Erneut Kritik an Siegfried Reiprich
Dresden, 30.05.2013/cw – Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, musste diese Woche erneut eine Niederlage hinnehmen. Das Arbeitsgericht Dresden (Arbeitsgerichtsdirektor Busch) hatte der Klage einer Mitarbeiterin der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain gegen die Stiftung stattgegeben und die Stiftung zur Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses verurteilt.
Dem Urteil war eine langwierige Auseinandersetzung des Geschäftsführers auch mit dieser Gedenkstätte vorausgegangen, in deren Gefolge sich Reiprich weigerte, mit dem Förderverein einen neuen Kooperationsvertrag abzuschließen. Er wolle nicht, so Reiprich, einen Vertrag mit einem Verein schließen oder mit diesem verhandeln, der gegen ihn vor Gericht ziehe. Ende 2012 hatte Reiprich deshalb seitens der Stiftung die Verträge mit dem Förderverein gekündigt. Der Klägerin, die bei dem Förderverein angestellt und in der Gedenkstätte tätig war, war ebenfalls von der Stiftung gekündigt, aber ein neuer Arbeitsvertrag angeboten worden, allerdings mit weniger Stunden und in einer geringeren Lohngruppe. Die Argumentation der Stiftung: Man sei im öffentlichen Dienst an den Stellenplan gebunden, und der sehe für Zeithain eben nur zwei 20-Stunden-Stellen vor, so die vertretende Rechtsanwältin vor dem Arbeitsgericht. Ein Kompromissvorschlag der Klägerin, die Arbeitszeit von bisher 28 auf 25 Stunden in der niedrigeren Lohngruppe zu verkürzen, wurde von der Stiftung abgelehnt. Das Angebot einer Abfindung, die laut der Stiftungsanwältin die Zeit bis zum Abschluss eines neuen Arbeitsverhältnisses hätte überbrücken sollen, lehnte hingegen die Klägerin ab. Nun wurde die Stiftung verurteilt, das bisherige Arbeitsverhältnis unverändert im bisherigen Rahmen fortzusetzen.
Beobachter sahen und sehen allgemein im Vorgehen Reiprichs den unzulässigen Versuch, sich „vor Ort einzumischen und die zahlreichen Fördervereine an die Leine“ zu legen, so ein Verbandsvertreter aus Sachsen, der nicht genannt werden will. Man müsse sonst, wie früher, „Repressionen befürchten,“ darin sei der Geschäftsführer geübt.
In den letzten beiden Jahren waren auch aus anderen Förder- und Gedenkstättenvereinen schwere Vorwürfe erhoben worden. So hätte sich Reiprich massiv in die Gründung von Fördervereinen in Stollberg/Erzgebirge eingemischt, um einen ihm genehmen Verein vor Ort zu installieren, der eher seine Intentionen für eine Gedenkstätte im ehemaligen Frauenzuchthaus Hoheneck übernehmen würde, als durch eigene Vorstellungen und Konzeptionen „mehr als Arbeit“ zu machen.
Nachdem Siegfried Reiprich wegen seines unsensiblen Vorgehens in Stollberg nach einer Dienstaufsichtsbeschwerde durch das aufsichtsführende Ministerium ermahnt worden war, wird nunmehr in politischen Kreisen in Sachsen die Verlängerung des Dienstverhältnisses mit dem Geschäftsführer infrage gestellt. „Die Fettnäpfchen des Geschäftsführers werden immer zahlreicher,“ kritisierte eine Landtagsabgeordnete gegenüber unserer Redaktion. Danach sei es nicht förderlich, in einer derartig sensiblen Position, die viel Fingerspitzengefühl erfordere, jemanden zu beschäftigen, der sich „gegenüber engagierten Bürgern als DDR-Rambo“ aufführe. Der Landtag müsse sich eine anstehende Vertragsverlängerung „sehr sorgfältig überlegen.“
Bereits bei seiner Berufung war Reiprich auf den massiven Widerstand der seinerzeit für die Stiftung zuständigen Ministerin Eva-Maria Stange (SPD) gestoßen, wurde aber schließlich durch die Zustimmung der Mehrheit der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag in seine Position berufen. Zuvor war Reiprich Geschäftsführer in der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin.
