Von Edith Fiedler
Eingangs darf ich die Wortbedeutung aus vorgestelltem Zitat anführen: Ruinieren (jemanden oder sich selbst) in den Ruin treiben, arm machen (vor allem finanziell oder geschäftlich), zugrunde richten (eine Sache) unbrauchbar machen, vernichten oder zerstören und zersetzen.
Zwanzig Jahre interessierten sich nur Wenige für das erlittene Leid der Frauen in Hoheneck. Auch „Bruder Rainer“ kam dies bisher nicht in den Sinn. Das brachte von oben nichts, keine Empfänge und keine Medaillen. Erst 2011, nach dem die Vorsitzende Inge Naumann mit dem Konzept von Tatjana Sterneberg und Wolfgang Holzapfel, den Altbundespräsidenten und in jenem Jahr amtierenden Bundespräsidenten, Christian Wulff, dazu bewegen konnten, die Stätte, die die Frauen „Hölle Hoheneck“ oder “ ein dunkler Ort“ nennen, zu besuchen und zu erleben, weckte dies verbreitet Begehrlichkeiten, Neid und – leider – die Lust zur Zersetzung.
Nicht Marcel Schmidt hat sein Wort gebrochen
Nicht Marcel Schmidt, der Oberbürgermeister (OB) von Stollberg, hat sein Wort gebrochen, sondern die Damen, die an jener Veranstaltung „Das Frauenzuchthaus gestern – heute – morgen“ im Mai 2013 im Carl-von-Bach-Gymnasium in Stollberg, meist mit hängenden Köpfen im Präsidium saßen.
Edda Sch. und Mechthild G. verschwiegen, dass sie am nächsten Tag (also nach der zitierten Veranstaltung mit Marcel Schmidt) „mit rollenden Tränen“ den „Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen e.V.“ zur Auflösung führen wollten. Die Dritte im Bunde, Constanze H., wollte den Verein gar nicht erst als „e.V.“ sehen, wie jetzt durch Akteneinsicht bekannt wurde. Mit wem und auf wessen Kosten sollte danach der OB die Gedenkstätte realisieren?
Mit den Bestattern des Frauenkreises oder mit der freien „Fraueninitiative“ im Verein, die den Fortbestand durch einen mühsamen Klageweg vor dem AG Darmstadt erstreiten möchte?
Nun zu der Meldung des angeblichen Rücktritts des Vorsitzenden des 2. Fördervereins „Schloss Hoheneck“ in Stollberg, Dietrich H. Er versprach bei der Veranstaltung des Frauenkreises im Mai 2013 in Stollberg nicht, dass im Zellenhaus auch nur ansatzweise ein mindestens teilweiser Rückbau der Zustände in den Zeiten der SBZ und der DDR beabsichtigt sei. Das Objekt bliebe so, wie es nach dem Umbau zur JVA besenrein vom Land Sachsen verkauft und vom jetzigen Eigentümer für die Besichtigungen mit bunten Hochbetten in den Zellen ausgestattet wurden.
Wie sollen eigentlich in diesen baulich veränderten, geschönten Räumlichkeiten zukünftige Generationen nachvollziehen können, warum die ehemaligen Insassen das Gefängnis „Hölle Hoheneck“ nannten?
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Ich verstehe den OB von Stollberg, der zunächst einen Teil der Gebäudekomplexe für das Projekt „Lern- und Erlebniswelt Phänomenia“ für Kinder und Jugendliche verwirklichen möchte, weil dafür bereits Finanzmittel zur Verfügung stehen und in nächsten Schritten – step for step – (hoffentlich nicht erst durch seinen Nachfolger) die Sanierungsaufgaben für eine Gedenkstätte umsetzen möchte (für die erst noch Finanzierungsmittel akquiriert werden müssen) .
Das werden zwar im negativen Fall die ehemals Inhaftierten der Jahrgänge vor 1940 kaum noch erleben, wie es sich der Vorsitzende des (zweiten) Fördervereins wünschte. Diese vom OB und dem Sonderstadtrat von Stollberg verschobene, aber nicht aufgegebene realistische Zeitschiene für die Errichtung einer Gedenkstätte in der Burg Hoheneck führte aber wohl nicht zu einem Rücktritt des Vorsitzenden aus „Enttäuschung“.
