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Hannover, 27.02.2014/cw – Soeben wird über die Agenturen die Meldung über den erwarteten Freispruch des vormaligen Bundespräsidenten Christian Wulff verbreitet.

„Wir, die Vereinigung 17. Juni, gratulieren herzlich zu diesem Freispruch erster Klasse“, erklärte der Vereinsvorstand in Berlin. Mit diesem Urteil werde „eine quälende Farce beendet, die in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel ist.“ Zwar sei es eine grundsätzliche Auszeichnung für einen Rechtsstaat, wenn dieser in „der Wahrnehmung rechtlicher Verpflichtungen auch vor den Thronen dieser Republik“ nicht halt mache. Gleichwohl entbinde dies die für die Rechtspflege Verantwortlichen nicht von der Pflicht, mit besonderer Sorgfalt vorzugehen und Bürger „ebenfalls ohne Ansehen ihrer Person“ vor offensichtlich unangemessenen Verfolgungen zu schützen. Die Aufgabe der Staatsanwaltschaft, nicht nur belastende Daten gegen einen Beschuldigten sondern gleichermaßen entlastende Daten zu ermitteln, erscheint „hier gröblich verletzt worden“ zu sein. Besonders hier scheine eine fatale

Bundespräsident Christian Wulff ehrte 2011 die Toten von Hoheneck - Foto LyrAg

Bundespräsident Christian Wulff ehrte 2011 die Toten von Hoheneck – Foto LyrAg

Nähe zu dem System eines Unrechtsstaates auf, der grundsätzlich von der Schuld eines in das Visier der Strafverfolgungsbehörden geratenen Bürgers ausgeht. Hier sei der Rechtsstaat  geradezu verpflichtet, „auch nur den Anschein der Nähe zu einer Unrechtspraxis zu vermeiden.“

Abschließend spricht der Verein seine Hoffnung aus, dass sich für den Politiker Wulff in absehbarer Zeit wieder eine Stellung im gesellschaftlichen Spektrum findet, „die seinen Verdiensten um dieses Land entspricht.“ Diese Verdienste werden keinesfalls durch sicherlich vermeidbare Fehler geschmälert, sondern verstärken eher den Eindruck, in Christian Wulff einen Politiker anzutreffen, der keinen  Anspruch auf Unfehlbarkeit erhebt.

„Wir, die Opfer einer Diktatur, werden jedenfalls nicht das persönliche Engagement des einstigen Ministerpräsidenten für die Belange der Diktatur-Opfer vergessen, das er auch als Bundespräsident nicht einfach an der Garderobe abgegeben“ hat. Dies habe der vormalige Bundespräsident u.a. auch durch seinen vielbeachteten Besuch im  ehemaligen Frauenzuchthaus in Hoheneck/Stollberg im Mai 2011 bewiesen. Seine dort gezeigte, weit über seine amtlichen Pflichten hinaus gezeigte „tiefe menschliche Anteilnahme für das Schicksal der von der politischen Verfolgung betroffenen Menschen bleibe allen Beteiligten unvergessen,“ erklärte der Vereinsvorstand in seiner Stellungnahme zu dem Urteil.

V.i.S.d.P.:  Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785

Potsdam, 25.02.2014/cw – Am Mittwoch vergangener Woche fanden sich im Evangelischen Gymnasium in Potsdam, Hermannswerder 18, immerhin rund einhundert Interessenten ein, um den Film von Freya Klier über den 17. Juni 1953 zu sehen. Das war insofern erstaunlich, als der 60. Jahrestag des Volksaufstandes bereits ein gutes halbes Jahr vorüber war, der Film „Wir wollen freie Menschen  sein“ mit Erfolg bereits im RTL gezeigt wurde und das Thema gemeinhin (leider) die Bevölkerung nicht mehr von den Stühlen reißt. Außerdem hatte Klier, einst mutige Bürgerrechtlerin in der siechenden DDR, ihren bemerkenswerte  Film bereits auf diversen Veranstaltungen vorgeführt.

