Stollberg/Erzgebirge, 9.01.2014/cw – Vor zwei Tagen hat Sachsens Innenminister Markus Uhlig zusammen mit dem Stollberger Oberbürgermeister Marcel Schmidt in Stollberg eine städtebauliche Vereinbarung unterzeichnet. Danach soll im 3. und 4. Bauabschnitt die Sanierung des einstigen ausschließlichen Frauenzuchthauses der DDR vorangetrieben werden. Dafür werden aus dem Bund-Länder-Programm „Städteumbau Ost“ weitere 625.000 Euro zur Verfügung gestellt. Mit dem Betrag soll besonders die Sanierung des Westflügels der einstigen Horror-Burg vorangetrieben werden, in dem nach den Plänen des neuen Eigentümers die künftige Gedenkstätte Hoheneck ihren Platz finden soll. Stollberg hatte das Areal im letzten Jahr für einen eher symbolischen Preis von Bernhard Freiberger erworben.
Mit der jetzigen Tranche wurden für die Sanierung innerhalb eines Jahres bereits 2,8 Millionen Euro bereitgestellt. Erst 2012 hatte der Freistaat die einstige Schloss-Anlage, die seit 1886 als Gefängnis genutzt wurde, in das Gedenkstättenprogramm aufgenommen. Mit dem zügigen Um- und Ausbau hält nun auch Sachsen nach der Stadt Stollberg seine Zusicherungen ein. So konnte der Innenminister bei seinem Besuch in Stollberg befriedigt feststellen: „Heimat bedeutet für uns auch, dass unsere Städte lebendige Geschichte zeigen. Die fördern wir mit der Sanierung von Schloss Hoheneck.“
Zufrieden mit der jetzigen Entwicklung zeigten sich auch die einstigen Frauen von Hoheneck. Tatjana Sterneberg, Vorsitzende des ersten Fördervereins für eine Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck, äußerte sich „geradezu beglückt, dass den Worten vergangener Jahre jetzt zügige Taten folgten.“ Besonders sei man für das „außerordentliche Engagement des Stollberger Oberbürgermeisters dankbar,“ ohne dessen „persönlichen Einsatz diese positive Entwicklung nicht möglich gewesen“ wäre.
Sterneberg war 1972 wegen versuchter Republikflucht verhaftet und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sie hatte die aufgezwungene Haft bis 1976 in Hoheneck verbüßen müssen. Der Verein hatte bereits nach dem von Sterneberg organisierten Besuch des Bundespräsidenten Christian Wulff in 2011 der Öffentlichkeit ein vielbeachtetes Konzept für die Zukunft von Hoheneck vorgestellt.
Kritischer sieht ausgerechnet das einstige Zentralorgan der SED, die heutige sozialistische Tageszeitung „Neues Deutschland“ den Umgang Sachsens mit den Gedenkstätten im Freistaat. Der Dresdner Autor Hendrik Lasch merkte an, dass weitere sächsische Erinnerungsorte auf zugesagte feste Förderungen warten müssten. Am Beispiel der Stadt Frankenburg führt die Zeitung allerdings aus, dass eine Förderung der geplanten Erinnerungsstätte für eine von den Nationalsozialisten in einem früheren KZ betriebene Textilfabrik bisher an ungeklärten Eigentumsfragen scheitere.
Die Ausbeutung der Frauen von Hoheneck durch Zwangsarbeit im einstigenDDR-Frauenzuchthaus hingegen findet keine Erwähnung. Immerhin wurden allein in Hoheneck mit der Produktion von Bettwäsche und Strümpfen Millionen DDR-Mark erwirtschaftet. Quelle, Neckermann und Co. hatten diese Erzeugnisse über ihre Kataloge und ihren Kaufhäusern einem ahnungslosen Publikum verkauft. Die schwedische Möbelhauskette IKEA finanziert gegenwärtig eine von der UOKG angestellte Erforschung der Zwangsarbeit in den einstigen Haftanstalten der DDR. Erste Ergebnisse sollen Ende diesen Jahres präsentiert werden.
V.i.S.d.P.:Redaktion Hoheneck, Berlin, Tel.: 030-30207778
3 Kommentare
14. Januar 2014 um 01:10
Fritz Schüler
Zweifellos ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung nach vielen Querelen und Ungereimtheiten!
Doch es bleibt weiterhin ein bitterer Beigeschmack – wie auch bei allen bisherigen Bemühungen um eine wahrheitsgetreue Aufarbeitung jener (nicht selten verharmlosten) schrecklichsten Ära der Menschheitsgeschichte von 1917-1991 – erhalten.
Sowohl deren Theoretiker als ihre blutigen Vollstrecker wurden kaum; zumeist jedoch nie zur Verantwortung gezogen.
Im Gegenteil:
Überall in Deutschland Denkmäler, Straßennamen (in Strausberg sogar von einem Mauerschergen?!) jener gescheiterten verbrecherischen Ideologie!
WIE LANGE EIGENTLICH NOCH ? ? ?
Franz Ludwig Graf Stauffenberg (ein Sohn des Hitlerattentäters:
„Aber ein demokratischer, freiheitlicher Rechtsstaat…, der sich dazu hergibt, an der einen ‚Gedenkstätte’… Personen zu ehren, die in sich das krasse Gegenteil von Freiheit und Recht personifizieren, und wenige Meter davon entfernt, nämlich an dem Denkmal für die Opfer des 17. Juni 1953, dieselben Personen als die großen Bösewichter und Untäter in das Geschichtsbewusstsein der Nachwelt überliefert, ein solcher Staat muss sich fragen lassen, OB ER SEINE SINNE BEIEINANDER HAT, oder ob er nicht PSYCHIATRISCHER BEHANDLUNG bedarf.“
(Nachzulesen in „Der Mythos Marx und seine Macher“ S.368, von Konrad Löw,
Verlag Langen Müller, 1. Auflage 1996, 2. Auflage 2000 – Sonderproduktion)
9. Januar 2014 um 17:43
Klaus Dörfert
Meine Anerkennung für das Projekt!
Aber wir dürfen nicht auf solche Dinge reinfallen, wo sich einige ihr schlechtes Gewissen, falls es vorhanden ist, reinigen. Wenn ich bei den Unterstützern, dass Neue Deutschland lese, wird mir übel. Nun bekommen die Verführten (2,5 Millionen SEDler) evtl. eine Stehle in Hoheneck als Sponsoren und die Zwangsarbeiter der 2. Deutschen Diktatur schauen schön in die Röhre. Da stellt sich mir auch immer die Frage, sind die Opfer wirklich ZU HAUSE in der Bundesrepublik? Das muß natürlich jeder für sich selbst beantworten, unter der Devise:ZU HAUSE bin ich, wo ich glücklich bin.
9. Januar 2014 um 10:50
Angelika
Endlich haben sich die jahrelangen Bemühungen der Frau Sterneberg ausgezahlt. Oft angefeindet ging sie beharrlich ihren Weg.
Nun ist es fast erreicht. Einen herzlichen Dank an sie.