Berlin, 6.03.2014/cw – Jan Stöß (1973), seit 1990 Mitglied der SPD und seit Juni 2012 Landesvorsitzender seiner Partei in Berlin, twitterte nach dem erzwungenen Abbruch der Vorstellung des neuen Buches von Thilo Sarrazin („Der neue Tugendterror: Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland“, DVA 2014, 22,99 €) seine Zufriedenheit über den Erfolg der linken Demonstranten. Die Erinnerung an 1933, als es im März zu einer von den Nationalsozialisten organisierten und systematisch vorbereiteten Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller kam (die als Bücherverbrennung unrühmlich in die Geschichte einging), blendeten die demokratischen Demonstranten wie der SPD-Gratulant dabei offenbar aus.
Der Berliner Stefan Krikowski nahm die positive Stellungnahme von Stöß zur Verhinderung der Veranstaltung zum Anlass, an den SPD-Politiker einen offenen Brief zu schreiben. Wir geben Krikowskis Äußerung ohne Kommentar nachstehend zur Kenntnis:
„Sehr geehrter Herr Stöß,
Sie sind Landesvorsitzender einer nicht mehr ganz so großen Volkspartei, die in der Bundeshauptstadt aber immerhin den Bürgermeister stellt.
Leider löst Ihre Partei nicht die gewichtigen Probleme des neuen Flughafens Schönefeld oder der deutschen Oper oder der Lösung des Konflikts mit den Flüchtlingen auf dem Oranienplatz und der von Flüchtlingen besetzten Gerhard Hauptmann-Schule in Kreuzberg. Dafür twittern Sie als Landesvorsitzender Ihre Meinung zur Veranstaltung vom 2. März 2014 im BE mit Herrn Thilo Sarrazin. Eine Veranstaltung, die nicht stattfinden konnte, da sie ein grölender linker Mob lauthals sprengte. Nach dem Abbruch twitterten Sie ihre Zustimmung, dass das BE Herrn Sarrazin nicht auch noch eine Bühne geben solle.
Verstehe ich Sie richtig, dass die SPD dafür eintritt, dass Herr Sarrazin kein Rederecht im BE erhalten solle? Meinen Sie, dass die Leitung des BE der Zustimmung der SPD bedarf bei der Frage, wen sie einlädt? Stimmen Sie als Landesvorsitzender einer nicht mehr ganz so großen Volkspartei der Einschränkung des Artikels 5 des GG zu?
Nachdem die BE-Geschäftsleitung, Frau Jutta Ferbers, arg hilf- und ideenlos mit den Schreihälsen verhandelte, stellte sie resigniert fest: “Wir beugen uns dem Meinungsterror“. Aus Sicht der BE-leitung und ihres Chef-Intendanten, Herrn Claus Peymann, sei es nämlich undenkbar in das Theater Bertolt Brechts die Polizei zu rufen. So beugt sich das BE lieber dem Mob, als für Recht und Meinungsfreiheit zu sorgen.
Und Sie begrüßen den Rauswurf und das Scheitern der Veranstaltung mit Herrn Thilo Sarrazin, immerhin Mitglied der SPD.
Als Landesvorsitzender einer nicht mehr ganz so großen Volkspartei sympathisieren Sie mit linken Chaoten, die dafür sorgten, dass eine Veranstaltung im BE gesprengt wurde.
Auch vor dem BE gab es Protest gegen die Veranstaltung. Hier eine Kostprobe:
Ein „Protestplakat“, auf dem ein Schafott abgebildet ist. Herr Sarrazin sei ein Menschenfeind, der aufs Schafott gehöre. (http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/12878930194/in/photostream/).
Der alte Bertolt Brecht schwieg, als sein Schüler Horst Bienek von der NKWD verhaftet wurde und für viele Jahre in den GULag verschwand.
Die Menschen, die dieses Plakat „TerrorThilo“ entwarfen, haben dieselbe Gesinnung wie die stalinistischen NKWD-Schergen und ihre deutschen Stasihelfer, die den jungen Horst Bienek verhafteten. Nochmals: der große berühmte Brecht schwieg!
Ich möchte Ihnen das Buch von Horst Bienek – Workuta – empfehlen, da Bienek in beeindruckender Weise im nüchternen Sprachstil die Mechanismen aufzeigt, wohin totalitäres Gedankengut führen kann. Das „Protestplakat“ „TerrorThilo“ atmet denselben Geist.
An diesem Sonntagmorgen wurde das hohe Gut der Meinungsfreiheit auf gravierendste Weise verletzt.
Zum Schluss eine einfache Frage an Sie: Hat Herr Thilo Sarrazin das Recht, mit einer Lesung im BE sein neues Buch vorzustellen: JA oder NEIN?
Für eine Antwort Ihrerseits wäre ich dankbar.
Mit freundlichen Grüßen Stefan Krikowski“
V.i.S.d.P. für die Vorbemerkung: Vereinigung 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785 Für den „Offenen Brief“: Stefan Krikowski, Berlin
4 Kommentare
7. März 2014 um 12:38
Klaus Hoffmann
Derzeit kann ich den Denkenden in der dumpen Sozi-Masse nur empfehlen die AfD (Alternative für Deutschland) zu wählen!
6. März 2014 um 18:35
bildmedienM. Sachse
Man kann es auch Eigentor nennen. Durch Ereignisse, wie die hier beschriebenen, wird der Titel des Buches von Herrn Sarrazin selbsterklärend. Aufrechte Journalisten, Autoren und Bürger haben den Meinungsterror, den Tugendterror nun mal darstellt, sicher oft genug selbst erlebt. Nur hilft das der Demokratie nicht weiter. Aber wir haben ja auch nur noch eine Demokratie gem. GG. Gelebte Demokratie sähe anders aus.
6. März 2014 um 14:25
Klaus Dörfert
Gott verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Nun zeigt die SPD durch ihre Vertreter, woher die Genossen kommen und wohin sie wollen.
Wir müssen sie nicht entlarven, dass tun die lieben Genossen schon täglich allein. Sie beweisen es durch 100 von Industrie-Ruinen. Aber das die Justiz mit ihren Organen so involviert ist, dass selbst denkende Bürger vor solchen Pöbel nicht geschützt werden, das setzt dem ganzen die Krone auf. Diktaturen und ihre Handlanger dulden keine freie Meinung, selbst die schäbigen Überreste des Stalinismus müssen das verstehen.Das System Kommunismus ist an seiner Unfähigkeit und Brutalität für immer gescheitert.
6. März 2014 um 13:32
Bernd Stichler
Die heutige SPD: Wer braunen Faschismus verbieten will und gleichzeitg mit rotem Faschismus ins Koalitionsbett steigt hat kein Recht, sich Demokrat zu nennen. Aber vielleicht ist es inzwischen auch anderen Menschen aufgefallen, daß die SPD mehr und mehr zu einem Sammelbecken für Dummköpfe mutiert, denn sonst würde sie sich nicht für NAZI-Methoden (Bücherverbot – Bücherverbrennung) begeistern.