Bautzen/Berlin, 1.06.2013/cw – Mit der Wahl von Alexander Latotzky zum Vorsitzenden des bis dato renommierten Bautzen-Komitees (wir berichteten) gerät dessen Umgang mit Grundsätzen und Spielregeln der Demokratie ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Latotzky betätigt sich als Web-Master für diverse Seiten von Vereinen im Internet und macht dort regen Gebrauch von der Möglichkeit, nur ihm genehme Äußerungen zuzulassen. Dabei wird dann auch schon mal der Nachruf auf eine plötzlich verstorbene ehemalige Hoheneckerin und Buchautorin ebenso verweigert wie Berichte über die Buchvorstellung einer bekannten Journalistin über das einstige DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck. Hintergrund: Beide Frauen gehören bzw. gehörten zu den kritischen Begleitern der Aufarbeitung in und um Hoheneck. In diesem Zusammenhang hatten sie auch mehrfach Kritik an Latotzky vorgetragen.
Für das nun von Latotzky geführte Bautzen-Komitee bietet sich ein ähnliches Bild. Auf der Homepage des Vereins bietet der Webmaster Latotzky ein Gästebuch an und vermerkt u.a.:
„Ihre Beiträge können Sie direkt und ohne eine Möglichkeit der Einflussnahme durch die Redaktion ins Gästebuch stellen. Der Inhalt der Einträge wird daher von der Redaktion auch nicht verantwortet, verantwortlich dafür sind ausschließlich Sie selbst!“ Gleich danach stellt er seine eigenen Ausführungen ad absurdum: „Die Redaktion behält sich jedoch vor, Beiträge, die nicht mit dem Thema dieser Website in Zusammenhang stehen oder solche mit beleidigendem oder erkennbar strafbarem Inhalt durch den Webmaster entfernen zu lassen.“ Und: „Wir sind gegen Zensur, bieten jedoch auf unserer Webseite kein Publikationsforumfür derartige Ansichten an.“ http://www.bautzen-komitee.de/Dgastbuch.htm
Wir sind gegen Zensur, bieten aber kein Publikationsforum für derartige Ansichten an. Aha, möchte man konstatieren. Der Unterschied zwischen strafbaren Äußerungen und Ansichten scheint dem Webmaster des Bautzen-Komitees wohl nicht geläufig zu sein.
Nachdem einige langjährige Mitglieder nach den Wahlen angekündigt hatten, den Verein unter Protest zu verlassen, ist dem bisherigen Vorsitzenden Harald Möller bereits ein Austrittsschreiben übermittelt worden. Der etwas blauäugige Versuch, dieses Schreiben im Gästebuch des Vereins zu veröffentlichen („Ihre Beiträge können Sie direkt und ohne eine Möglichkeit der Einflussnahme durch die Redaktion ins Gästebuch stellen.“) stieß nach dem Eintrag auf folgenden bemerkenswerten Hinweis:
„Vielen Dank für Ihren Eintrag im Gästebuch. Aus gesetzlichen Gründen bin ich verpflichtet, die Gästebucheinträge vor der Veröffentlichung zu überpüfen. Desswegen wird Ihr Gästebucheintrag zuerst kontrolliert und in den nächsten Tagen veröffentlicht.“ (Hinweis: Die Fehler wurden original übernommen.)
http://www.yasp.ch/Runtime/guestbook.aspx?action=add&yaspid=d4002d2f
Da der Eintrag nach den Maßstäben des „Großen Vorsitzenden“ die Überprüfung kaum überstehen dürfte, veröffentlichen wir das Schreiben unwesentlich gekürzt (…) nachfolgend:
„Lieber Kamerad Möller,
zunächst einmal bedanke ich mich herzlich für Deinen unermüdlichen Einsatz für unsere Sache und unsere jahrelange freundschaftliche Zusammenarbeit …
Wenn ich mich nun veranlasst sehe, aus dem BK auszutreten, so bitte ich Dich um Verständnis. Es ist mir nicht möglich, einem Verein anzugehören, der trotz seiner ehrenvollen und langen Tradition und seiner respektablen Vorsitzenden nun mehr eine Person zum Vorsitzenden wählt, die vor allem in anderen Verbänden durch Intrigen, Zersetzung und andere wohl durch die Mutter erlernte oder abgeschaute Eigenschaften nur den eigenen Vorteil im Auge hatte und hat und niemals … das Wohl der Kameraden. … Da der neue Vorsitzende bereits in der Vergangenheit in seiner Vorstandsfunktion Vereinen darüber hinaus auch finanziellen Schaden zugefügt hat, möchte ich mich als Vereinsmitglied nicht an einem zu erwartenden Desaster beteiligen.
Mit Betroffenheit nehme ich zur Kenntnis, das nun auch der Verfolgungs- und Stasi-Opfer-Verein Bautzen-Komitee in die Führungshand einer entsprechenden Nachkommenschaft der Täter-Generation geraten ist. Das kann nicht im Interesse der einstigen Kämpfer gegen Unrecht und diktatorische Gewalt liegen.
Ein weiterer Grund für meinen sofortigen Austritt liegt in der offenbaren Vereinsmitgliedschaft von Anita Goßler, die offensichtlich nur durch ihre Behauptung, daß ihr Freund 1953 in Bautzen ums Leben gekommen sei, Mitglied werden konnte. Nachdem diese ungeheure, alle Mitglieder und Verfolgten beleidigende Lüge aufgedeckt werden konnte, empfinde ich die Anwesenheit einer solchen Person auf der Mitgliederversammlung des BK als zusätzlichen Affront. Auch wenn die Anwesenheit und Mitgliedschaft derartiger Personen sich nunmehr nahtlos in die neue Spitzenführung des Vereins einzupassen scheint.
