Christa Ladendorf schrieb kritisch an die KAS
Berlin, 22.09.2014/cw – „Warum eigentlich sitzen bei solchen Veranstaltungen immer diejenigen auf dem Podium, die im Jahr 1989 die Wiedervereinigung Deutschlands bzw. den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gar nicht anstrebten, sondern als sogenannte Bürgerrechtler vielmehr auf eine bessere DDR hinwirkten?“
Christa Ladendorf (65) von der Interessengemeinschaft ehemaliger DDR-Flüchtlinge und besonders engagiert in Sachen FRG (Fremdrentengesetz), ist empört. Wieder einmal findet eine Veranstaltung zum 25. Jahrestag der Maueröffnung ohne die Betroffenen, ohne „Zeitzeugen von Unten“ statt. In einem geharnischten Brief an die Konrad-Adenauer-Stiftung verleiht sie dem Unmut vieler ehemaliger Flüchtlinge aus der zweiten Diktatur eine Stimme, fragt: Haben die Bürgerrechtler erreicht, „dass aus der Bundesrepublik eine bessere DDR geworden ist?“

5.von links: Christa Ladendorf (InteressGem.DDR-Flüchtl.) und MitstreiterInnen im Deutschen Bundestag bei einer Demo am 28.01.2012* gegen das aktuelle FRG – Foto: Michael Merz
Nachstehend veröffentlichen wir Ladendorfs Brief, den wir dem Forum „Flucht und Ausreise“
http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r=threadview&t=4035855&pg=1
entnommen haben.
Redaktion Hoheneck
„Mittwoch, 17. September 2014
Von: „Christa Ladendorf“
An: andreas.kleine-kraneburg@kas.de
Betreff: Veranstaltung am 25.Sept. 2014
Sehr geehrter Herr Kleine-Kraneburg,
von der Deutschen Gesellschaft e.V. habe ich für die am 25. Sept. 2014 in der Vertretung des Freistaats Sachsen beim Bund, Brüderstraße 11-12, 10178 Berlin stattfindende Veranstaltung eine Einladung erhalten mit dem Thema:
>Erinnern für die Zukunft: Was wurde erreicht? – Zu den Erfolgen und Defiziten seit 1989 –<
Darf ich Ihnen dazu bitte folgende Fragen stellen:
Warum eigentlich sitzen bei solchen Veranstaltungen immer diejenigen auf dem Podium, die im Jahr 1989 die Wiedervereinigung Deutschlands bzw. den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gar nicht anstrebten, sondern als sogenannte Bürgerrechtler vielmehr auf eine bessere DDR hinwirkten?
Die friedliche Revolution sozusagen widersprach mit dem Slogan „Wir sind ein Volk“ eben deswegen gerade denjenigen, die sich zu den Bürgerrechtlern zählen. Das ist doch ein Widerspruch in sich. Kann diesen Widerspruch Herr Prof. Schröder erklären? War es nicht auch naiv zu glauben, die DDR könne sich eigener Kraft zu einer besseren entwickeln, da sie pleite war (s.Schürer-Papier)?
Wenn also auf der Veranstaltung die Frage nach Erfolgen und Defiziten gestellt wird, dann muss man doch schlussfolgern, dass 1989 die DDR-Bürgerrechtsbewegung / Bürgerrechtler ihr Ziel verfehlt und verloren haben. Oder sie haben erreicht, dass aus der Bundesrepublik eine bessere DDR geworden ist?
Betrachtet man nun diese Aspekte, wird der bis heute andauernde Konflikt nachvollziehbar, der zwischen den genannten Bürgerrechtlern und den vormals aus der DDR Ausgereisten/Flüchtlingen besteht. Die nämlich lehnten die DDR ab und stellten sich öffentlich gegen diese mit ihrem Ausreiseantrag mit den bekannten Folgen, denn ihre Namen, Adressen, Arbeitsstellen etc. lagen der Stasi vor, die somit Willkür hat walten lassen können.
Ist da nicht auch die Frage berechtigt, wer eigentlich wirklich Bürgerrechtler war, weil er sich auf seine Bürgerrechte berief? Und wer in der Tat den Mut hatte, sich damit der Stasi auszusetzen, jeder einzeln? In der Gesamtzahl 300 000 Menschen, die die Mauer bzw. die DDR-Diktatur zum Wanken brachte bis sie brüchig wurde.
Auf die Frage zu den Defiziten: Warum die letztgenannten Ausreisewilligen nie mit aufs Podium geladen werden bei solchen Veranstaltungen, wäre schon mal ein zu nennendes Defizit. Dieses könnte die KAS beheben. – Für eine kurze Rückmeldung wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Christa Ladendorf“
*Anmerkung: Siehe auch > https://17juni1953.wordpress.com/2012/01/29/frg-heise-debatte-zu-nachtlicher-stunde-im-bundestag/
4 Kommentare
23. September 2014 um 20:12
Manfred Springer
Lieber Klaus Dörfert, da kannst Du an diesem Tage Dir noch so viel wünschen, aber diese Heuchler und Mitläufer kennen nicht das Wort „Gewissen“, meint Manfred Springer
PS: Es ist schade, dass es so viele Ratten gibt!
23. September 2014 um 16:19
Heidi Stein
Hier muss ich hinzu fügen, dass wir SED und STASIOPFERN die Grundlagen für die friedliche Revolution gelegt haben, denn wir haben aufbegehrt und haben die gewünschte Freiheit für alle DDR- Bürger mit Gefängnis bezahlt. Leider ist die Aufarbeitungs- Industrie und die Bürgerrechtler im Vormarsch und üble Profilierungs-Sucht macht sich gerade breit. Trotz allem dürfen wir uns nicht unterbuttern lassen und müssen dagegen angehen. Macht Euch breit und stark und gebt den TÄTERN keine BÜHNE.
23. September 2014 um 13:10
Klaus Dörfert
Meine lieben Kameraden/Innen,
es vollzog sich 1989 ein epochaler Wandel in der Geschichte Deutschlands. Die DDR wurde von ihren Ex-Genossen an die Wand gefahren. Sämtliche Szenarien für die Zukunft der EX-DDR zeigten eindeutig, dass das Ruder mit den Rezepten der Diktatur und Planwirtschaft nicht mehr herumzureißen war. Nun kamen die selbsternannten Bürgerrechtler und wollten die Diktatur mit anderen Mitteln festigen. Das was, diese Leute gefestigt haben, waren ihre Einkommen und Positionen für die EX-Genossen und EX-Stasi-Mitarbeiter in der Bundesrepublik. Daran erinnern sich wohl alle Wiederständler der DDR-Diktatur. Ich wünsche allen Heuchlern und Mitläufern an diesem Tag ein schlechtes Gewissen, falls es vorhanden sein sollte.
23. September 2014 um 04:10
Edda Sperling
ich kann da Christa Ladendorf nur zustimmen, diese Fragen stelle ich mir auch immer wieder