Berlin, 29.01.1014/cw – Der nostalgische Titel eines Films über die DDR (ZDF, 28.01., , 1.Teil und 4.02., 2. Teil, jeweils 20:15 Uhr ) wirft Fragen auf. Zum Beispiel: Wann kommt das ZDF oder ein anderer TV-Sender auf die Idee, so über das Dritte Reich zu titeln oder zu fabulieren? Da war sicherlich auch nicht alles schlecht. Da wurde natürlich auch geliebt, gefeiert, gelernt, geheiratet und gelacht. Aber sind das die Punkte?

Akzeptierte Ergebenheitsadresse eines roten Massenmörders von 1977 - Archiv 17.Juni

Akzeptierte Ergebenheitsadresse eines roten Massenmörders von 1977 – Archiv 17.Juni

Es war nicht alles schlecht im  Dritten Reich?

Diese Punkte hat bisher Niemand, nicht einmal ein politisch Verfolgter, infrage gestellt, denn darum geht es bei der DDR-Kritik ebenso wie bei der Dritte-Reich-Kritik gar nicht. Kritisiert wurde bisher das, was schlecht war an diesen Systemen, und das zu Recht: Die politische Verfolgung und auch Hinrichtung Andersdenkender (Drittes Reich und DDR), der Rassenwahn und der daraus abgeleitete Massenmord (Drittes Reich), die Unterwerfung unter menschenverachtende und massenmörderische Ideologien (Drittes Reich und DDR) etc., etc…

Wir hatten ein schönes Leben in der DDR, … wir haben uns die Freiheit genommen.“ Der so Zitierte kann von Glück sagen, diesen Satz „nur“ über die DDR gesagt zu haben. Hätte er diese Äußerung über das Dritte Reich gemacht, würde er vermutlich am Tag nach der ZDF-Ausstrahlung (immerhin zur besten Sendezeit) seinen Hut als Chef der Unrechts-Akten-Verwaltung nehmen müssen.

Es kommt auch nicht (mehr) auf die Fragestellung an: Ist der Chef der produzierenden Filmfirma identisch mit jenem KPD-ZK-Mitglied Ulrich Lenze aus den siebziger Jahren (siehe DER SPIEGEL 22/1975)? Das spielt angesichts der realen Wirklichkeit in der heutigen Republik mit einstigen Aufsteigern aus der  DDR an der Staatsspitze und im Bundestag nun wirklich keine Rolle mehr, zumal Lenze ja nach 1980 eine beachtliche Spannbreite von Produktionen vorweisen kann. Aber es wirft die Frage auf, ob dieser mögliche Zusammenhang letztlich eine Rolle bei der Findung des unseligen Titels des ZDF-Films gespielt haben könnte?

In Mörder-Uniformen stolzierende Foto-Attrak-tionen

Wenn wir uns im  Jahr 25 nach dem Mauerfall – ein  Vierteljahrhundert – in  einer erschreckenden Nostalgie-Welle wiederfinden, die die „Schönheiten“ der DDR in den Vordergrund stellen, dann  müssen wir uns nicht mehr über DDR-Fahnen an Häuserwänden und das von der Politik ungehinderte freche Zeigen von DDR-Symbolen in der City der einst durch eine mörderische Mauer getrennten Stadt wundern.

Flugblatt der DKP - Mutige Opposition oder rote Ideologie im  anderen Gewand? - Archiv 17. Juni

Flugblatt der DKP – Mutige Opposition oder rote Ideologie im anderen Gewand? – Archiv 17. Juni

Die in den Mörder-Uniformen für Touristen stolzierenden Foto-Attraktionen vor oder hinter dem Brandenburger Tor, in dessen Schatten ebenfalls Menschen ermordet wurden, oder am Checkpoint Charlie, von dem unweit entfernt der junge Peter Fechter vor aller Welt hingerichtet wurde, sagen mehr über die distanzlose Würdelosigkeit gegenüber der einstigen  DDR aus, als die uns noch bevorstehenden Bekenntnisse  von Politikern in diesem Gedenkjahr.

Insoweit gibt der DDR-Film mit seinem Nostalgie-Titel nur die graue Wirklichkeit der offenbar renovierten und darum von einstigen Bürgerrechtlern und vielen Alt-Kadern akzeptierten „Neuen Deutschen Demokratischen Republik – NDDR“ wieder.

Ob wir für eine derartige Republik wirklich gekämpft und gelitten haben, ob dafür wirklich so viele Menschen sterben mussten, ist eine ganz andere Frage. Die Antwort wird vermutlich erst gar nicht gesucht. Sie interessiert heute nur noch die „Ewiggestrigen“.

V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 19534 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785