Bereits bei der Buchlesung der Autorin Ellen Thiemann aus dem Buch, „Die Toten von Hoheneck“ in Stollberg am 04. Mai 2013 gab es Randgespräche mit Mitgliedern des Fördervereins, die Differenzen mit dem Führungsstil ihres Vorsitzenden durchblicken ließen. Der Beschluss des Sonderstadtrates war offenbar nur ein Anlass für den Rücktritt und nicht der Grund.
Als ehemalige Hoheneckerin hoffe ich, daß die Auflösungserscheinungen im Frauenkreis den engagierten OB nicht entmutigen. Es bleiben genügend ehemalige Frauen von Hoheneck, die den Einsatz für eine Gedenkstätte goutieren und mit deren Unterstützung der Stadtrat von Stollberg nach wie vor rechnen kann.
V.i.S.d.P.: Redaktion „Hohenecker Bote“, Edith Fiedler / Berlin, 27.08.2013, Tel.: 030-30207785
3 Kommentare
5. September 2013 um 09:58
Frank Auer
Zur Diskussion um die Errichtung einer Gedenkstätte im ehemaligen Frauenzuchthaus Hoheneck hier meine Gedanken.
Im Jahr 2011 wurde die Öffentlichkeit auf die menschenverachtenden Verbrechen an den zu Unrecht inhaftierten Frauen in dem damaligen DDR-Zuchthaus Hoheneck aufmerksam. Dazu beigetragen hat zum einen der Besuch des damaligen Bundespräsidenten Wulff (Mai 2011) und die Ausstrahlung des Films „Es ist nicht vorbei“ (Nov. 2011). Die zu diesem Zeitpunkt tätige Vorsitzende des Frauenkreises, Inge Naumann, hat ebenfalls die Errichtung einer Gedenkstätte energisch betrieben. … Jedoch ist die Vorsitzende dann bei den Wahlen zum Frauenkreis im Mai 2012 abgesetzt worden. Diese Abwahl ist bis heute unbegreiflich und nicht nachzuvollziehbar, da bei der Vorstandswahl nicht alles mit richtigen Dingen abgelaufen war. Das Wahlergebnis ist daraufhin angefochten worden. Durch einen Bescheid des Registergerichtes sollte diese Wahl im Oktober 2012 wiederholt werden. Darüber setzte man sich einfach hinweg.
Bei der Mitgliederversammlung im Mai 2013 hat der „Vorstand“ um E.Schönherz und eine folgsame Minderheit die Auflösung des Vereins beschlossen. Trotzdem wird der Name E. Schönherz als „Vorsitzende“ des Frauenkreises in einigen Veröffentlichungen genannt. Die Form dieser Auseinandersetzungen gefährden das Ansehen aller Frauen, die sich gegen das Vergessen engagieren. Zeitzeuginnen, wie z. B. E. Thiemann, R. Labahn, I. Naumann, T. Sterneberg, B. Schlicke, Edith Fiedler (um nur einige zu nennen) werden nach wie vor nicht müde, uns über die seinerzeitigen Haftbedingungen aufzuklären. Selbst die Umstände, dass die Frauen andauernd an ihre qualvollste Zeit ihres Lebens erinnert werden, schreckt diese nicht ab. Gerade E. Thiemann hat dies mit ihrem Buch „Wo sind die Toten von Hoheneck“ (erschienen im März 2013) wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Doch leider wird dieses Engagement durch Frauen gefährdet, die als Zeitzeuginnen auftreten und nachweislich falsche Aussagen tätigen. Es gibt Zeitzeuginnen, wie z.B. Anita G., die als Referentin zu einer Veranstaltung für den 25.09.2013 in die Gedenkstätte Leistikowstraße in Potsdam eingeladen wurde. Dort soll sie als Ex-Inhaftierte des Speziallagers Sachsenhausen und Frauenzuchthaus Hoheneck über ihr Schicksal berichten. Doch das Speziallager des KGB in Sachsenhausen ist bereits im Jahre 1950 aufgelöst worden. Die Verhaftung von Frau Anita G. hat aber erst 1953 stattgefunden.
Eine andere ehemalige Inhaftierte, Frau Edda S. aus Berlin, veröffentlicht ihre „Erlebnisse“ in einer Broschüre und versucht, ihre Erlebnisse am Rande der Wahrheit zu „aktualisieren“.
