Berlin, 9.November 2013/ts – Bereits im November 1989 schrieb der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni u.a. an den damaligen Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Jürgen Wohlrabe (CDU). Sein Vorschlag: Den 9. November als Feiertag zum „Tag der Nation“ zu erklären. Unter diesen Umständen wäre die Vereinigung 17. Juni auch bereit, auf den arbeitsfreien Tag am 17. Juni („Tag der Deutschen Einheit“) zu verzichten, denn der 9. November sei im Guten wie im Schlechten der Tag, in dem sich alle Deutschen wiederfinden könnten.

Das „Brucker Echo“ berichtete eine Woche nach der Maueröffnung auf Seite 1 über die Initiative – Archiv: 17.Juni
Holzapfel hatte seinerzeit, wissend um die Problematik gerade des 9. November, der bis zum vier Wochen zuvor stattgefundenen Mauerfall im öffentlichen Bewusstsein als Gedenktag an die sogen. Reichspogromnacht vermerkt war, den 10. November vorgeschlagen.
„Wir wollten damals die erwünschte Diskussion um diesen Tag nicht zusätzlich mit einer Debatte beschweren, die von vornherein mit Emotionen belastet gewesen wäre und jede Aussicht auf eine Realisierung von vornherein unmöglich gemacht hätte,“ so der mittlerweile fast Siebzigjährige heute. „Schließlich habe die eigentliche Begegnung der Menschen diesseits und jenseits der Mauer erst in der Nacht zum bzw. am 10. November stattgefunden.“
Jürgen Wohlrabe reagierte begeistert und teilte mit, er wolle diesen Gedanken transportieren und voll unterstützen. Es kam anders, Kohl bestimmte mehr oder weniger aus eigener Machtvollkommenheit den „3. Oktober“ zum den 17. Juni ablösenden Feiertag der Deutschen.
Seither vertiefte sich Holzapfel in die wechselvolle Geschichte des 9. November, die bereits 1848 mit der Ermordung des demokratische Politikers Robert Blum begann, hielt Holzapfel landauf, landab Vorträge zu dem Thema und kritisierte den 3. Oktober immer wieder als „Gedenktag nach Aktenlage“, der ohne Inhalt sei. „Ein Gedenktag bedarf der Emotionalität, der Identifizierung in der Bevölkerung mit diesem Tag, so wie zum Beispiel in Frankreich der „Sturm auf die Bastille“ die Menschen von links bis rechts vereint oder der „4. Juli“ in den USA für deren Einwohner die sinnstiftende Brücke zwischen den politischen Lagern ist,“ kommentiert der einstige Mauerkämpfer unermüdlich.
Unterstützung bekam er nach Jürgen Wohlrabe erstmals vor wenigen Jahren, als der Grünen-Politiker Werner Schulz erstmals in einem Beitrag im Deutschen Bundestag vom „Gedenktag nach Aktenlage“ sprach und sich verbal für den „9. November“ als Gedenktag einsetzte.
Nun bekam die Idee erneut, wenn auch indirekt, prominente Unterstützung. In der gestrigen ABENDSCHAU des Regionalsenders rbb (9.November, 19:30 Uhr / http://www.rbb-online.de/abendschau/) setzte sich der bekannte Journalist und Moderator Günther Jauch nachdenklich für eine Neubewertung des Tages ein: „Eigentlich ist für mich der 9. November der Tag der Deutschen, sich zu erinnern an die wechselvollen Momente in der deutschen Geschichte.“ Und der Moderator des Beitrages schloss seinen Bericht mit der Bemerkung ab: „Es ist das Datum, an dem sich das Gute und Schlechte einer Nation vereinigt.“
Der 17.Juni-Vorsitzende sieht denn auch Bewegung „in der Diskussion“. Und in der Beharrlichkeit bei der Verfolgung eines „einmal als richtig erkannten Gedankens“ (Holzapfel) lässt sich der Berliner nicht übertreffen. 2005 forderte er erstmals mit einem neuntägigen Hungerstreik einen „Platz des 17. Juni“ vor dem Bundesfinanzministerium. Acht Jahre später wurde der „Platz des Volksaufstandes von 1953“ zum 60. Jahrestag vor dem einstigen „Haus der Ministerien“ eingeweiht.