Vielleicht ist es ja auch Deiner Aufmerksamkeit als (nunmehr) ehemaliger Vorsitzender entgangen, dass Anita Goßler eben wegen dieser Vorwürfe bzw. nachgewiesenen Lügen ihren Vorsitz im Frauenkreis der ehem. Hoheneckerinnen zur Verfügung stellen mußte. Sie war zuvor von vielen Frauen zum Rücktritt aufgefordert worden. … In alter Freundschaft und Verbundenheit ...“
Redaktionelle Anmerkung: Die zurückgetretene Vorsitzende des Frauenkreises ehem. Hoheneckerinnen, Anita Goßler, wurde nach vorliegenden Informationen im Rahmen einer durchgeführten Blockwahl am 29.05.2013 in das siebenköpfige Beisitzergremium des Bautzen-Komitees gewählt.
V.i.S.d.P.:Redaktion Hoheneck, Tel.: 030-30207778
5 Kommentare
3. Juni 2013 um 01:13
Fritz Schüler
Mit der Wahl des Latotzky geraten Grundsätze und Spielregeln der Demokratie eines weiteren Opferverbandes ins Wanken.
Er versucht sich als Haftkind zu profilieren, hintertreibt jede konsequente Aufarbeitung der gesamten marxistisch kommunistischen Terrorherrschaft.
Mannigfaltige Zersetzungstaktiken erzeugen Misstrauen, Missgunst; zerstören eine glaubhafte Zukunftsperspektive für das bisher renommierte Komitee.
Bravo, Kameraden,
damit wurde wieder ein zwielichtiger Bock zum Gärtner gemacht.
1. Juni 2013 um 20:04
Frank Hiob
Denke ich zurück, vermisse ich heut den Zusammenhalt, gerade der politischen Gefangenen von damals. In den Vereinen ist einer dem anderen Spinne-Feind und ein jeder neidet dem anderen alles. Stellt sich die Frage, was haben wir eigendlich verdient? Im Grunde nichts, wir tun nichts, das es uns besser geht und versuchen es mit Jammern, aber erreichen nichts. Na ja, mag so manch einer sagen, was soll ich machen, da jammere ich halt weiter und erreiche halt nichts.
Wir, die tatsächlich Benachteiligten, verkommen immer mehr zu Jammerlappen und Nichtstuern. Gratulation und weiter so. Überlassen wir den Schmarotzern einfach mal ganz lässig das Feld. Wir haben wohl nichts besseres zu tun. Frank Hiob
1. Juni 2013 um 19:47
Stefan Köhler
Wir sind also auf einem rosaroten Weg der Beseitigung jeglicher Kritik. Ein Administrator befindet willkürlich darüber, welche Ansichten/freie Meinungen er zulässt und welche nicht? Das war auch in der SBZ/DDR nicht anders, als es noch keine Webmaster gab. Nur so lässt es sich aber erreichen, dass auch der letzte Betroffene seine berechtigten Forderungen durch die biologische Lösung erfüllt bekommt. Durch geistige Euthanasie beschleunigt folgt über kurz oder lang die biologische Endlösung, um im Paradies den gerechten Lohn zu bekommen.
Es ist ja auch ein riesiger Unterschied, ob jemand durch braunen oder roten Terror schwer geschädigt worden oder zu Tode gekommen ist. Deshalb bekamen auch „RT und Genossen“ für ihre „Prügelorgien an Häftlingen in Cottbus“ nur Bagatellstrafen. Man hat eben Verständnis. Deren Opfer wollen das aus böser Absicht nur nicht einsehen.
Da fällt mir noch ein Mädchen neben vielen anderen ein, das 1945 von den östlichen Siegern vielfach vergewaltigt und zur Strafe mit Leichen in einer Leichenhalle eingesperrt worden war. Unser Bericht ging durch viele Zeitungen. Doch das Gedächtnis des Zeitgeistes ist extrem kurz, wenn Entschädigungen Geld kosten. Und weil man die Verbrechen an den Opfern finanziell auch nicht ausgleichen kann und will, wird es fast vollständig unterlassen, denn die Opfer der vorherigen Diktatur kosten schon das Dreifache von dem, was die Opfer der SBZ/DDR kosten. Dabei wollen wir es doch wirklich aus reiner Sparsamkeit lassen, denn die Täter verschlingen den Großteil der Gelder, die man für die Opfer bräuchte. Somit ist alles gut, „und das ist auch gut so“. Der Mensch denkt und Gott lenkt, sie bekommen ihren Zahlaus, ob sie es wollen oder nicht!
Herr Struck sagte mir einst am Telefon: Das Ende Fahnenstange ist erreicht.“ Man hatte nochmals 50 Euro zugelegt. Nach diesem Herrn kam die Opferrente für Opfer und Widerständler im Bettlerstatus.
Was unternehmen unsere Verbände und deren neue Besen, um diese Situation zu verbessern? Opfern ist es völlig egal, ob sie von Braunen, Roten oder Rotbraunen geschädigt worden sind, sie erwarten berechtigt entschädigungsrechtliche Gleichstellung und Gleichbehandlung.
1. Juni 2013 um 13:11
Klaus Dörfert
Was soll ich dazu noch sagen,ich frage mich, wer wählt dies Leute und wer überprüft sie. Es sieht beinahe so aus, als ob die Vereine mit Absicht zersetzt werden. Aber wer dieses Spiel nicht gelernt hat ,wird ewig der Verlierer bleiben.
1. Juni 2013 um 21:57
Edith Fiedler
Lieber Klaus Dörfert, ich schließe mich Ihnen an und sage nur noch „Gute Nacht Marie“ (Spruch – wenn etwas sehr enttäuschendes passiert).