Mit diesem Film gelang Klier allerdings ein sehr menschliches, persönliches und lebendiges Zeugnis für einen großen Aufstand in einem noch immer nicht gerade als rebellisch zu bezeichnenden Land, auch wenn sich die Erhebung im  kleineren, abgetrennten Deutschland abspielte. Die Faszination des Films macht der Abstand zu den üblichen Klischees aus. Nicht die Panzer oder das Brandenburger Tor standen im  Mittelpunkt, sondern das Schicksal zweier Jungen, die mehr oder weniger zufällig in das Geschehen am 17. Juni 1953 hineingerieten. Der 15-jährige Paul Ochsenbauer bezahlte diesen Zufall mit seinem Leben…

Freya Klier beschränkte sich wesentlich auf die Ereignisse „in der Provinzhauptstadt Leipzig“, weil der Aufstand „immer nur mit Ost-Berlin in Verbindung gebracht“ wird, wie die Regisseurin nach der Filmvorführung erläuterte. Dabei hatte der Aufstand „die gesamte DDR erfasst.“ Mit ihrem Film wolle sie auch eine Hommage für die Hundertausenden schaffen, die mit ihrem Mut „Beispielloses für die Demokratie und unsere Freiheit geschaffen“ hätten. Den Film empfinde sie auch als ein Stück Wiedergutmachung, denn lange Zeit, „zu lange“, habe sie der verbreiteten Mär vom faschistischen Putsch geglaubt, den Ereignissen nur aus dieser Sicht – wenn  überhaupt – Bedeutung eingeräumt. Heute wisse sie um  ihren Irrtum und wolle aus vollem Herzen und voller Überzeugung dazu betragen, das diesem Datum wieder die ihm  zustehende Bedeutung zukomme.

Das anwesende Publikum in der fast vollständig gefüllten Aula erwies sich als überaus sachkundig. In der anschließenden Diskussion meldeten sich auch überraschend Zeitzeugen, die die Ereignisse aus Potsdamer Sicht („Hier war es sehr ruhig!“), aus Berliner Ost- wie West-Blick verfolgt hatten. Da kam es dann auch nicht auf die kleinen Ungenauigkeiten an, als Klier das Kreuz auf dem Kreuzberg (West-Berlin) als „authentisches Kreuz“ aus dem damaligen Geschehen bezeichnete. Tatsächlich hatten  Aufständische wenige Tage nach dem Aufstand ein Holzkreuz durch die Bezirke nach Zehlendorf getragen und es symbolträchtig gegenüber dem auf dem Mittelstreifen stehenden sowjetischen Panzer  aufgerichtet. (Der Panzer stand nach seiner 1955 erfolgten Entfernung bis zum  Mauerfall weit sichtbar am Grenzübergang in Dreilinden.) Das Denkmal am Kleeblatt in Zehlendorf ist daher das einzige authentische, weil ursprüngliche Mahnmal an den 17. Juni in Deutschland.

Carl-Wolfgang Holzapfel von der Vereinigung 17. Juni dankte Klier „für die eindrucksvolle und berührende Personalisierung des sonst häufig sehr abstrakt dargestellten Aufstandes. Nur wenn wir Geschichte in Bezug zu den dahinter stehenden Schicksalen stellen, können wir nachfolgende Generationen dafür interessieren.“ Der Vereinssprecher merkte aber auch Kritik an. Es sei überfällig, neben dem Geschehen in der DDR auch endlich die Rolle der Westseite Deutschlands zu beleuchten. Hier werde „häufig Glanz verbreitet, der wenig der seinerzeitigen Wirklichkeit entsprechen“ würde. Es wäre wünschenswert, wenn sich Klier „mit der von ihr gewohnten Frische und Unvoreingenommenheit ebenfalls diesem Teil des Geschehens widmen würde.“

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785

Portrait.02Berlin, 22.02.2014/cw – Die Giuseppe-Marcone-Stiftung setzte heute leuchtende Signale für Toleranz. LichterToleranz 22.02.2014 007Am Charlottenburger Lietzensee wurde in den Abendstunden eine beispiellose Licht-Orgel eingeweiht. Vier Wochen lang sollen die eindrucksvollen und künstlerisch gestalteten Licht-Unikate Passanten am Kaiserdamm und Parkbesucher unaufdringlich mahnen, über Toleranz, ein  friedliches Miteinander statt an ein gewalttätiges Gegeneinander nachzudenken.