„Wir haben 28 Jahre auf den Fall der Mauer hingearbeitet, als andere schon längst die Teilung Deutschlands für unabänderlich hielten. Nächstes Jahr begehen wir den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Wir haben also noch vier Jahre Zeit, die Fehlentscheidung von 1990 zu korrigieren und den 9. November zum „Tag der Nation“ zu erklären,“ sagt Holzapfel zuversichtlich. Eine Änderung im Bewusstsein für die Bedeutung dieses Tages sei im Gange, und die öffentliche Debatte stehe uns jetzt erst bevor. Und: „Günther Jauch, Werner Schulz und ein Moderator im rbb werden eines Tages als „Beschleuniger dieses Gedankens“ gelten,“ so Holzapfel. „Damit habe ich keine Probleme.“
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785
7 Kommentare
14. November 2013 um 20:01
Frank Auer
Der 09. November als Nationalfeiertag in Deutschland. Im Grunde genommen bin ich auch für dieses Datum. Denn der 09. November 1989 ist der Tag des Mauerfalls und damit der Tag der Freiheit für viele Ostdeutsche gewesen. Am 09. November haben wir es in Deutschland geschafft, ein unmenschliches Regime ohne Gewalt in die Knie zu zwingen, und Millionen von Menschen ist die Freiheit geschenkt worden. Daher war ich schon lange dafür, dass der 09. November eigentlich der Nationalfeiertag sein sollte. Denn der 03. Oktober ist ein Datum, ohne direkten Bezug zum Mauerfall. Doch das Problem ist halt, dass der 09. November negativ vorbelastet ist. Viele verbinden diesen Tag mit der Nacht, an dem die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten einen Höhepunkt erreichte – Die Reichspogromnacht am 09. November 1938. Daher ist die Forderung nach einem Nationalfeiertag am 09. November nur schwer zu realisieren. Noch gut kann ich mich an eine Diskussion in unserer Gemeinde erinnern. Dort ging es um den Vorschlag, am 09. November den Martinszug durchzuführen. Diese Idee ist vom Pfarrer abgelehnt worden. Dieser hat sich dagegen ausgesprochen, an diesem Tag ein Martinsfeuer zu entzünden. Man könne an diesem Tag kein Martinsfeuer entzünden, da am 09. November 1938 zahlreiche jüdische Synagogen und Einrichtungen gebrannt haben, so war seine Argumentation. Daher sehe ich hier auch Einwände von Seiten der Kirchen in Deutschland. Über den 04. September als Nationalfeiertag könnte man schon eher nachdenken. Denn am 04. September 1989 hatten Millionen von Bürgern in Ostdeutschland, zunächst in Leipzig dann in vielen anderen Städten in den heutigen neuen Bundesländern den Mut auf die Straße zu gehen und friedlich mit den Parolen „Wir sind das Volk“ und „Die Mauer muss weg“ zu demonstrieren. Wenn man den 09. November als Feiertag einführen sollte, muss man stets hinzufügen, dass dies ein Tag der Freude (Mauerfall 89) aber auch ein Tag der Trauer (Reichspogromnacht 1938) gewesen ist.
14. November 2013 um 21:21
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Zitat: „Wenn man den 09. November als Feiertag einführen sollte, muss man stets hinzufügen, dass dies ein Tag der Freude (Mauerfall 89) aber auch ein Tag der Trauer (Reichspogromnacht 1938) gewesen ist.“
Lieber Frank Auer,
genau darum geht es doch bei dem Vorschlag. Der 9. November ist im Guten wie im Schlechten der „Tag der Nation“. In diesem Datum vereinen sich die Höhe- und die Tiefpunkte unserer Geschichte.
Er ist „das Datum“ in dieser Geschichte.
Carl-Wolfgang Holzapfel
11. November 2013 um 07:31
Stefan Köhler
Der 9. Nov. ist der geeignete Gedenktag, nicht Feiertag, denn unser Land ist tiefer denn je in Arme und Reiche gespalten, während die Unterschiede immer schneller wachsen, Volksverarmung dominiert.
Die nächsten Jahre sichern uns eine weitere Vertiefung dieses unüberwindlichen, tödlichen Grabens. Verdrängte, oft schon lange erwartete plötzliche Ereignisse werden aber die Arroganz des Superreichtums, der Gier, der schädlichen, gemeingefährlich krankhaften oder kriminellen Süchte und teuflischen Begierden unverhofft in sich selbst ersticken. Erst danach könnte es besser werden. Was vorerst nur die ärmsten Regionen unserer Erde trifft, wird in naher Zukunft uns selbst treffen.
Der 9. Nov. ist ein würdiger Tag, um die tiefe Spaltung und den bisher vergeblichen Kampf um Recht und Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie für alle in Wahrheit zu würdigen. Oder noch zügiger zurück auf dem Weg in die antiken Elitedemokratien und die Sklaverei? Kaiser, Könige, Götzen und Halbgötter, Christenschlächter Nero mit Lug, Trug und Gewalt in postzivilatorischer Variante auf dem unaufhaltsamen Vormarsch?
„Der bedrohte Friede“ von C. F. v. Weizäcker gibt uns Auskunft darüber, was uns erwarten könnte.
11. November 2013 um 08:15
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Zum letzten Beitrag von Stefan Köhler: Bei allem Respekt, der Zusammenhang zum Thema „9.November“ erschließt sich nicht. Eine Bitte an alle Kommentatoren: Bitte möglichst beim angesprochenen Thema bleiben, weil wir die Diskussionen bereichern und nicht zerfasern wollen…
11. November 2013 um 08:34
Stefan Köhler
Denkschablonen sind der Beginn und das Ende jeder Gesinnungsdiktatur oder Volkstäuschung. Mit tanzender Belegschaft sinkt jede Titanic.
Der 9. Nov. dokumentiert das Auf und Ab der unüberwindlichen Gräben in unserem Deutschland. Deshalb ist er der richtige Gedenktag, wenn die Gräben jemals überwindbar werden sollen. Das soll mein letzter Beitrag zu diesem Thema gewesen sein. Wer das Buch von C. F. v. Weizäcker gelesen hat, dem erschließt sich sogar der Zusammenhang, der allgemein verborgen bleiben soll. Deutschland und die Deutschen waren und sind weltweit verwoben.
10. November 2013 um 12:12
Dirk Lahrmann
Der 3. Oktober erinnert doch sehr stark an den 7. Oktober, dem Gründungstag der DDR.
Schon aus diesem werden die Genossen nicht auf einen Republik-Geburtstag im goldenen Oktober verzichten wollen.
10. November 2013 um 11:40
Klaus Dörfert
Da das Fernsehen in Deutschland einen Bildungsauftrag hat und vom Steuerzahler bezahlt wird, sollte man über einige Sendungen und Moderatoren stark nachdenken.Ja ich bin für den 9.11. als Gedenktag, im positiven wie im negativen Sinn ,denn mit diesem Tag ,soll sich aus historischem Grund ein Volk identifizieren können.