V.i.S.d.P.: Redaktion Hohenecker Bote, Tel.: 030-30207778
3 Kommentare
18. Februar 2016 um 23:42
Gustav Rust
Danke, Kamerad Köhler!
Was Siegfried Reiprich anbelangt, hatte er ja vor Jahren schon Ärger mit einigen ehem. pol. Häftlingen in Hohenschönhausen. Einige Kameraden flogen damals als Referenten raus, darunter Fluchthelfer Rainer Schubert (15 Jahre Zuchthaus, davon knapp 9 Jahre abgesessen, dann Freikauf). (Ein anderer) Kamerad …, der sich damals mit Schubert solidarisierte, durfte auch … seine Sachen packen… Ja, ja, die Genossen und Ex-Genossen und die Solidarität…
… 1998/2000 …. Nach etwa drei oder vier Wochen durfte ich (keine) Plakate mehr aushängen… Vielleicht hatte sich jemand beschwert? Wer weiß? Später, als die VOS im Berghotel Friedrichroda ihr 50-jähriges Bestehen feierte, … mußte ich (ebenfalls) die Plakate draußen vor dem Eingang abnehmen – die Genossen bestimmen, wer was zeigen darf zu unserer Geschichte… Das Berghotel Friedrichroda allerdings ist privat, Hohenschönhausen dagegen eine Gedenkstätte für unsere von NKWD und Stasi ermordeten Kameraden und die, welche den Terror überlebten. …
Kamerad Köhler, was Du schreibst, trifft auch auf die hochbezahlte angestellte Historiker-Zunft zu. Uns Opfer brauchen sie nur, um den Saal zu füllen, und wir sollen ihnen auch noch Beifall klatschen. … Für Diskussionen sehen sie eine lumpige halbe Stunde vor!
… Wie meinte doch Dr. Hubertus Knabe? „Der größte Feind des Historikers ist der Zeitzeuge“! Erfrischend ist die Lästerei von Kamerad Bodo Walther im Forum „Flucht und Ausreise“ von Dr. Wolfgang Mayer.
Kameradschaftliche Grüße,
Gustav Rust
Anmerkung: Die Redaktion behält sich Kürzungen (…) vor. Vorstehender Beitrag musste ebenfalls wegen seiner Länge gekürzt werden („In der Kürze liegt die Würze.“)
17. Februar 2016 um 14:23
DDR-Nostalgie: Soll Justiz erneut missbraucht werden? | VEREINIGUNG 17. JUNI 1953 e.V.
[…] Siegfried Reiprich, 2009 in seine jetzige Funktion nach seiner langjährigen Tätigkeit als Geschäftsführer der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin gewählt, sieht sich seit Jahren heftiger Kritik ausgesetzt. So wird ihm u.a. ein unsensibler Umgang mit den Beschäftigten der ihm unterstellten Gedenkstätten unterstellt, mit denen er auch “durchaus vermeidbare” gerichtliche Auseinandersetzunge führe, die er “zudem auch verliere, wie jüngst in einer Klage auf Unterlassung”, wie ein Insider ggüb. unserer Redaktion erläuterte. Siehe dazu auch: https://17juni1953.wordpress.com/2013/05/30/urteil-gegen-stiftung-sachsische-gedenkstatten/ […]
1. Juni 2013 um 09:43
Stefan Köhler
Stiftungen, deren Chefs und Mitarbeiter benötigen also Opfer und Widerständler nur, um ihre eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnisse zu regeln und zu befriedigen. Was bessert sich damit eigentlich für die direkt selbst Betroffenen? Nichts! So geht das noch 20 oder mehr Jahre lang weiter, bis die biologische Lösung den letzten aller Betroffnen ereilt hat. Schändlicher geht´s nimmer!
Es möge also erneut sehr viel Unrecht angerichtet werden, damit auch künftige Aufarbeitungsgenerationen in Brot und Arbeit bleiben können. Die Aufarbeitung sollte dabei, wie seit fast 70 Jahren gut bewährt, immer den Tätern übertragen werden.