Unterschiede LichterToleranz 22.02.2014 012müssen nicht bis zu Exzessen eskalieren, Unterschiede können  uns auch die faszinierende Vielfalt unterschiedlicher Ideen und Gedanken vermitteln. LichterToleranz 22.02.2014 011Die Giuseppe-Marcone-Stiftung ging aus einem Gewaltakt hervor, wurde von den Eltern nach dem erschreckenden Tod ihres Sohnes am Kaiserdamm am 17. September 2011 gegründet. Sie setzten  damit ein  ermutigendes Zeichen, dass an die Stelle von Rache innovatives Denken , an die Stelle gewalttätiger Auseinandersetzung die gemeinsame kreative Umsetzung unterschiedlicher Gedanken setzt. Jugendliche, Kinder und

Giuseppe war in vielen Kunstwerken gegenwärtig ... Alle Fotos: LyrAg

Giuseppe war in vielen Kunstwerken gegenwärtig …
Alle Fotos: LyrAg

Erwachsene haben sich dieser Idee geöffnet und wunderschöne Licht-Elemente geschaffen. Sehenswert!

Die Unikate sollen voraussichtlich nach Beendigung der Toleranz-Wochen zu Gunsten  der Stiftung LichterToleranz 22.02.2014 030versteigert werden.LichterToleranz 22.02.2014 033

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785

Berlin, 20.02.2014/cw – Der stv. Fraktionsvorsitzende in der Bezirksverordnetenversammlung von Kreuzberg-Friedrichshain,  Timur Husein (CDU), hat für die nächste Sitzung der BVV am 26. Februar einen  Antrag eingebracht, der eine dauerhafte Ehrung für den vor fünfzig Jahren nahe der St.-Thomas-Kirche an der dortige Mauer erschossenen Flüchtling Paul Schultz durch den Bezirk vorsieht.

Danach möge die Bezirksverordnetenversammlung beschließen:

Das Bezirksamt wird aufgefordert zu prüfen, wie an Paul Schultz dauerhaft im Bereich der St.-Thomas-Kirche erinnert werden kann. Dabei ist mit der St.-Thomas-Kirchengemeinde und der Vereinigung 17. Juni 1953 zusammenzuarbeiten und eine Umsetzung noch in diesem Jahr (25. Jahrestag des Mauerfalls) anzustreben.“

In seiner Begründung schildert Husein eindrucksvoll das damalige Geschehen im Schatten  der ersten  Passierscheinaktion, als der Tod von Paul Schultz am ersten  Weihnachtsfeiertag 1963 die Öffentlichkeit erschütterte.

Der CDU-Verordnete erinnert daran, dass die Vereinigung 17. Juni 1953 zum 50. Jahrestag der Ermordung von Schultz ein Holzkreuz errichtet hat:  „Die dauerhafte Erinnerung ist nicht zuletzt ein  Zeichen gegen die Schändung des Holzkreuzes am 15. Februar 2014,“ argumentiert Timor Husein.

Denkmal-Schändung - Foto: LyrAg

Denkmal-Schändung – Foto: LyrAg

Auch die Vereinigung 17. Juni wandte sich am heutigen  Donnerstag erneut an das Bezirksamt.

In einer Mail an die Bezirksstadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) erinnert der Verein an seinen an die Bezirksbürgermeisterin gerichteten Antrag, seitens des Bezirks eine dauerhafte Gedenkstätte für Paul Schultz zu schaffen. Die von Bürgermeisterin Herrmann für zuständig bezeichnete Stadträtin wird gebeten, den Verein über den aktuellen Stand der Meinungsbildung in der Bezirksverwaltung zu informieren und fragt an, inwieweit der Verein das zwztl. von Unbekannten zerstörte Gedenkkreuz erneuern solle, bis der Bezirk eine Entscheidung getroffen habe.

Über die heute bekannt gewordenen Initiative der CDU Kreuzberg zeigte sich die Vereinigung „sehr erfreut.“ Dieser Antrag beweise, dass es „im politischen Spektrum der Stadt noch Kräfte gebe, die sich der Erinnerung an die Toten der Mauer verpflichtet wissen.“

Der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni hatte vor 50 Jahren als junger Mann das erste Gedenkkreuz für Schultz errichtet und bei Minusgraden zusammen mit einem Freund aus „Protest gegen die Morde an der Mauer“ einen  zehntägigen Hungerstreik durchgeführt.

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785

 

Terminhinweis:

Freya Klier zeigt heute, Mittwoch, auf dem Hermannswerderaner Abend ihren jüngsten Dokumentarfilm über den Aufstand am 17. Juni 1953.

Mittwoch, den *19. Februar 2014*, 19:00 Uhr in der Aula des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder, Hermannswerder 18, 14473 Potsdam

Siehe dazu auch:

http://www.pnn.de/potsdam/828025/

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V.

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