Frau E. Fiedler spricht in ihrem Artikel die Sanierungsmaßnahmen im ehem. Frauen-Zuchthaus an. Hier stimme ich voll zu, dass die Einrichtung nicht zu sehr umgebaut werden darf. Denn durch Umbaumaßnahmen können nachfolgende Generationen nicht mehr nachvollziehen, welchen Qualen einst die aus politischen Gründen eingesperrten Frauen dort ausgesetzt waren.
Ich bin zwar kein Betroffener dieses Unrechtsregimes. Aber es tut mir in der Seele weh zu lesen, wie hier mit der 2. dt. Diktatur umgegangen wird. Da ich mittlerweile sehr gute Kontakte zu ehemaligen Inhaftierten habe, fühle ich mich dieser Thematik zutiefst verbunden. Daher hoffe ich, dass es noch eine Chance gibt, dass Frauen wie die bereits Genannten und viele ehrliche Mitstreiterinnen den Frauenkreis in Würde weiterleiten können.
Ansonsten ist zu befürchten, dass ein endgültiges Aus des Vereins ein später Sieg der SED-Täter und ihrer Nachfolger ist. Nach dem Motto: „Die Opferverbände schaden sich schon selbst, und in einigen Jahren redet über unsere Verbrechen keiner mehr“.
Und diesen Sieg darf, will und kann ich und sicher auch viele andere nicht akzeptieren!
Liebe Grüße
Frank Auer
2. September 2013 um 17:46
Inge Naumann
Danke Edith Fiedler und danke Ellen Thiemann. Worte empfinden manche als Gift – sie werden niedergeschrieen, das kennen wir aus der einstigen „Zone“! Aber ich bringe in Erinnerung, dass die Wenigsten das nachlesen können, da sie bedauerlicherweise kein Internet haben und (zum Beispiel) immer dem „Stacheldraht“ (UOKG-Vereinsblatt) vertrauen müssen.
Ich muss mich einfach dazu äußern.
Frauenkreis kritisiert… und, und, und … Was ist hier los, wurde er nicht aufgelöst?
Eingetragen beim Registergericht Darmstadt sind nach wie vor A. Goßler als 1. Vorsitzende und E. Schönherz als Stellvertreterin, nachzulesen im Internet. Wurde nicht zum letzten Treffen 2013 bekannt gegeben, A. Goßler sei zurückgetreten? Warum? Wegen Wahrheiten, die ans Licht kamen? Was stimmt denn hier nun?
Im „Stacheldraht“ agieren nun E.S. als 1. Vorsitzende und K. Helber als Stellvertreterin. Hat sich der Verein nicht aufgelöst? Man kommt sich schon vor wie in der einstigen Zone: Postenhascherei in der Aufarbeitungsindustrie?
Was wurde aus dem Verein „Frauenkreis“? Seit zwei Jahren ist man dabei, diesen dem Erdboden gleich zu machen. Hat die ehemalige Pionierleiterin den Parteiauftrag von den Linken, um unliebsame Vereine zu dezimieren? Man wollte doch endlich wieder …“Ruhe in den Verein bringen“… – Zynisch angemerkt: Das ist mit Bravour gelungen.
Zur Errichtung einer Gedenkstätte reicht es nicht, sich in den Medien und auf Veranstaltungen zu präsentieren, da muss man ARBEITEN, unentgeltlich und immer am Ball sein, nicht in Berlin oder sonst wo, sondern in Sachsen, denn dort soll die Gedenkstätte entstehen. Da muss man streiten, fordern, um Lösungen ringen und nicht nur anwesend sein.
Zum OB Marcel Schmidt. Der Oberbürgermeister von Stollberg ist absolut integer, wenn es um die Frauen von Hoheneck geht. Bis heute hat er für uns Hoheneckerinnen jegliche Unterstützung geleistet, ob in der Stollberger Bibliothek oder zu unseren Treffen. Um etwas errichten zu können, muss eine Basis geschaffen werden, dann kommen auch die Fördergelder, aber wer weiß das von den Kritikern schon.
Heute nochmals zur Erinnerung für die Gestrigen und Unwissenden: Ohne Besuch des Bundespräsidenten am 13. Mai 2011 und die Eintragung ins Vereinsregister im November 2011 wäre diese Gedenkstätte in Sachsen niemals auch nur in Erwägung gezogen worden. Welche Hürden haben wir überspringen müssen, wie viel unwissende Kommentare und Eingaben ertragen, uns anschnauzen lassen müssen? Heute jammert man, dass die Gedenkstätte nicht schon steht?
