedete Bündnisse mit dem Marxistischen Studentenbund Spartakus (MSB). Sein SHB und der MSB hatten eine „prinzipielle Aktionseinheit“ vereinbart, beide sympathisierten mit dem SED-Regime.“ Und weiter: „Altendorf, der heute Mechanismen kommunistischer Diktaturen aufklären soll, ließ sich einst von genau diesen einspannen. So saß er mit hochkarätigen Kadern der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) im Arbeitsschuss der 1973 gegründeten Anti-Berufsverbot-Initiative. Der Ausschuss wurde laut Verfassungsschützern „im Wesentlichen“ aus Ost-Berlin finanziert. Das Geld floss demzufolge über die Deutsche Friedensunion (DFU), die zu Adenauers Zeiten auf Geheiß der SED als Sammelbecken für sozialistische und kommunistische Kräfte im Westen gegründet worden war. Ihren Etat bewilligte zuletzt Erich Honecker persönlich – bis zu knapp fünf Millionen West-Mark jährlich.“ http://www.welt.de/politik/deutschland/article6659898/Das-unbekannte-Vorleben-des-Birthler-Direktors.html
Stasi-Mitarbeiter hatten alle Möglichkeiten zum Missbrauch
Der seinerzeitige Artikel löste von diversen Seiten heftige Proteste aus und gipfelte in Rücktrittsforderungen und der Aufforderung, sein Amt bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen. Lediglich die seinerzeitige Behördenchefin, Marianne Birthler, stellte sich mit einer Vertrauenserklärung hinter ihren Direktor. Dieser war seinerzeit nach relativ kurzen Zwischenspielen von Hansjörg Geiger (3. 10.1990 bis September 1995) und Peter Busse (Oktober 1995 bis März 2001) noch von Joachim Gauck eingestellt worden. Letztgenannter war verantwortlich für die Einstellung ehemaliger Stasi-Angehöriger in die Aufklärungsbehörde. Gaucks seinerzeitige Begründung: Für die Aufarbeitung sei diese Mitarbeit unerlässlich.
In einem 2007 im Auftrag des damaligen Kulturstaatsministers Bernd Neumann erstellten Gutachten über „die Beschäftigung ehemaliger MfS-Angehöriger bei der BStU“, das durch den ehemaligen Verfassungsrichter Hans Hugo Klein und dem Historiker Klaus Schröder erstellt worden war, hieß es u.a.:
„Nahezu alle ehemaligen MfS-Bediensteten hatten in den ersten Jahren des Aufbaus der Behörde die Möglichkeit des Missbrauchs. Sie konnten Akten vernichten, verstellen oder herausschmuggeln, denn sie hatten als Wachschützer, als Archivare, als Magazinmitarbeiter oder als Rechercheure zum Teil ungehinderten und unbeaufsichtigten Zugang zu erschlossenem, aber auch zu unerschlossenem Material.“
Konsequenzen aus dem Gutachten scheiterten wohl nicht nur an Marianne Birthler, die sich auf die rechtliche Unabänderlichkeit von Entscheidungen ihres Vorgängers bezog, sondern womöglich auch an der bemerkenswerten „roten“ Vergangenheit des seinerzeit zuständigen Direktors Hans Altendorf. Dass sich dieser inzwischen in anderen Gefilden als in prokommunistischen und Kapitalismus-feindlichen Gefilden zu bewegen scheint, darauf lässt nun auch sein letzter Kampf mit der BStU-Administration schließen.
Während sich Birthler-Nachfolger Roland Jahn um die Beseitigung der letzten personalen MfS-Hinterlassenschaften müht, muß er und Altendorf-Nachfolger Björn Deicke (45, seit Oktober 2014) nun die dreisten Ansprüche gegen die Steuerkasse abwehren. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein, zumal Altendorf „mehrere Angestellte der Behörde, die an der Organisation der Party beteiligt waren, kurz vor seinem Ausscheiden in höhere Gehaltsstufen befördert“ hatte. „Dieses löste in der Mitarbeiterschaft großen Unmut aus.“ (FOCUS) (883)
V.i.S.d.P.: Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207785
3 Kommentare
28. Oktober 2014 um 22:51
Gustav
Und was gedenken die Verbände zu tun? Etwa weiterhin das Lied von der westzonalen „Freiheit“ „singen“? Trockene Presseerklärungen absondern?? „Bleiben Sie sachlich, Kollege Rust“ hieß es oft in der Besenkammer „DDR“. Fragt doch einmal herum, was die funktionierenden Funktionäre dazu sagen, vor allem aber, was sie zu tun gedenken!
„Ein Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme“ (Marx-Engels-Werke)…
Der gelernte Pfarrer Rainer Eppelmann (CDU), dessen NVA-Obristen in Strausberg bekanntlich Akten vernichteten und der 20.000 (damals noch harte D-Mark) an die Luxemburg-Stiftung überwies, könnte auch sprechen. Aber bitte etwas Hartes! Nicht die Bergpredigt, sondern etwas zur Abgebrühtheit dieser westzonalen „Experten“… Siehe Morsch in Sachsenhausen, siehe den Chef der Stiftung Berliner Mauer in der Bernauer Straße, siehe den Chef des Vereins Horstmühle e.V. in Lynow, dem ich vor Jahren alte S/W-Fotos schickte, die er bis heute nicht in die Homepage einbaute – er ist nämlich auch ein (Besser-)Wessi und streitet (oder stritt) um die Mühle, die eigentlich den Fürsten zu Solms-Baruth gehörte. Gerade diese 68er Wessis geben überall die politische Richtung vor, und die Zonis parieren, hinterfragen kaum einmal etwas, wollen nur ihre Ruhe haben. Zumindest soweit sie keine „gebrannten Kinder“ sind.
…
Für heute kameradschaftliche Grüße,
Gustav Rust
29. Oktober 2014 um 07:17
Stefan Köhler
Also doch Müntzers Fürstenpredigt …
Egal wie, es kann und wird sich nichts bessern.
28. Oktober 2014 um 10:47
Stefan Köhler
Nun müssen wir nur noch darauf warten, dass man die Kritiker solcher „Superleute“ wieder in die Zuchthäuser einsperrt. Eine einzige Tragödie seit 1990.