Berlin, 20.02.2014/cw – Der stv. Fraktionsvorsitzende in der Bezirksverordnetenversammlung von Kreuzberg-Friedrichshain, Timur Husein (CDU), hat für die nächste Sitzung der BVV am 26. Februar einen Antrag eingebracht, der eine dauerhafte Ehrung für den vor fünfzig Jahren nahe der St.-Thomas-Kirche an der dortige Mauer erschossenen Flüchtling Paul Schultz durch den Bezirk vorsieht.
Danach möge die Bezirksverordnetenversammlung beschließen:
„Das Bezirksamt wird aufgefordert zu prüfen, wie an Paul Schultz dauerhaft im Bereich der St.-Thomas-Kirche erinnert werden kann. Dabei ist mit der St.-Thomas-Kirchengemeinde und der Vereinigung 17. Juni 1953 zusammenzuarbeiten und eine Umsetzung noch in diesem Jahr (25. Jahrestag des Mauerfalls) anzustreben.“
In seiner Begründung schildert Husein eindrucksvoll das damalige Geschehen im Schatten der ersten Passierscheinaktion, als der Tod von Paul Schultz am ersten Weihnachtsfeiertag 1963 die Öffentlichkeit erschütterte.
Der CDU-Verordnete erinnert daran, dass die Vereinigung 17. Juni 1953 zum 50. Jahrestag der Ermordung von Schultz ein Holzkreuz errichtet hat: „Die dauerhafte Erinnerung ist nicht zuletzt ein Zeichen gegen die Schändung des Holzkreuzes am 15. Februar 2014,“ argumentiert Timor Husein.
Auch die Vereinigung 17. Juni wandte sich am heutigen Donnerstag erneut an das Bezirksamt.
In einer Mail an die Bezirksstadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) erinnert der Verein an seinen an die Bezirksbürgermeisterin gerichteten Antrag, seitens des Bezirks eine dauerhafte Gedenkstätte für Paul Schultz zu schaffen. Die von Bürgermeisterin Herrmann für zuständig bezeichnete Stadträtin wird gebeten, den Verein über den aktuellen Stand der Meinungsbildung in der Bezirksverwaltung zu informieren und fragt an, inwieweit der Verein das zwztl. von Unbekannten zerstörte Gedenkkreuz erneuern solle, bis der Bezirk eine Entscheidung getroffen habe.
Über die heute bekannt gewordenen Initiative der CDU Kreuzberg zeigte sich die Vereinigung „sehr erfreut.“ Dieser Antrag beweise, dass es „im politischen Spektrum der Stadt noch Kräfte gebe, die sich der Erinnerung an die Toten der Mauer verpflichtet wissen.“
Der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni hatte vor 50 Jahren als junger Mann das erste Gedenkkreuz für Schultz errichtet und bei Minusgraden zusammen mit einem Freund aus „Protest gegen die Morde an der Mauer“ einen zehntägigen Hungerstreik durchgeführt.
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
2 Kommentare
21. Februar 2014 um 12:18
Edith Fiedler
Endlich eine positive Initiative aus den Reihen der BVV Kreuzberg-Friedrichshain. Kreuzberg ist auch der frühere Grenznachbar vom Bezirk Treptow. In Treptow-Köpenick gibt es eine lobenswerte Erinnerungskultur.
Dort sollten mal die Kreuzberger nachfragen, wie man es macht.
Dem „Mauerdemonstrant“ mal ein Dankeschön für alle Aktionen, Initiativen und unermüdlicher Korrespondenz.
21. Februar 2014 um 11:35
Bernd Stichler
Wenn man es in Berlin ferigbrachte , eine Straße nach Rudi Dutschke zu benennen, dann wäre eine Ablehnung des CDU-Antrages zugleich auch eine Sympathiebekundung zu Extremismus und Terrorismus .