Wo man doch 20 Jahre keine Eintragung brauchte, wie mir gegenüber immer agiert wurde?
Welch eine Farce zur Realität, zum vorausgegangenen Geschehen!
Inge Naumann
Vorsitzende bis Mai 2012)
1. September 2013 um 19:11
Ellen Thiemann
Danke, liebe Kameradin Edith Fiedler, für diese klaren Worte!
In der Öffentlichkeit treten leider einige ehemalige Hoheneckerinnen seit Monaten mit wahrheitswidrigen Angaben und heuchlerischen Beteuerungen auf. Wie sehr das unserem Ansehen und unserem eigentlichen Anliegen schadet, scheint ihnen dabei überhaupt nicht bewusst zu sein. Diese Geltungssucht ist kaum noch zu überbieten. Warum diese fragwürdigen Personen dabei auch noch von einigen Vertretern der so genannten „Aufarbeitungsindustrie“ Rückendeckung erhalten, ist mir allerdings schleierhaft.
Ja, Sie haben völlig Recht, wenn Sie den Oberbürgermeister von Stollberg in Schutz nehmen. Auch ich sehe in seinem Engagement und dem Wirken des Stadtrates echte Fortschritte zu den früheren Jahren. Wer die ganze Geschichte um dieses Riesen-Areal aufmerksam verfolgt hat – und sich ernsthaft damit auseinandergesetzt hat – der weiß, dass nicht alles auf einmal zu bewältigen ist. Mit dümmlicher Wichtigtuerei ist jetzt keinem geholfen. Wie Kameradin Edith Fiedler richtig schreibt: Es geht nur step by step!
An der Teilnahme an der angesprochenen Veranstaltung am 3. Mai 2013 war ich leider verhindert. Aber die Berichte von Kameradinnen und Stollberger Bürgern ließen Hoffnung aufkommen, dass OB Marcel Schmidt mit sehr viel Eigeninitiative das Projekt einer Gedenkstätte unterstützt. So habe ich auch seine Ausführungen verstanden, die er mir auf Anfrage für das Kapitel „Die Zukunft der schaurigen Burg“ für mein im März 2013 erschienenes Buch „Wo sind die Toten von Hoheneck?“ übermittelte. Von Anfang an war klar, dass die zahlreichen Gebäude auf einer Nutzfläche von 13.000 Quadratmetern plus 53.746 Quadratmeter Grund nicht ausschließlich als Mahn- und Gedenkstätte für das Andenken der dort zu Unrecht inhaftierten Frauen genutzt werden kann.
Wer hat denn konstruktive Vorschläge unterbreitet? Erstmalig gab es eine ausführliche Konzeption vom Förderverein, den Kameradin Tatjana Sterneberg im November 2011 ins Leben gerufen hatte, damals unter Mitwirkung des Stollberger Optikers, Dietrich Hamann. Erst im September 2012 hatte ein zweiter Förderverein (zu dem Dietrich Hamann, diesmal als Vorsitzender, wechselte), Gedanken entwickelt, wie das Großprojekt künftig aussehen könnte. Seitens des Frauenkreises der ehemaligen Hoheneckerinnen gab es zu keinem Zeitpunkt ein schriftliches, realierbares Konzept. Es ist traurig, dass Personen, die Jahrzehnte „unsichtbar“ waren, sich heute in den Mittelpunkt stellen, die große Lippe riskieren und die Arbeit ernst zu nehmender Personen zu torpedieren versuchen. Wenn man im Internet die fadenscheinigen Zitate einiger Besserwisser zu dieser ernsten Thematik liest, kann einem nur schwarz werden vor Augen. Wer sich plötzlich alles mit reinhängt ins Geschehen, ohne jemals den Finger krumm gemacht bzw. vernünftige Gedanken entwickelt zu haben, ist schon erstaunlich.
Ich schließe mich den Worten von Kameradin Edith Fiedler an und hoffe, dass Stollbergs Oberbürgermeister und der Stadtrat sich nicht entmutigen lassen. Schließlich hatten sie durch ihren Einsatz das vom Verkäufer ursprünglich mit 16 Millionen Euro angebotene Objekt für 160.000 Euro erworben. Nun kann es Schritt für Schritt saniert werden. Klugscheißerisches Gezeter und künstlich hochstilisierte Empörung führen nicht zum Ziel.
Mit besten Grüßen
Ellen Thiemann